
von Wolfram Schrems*
Derzeit findet in der Wiener Franziskanerkirche eine aussagekräftige und gut gestaltete Ausstellung über österreichische bzw. in Österreich wirkende Priester und Ordensleute statt, die auf irgendeine Weise zu Opfern des NS-Regimes wurden. Der Titel lautet Die Welt steht in Flammen – Geistliche Schwestern und Brüder als Opfer des NS-Regimes. Träger der Ausstellung sind der Teresianische Karmel in Österreich, das Jahr der Orden 2015, die
Edith Stein Gesellschaft Österreich und die Wiener Franziskaner. Kuratoren sind der Provinzial der Unbeschuhten Karmeliten in Österreich, P. Dr. Roberto Maria Pirastu OCD, und der Linzer Historiker DDr. Helmut Wagner.
Es lohnt sich, die Ausstellung genauer zu studieren.
Der erste Grund dafür ist folgender: Es gibt zwar seit gut dreißig Jahren eine Flut an Veranstaltungen, Schulprojekten und Publikationen zur NS-Zeit. Aufgrund derer meist marxismusaffinen Ausrichtung ist es aber kaum im öffentlichen Bewußtsein verankert (schon gar nicht bei Schülern und Jugendlichen), daß viele Priester und Ordensleute auf die eine oder andere Weise im Widerstand gegen Ideologie und Regime des Nationalsozialismus gestanden sind. Es ist auch weitgehend unbekannt, daß es eine gewaltige Zahl an Märtyrern unter Geweihten und Laien gab.
Es wäre daher eine wünschenswerte Wirkung der Ausstellung, die Proportionen in der Darstellung der Geschichte des Widerstandes etwas zurecht zu rücken.
Glaubenszeugnis gegen falsche Ideologien aller Art

Der andere Grund, sich die Ausstellung anzusehen, ist, daß man sich in Zeiten eines sich radikalisierenden Konformitätsdrucks mit der Gesinnung des „Zeugnisses“ (griechisch martà½rion) näher auseinandersetzen sollte. Es war ja bei weitem nicht nur der deutsche Nationalsozialismus, der mit seiner militant heidnisch-antichristlichen Ideologie die Kirche und die Christen verfolgte. Heute geht die Verfolgung in Europa und im Orient und an vielen anderen Orten von anderer Seite aus.
Verschiedene Ideologien sind aber bekanntlich häufig nur verschiedene Formen immer derselben diabolischen Grundsätze: Radikale Ablehnung des Christentums, radikaler Relativismus zugunsten partikularer Werte und Ziele (Klasse, Rasse, Nation, Partei u. dgl.), radikale Bestreitung des Sittengesetzes und Abschaffung eines gerechten Rechtssystems.
Genau diese Dinge kommen heute wieder in anderen Farben und unter anderen Vorzeichen auf uns zu.
Derzeit gibt es hierzulande keine KZs, in die Dissidenten gebracht werden. Die Drohung des Verlustes der Arbeitsstelle oder die soziale Isolation bringt jedoch viele zum Schweigen. Auch die sich ständig ändernde Gesetzeslage („Antidiskriminierung“, „Verhetzungsparagraph“) tut das Ihrige, wohlmeinende Menschen einzuschüchtern.
Der Charakter des Glaubenszeugen und die verschiedenen Lebensgeschichten
Wenn man sich die in der Franziskanerkirche vorgestellten Personen ansieht, wird man sowohl lauteren Charakter als auch ein festes Glaubensfundament erkennen. Alle waren sie bereit, einer staatlichen Macht zu trotzen, die das Unrecht zum Gesetz gemacht hatte. Einige von ihnen hatten einen komplizierten persönlichen Weg hinter sich, mindestens einer sympathisierte zunächst mit der neuen, „modernen“ Ideologie des Nationalsozialismus.
Die bekanntesten der präsentierten Personen sind die selige Sr. Maria Restituta Kafka (Hartmannschwester), der selige Franz Jägerstätter (St. Radegund, Oberösterreich), der selige Otto Neururer (Pfarrer von Götzens, Tirol), der selige Provikar Carl Lampert (Innsbruck-Feldkirch), Sr. Angela Maria Autsch (Trinitarierin, der „Engel von Auschwitz“), P. Titus Helde (Salvatorianer), DDr. Heinrich Maier (Kaplan von Gersthof, Wien XVIII.) und Roman Karl Scholz (Klosterneuburger Augustiner Chorherr). Sodann werden Zisterzienser der Stifte Heiligenkreuz und Wilhering (Abt Bernhard Burgstaller), Karmeliten, Jesuiten und Diözesanpriester vorgestellt. Bemerkenswert ist auch das Leben der Barmherzigen Schwester Anna Bertha Gräfin zu Königsegg-Aulendorf (die das Regime überlebte und 1948 verstarb), die sich gegen Zwangssterilisation und „Euthanasie“ einsetzte.
