(Manila) Die Verkehrssicherheit muß gewährleistet sein. Die zuständigen Behörden haben dafür Sorge zu tragen. Eine ungewöhnliche Kompetenzüberschreitung stellt jedoch eine Entscheidung philippinischer Behörden dar. Wie P. Jerome Secillano, der Beauftragte der Philippinischen Bischofskonferenz für öffentliche Angelegenheiten berichtete, wurde die Anbringung des Rosenkranzes oder von Heiligenbildern am Fahrzeugrückspiegel und auf dem Armaturenbrett verboten.
„Ich bin damit einverstanden, daß das Telefonieren mit Mobiltelefonen während der Fahrt verboten ist. Völlig übertrieben ist es jedoch, wenn das Zeigen religiöser Symbole in den Autos verboten wird“, so P. Secillano.
Das Behördenverbot trat am 18. Mai in Kraft und richtet sich „gegen die Ablenkung der Autofahrer“.
Der Vertreter der Bischofskonferenz kritisierte, daß die zuständigen Behörden sich auf ungebührliche Weise in Details einmischen und ihre Zuständigkeit überschreite. „Man verbietet den Rosenkranz und Jesus-Darstellungen, handelt aber nicht bei wirklich dringenden Dingen wie den Gebrauch von Fahrzeugen im öffentlichen Dienst, die jeder Norm spotten, oder den illegalen Fahrern, die über keine Transportlizenz verfügen oder nicht einmal über einen Führerschein.“
„Es ist nicht der Rosenkranz, der zu Verkehrsunfällen führt“, so P. Secillano, „sondern schlecht gewartete Fahrzeuge, unerfahrene Autolenker und verkehrsordnungswidriges Verhalten bestimmter Autofahrer.“
Schikane von Staatspräsident Duterte gegen die katholische Kirche?
Der Sprecher der Bischofskonferenz ging in seiner Reaktion nicht soweit. Andere Stimmen sehen das Verbot in einem Zusammenhang mit dem Konflikt zwischen Staatspräsident Duterte und der katholischen Kirche. Der für seine verbalen Entgleisungen bekannte Präsident betitelte die katholischen Bischöfe als „Hurensöhne“, weil sie sich seiner Politik widersetzen. Die Bischöfe kritisieren Dutertes Pläne, zur Kriminalitätsbekämpfung Hinrichtungen ohne Gerichtsverfahren durchzuführen.
Duterte ist zwar katholisch, gilt aber als nicht praktizierend. Verheiratet ist er mit einer Deutschamerikanerin ursprünglich jüdischen Glaubens, die für die Hochzeit zur katholischen Kirche konvertierte. 2000 ließ sie sich von Duterte scheiden. Die Kirche verweigerte jedoch eine Nichtigkeitserklärung. Duterte lebt mit einer anderen Frau in wilder Ehe zusammen. Ein Sohn aus erster Ehe heiratete eine Muslimin und konvertierte dafür zum Islam, weshalb vier Enkel Dutertes Muslime sind. Im mehrheitlich muslimischen Süden der Philippinen kämpfen islamische Milizen für einen islamischen Staat.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: CPSB (Screenshot)