
(Rom) Erzbischof Bruno Forte, Papst-Adlatus während der beiden Bischofssynoden über die Familie, attackierte die vier Kardinäle Brandmüller, Burke, Caffarra und Meisner wegen der Dubia (Zweifel), die sie zum umstrittenen nachsynodalen Schreiben Amoris laetitia dem Papst vorgelegt haben haben.
Der Erzbischof von Chieti-Vasto war von Papst Franziskus zum Sondersekretär der Synode bestellt worden. Als solcher spielte er eine wenig rühmliche Rolle bei der Ausarbeitung der einzelnen Berichte. Bei der ersten Bischofssynode im Herbst 2014 kamen aus seiner Feder die umstrittenen Passagen zur Homosexualität im Zwischenbericht. Anfang Mai 2016 enthüllte er, von Papst Franziskus einen speziellen Auftrag für die Abfassung des Schlußberichts der zweiten Bischofssynode im Herbst 2015 erhalten zu haben. Der Auftrag lautete, die vom Papst mit der Synode beabsichtigen Ziele zu verschleiern. Aus diesem Grunde sollte Forte die wiederverheirateten Geschiedenen im Schlußbericht nicht erwähnen, weil das starke Widerstände wecken könnte. Er solle, so der päpstliche Auftrag, so formulieren, daß die Widerstände möglichst gering bleiben. Er, der Papst, werde dann in Sachen wiederverheiratete Geschiedene schon die Weichen stellen.
Wörtlich gab Forte am 2. Mai 2016 im Stadttheater von Vasto den Auftrag von Papst Franziskus wie folgt wieder:
„Wenn wir ausdrücklich von Kommunion für wiederverheiratet Geschiedene sprechen, wer weiß, was die uns dann für ein Casino [einen Wirbel] machen. Wir reden deshalb nicht direkt davon. Mach es so, daß die Prämissen gegeben sind, die Schlußfolgerungen ziehe dann ich.“
Forte zeigte sich begeistert von der päpstlichen Taktik. Das sei „typisch für einen Jesuiten“, kommentierte Forte scherzend seine Enthüllung und lobte die „Weisheit“ von Papst Franziskus, die es erlaubt habe, zu Amoris Laetitia zu gelangen.
Symposium über Amoris laetitia in der Kirche San Salvatore in Lauro
„Die Kraft der Liebe in einer Wegwerfgesellschaft, die von Gleichgültigkeit geprägt ist“, so lautete das Symposium über Amoris laetitia, das am Donnerstag in der römischen Kirche San Salvatore in Lauro gegenüber der Engelsburg stattfand. Einer der Referenten war Erzbischof Bruno Forte in seiner Funktion als Sondersekretär der Bischofssynode, deren „Ergebnis“ das Apostolische Schreiben Amoris laetitia ist. Ein anderer Referent war der Historiker Alberto Melloni, Leiter der progressiven „Schule von Bologna“.
Forte nützte sein Referat, um die vier namhaften Kardinäle anzugreifen, die Zweifel (Dubia) äußerten und dem Papst am 19. September 2016 fünf Fragen vorlegten, die dieser sich seither weigert, zu beantworten.
Laut Romasette, der Online-Tageszeitung der Diözese Rom, erklärte Erzbischof Forte, daß die Kritik an Amoris laetitia „keine Existenzberechtigung“ habe. Wörtlich berichtete Romasette:
„Eine treue Interpretation von Amoris laetitia gab, wer die Synode aus nächster Nähe erlebt hatte, aus der das apostolische Schreiben hervorgegangen ist, nämlich Msgr. Forte: ‚Die aufgeworfenen Zweifel (Dubia) werfen Zweifel über jene auf, die sie aufgeworfen haben, weil sie anwesend waren und den kollegialen Geist erlebt haben. Im Mittelpunkt von Amoris laetitia steht die Krise der wirklichen Familie. Die Botschaft ist, daß es sich trotz der Wunden und des Scheiterns, lohnt, auf die Familie zu setzen. Was ist also zu tun? Lieben, wie Gott es tut. Und wie soll diese Aufmerksamkeit für die verwundeten Menschen ausgedrückt werden? Mit der Vergebung, die die große Kraft der Liebe ist‘. Dann zeigte Forte die Vorschläge des apostolischen Schreibens auf: annehmen, begleiten, unterscheiden und integrieren. ‚Der Weg der Begleitung gipfelt in der Kommunion für die wiederverheirateten Geschiedenen, die Zeichen des Gehorsams gegenüber der Barmherzigkeit Gottes ist.“
Erzbischof Forte weiß im März 2017 nicht mehr, was er im Mai 2016 sagte
Laut Erzbischof Forte habe Papst Franziskus implizit nicht auf die Fragen der vier Kardinäle zu antworten, weil deren Bedenken „keine Existenzberechtigung“ hätten. Die Nichtbeantwortung der Fragen und die Haltlosigkeit der Bedenken begründete Forte damit, daß die vier Kardinäle Synodalen gewesen seien und den „kollegialen Geist“ der Synode miterlebt hätten. Das Ganze wurde von Forte mit einem polemischen Wortspiel garniert.
Aufgrund der von ihm selbst gemachten Enthüllungen vom 2. Mai 2016 weiß Forte, daß die Synode eben keine Aussage getätigt hatte, mit denen die umstrittenen Passagen von Amoris laetitia zu rechtfertigen sind. Der „kollegiale Geist“ der Synode steht daher in keinem Zusammenhang mit Amoris laetitia und erst recht nicht mit den Dubia, die aus fünf Fragen bestehen, um deren Beantwortung Papst Franziskus ersucht wurde, um die entstandene Verwirrung zu beenden. „Nur ein Blinder kann leugnen, daß wegen Amoris laetitia in der Kirche größte Verwirrung herrscht“, sagte Kardinal Carlo Caffarra, einer der vier Unterzeichner der Dubia.