Schließlich ist die hebräische Katholikin und Angehörige des III. Ordens des Karmel, Sr. Maria Regina Fuhrmann, zu nennen.
Kritik
Der Vollständigkeit halber müssen auch zwei Kritikpunkte genannt werden.
Unvermeidlicherweise werden erstens heutzutage auch katholische Blutzeugen des Nationalsozialismus für die allgegenwärtige konforme Geschichtsdeutung herangezogen. Gegen den Nationalsozialismus zu sein, ist derzeit bekanntlich wohlfeil.
Auf der Schautafel, die Hw. Alois Poranzl, den Pfarrer von Arbing (Oberösterreich, 1943 im Gefängnis in Linz verstorben), zeigt, werden zwei seiner Aussagen zitiert. Die eine lautet, daß für ihn Hitler und Mussolini „die größten Verbrecher des Jahrhunderts“ seien, die andere: „Zehn Kommunisten sind mir lieber als so eine braune Bestie.“ Pfarrer Poranzl hat beides so gesehen und daß er es im Machtgebiet der Kritisierten und nicht im sicheren Exil ausgesprochen hat, unterscheidet ihn von so manchem Maulhelden.
Da es aber hier um subjektive Einschätzungen geht, wird man sagen müssen: Hätte er in Rußland oder der Ukraine gelebt oder hätte er unser heutiges Wissen gehabt, hätte er sich wohl anders ausgedrückt.
In einer kontextualisierenden Anmerkung hätten die Kuratoren daher durchaus auch auf die Opferzahlen des Sowjetkommunismus, und zwar schon bis 1932/1933 (ukrainischer Holodomor), hinweisen können. Denn das hätte auch den Erfolg des Nationalsozialismus als selbsterklärtem „Gegner“ des Bolschewismus (unter anderem) zu erklären geholfen.
Der zweite Kritikpunkt ist, daß man die Ausstellung nicht in einer Kirche durchführen hätte sollen. Das ständige Herumgehen der Besucher und deren zwangsläufige Orientierung an der Ausstellung und nicht an dem, für dessen Einwohnung die Kirche gebaut ist, sind dem Sakralraum unangemessen.
Die Verewigten waren fromme Leute und hätten das wohl auch so gesehen.
Im Kreuzgang des Franziskanerklosters wäre genug Platz gewesen.
Behält man beides im Hinterkopf, kann die Ausstellung ein überaus wertvoller geistlicher Impuls sein und zu persönlichen Resümees anregen:
Resümee für die Gegenwart
Machen wir ein Gedankenexperiment: Wie würde man heutzutage Katholiken bezeichnen, die sich aus katholischer Überzeugung mit einer gerade „modernen“ antichristlichen Ideologie bzw. einer auf dieser Ideologie beruhenden Staatsmacht anlegen? Würde man sagen „fanatisch“? Oder „fundamentalistisch“? „Unfähig zum Dialog“? „Erkennen die nicht die Zeichen der Zeit“?
Alleine schon diese Fragen zeigen, wie sich die Zeiten – trotz mancher Unterschiede im Detail – ähneln. Denn die Märtyrer wurden damals auch mit solchen Vorwürfen konfrontiert.
Und auch heute beobachten wir einen massiven Anschlag auf das menschliche Leben und die Menschenwürde durch den massenhaften, unbeweinten und ungesühnten Mord an den ungeborenen Kindern. Dazu kommt die immer lauter diskutierte Euthanasie an Alten und Kranken. Schließlich findet ein hunderttausendfaches Morden im Namen eines bestimmten „Gottes“ statt. Auch das kommt immer näher.
Kritik an all dem wird immer stärker kriminalisiert.
Die Fragen sind:
Lohnt es sich überhaupt, sich dagegen aufzulehnen? Bringt es etwas?
Genau diese Fragen müssen sich die Glaubenszeugen der NS-Zeit auch gestellt haben. Sie haben sie richtig beantwortet. Für manche bedeutete es das Todesurteil.
