(Rom) Die „Bergoglio-Garde“ setzt ihre Attacken gegen die Kritiker des nachsynodalen Schreibens Amoris laetitia fort, die sie als „Ultrakatholiken“ und „Gehorsamsverweigerer“ betiteln. In „diesen Zeiten“ sei eine gewisse „Verwirrung“ in der Kirche „unvermeidlich“, so der päpstliche Ghostwriter, Titularerzbischof Victor Manuel Fernandez.
Im Gegensatz zu den vorhergehenden Pontifikaten bemühen sich die Massenmedien mit Nachdruck, Papst Franziskus ins „richtige“ Licht zu rücken. Diese Achse Medien-Franziskus setzte ihre Arbeit im Zusammenhang mit dem 80. Geburtstag des Papstes fort, den Franziskus am 17. Dezember beging.
Vatican Insider, geleitet von Andrea Tornielli, der unter den Vatikanisten am engsten mit Papst Franziskus zusammenarbeitet, veröffentlichte aus Anlaß des runden Geburtstages Interviews mit Kurienerzbischof Angelo Becciu, Nummer Zwei des vatikanischen Staatssekretariats, und mit Titularerzbischof Victor Manuel Fernandez, Rektor der Päpstlichen Katholischen Universität von Argentinien und Ghostwriter des Papstes. Beide sind Angehörige der „Bergoglio-Garde“, wie Secretum Meum Mihi den Kern des päpstlichen Vertrautenkreises nennt.
„Ich gehorche. Die Ungehorsamen haben die Kirche ruiniert“
Das Interview mit Erzbischof Becciu wurde am Vierten Adventssonntag unter dem Titel: „Die Einheit der Kirche vor den eigenen Ideen“ veröffentlicht. Die letzte Frage lautete:
Andrea Tornielli: Es gibt welche, die weiter über die Interpretation von Amoris laetitia polemisieren. Wie durchlebt der Papst das alles?
Angelo Becciu: Der Papst ist ein sehr gelassener Mann, es fehlt ihm nie an guter Laune. Es ist aber klar, daß jede Quelle der Spaltung für ihn Grund zur Sorge und des Schmerzes ist. Ich gehe nicht auf den Inhalt der Polemiken ein, will aber die Grundsätze wiederholen, die mir immer von der gesunden Tradition der Kirche gelehrt wurden: Als demütiger Mitarbeiter des Papstes verspüre ich die Pflicht, ihm loyal zu sagen, was ich denke, wenn eine Entscheidung in Ausarbeitung ist. Sobald sie getroffen wurde, gehorche ich dem Heiligen Vater völlig. Die Einheit der Kirche, für die Jesus Blut geschwitzt hat und sein Leben gegeben hat, kommt vor meinen Ideen, so schön sie auch sein mögen. Jene, die im Ungehorsam gelegt wurden, haben die Kirche ruiniert.“
„Kirche ist keine Kanone, die vor allem sichere Lehren abfeuert“
Das Interview mit Erzbischof Fernandez, „Der Papst will das Antlitz einer einladenden Kirche erstrahlen lassen“, war bereits am Samstag in italienischer und spanischer Sprache veröffentlicht worden, dem Tag, an dem Papst Franziskus sein 80. Lebensjahr vollendete.
Andrea Tornielli: Manche sagen, daß im Volk Gottes in dieser Zeit und vor allem nach der Veröffentlichung von Amoris laetitia „Verwirrung“ herrscht. Was denken sie darüber?
Victor Manuel Fernandez: Angesichts der Absolutheit Gottes, angesichts des enormen Reichtums des Evangeliums und angesichts der Komplexität des aktuellen menschlichen Lebens weisen die Aufgabe und die Botschaft der Kirche unvermeidlich „verwirrende“ Aspekte auf. Der Papst legt nahe, daß gerade inmitten dieser Beschränkungen der Kirche selbst, nie das Herz des Evangeliums vernachlässigt werde; zugleich, daß die Kirche nicht beanspruche, vor allem eine Kanone zu sein, die sichere Lehren abfeuert, sondern das Instrument Christi, um das Herz seines Volkes für die Gnade zu öffnen.
Andreas Tornielli: Glauben sie nicht, daß andererseits auch die Gefahr gegeben ist, die Worte des Papstes zu banalisieren, indem man sie auf Slogans reduziert?
Victor Manuel Fernandez: Es können sie sowohl die Freunde des Papstes zu Slogans reduzieren, wenn sie nicht versuchen, die authentische Tiefe seiner Botschaft zu vermitteln, als auch seine „ultrakatholischen“ Gegner, wenn sie ihn nur verkürzt zitieren, wenn sie einige seiner Sätze aus dem Zusammenhang reißen, um ihn lächerlich zu machen, wenn sie sich nur mit dem Kapitel VIII von Amoris laetitia befassen und wenig mit dem Rest usw.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: MiL/Vatican Insider (Screenshot)
Wir werden wohl ab jetzt nicht mehr „Urbi et orbi“ am Fernsehen mitverfolgen.
Wenn dieser Papst meint, auf Klartext und Eindeutigkeit in lehramtlichen Glaubensaussagen verzichten zu können, ist er mir auch im Übrigen gleichgültig und ich halte mich dann direkt an die authentische Lehre des Herrn, wie sie uns das Neue Testament und die bisherige kirchliche Tradition überliefern.
„Man muss Gott [und Seinem Wort] mehr gehorchen als den Menschen.“
So heißt es bereits in der Apostelgeschichte.
Die „progressiven“ Kräfte in der Kirche verweigern den Dialog und die offene Diskussion. Sie wissen im Grund, dass ihre Positionen nicht zu halten sind und dass sie sich in Widersprüche verwickelt haben. Ihre Positionen widersprechen eindeutig der katholischen Lehre, – wenn sie das zugäben, müssten sie aber die Konsequenzen ziehen und die Kirche verlassen. Dazu sind sie nicht bereit.
Ihnen bleibt nur, was so vielen Zeitgeistigen bleibt: Sie ersetzen das Argument durch das Gefühl, sie schlagen blind auf alle ein, die nicht „auf Linie“ sind.