
(Vatikan) Die tschechische Redaktion von Radio Vatikan befragte die Bischöfe aus Böhmen und Mähren nach ihrem Ad-Limina-Besuch in Rom über die Audienz bei Papst Franziskus. Erzbischof Jan Graubner von Olmütz gab dabei wieder, was der Papst ihnen zur überlieferten Liturgie sagte. Die folgende Übersetzung erfolgte anhand einer Übersetzung aus dem Tschechischen ins Englische, die Rorate Caeli veröffentlichte.
Arcibiskup Jan Graubner, Olomouc
„Zaujala mne ještě jiná věc. Například, když byla řeč o těch, kteří mají rádi starou liturgii a vrací se k ní, bylo patrné že papež mluví s velikou láskou, pozorností a citlivostí vůči každému, aby nezranil. Kromě toho měl však i poměrně silný výraz, když řekl, že u staré generace tomu rozumí, jestli se vrací k něčemu, co zažila, ale že není schopen pochopit mladou generaci, která se k tomu vrací. »Když se ptám konkrétněji a víc – dodal papež – zjišťuji, že je to spíše jakási móda. A pokud je to móda, tak je to věc přechodná, které není potřebné věnovat tolik pozornosti. Jenom je třeba s určitou trpělivostí a laskavostí se chovat k lidem, kteří propadli určité módě. Považuji však za obrovsky důležité jít na hlubinu, protože pokud nepůjdeme do hloubky, tak nás nezachrání liturgická forma ani taková, ani taková«.“
Erzbischof Jan Graubner, Olmütz:
Als wir über jene diskutierten, die die alte Liturgie lieben und wünschen zu ihr zurückzukehren, war offensichtlich, daß der Papst mit großer Zuneigung, Aufmerksamkeit und Sensibilität für alle sprach, um niemandem wehzutun. Dennoch gab er eine sehr starke Erklärung ab, als er sagte, daß er versteht, wenn die alte Generation zurückkehrt zu dem, was sie erlebt hat, aber er nicht die jüngeren Generationen verstehen kann, die zurückkehren wollen. „Wenn ich gründlicher darüber nachdenke“ – sagte der Papst – „finde ich, daß es eher eine Art Mode [móda, italienisch moda] ist. Und weil es eine Mode ist, daher muß man ihr nicht so viel Aufmerksamkeit schenken. Es ist nur notwendig, eine gewisse Geduld und Freundlichkeit den Menschen gegenüber zu zeigen, die von einer gewissen Mode abhängig sind. Ich halte es aber für sehr wichtig, in die Tiefe der Dinge zu gehen, denn wenn wir nicht in die Tiefe gehen, kann uns keine liturgische Form retten, weder die eine noch die andere.“
Private Aussage des Papstes, die nicht Teil des Lehramtes ist
Es handelt sich um eine private Aussage des Papstes, die nur von dritter Seite hinterbracht wurde, die nicht Teil des päpstlichen Lehramtes ist. Für traditionsverbundene Katholiken mag diese Feststellung dennoch kein Trost sein. Es besteht allerdings auch kein Grund, an der Authentizität von Erzbischof Graubners Aussage zu zweifeln. Das von ihm Hinterbrachte bekräftigt jenen „rein funktionalen“ Zugang zur Heiligen Liturgie, den das katholische Kirchenoberhaupt seit seinem Amtsantritt an den Tag legt.
Liturgisches Unverständnis
Zusammen mit anderen privaten Aussagen des Papstes, etwa gegenüber dem Vorstand der Lateinamerikanischen Ordenskonferenz im Juni 2013 und dem Präsidium der Lateinamerikanischen Bischofskonferenz im Juli 2013, bestätigt die Aussage von Erzbischof Graubner, daß Papst Franziskus tatsächlich ein wirkliches Verständnis für die überlieferte Liturgie zu fehlen scheint. Er scheint sie im wahrsten Sinn des Wortes nicht zu verstehen, wie er den tschechischen Bischöfen erklärte. Für Papst Franziskus gibt es eine Liturgie, den Novus Ordo. Den Vetus Ordo sieht er offenbar ausschließlich unter dem Blickwinkel eines zweiten Ritus. Das aber scheint in seinem liturgisch wenig sensiblen Denken überflüssig, eine Marotte, eben nur eine „Mode“ zu sein, für die es aus seiner Sicht weder Grund noch Nutzen zu geben scheint.
Verdächtig, aber völlig unzutreffend „pelagianisch“
Wozu also will jemand ein solche Extrawurst, scheint sich der Papst zu fragen? Und, weil er sich den Wunsch nach dem Alten Ritus trotz „gründlichem“ Nachdenken nicht anders als erklären kann, unterstellt er traditionsverbundenen Christen eine Form von Hochmut, eine Sondergruppe zu bilden sich für etwas Besseres, vielleicht sich sogar für eine Erste Klasse zu halten, die sich vom „Volk“ abheben oder mindestens ebenso schlimm einen ideologischen Kontrapunkt setzen wollen. All diese soziologischen Überlegungen, über die der Papst nicht hinauszukommen scheint, machen ihm traditionsverbundene Katholiken im wahrsten Sinn des Wortes verdächtig. Ein Verdacht den er, allerdings staunenswert unzutreffend, „pelagianisch“ nennt.