So schwer das auch ist, muß man doch immer den Blick auf das Ende und auf die Ewigkeit öffnen:
„Früh vollendet, hat der Gerechte doch ein volles Leben gehabt; da seine Seele dem Herrn gefiel, enteilte sie aus der Mitte des Bösen“ (Weish 4,13f).
Von daher empfiehlt sich eine nähere Konsultation der Ausstellung.
Katholiken, die um die Verbindung der pilgernden Kirche mit der Kirche in der Vollendung wissen, werden sich die Verewigten auch zu Freunden und Fürsprechern machen wollen.
Dank und Anerkennung gebührt den Kuratoren.
Die Ausstellung ist bis 10. November zu den Öffnungszeiten der Kirche zu besichtigen.
Nachtrag: eine Buchempfehlung
Es gibt eine hervorragende Sammlung von 18 Kurzbiographien katholischer Märtyrer im Österreich der NS-Zeit bzw. der unmittelbaren Folgezeit, auf die hier nachdrücklich hingewiesen werden soll:
Ildefons M. Fux, Für Christus und Österreich – Menschen, die Jesus Christus und ihr Heimatland liebten. Verein Perfectae Caritatis, Wien 2001; erhältlich ebd., Tel.: +43 01 799 23 76 (www.gottgeweiht.at)
*MMag. Wolfram Schrems, Linz und Wien, katholischer Theologe, Philosoph, Katechist, Gründungsmitglied der „Plattform Solidarität mit verfolgten Christen“ (Wien)
Bild: Una Fides
Glaubenszeugen in der Zeit des NS-Regimes ! Heutzutage wird immer wieder angemahnt, dass
es in Zeit des sogenannten dritten Reiches, zu wenige aufgestanden sind und sich gegen die
Staatsmacht gewehrt haben. Alles nur Scheinargumente ohne Inhalt. Es mag ja sein, dass in der
Tat zu wenige Widerstand leisteten, aber Widerstand war gleichzusetzen mit Folter, Gefängnis
und Tod. Die heute so laut schreien, hätten sich damals in das kleinste Mauseloch verkrochen um
nicht erkannt zu werden. Was aber sind die Zeichen der Zeit ? Wo regt sich heute Widerstand ge-
gen unmenschliche Gesetze, wie Abtreibung, Euthanasie, Homowahn und Sittenlosigkeit ? Heute
könnte man sich wehren, aber da ist es still geworden, obwohl niemand mit Konsequenzen zu
rechnen hätte. Das alles wird mitgetragen von unchristlichen Politikern und leider auch von soge-
nannten christlichen Autoritäten, die im Kanon mitsingen. Die wenigen Gemeinschaften, Gruppen
und Einzelpersonen, die sich wehren wollen, werden beschimpft und als fundamentalistisch, fana-
tisch, mittelalterlich und rückständig bezeichnet. Der grobe Unterschied zur NS-Zeit ist, dass heu-
te niemand ( noch nicht ) wegen seinem Protest oder Gegenwehr bestraft wird.
@fredius
„Die heute so laut schreien, hätten sich damals in das kleinste Mauseloch verkrochen um
nicht erkannt zu werden.“
Ich kann ihnen nur recht geben. Die meisten von diesen zu spät geborenen Helden wären spätestens1933 dabei gewesen und hätten alle Lieder mitgesungen. Ja jede Zeit hat eben seine Helden. Der Bischof Tebartz – van Elst kann ein Buch darüber schreiben wie es ist wenn man mit denen zu tun hat und die sind auch noch alle ohne Schuld. So viele Steine wie auf dem gepflogen sind damit könnt man ganze Kathedralen bauen. Es kostet ja nichts und der Beifall ist immer gratis dazu.
Per Mariam ad Christum.
Diese Blutzeugen brauchen nicht den Beifall der Welt,denn Gottes Wohlgefallen ist wichtiger und so ist es bis heute.
Hoffentlich hat man die ausgestellten Märtyrer in der Franziskanerkirche nicht auch noch ihrer Kleider beraubt, wie man das mit Sr. Restituta Kafka in der Krypta des Wiener Steffels gemacht hat! Die nackte Büste dieser heiligen Ordensfrau in einem Dom, der dem ersten Blutzeugen der Kirche geweiht wurde, ist bis heute ein öffentliches Ärgernis, das einer blasphemischen Entsakralisierung gleichkommt!
