(Buenos Aires) Je bergoglianischer Argentiniens Bischöfe sein wollen, desto größer scheint die Verwirrung zu werden (siehe dazu Widersprüche der Kirche „der offenen Türen“: Argentiniens Staatspräsident darf nicht Taufpate sein). Der Erzbischof von La Plata, der historische Gegenspieler von Jorge Mario Bergoglio im argentinischen Episkopat, kritisierte in einer Kolumne die verbreitete „Kultur der Unzucht“. Seine Mitbrüder im Bischofsamt distanzierten sich von ihm.
Der Fall Macri und die politischen Antipathien
Dem neugeborenen Sohn einer kinderreichen katholischen Familie wurde in in Bergoglios Erzbistum Buenos Aires die Taufe verweigert, weil – gemäß einer argentinischen Tradition übernimmt die Patenschaft für das siebte Kind der Staatspräsident – der seit Dezember 2015 amtierende Staatspräsident Mauricio Macri, ein wiederverheiratet Geschiedener, als Taufpate abgelehnt wurde.
Macri, der im vergangenen Herbst die bis dahin regierenden (Links-)Peronisten von der Macht verdrängt, gilt seither deren erklärter Hauptfeind. Eine Gegnerschaft, die sich auch auf der Kirche übertragen zu haben scheint. Daß Papst Franziskus lieber den linksperonistischen Kandidaten im Präsidentenpalast gesehen hätte, ist ein offenes Geheimnis. Eine Spende des neuen Präsidenten an die Päpstliche Schulstiftung Scholas Occurrentes wurde im April postwendend an den Spender zurückgeschickt. Mit anderen Worten: Die Spende kam aus der falschen (politischen) Ecke, mit der man nicht einmal in Sachen gute Werke etwas zu tun haben möchte. Eine veritable päpstliche Desavouierung eines Staatsoberhauptes.
Gleiches war bereits im Juli 2015 beim Papst-Besuch in Lateinamerika geschehen. Während das katholische Kirchenoberhaupt sich mit den linken Staatspräsidenten Ecuadors und Boliviens blendend verstand und dies auch vor den Photographen zum Ausdruck brachte, ging Franziskus gegenüber dem konservativen Präsidenten Paraguays auf Konfrontationskurs. Er machte dem Staatsoberhaupt öffentlich vor Tausenden Bürgern und den höchsten Würdenträgern des Landes unerhörte und zudem völlig haltlose Vorwürfe. Demonstrativer können (politische) Sympathien und Antipathien kaum mehr zum Ausdruck gebracht werden.
Kein Wunder also, daß Argentiniens Bischöfe und Pfarrer, jedenfalls jene, die besonders bergoglianisch sein wollen, dem Beispiel des Papstes nacheifern, und ihrerseits Staatspräsident Macri desavouierten. Den Reigen der Ablehnung Macris als Taufpate wurde an der Kathedrale von Buenos Aires eröffnet, der langjährigen „Hauskirche“ des nunmehrigen Papstes, wo er mit Msgr. Mario Aurelio Poli, einen engen Vertrauten zu seinem Nachfolger machte und auch schon zum Kardinal kreierte.
Der Fall Erzbischof Aguer
Nicht nur im Verhältnis des Papstes zum Staatspräsidenten knirscht es. Geknirscht hatte es schon lange vor der Papstwahl zwischen dem Erzbischof von Buenos Aires und dem „konservativen“ Erzbischof von La Plata, Msgr. Hector Ruben Aguer. Jorge Mario Bergoglio galt in der Argentinischen Bischofskonferenz als Anführer der „Tauben“, Erzbischof Hector Ruben Aguer der Wortführer der „Falken“.
Seit Kardinal Bergoglio Papst ist stutzt er den „Falken“ durch Neuernennungen die Federn. Noch aber ist der streitbare Erzbischof von La Plata in seinem Amt. Erst im Mai 2018 vollendet er sein 75. Lebensjahr.
In der Tageszeitung El Día von la Plata schreibt Erzbischof Aguer eine regelmäßige Kolumne, in der er auch gegen den Strom zu schwimmen weiß, so auch in seiner jüngsten Kolumne vom 23. August. Unter dem Titel „La fornicación“ , zu deutsch „Die Unzucht“, erhob er seine Stimme gegen eine „unzüchtige Kultur“, die Sexualität und Liebe „banalisiert“.
