(Rom) Die 22. Generalversammlung von Caritas Internationalis, dem Dachverband der nationalen Caritas-Verbände, wählte gestern einen neuen Generalsekretär. Es handelt sich um den ehemaligen Jesuitennovizen Alistair Chad Dutton.
Papst Franziskus hatte die gesamte bisherige Leitung der Caritas Internationalis im vergangenen Herbst entlassen.
Alistair Chad Dutton war bisher Caritas-Direktor von Schottland. Mit ihm wurde Kirsty Robertson, bisher Caritas-Direktor von Australien, zur stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. Damit ist die neue Führungsspitze komplett, nachdem am Wochenende bereits Msgr. Tarcisio Isao Kikuchi, der Erzbischof von Tokio, zum neuen Vorsitzenden der Caritas Internationalis gewählt worden war. Er folgt im Amt auf Kardinal Antonio Luis Tagle, den Präfekten des Dikasteriums für die Evangelisierung (vormals Kongregation für die Evangelisierung der Völker), den Franziskus im November 2022 ebenfalls abgesetzt hatte.
Der Papst machte damals Tabula rasa, indem er mit einem aufsehenerregenden Eingriff den Vorsitzenden, den Generalsekretär, die stellvertretenden Vorsitzenden, den Schatzmeister und den geistlichen Assistenten aus ihren Ämtern entfernte, nachdem eine externe Untersuchung „echte Mängel“ im Management festgestellt hatte, die die Moral im Caritas-Sekretariat in Rom beeinträchtigten. Laut offizieller Lesart habe es „keine Beweise für finanzielle Unregelmäßigkeiten oder sexuellen Mißbrauch“ gegeben. Warum aber dann der radikale Eingriff? Laut offizieller Darstellung, weil „ehemalige Mitarbeiter das Arbeitsumfeld als toxisch“ beschrieben hätten, in dem sie „belästigt und gedemütigt“ wurden. Offensichtlich wird der Öffentlichkeit nicht alles gesagt.
Mit der Entlassung war ein möglichstes Stillschweigen über die Umbau-Aktion verbunden, um das Vertrauen in das Hilfswerk nicht zu schädigen, das weltweit der bei weitem größte katholische Arbeitgeber ist und finanziell über den mit Abstand größten Einzelhaushalt verfügt. Allein in der Bundesrepublik Deutschland beschäftigt die Caritas fast mehr Menschen, als es am Sonntag Meßbesucher gibt.
In einer von der Caritas Internationalis veröffentlichten Erklärung versprach Dutton, sein Amt zu nützen, um den Verband „voranzubringen“. „Ich verspreche, mit Demut zuzuhören, gründlich nachzudenken und Brücken zu bauen“, wird Dutton zitiert. Er war zuvor bereits Direktor für humanitäre Einsätze im Dachverband, der 162 nationalen Verbände umfaßt und neben dem Roten Kreuz die sichtbarste Hilfsorganisation der Welt ist.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Facebook/Wikicommons (Screenshot)