Die Büste von Alfred Hrdlicka, der zeitlebens Kommunist geblieben ist, ist ein weiterer Nachweis, wie die „Mysterien„schulen in den rein äußerlich katholischen Klerus hineinwirken. Hätte Christoph Schönborn die Installation der Büste verweigert, wäre das Machwerk nicht in den Stephansdom gelangt. Wie irre ist das denn? Ein Ablehner Gottes fertigt eine Büste an, die den Anforderungen sakraler Kunst nicht gerecht wird, doch das Ding gelangt in die wichtigste Kathedrale Österreichs. Bekloppter geht’s nimmer!
Zwei Anmerkungen. Jägerstätter war ein Deserteur, der selbst im NS-Staat jahrelang geschont wurde und erst 1943, als jeder Mann gebraucht wurde, definitiv zum Wehrdienst eingezogen wurde. Sein Prozeß dauerte ein halbes Jahr, und man mühte sich redlich, ihm ein Ausstiegsszenario zu bieten. Selbst der Bischof von Linz, alles andere als ein Nazifreund, redete ihm gut zu, seine Soldatenpflicht zu leisten. In Stalins Rußland hätte man ihn sofort mit Genickschuß erledigt und vermutlich seine ganze Familie dazu. Auch in den westlichen Demokratien hätte man einen Deserteur nicht viel anders behandelt als in Hitlers Reich. – Roman Karl Scholz war ein typischer Querulant. Der aus Südmähren stammende Klosterneuburger Chorherr feierte allen Ernstes seine Heimatprimiz im Jahre 1934 (!!!) in SA-Uniform unter den Paramenten. Als die erwartete Anerkennung durch den NS-Staat nach dem Anschluß 1938 ausblieb, wurde der frustrierte Politpriester Widerständler und damit zum Schmied seines eigenen Unheils. Kein Mensch hätte ihm wegen seines Priestertums ein Haar gekrümmt! Wer weiß, wie sich dieser irregeleitete Mann in der Zeit der sowjetrussischen Besatzung benommen hätte, wäre er zu dieser Zeit noch am Leben gewesen. Wahrscheinlich als Denunziant und Berufsantifaschist. Eine nachahmenswerte Priesterpersönlichkeit wie etwa bei Hw. Neuruhrer ist hier sicher nicht zu finden!
Tja, aber warum wurde denn 1943 „jeder Mann gebraucht“?
Doch nur, weil der „Größte Feldherr aller Zeiten“ und seine Generale sich verkalkuliert hatten, und der sowjtische „Koloß auf tönernen Füßen“ sich mit denselben auf den Weg nach Deutschland gemacht hatte.
Ich betreite nicht, daß damals viele glaubten, daraufhin einen gerechten Krieg zum Schutz der Heimat zu führen. Vielleicht gehörte auch der Bischof von Linz dazu. Aber wenn Jägerstetter das anders gesehen hat, kann man ihm das meiner Ansicht nach nicht vorwerfen.
Um keine Mißverständnisse hervorzurufen: Ich bin kein Anhänger dieser heute üblichen pauschalen Verherrlichung aller Deserteure als „Widerstandkämpfer“. Und ich mag auch Heinrich Böll nicht. Aber daß der bei Kriegsende sein Leben retten wollte, anstatt sich sinnlos zu opfern, kann ich verstehen.
Liegt vielleicht daran, daß es mich möglicherweise gar nicht gäbe, wenn nicht glückliche Umstände verhindert haben, daß mein bei der Marine dienender und für „Erdkampf“ völlig unzureichend ausgebildeter Vater im April 45 nach Berlin geschickt wurde, um „den Führer rauszuhauen“. Das hätte er vermutlich wie die meisten seiner dort verheizten Marinekameraden nicht überlebt.
@ Corbisch
Registrieren Sie bitte, dass Franz Jägerstätter kein „Deserteur“ war. Das habe ich unten mit der kriegsgerichtlichen Begründung seine Todesurteils als „Wehrkraftzersetzer“ wegen Kriegsdienstverweigerung mit der Waffe in der Hand ausreichend deutlich belegt. Sie brauchen also bezüglich Jägerstätter nicht den Tatbestand der Desertation als den Zeitumständen entsprechend moralisch verständlich zu verteidigen.
