
(Washington) In den USA gibt es nicht nur Arbeitsessen, sondern auch Gebets-Frühstücke. Wären die Medien nicht auf Skandale versessen, hätten sie Notiz davon genommen, daß am 6. Juni im Marriott Marquis in Washington das diesjährige National Catholic Prayer Breakfast stattfand.
Die Initiative geht auf 2004 zurück und fand in diesem Jahr zum 13. Mal statt. Anlaß war die Aufforderung von Papst Johannes Paul II. zur Neuevangelisierung. Jedes Jahr wird ein Hauptredner eingeladen. Zu den bisherigen Rednern gehörten viermal während seiner Präsidentschaft George W. Bush, der verstorbene Höchstrichter Antonin Scalia und der heutige Vorsitzende des Repräsentantenhauses Paul Ryan.
Am Dienstag der vorigen Woche sprach der amtierende Vizepräsident Mike Pence, der weit über die Anhängerschaft von US-Präsident Donald Trump hinaus als „bester Teil der aktuellen US-Regierung“ gilt, so Marco Respinti von Nuova Bussola Quotidiana.
Am vergangenen 27. Januar hatte er, wenige Tage nach der Angelobung, als erster Vizepräsident der USA in Washington am Marsch für das Leben teilgenommen. Erstmals nahm die US-Regierung direkt an einer Kundgebung gegen die Abtreibung und für das Lebensrecht der ungeborenen Kinder teil. US-Präsident Trump, der am 2. Februar am National Prayer Breakfast, der älteren, protestantischen Veranstaltung teilnahm, versicherte damals, die Religionsfreiheit und die Gewissensfreiheit zu garantieren.
Mike Pence war sich der Bedeutung des Tages bewußt. Jedes Wort war abgewogen und ein Bekenntnis.
Zunächst sprach er über die Begegnung zwischen Präsident Trump und Papst Franziskus, um dann zur Dringlichkeit des Einsatzes für die verfolgten Christen überzuleiten, besonders im Nahen Osten. Schließlich gab er die Zusicherung, daß das Weiße Haus sich zugunsten der „nicht-verhandelbaren Grundsätze“ einsetzt.
Danach sagte er wohl einzigartige Worte.
„Allen großen katholischen Amerikanern, die hier versammelt sind versichere ich, daß die amerikanischen Katholiken in Präsident Donald Trump einen Verbündeten haben.“
Trump, so Pence, „steht auf der Seite jener, die aufgrund ihres Glaubens in der Welt verfolgt werden, welches Land auch immer sie ihr Vaterland nennen und welchen Glauben sie bekennen. Und er steht an der Seite der Schutzlosesten: der Alten, der Kranken und der Ungeborenen.“
Und weiter:
„Laßt mich von Herzen sagen, daß es das größte Privileg meines Lebens ist, Präsident Donald Trump als Vizepräsident zu dienen, aber ich könnte nicht stolzer sein, weil ich als Vizepräsident einem Präsidenten diene, der ohne sich zu schämen, die Heiligkeit des menschlichen Lebens verteidigt.“
„Im Januar hat mich der Präsident persönlich beauftragt, beim Marsch für das Leben zu sprechen. Es war das erste Mal, daß jemand in unseren Ämtern so etwas getan hat.“ Trump und er hätten diese Entscheidung ganz bewußt getroffen, denn bei einer Besprechung über die Termine der ersten Amtstage habe man festgestellt, daß sich der Besuch der britischen Premierministerin Theresa May mit dem Marsch für das Leben überschnitt. „Das war im Oval Office. Da sagte er [Trump]: ‚Da werde ich nicht telefonieren können‘. In der Vergangenheit hatte das Weiße Haus bereits telefonisch seine Unterstützung für die Lebensrechtskundgebung mitgeteilt. Ich sagte ihm: ‚Vielleicht kann ich behilflich sein.‘ Und er: ‚Wirklich? Wie?‘ Ich: ‚Auch ich wurde eingeladen‘. Er schaute von seinem Schreibtisch auf und sagte: ‚Sie haben Dich eingeladen, zu sprechen?‘ ‚Ja‘, antwortete ich. ‚Hast Du das schon einmal gemacht?‘ fragte er mich. Ich antwortete, daß meine Familie, seit ich Kongreß-Abgeordneter war, immer am Marsch für das Leben teilgenommen hat. ‚Ja, ich habe bereits das Wort ergriffen. Es wäre mir eine Freude, helfen zu können.‘ Der Präsident zeigte dann mit dem Finger auf mich und sagte ohne Zögern: ‚Du gehst hin. Du gehst hin und sagst, daß wir mit ihnen sind‘.“
Pence sprach über die Senatsabstimmung, mit der das Finanzierungsverbot für den Abtreibungskonzern Planned Parenthood beschlossen wurde, und über die wichtige Arbeit von Projekten wie Rachel´s Vineyard, mit denen durch Abtreibung traumatisierten Frauen geholfen wird.
Kernpunkt seiner Rede war eine Verteidigung der US-Verfassung, die die Freiheiten garantiere, die von Gott gegeben wurden. Die Verfassung sei nur von einem Katholiken unterzeichnet worden, von Charles Carroll aus Maryland. Sein Vetter John Carroll wurde erster katholischer Bischof in den USA. Danach habe es eine regelrechte „katholische Lawine“ gegeben, die am „Aufbau und am Leben dieses Landes mitwirkte und mitwirkt […], die ganze Geschichte hindurch.“
„Ich bitte Euch, noch etwas zu tun, und ich weiß, daß das die Männer und Frauen katholischen Glaubens dieses Landes sehr gut können: Ich bitte Euch, niederzuknien und zu beten.“ Es seien für ihn, aber auch für Präsident Trump die besten Worte, wenn jemand bei einer Kundgebung oder am Rande einer Veranstaltung zu ihnen kommt und ihnen sagt: „Ich bete für Dich.“
Pence ist Protestant, war aber Katholik. Er wurde katholisch getauft und gefirmt. Dann führte sein Glaubensleben in eine andere Richtung. Bemerkenswert daher seine Worte:
„Meine Mutter wäre heute stolz auf mich. Es ist wie eine Heimkehr.“
Von dem aktuellen Vizepräsidenten der USA darf man sich noch einiges erwarten.
Text: Martha Burger-Weinzl
Bild: Wikicommons