Erzbischof Forte gehört offensichtlich nicht nur zu den Blinden. Er weiß am 9. März 2017 nicht einmal mehr, was er am 2. Mai 2016 selbst stolz verkündete.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Romasette (Screenshot)
Mein Gott ist das eine peinliche Gesprächskultur…
Wenn von Kardinälen Fragen im Namen vieler Gläubiger, die enbenso denken, gestellt wurden, und man diese einfach nur desavuiert, so ist das eine Peinlichkeit hoch Drei. Wir leben doch nicht im Mittelalter?
Das Mittelalter war keineswegs finster. Es war eine oder sogar die lichtvollste Zeit, seit unser Herr Jesus Christus hier auf Erden wandelte. Die Peinlichkeiten unserer Tage können nicht auf das Mittelalter bezogen werden. Es wäre jetzt nicht ausreichend Platz an diesem Ort, das ausführlich darzulegen.
Aber ansonsten stimme ich Ihnen mit den Peinlichkeiten zu.
Soweit ich weiß, waren zumindest ein Teil der dubia kardinäle nicht bei der Synode. Daher konnten sie auch nichts vom (Un)Geist der Synode mitbekommen.
Wir brauchen keine x‑ten Senf zu den Fragestellern, wir brauchen endlich eine Antwort auf die Fragen!
Auch Franziskus‘ Worte seien Ja oder Nein.
Ein Krieg gegen als Kritiker wahrgenommene Kardinäle ist natürlich auch eine Antwort. Eine vom Bösen. Müssen wir das wirklich so verstehen?
Richtiger müsste es heißen: „Der Weg der Begleitung gipfelt in der Kommunion für die wiederverheirateten Geschiedenen, die Zeichen des Gehorsams gegenüber der Barmherzigkeit Gottes und Franziskus, seines Stellvertreters – auf Erden – sind.“
Werter Josef P.!
Sie haben einen wichtigen Nachsatz unterschlagen, wegen dessen Fehlen Ihr Satz nicht „richtiger“, sondern „falscher“ als je zuvor geworden ist. Der fehlende Bedingungszusatz nach JP II.(FC)lautet, frei formuliert: „.. wenn sie sich aller Handlungen enthalten, die sakramental Verheirateten vorbehalten sind und wie Brüder und Schwestern zusammenleben“.
Werter Herr Sophus,
natürlich müsste es so heißen, ich wollte lediglich – meines Erachtens – die ungeheuerlichen Worte Erzbischof Fortes ergänzen, schien aber irgendwie nicht als das erkannt worden zu sein.
An den Dubia scheiden sich die Geister. Wer sich auf die Pro- oder Contra-Seite schlägt, zeigt ganz klar wes Geistes Kind er ist: Der Lackmus-Test der Katholizität.
Statt Anrworten nur herabwürdigende Kommentierungen der frage. Nun gut – es wird offenbar keine Antwort geben, so viel scheint festzustehen. Was wird die Konsequenz daraus sein? Werden es die vier Zweifelnden wagen? Und wie lange wollen sie noch zuwarten?
Das ist die spannende Frage. Eventuell steht Bergoglios Umwerben der Piusse damit in Zusammenhang. Will er die mächtigste Fraktion der glaubenstreuen Seite à la Petrusbrüder durch Köderung de facto mundtot machen?
Falls die Piusbruderschaft durch Papst Franziskus in die katholische Kirche eingebunden wird, würde sie sich dann nicht verpflichtet fühlen, sich dafür dankbar erweisen zu müssen?
Eingebunden sein – heißt das gleichzeitig gefesselt zu sein?
Denn wer nach langen Jahren des Wartens dankbar und erleichtert ist, dem dürfte es schwerer fallen, Kritik an der Person zu üben, der man die Rückkehr zu verdanken hat.
Folglich also „mundtot“ gemacht?
Ja, sehr gut formuliert, Marienzweig.Bergoglio ist wahrscheinlich eines ganz sicher: ein gewiefter Taktiker. Die dubia könnten sich für ihn noch tatsächlich zu einem ernsten Problem mausern. Wie ’s aussieht, versucht er, durchzutauchen, es drauf ankommen zu lassen, in der Hoffnung, dass die glaubenstreue Seite bereits zu schwach ist, um mehr als einen Sturm im Wasserglas zu erzielen. Das Fehlen der Piusse als großes extraecclesianisches Auffanglager für alle, die Bergoglios Zersetzungswerk nicht mehr mittragen wollen, könnte sich noch schmerzlich bemerkbar machen. Dafür kann Bergoglio schon so manche Zugeständnisse machen, dies umso mehr, als seitens der ecclsia dei-Gemeinschaften erfahrungsgemäß so gut wie kein Widerstand oder Gegenwind zu spüren ist.
Die Ecclesia-Dei-Gemeinschaften sind in einer Zwangslage. Sie müssen ihre Gemeinschaft schützen.
Einmal war es der „Geist des Konzils“, neuerdings ist es der „Geist des Kollegiums“, beide mit verheerender Wirkung. Gegen Macher steht der Hl. Geist machtlos da! Bei der Vergebung der ideologischen Übeltaten dann auch?
Unser Papst ist ganz vom Geist des Konzils geprägt.