@ catholicus
Sie behaupten Verleumderisches, wenn Sie sagen: „Jägerstätter war ein Deserteur“. Franz Jägerstätter verweigerte den Wehrdienst mit der Waffe in der Hand, was in Hitlers Diktatur den Tatbestand der Wehrkraftzersetzung erfüllte, zu der neben Kriegsdienstverweigerung, defätistische Äußerungen und Selbstverstümmelung gehörten – aber nicht Desertation. Jägerstätter wurde am 6. Juli vom Reichskriegsgericht in Berlin-Charlottenburg nur wegen Zersetzung der Wehrkraft zum Tode verurteilt – obwohl er bereit gewesen war, Sanitätsdienst zu leisten, worauf das Gericht jedoch nicht eingegangen war. Am 9. August 1943 wurde er durch das Fallbeil hingerichtet. Wenn Sie nicht als Verleumder Franz Jägerstätters angesehen und behandelt werden wollen, entschuldigen Sie sich gefälligst und erklären Sie, wie Sie zu Ihrem ehrabschneidenden Derserteur-Vorwurf kommen konnten. Darüber hinaus verbietet sich jeder Vergleich mit der Kriegsgerichtsbarkeit in der NS-Diktatur mit der in westlichen Demokratien von selbst.
Im Gesetz zur Aufhebung nationalsozialistischer Unrechtsurteile in der Strafrechtspflege (NS-AufhG) vom 25. August 1998 (BGBl I, S. 2501)[23] unter Bezugnahme auf die Kriegssonderstrafrechtsverordnung heißt es: „Als „verurteilende strafgerichtliche Entscheidungen, die unter Verstoß gegen elementare Gedanken der Gerechtigkeit“ ergangen sind, wurden somit alle Urteile wegen „Zersetzung der Wehrkraft“ pauschal aufgehoben“.
Nehmen Sie also zur Kenntnis: Franz Jägerstätter war kein Deserteur, sein Todesurteil wegen Wehrkraftszersetzung durch Kriegsdienstverweigerung wurde individuell am 7. Mai 1997 durch das Landgericht Berlin aufgehoben.
Bei solchen Ausstellungen bekomme ich immer leichtes Bauchgrimmen.
Feststeht, dass es diese Helden und Heldinnen für den katholischen Glauben gab!
Fest steht aber auch, dass sie nicht die Exponenten einer hehren Märtyrerkirche waren, sondern oft zusätzlich zur Verfolgung durch das politische Regime auch noch den Intrigen von Mitbrüdern ‑und schwestern oder der mangelnden Begleitung durch die Kirche ausgesetzt waren.
Wenn man da erst mal genauer nachbohrt, gerät man sehr oft in erschütternden Morast.
Und die Problematik taucht auch nicht erst mit dem NS-Regime, sondern viel, viel früher auf. Eigentlich von Anfang der Kirche an…
Daher halte ich die Analogisierung des Autors gegen Ende für naiv – die Entsprechungen zu diesen Helden sind nicht Leute, die heute, wo es immer noch nur wenig kostet, die „Zeichen der Zeit“ nicht erkennen.
Die analoge Situation hat sich vielmehr heute noch gar nicht so recht gezeigt.
Die Frage ist auch nicht: „Wie werde ich ein hehrer Widerstandskämpfer“, sondern: „Was willst Du, Herr, das ich tun soll?“
Möglicherweise fallen die Semmeln dann für die meisten erheblich kleiner aus, und wir müssen alle sehen, ob wir nicht im Wahn, Gott einen Dienst zu erweisen, die Seinen mit der Meute verfolgen.
Die Konvertitin und Schriftstellerin Gabriele Kuby umriss in ihrem Vortrag beim Treffen „Deutschland pro Papa“ im Jahre 2010 das verbale Waffenarsenal der „humanistischen“ Ideologen:
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[.…]
„Heute haben sich die Worte verändert,
mit denen Christen diffamiert werden:
sie heißen
„fundamentalistisch“,
„dogmatisch“,
„moralisch“,
„intolerant“
„ewig gestrig“,
ja, wenn es irgendwie aus der ideologischen Trickkiste gezaubert werden kann:
„rechtsradikal“.
Diese Vorwürfe treffen alle Christen, die dem Evangelium treu sind.
Manch einen verschreckt das verbale Waffenarsenal,
und sie lassen möglichst niemanden merken, dass sie Christen sind.
Aber warum eigentlich?
Bewährt sich die große Abkehr von Gott?
Sind wir in Deutschland, in Europa, auf unserer Erde auf einem guten Weg?