Was er mit „Kultur der Unzucht“ meint, erklärte der Erzbischof an einem praktischen Beispiel. Er zitierte die brasilianische Presse, die errechnet hatte, daß im Durchschnitt auf jeden Teilnehmer an der Sommerolympiade in nur 17 Tagen 42 Kondome kommen. Der Geschlechtsverkehr mit häufig wechselnden Partnern, die nicht selten perfekte Unbekannte seien, sei ein Verhalten, das etwas „animalisches“ an sich habe, so er Erzbischof. Er bediente sich dabei eines in Lateinamerika verbreiteten Gossenausdruckes.
Unter anderem kritisierte Msgr. Aguer auch die Gender-Ideologie und „andere widernatürliche Verbindungen“. Der Erzbischof brach eine Lanze für die lebenslange Ehe in gegenseitiger Liebe und Respekt zwischen einem Mann und einer Frau und für die Bindungsfähigkeit, die er durch die Unzucht contra naturam zerstört sehe.
In diesem Zusammenhang übte der Erzbischof deutliche Kritik an homosexuellen Verbindungen und der Möglichkeit für Homosexuelle, Kinder adoptieren zu können.
Der „Ärger der Kirche“
Erzbischof Hector Ruben Aguer zog sich mit dieser Kolumne nicht nur den Zorn der Liberalen und der Homo-Verbände zu, sondern auch den seiner Mitbrüder im Bischofsamt.
In der Ausgabe vom 28. August veröffentlichte die Tageszeitung La Nacion, das argentinische „Hausblatt“ von Papst Franziskus, den Artikel „Ärger in der Kirche über die Art und die Sprache von Msgr. Hector Aguer“. Der Artikel „reflektiert“, so der Autor, die „Reaktion der Kirche“ (!) auf die Kolumne von Erzbischof Aguer.
Der Artikel zitiert dabei drei Bischöfe, die gegen den Erzbischof von La Plata Stellung nehmen, aber anonym bleiben.
„Dieselbe Bischöfe, die im Fall Macri auf einer konservativen Position beharrten, vertreten im Fall Aguer das genaue Gegenteil, und damit eine liberale Position“, so Secretum meum mihi.
Die Distanzierung gegenüber Erzbischof Aguer begründete der erste der anonyme Bischöfe mit „seiner Sprache“ und „seiner Art“.
Der zweite anonyme Bischof wird mit den Worten zitiert, daß die Kolumne von Msgr. Aguer „nicht die Sorgen der Kirche repräsentiere, besonders in einem Moment wie diesem, mit seinen viel wichtigeren Problemen“.
Ein dritter anonymer Bischof wird mit der Aussage wiedergegeben, daß es zwar wichtig sei, daß die Leute wissen, was die Kirche über die Sexualmoral und die Ehe denkt, „doch heute versucht man die Lehre in einem Kontext des Respekts vor der individuellen Freiheit der Gläubigen zu vermitteln.“
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Wikicommons/El Dia
Die Kirche soll die Morallehre hochhalten.Das ist ihre Aufgabe.Was wollen diese progressiven Kirchenfuehrer eigentlich? Die Lehre von Jesus zerstoeren?Das scheint mir das Treiben des Teufels zu sein.
Auch in Deutschland übernimmt der jeweilige Bundespräsident die Patenschaft für das siebte Kind einer Familie. Diese Patenschaft ist aber rein formeller Natur und weil mit einem Geldgeschenk verbunden, für eine kinderreiche Familie eine willkommene Anerkennung. Patenschaft ist demzufolge nicht gleich Taufpatenschaft! Für einen Katholiken wären die letzten Bundespräsidenten, die allesamt der protestantischen Kirche angehörten, eh nicht geeignet gewesen. Deshalb steht es außer Frage, die eigentlichen Taufpaten wie gewohnt auszusuchen.
In diesem Zusammenhang ist das argentinische Bischofs-Zinnober um den Staatspräsidenten Mauricio Macri an den Haaren herbeigezogen! Wenn sich die Bischöfe bei den wirklich wichtigen Dingen nur halb so viel ins Zeug legen würden, sähe es in unserer Kirche anders aus. Hier werden Mücken gesiebt und Kamele verschluckt!