Eine „Mode“ ist, wenn schon, der Neue Ritus
Der gesamte Gedankengang, von dem der Papst überzeugt scheint, ließe sich leicht widerlegen. Und es erstaunt tatsächlich, daß das Kirchenoberhaupt die Schwäche dieser Überlegung nicht selbst erkennt. Sie läßt zunächst zumindest ein defizitäres Liturgieverständnis vermuten. Eine „Mode“ ist, um bei der päpstlichen Wortwahl zu bleiben, wenn schon, die Neue Messe. Sie bildet liturgiegeschichtlich betrachtet mit ihren gerade einmal 44 Jahren gewissermaßen den neuesten modischen Schrei. Der überlieferte Ritus kennt mit seinen bald 2000 Jahren keine Moden und kann auf die direkte Stiftung durch Jesus Christus verweisen.
Überliefertem Ritus wird gleiche Würde verweigert
Die päpstliche Überzeugung würde, wenn dem so ist, auch ein erschreckend verzerrtes Bild von den traditionsverbundenen Christen offenbaren, die er persönlich als Erzbischof von Buenos Aires penibel zu meiden versuchte. Der amtierende Papst will die Alte Messe bestimmt nicht abwürgen. Sie ist für ihn eine Marotte, die er bereit ist zu akzeptieren, aber sicher nicht zu fördern. Und wer von den traditionsverbundenen Gemeinschaften zu offen auftritt, wird abgewürgt, wie es den Franziskanern der Immakulata ergeht. Damit stellt das Pontifikat von Franziskus einen objektiven Rückschritt dar gegenüber dem Versuch von Papst Benedikt XVI. den beiden Formen des Römischen Ritus, wie er es nannte, die gleiche Würde in der Kirche zu verleihen. Diese gleiche Würde setzte sich nur in wenigen Diözesen durch. Die Novus Ordisten bestimmen über den Alten Ritus und beharren auf eine eindeutige Hierarchie von oben und unten. Einen Standpunkt, den ein liturgisch unsensibler Papst bewußt oder unbewußt unterstützt.
Gegenüber Tradition Sensibilität eines Holzklotzes
Erzbischof Graubner meinte, der Papst habe in einer Weise über die Liturgie gesprochen, um „niemandem wehzutun“. Davon kann keine Rede sein, wenn man dem Papst nicht unterstellen will, die Sensibilität eines Holzklotzes zu haben. Den Wunsch nach der überlieferten Messe als „Mode“ zu bezeichnen, kommt letztlich nämlich einer Verunglimpfung, die traditionsverbundenen Katholiken als „modeabhängig“ zu betiteln, einer Beschimpfung gleich. Gleiches gilt für das seltsam anmutende Auseinanderdividieren in Generationen. „Im Brief an die Bischöfe zum Motu Proprio vom 7. Juli 2007 erwähnte Benedikt XVI., dass nicht die alte, sondern die junge Generation von der der Alten Messe angezogen wird“, wie Gloria.tv anmerkte.
Traditionsverbundene Katholiken brauchen und wollen kein Mitleid. Sie brauchen und wollen die vollwertige Anerkennung, die es ihnen erlaubt, offen zu wirken, zu evangelisieren, wie alle anderen öffentlich Stellung nehmen zu können. Stattdessen werden sie in den meisten Diözesen geduldet, aber in Quarantäne gehalten, so daß sie kaum nach außen wirken können.
Die Kirche hat ebenso wenig bald 2000 Jahre eine „Mode“ zelebriert, wie 1970 auch nicht durch eine Kommission am grünen Tisch das liturgische Ei des Kolumbus gelegt wurde.
Nicht „Mode“, sondern Notstand
Der Papst scheint über den Zustand in manchen Pfarreien und Diözesen schlecht informiert zu sein. Während er bereits mehrfach unterschwellige Kritik an traditionsverbundenen Katholiken übte, fehlte bisher jede Kritik an den in manchen Gegenden erschreckende Ausmaße annehmenden liturgischen Mißbräuchen in fast jeder Heiligen Messe. In manchen Pfarreien herrscht der reinste Notstand, weil Priester die Heilige Messe zu Eigenkreationen verbiegen, wenn nicht überhaupt Pastoralassistenten, Gemeindereferenten und andere Laien das Heft des Handelns an sich gerissen haben und ein pseudoliturgisches Spektakel abhalten. Diese Not treibt gläubige Katholiken fluchtartig in den sicheren Hort der Tradition und der Priesterberufungen. Man kann natürlich vor der Realität die Augen verschließen. Auch das mag eine Form des „Nichtverstehens“ sein. Vielleicht sollte sich der der Papst besser informieren oder besser informiert werden.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Radio Vatikan