Papst empfing Autor in Audienz, der Dubia-Kardinäle eines „satanischen Mißbrauchs“ bezichtigte


Stephen Walford (Kardinäle betreiben durch Dubia "satanischen Mißbrauch") mit Papst Franziskus. Eine Privataudienz von 45 Minuten gewährte das Kirchenoberhaupt dem Autor genehmer Thesen.
Stephen Walford (Kardinäle betreiben durch Dubia "satanischen Mißbrauch") mit Papst Franziskus. Eine Privataudienz von 45 Minuten gewährte das Kirchenoberhaupt dem Autor genehmer Thesen.

(Rom) Wäh­rend die Kar­di­nä­le, die Dubia (Zwei­fel) am umstrit­te­nen, nach­syn­oda­len Schrei­ben äußer­ten, seit bald einem Jahr ver­geb­lich auf ein päpst­li­chen Zei­chen war­ten, emp­fing Papst Fran­zis­kus einen Katho­li­ken und des­sen Fami­lie in Pri­vat­au­di­enz, der die vier Kar­di­nä­le erst vor kur­zem bezich­tigt hat­te, mit ihren Dubia einen „sata­ni­schen Miß­brauch“ zu betreiben. 

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Das argen­ti­ni­sche Kir­chen­ober­haupt gewähr­te jüngst „einem rela­tiv unbe­kann­ten katho­li­schen Autor und Kla­vier­pro­fes­sor eine lan­ge Pri­vat­au­di­enz“, so Life­Si­teNews. Vor zwei Mona­ten hat­te er in einem Arti­kel die Kar­di­nä­le Brand­mül­ler, Bur­ke, Caf­farra und Meis­ner eines „sata­ni­schen Miß­brauchs“ bezich­tigt, weil sie Zwei­fel am Lehr­amt von Papst Fran­zis­kus über die Ehe und die Sakra­men­te geäu­ßert hat­ten. Von den vier Unter­zeich­nern ist einer, Kar­di­nal Meis­ner, inzwi­schen verstorben.

Den Kar­di­nä­len, die ern­ste Beden­ken haben, die sich mit dem Papst bespre­chen möch­ten, ver­wei­gert Fran­zis­kus seit Sep­tem­ber 2016 jeden Dia­log, obwohl sie kei­ne direk­te Kri­tik geübt, son­dern Fra­gen an den Papst gestellt hat­ten. Ein Ansu­chen um Audi­enz vom ver­gan­ge­nen April blieb unbeantwortet.

Den Kardinälen verweigert – Stephen Walford im Eilverfahren gewährt

Familie Walford mit Franziskus
Fami­lie Wal­ford mit Franziskus

Bei Ste­phen Wal­ford ging hin­ge­gen alles unge­wöhn­lich schnell. Er hat­te sei­nen Arti­kel „Offe­ner Brief an die vier Kar­di­nä­le der Dubia“ am ver­gan­ge­nen 27. Juni ver­öf­fent­licht. Nur einen Monat spä­ter wur­de er bereits mit sei­ner gan­zen Fami­lie vom Papst in Pri­vat­au­di­enz emp­fan­gen. Und das Kir­chen­ober­haupt nahm sich viel Zeit. Gan­ze 45 Minu­ten gewähr­te er der Unter­hal­tung mit sei­nen Gästen.

Zum Ver­gleich: Die Vor­sit­zen­de der fran­zö­si­schen Bür­ger­rechts­be­we­gung Manif pour tous, die Katho­li­kin Ludo­vi­ne de la Roc­hè­re, die Mil­lio­nen Bür­ger gegen die sozia­li­sti­sche Gesell­schafts­po­li­tik mobi­li­siert und auf die Stra­ßen Frank­reichs gebracht hat­te, hat­te Fran­zis­kus mehr als ein Jahr war­ten las­sen. Selbst dann gewähr­te er ihr kei­ne Audi­enz, son­dern ließ sie Anfang Juni 2014 ledig­lich am Ran­de einer mor­gend­li­chen Hei­li­gen Mes­se in San­ta Mar­ta, neben zahl­rei­chen ande­ren Besu­chern, zu einem kur­zen Shake­hand an sich her­an. Gesamt­dau­er der öffent­li­chen Begeg­nung: weni­ger als fünf Minuten.

Wal­ford ist seit sei­nem Angriff gegen die Kar­di­nä­le der Dubia offen­sicht­lich wohl­ge­lit­ten im Vati­kan. Sein Emp­fang durch Fran­zis­kus ist eine wei­te­re Ohr­fei­ge für die genann­ten Kar­di­nä­le und alle Kri­ti­ker von Amo­ris lae­ti­tia.