Ihr, die ihr euch so sicher auf der richtigen Seite der Mehrheit wisst,
zeigt uns doch, dass es sich bewährt,
der Familie die moralischen und materiellen Existenzbedingungen zu entziehen,
die Wirtschaft der hemmungslosen Gier auszuliefern,
das Lebensrecht und die Würde des Menschen dem Recht des Stärkeren zu unterwerfen!
Zeigt uns, dass es sich bewährt, die Zehn Gebote zum alten Eisen der Geschichte zu werfen! “
[.…]
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@ werter defendor
„Finsteres Mittelalter“ darf bei den Schlagwörtern aber nicht fehlen. Das ist einer meiner Lieblingsbegriffe denn die Zeit wo die Sonne nur maximal 1,5 h am Tag geschienen hat war echt gruselig. Heute im aufgeklärten Zeitalter von Atombomben und anderen Massenvernichtungswaffen braucht nur einer auf den Knopf zu drücken und die Welt steht wirklich in Flammen.
Per Mariam ad Christum.
Die Ausstellung ist insofern auch wichtig, als nach 1945 in Österreich eine Umdeutung der Geschichte stattfand. Die österreichische Linke, Sozialisten wie Kommunisten haben sich ein raffiniertes Bubenstück politischer Erbschleicherei geleistet, indem sie sich als die antifaschistischen Kämpfer hochstilisiert haben. Es sollen nur ein paar geschichtliche Tatsachen in Erinnerung gerufen werden.
‑Als 1869 der Gründungskongress der S‑P-D in Eisenach stattfand, gehörten selbstverständlich österreichische und böhmische Delegierte der Tagung an. Die SPD verstand sich als Grossdeutsch. Erst die Reichsgründung Bismarcks 1870 erzwang eine organisatorische Trennung. Dennoch blieben SPD und die SDAP Österreichs eng verbunden.
Nach der Auflösung Österreichs-Ungarns 1919, wollte der sozialdemokratische Bundeskanzler Karl Renner eine Vereinigung Deutschlands mit Österreich was von den Siegermächten verboten wurde. Der Anschluss war ursprünglich ein sozialdemokratischer Gedanke, der auch von Teilen der österreichischen Rechten geteilt war. Verteidiger der Eigenstaalichkeit Österreichs waren die katholische Kirche, die christlich-soziale Partei des späteren Bundeskanzler Dr. Engelbert Dollfus und der alte österreichische Adel.
Nachdem im Januar 1933 Hitler in Deutschland an die Macht gekommen war versuchte Karl Renner in seiner Eigenschaft als Nationalratsvorsitzende am 4.März 1933 die christlich-soziale Regierung Dollfus durch konzertierten Rücktritt der Parlamentspräsidenten und einer Selbstausschaltung des Parlaments zu stürzen, was die Unabhängigkeit Österreichs in höchste Gefahr brachte. Dieses politische Versagen des Parlamentarismus nutzte Dr. Dollfus zum Umbau Österreichs zu einem katholischen Ständestaat. Nach der Niederschlagung eines sozialdemokratischen Bewaffneten Aufstand im Februar 1934 liess Dollfuss Austromarxisten und Nationalsozialisten gleichermassen verhaften. Zu diesem Zeitpunkt war das kleine Österreich der einzige Staat in Europa der die Vertreter der zwei totalitären Bewegungen die eine Blutspur in Europa gezogen hatten dort hinschickte wo sie überall in Europa hingehört hätten. Ins Gefängnis oder Zuchthaus. Im Sommer des gleichen Jahres wurde Dollfus während eines Nationalsozialistischen Putschversuch ermordet.
Die gemeinsame Inhaftierung der Sozialdemokraten und Nationalsozialisten führte zu unerwarteten Solidarisierungen. Beide Richtungen teilten schliesslich einen gemeinsamen Hass auf das alte Österreich, die Christlichsozialen und die katholische Kirche. Als der Nachfolger Dr. Dollfuss, der frühere Justizminister Kurt von Schusschnig, 1938 gestürzt wurde, befürwortete Karl Renner öffentlich den Anschluss. Als der Erzbischof von Wien Kardinal Theodor Innitzer am 7. Oktober 1938 ein Rosenkranzfest veranstaltete und vor 9000 Jugendliche betonte allein Christus wäre der Führer, wurde das erzbischöfliche Palais am nächsten Tag durch die Hitlerjugend gestürmt und geplündert. Nach dem Krieg präsentierten sich die Linken als die Opfer!
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