Der Autor über­reich­te dem Papst Geschen­ke, der ihn und sei­ne Fami­lie seg­ne­te. Die fünf Kin­der hat­ten ihren Spaß dar­an, Sel­fies mit dem Papst zu machen.

„Sol­che Begeg­nun­gen sind ein sehr sel­te­nes Pri­vi­leg für katho­li­sche Lai­en, aber auch Kle­ri­ker, die nor­ma­ler­wei­se nur als Teil gro­ßer Grup­pen zum Papst vor­ge­las­sen wer­den und in die­sem Rah­men eini­ge per­sön­li­che Wor­te mit dem Papst wech­seln kön­nen“, so Life­Si­teNews.

Angriff gegen „traditionalistische und konservative“ Kreise

Sei­nen „Offe­nen Brief an die Kar­di­nä­le der Dubia“ hat­te Wal­ford bei Vati­can Insi­der ver­öf­fent­licht. Die­se Nach­rich­ten­platt­form wird von Andrea Tor­ni­el­li, dem Haus- und Hof­va­ti­ka­ni­sten von Fran­zis­kus, koor­di­niert. Womit sich der Kreis wie­der schließt. Wal­ford kri­ti­sier­te „tra­di­tio­na­li­sti­sche“ Inter­net­sei­ten, die sich als Ver­tei­di­ger der hei­li­gen Kom­mu­ni­on auf­spie­len wür­den, die vor Ehe­bre­chern zu schüt­zen sei.

Er warf der „wach­sen­den Sek­ti­on der Tra­di­tio­na­li­sten und auch eini­ger kon­ser­va­ti­ver Katho­li­ken“ vor, die Fra­ge der Zulas­sung wie­der­ver­hei­ra­te­ter Geschie­de­ner zu den Sakra­men­ten als Instru­ment zu miß­brau­chen, „die­ses Papst­tum abzu­leh­nen“. Das, so Wal­ford, sei ein „zutiefst besorg­nis­er­re­gen­des“ Phänomen.

Apo­dik­ti­sche Urtei­le, die im päpst­li­chen Umfeld offen­bar ger­ne gehört werden.

Die Kri­tik die­ser „tra­di­tio­na­li­sti­schen Inter­net­sei­ten und Blogs“ am Papst und jenen, die ihm loy­al ver­bun­den sind, so Wal­ford wei­ter, sei „sata­nisch“. Ein Fron­tal­an­griff, der unaus­ge­spro­chen als Begrün­dung dient, sich jeder inhalt­li­chen Dis­kus­si­on zu ver­wei­gern. Dies macht der Papst schließ­lich ja selbst auch so.

Vor allem ließ Wal­ford kei­nen Zwei­fel dar­an, damit auch die vier Kar­di­nä­le zu mei­nen, die mit ihren Dubia, die gewich­tig­ste Kri­tik an Amo­ris lae­ti­tia vorbrachten.

„Wir können den Menschen nicht die Hölle predigen“

Wei­ter bemüht auch er „Not­wen­dig­kei­ten“ des „rea­len Lebens“, die berück­sich­tigt wer­den müß­ten. Wört­lich mein­te er: „Wir kön­nen den Men­schen nicht die Höl­le pre­di­gen, die eine Ewig­keit im Him­mel für abschreckend und sinn­los erach­ten.“ Und wei­ter: „Was ich sehe, ist ein Papst des wah­ren, christ­li­chen Realismus“.

Wal­ford ver­öf­fent­lich­te bis­her bei Ange­li­co Press zwei Bücher zu katho­li­schen The­men und bezeich­net sich im Arti­kel bei Vati­can Insi­der selbst als „Theo­lo­ge“, „obwohl er über kei­ne aka­de­mi­sche Aus­bil­dung in Theo­lo­gie ver­fügt“, so Life­Si­teNews. Laut der ame­ri­ka­ni­schen Nach­rich­ten­sei­te soll er haupt­be­ruf­lich Pri­vat­schü­lern Kla­vier­un­ter­richt erteilen.

Auf Twit­ter und Face­book zeigt Wal­ford nun mit ver­ständ­li­chem Stolz, glück­lich und zufrie­den die Pho­tos, die ihn und sei­ne Fami­lie mit Papst Fran­zis­kus zei­gen. Die Umstän­de, die dazu führ­ten, sind aller­dings weni­ger glücklich.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Face­book (Screen­shots)

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