„Ihre Stimme zum Synodalen Weg“

Eine katholische Antwort und eine Bitte an Kardinal Marx


Schreiben von einer Katholikin an Kardinal Reinhard Marx zu seinem „Synodalen Weg“
Schreiben von einer Katholikin an Kardinal Reinhard Marx zu seinem „Synodalen Weg“

Von einer Katholikin

Anzei­ge

Vom 30. Janu­ar bis zum 1. Febru­ar fin­det in Frank­furt am Main die erste Syn­odal­ver­samm­lung 2020 statt. Auf dem „Syn­oda­len Weg“ macht sich die katho­li­sche Kir­che in Deutsch­land unter der Regie der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz und des Zen­tral­ko­mi­tees der deut­schen Katho­li­ken auf, die Zukunft der Kir­che Jesu Chri­sti an die Öff­nung zen­tra­ler Berei­che zu knüp­fen: die Sexu­al­mo­ral, die prie­ster­li­che Lebens­form, Gewal­ten­tei­lung und die Rol­le von Frau­en in der Kirche.

Man läßt das Ereig­nis bun­te Schat­ten vor­aus­wer­fen und betreibt kir­chen­volks­na­he Image­pfle­ge. Beim Öff­nen der offi­zi­el­len Sei­te des Syn­oda­len Wegs baut sich ein Mosa­ik aus hun­der­ten klei­ner Bil­der von Men­schen auf, die der Auf­for­de­rung der Initia­to­ren gefolgt sind und ihr Pho­to hoch­ge­la­den haben, um „Teil des Syn­oda­len Wegs“ zu wer­den. Dar­auf der Slo­gan mit der iden­ti­fi­ka­to­ri­schen Glei­chung: Wir sind der Syn­oda­le Weg.

„Ihre Stimme zum Synodalen Weg“

Man bit­tet bis 23. Janu­ar um „Mit­be­tei­li­gung“, um „Über­le­gun­gen, Mei­nun­gen und Bera­tungs­vor­schlä­ge“. 3000 Ein­ga­ben soll es schon geben (Stand: 22. Janu­ar; viel ist das ja nicht!). Es beschleicht einen der Ver­dacht, daß jede Stim­me zählt als Legi­ti­ma­ti­on des Wegs und daß auch jede kri­ti­sche Ant­wort lehr­amtstreu­er Katho­li­ken sta­ti­stisch als Betei­li­gung ver­ein­nahmt und vom kol­lek­ti­ven WIR ver­schlun­gen wer­den wird. Das ist das Dilem­ma, vor dem man stand, wenn man nicht schwei­gen woll­te. Doch wie auch immer: Die Sta­ti­stik wird ver­mut­lich lügen. 

Denn es wird zwar gesagt, daß die abge­ge­be­nen „Ant­wor­ten in die Syn­odal­ver­samm­lung mit ein­flie­ßen“ wer­den, aber erst nach einer „Aus­wer­tung durch ein qua­li­fi­zier­tes Team“. Die guten ins Töpf­chen, die schlech­ten ins Kröpfchen? 

Hier eini­ge der sug­ge­sti­ven und rhe­to­ri­schen Fragen:

„Wel­che kon­kre­ten Erfah­run­gen von Macht und Ohn­macht haben Sie in der Kir­che gemacht und was muß Ihrer Mei­nung nach in der Kir­che ver­än­dert wer­den, damit der Umgang mit Macht bes­ser kon­trol­liert und Macht­miß­brauch ver­hin­dert wer­den kann?“

Nach die­sem Muster erwar­tet man Ver­bes­se­rungs­vor­schlä­ge für nahe­ge­leg­te Miß­stän­de. Mani­pu­la­ti­on durch Fra­ge­stel­lung und Spra­che, die auf eine als nötig vor­ge­ge­be­ne Reform und Ver­än­de­rung abzielen.

 „Was müß­te sich ändern, daß…“

„Was ist Ihnen wich­tig in der Sexu­al­leh­re der Kir­che und was müß­te drin­gend  ver­än­dert werden“ 

„Nicht weni­ge lei­den dar­un­ter, daß den Frau­en nicht alle Dien­ste und Ämter in der Kir­che, ins­be­son­de­re das Wei­he­amt, offen stehen. 

Wie müß­te das Mit­ein­an­der von Frau­en und Män­nern in der Kir­che gestal­tet sein, damit wir in unse­rer Zeit glaub­wür­dig das Evan­ge­li­um ver­kün­den kön­nen? „(Her­vor­he­bun­gen durch die Autorin)

Längst ist die Gren­ze ver­schwom­men zwi­schen Beein­flus­sung der Katho­li­ken, die von ihrem Glau­ben nur noch wenig wis­sen, eine moder­ne Kir­che aber schon irgend­wie gut fin­den, und einer Zustim­mungs­platt­form für die Katho­li­ken, die durch ihr for­dern­des zeit­gei­sti­ges Ver­hal­ten die Macht fal­scher Pro­phe­ten schon längst zemen­tiert haben. Sie sind schon Überzeugungstäter.

Wir auch! Aber für die Kir­che Jesu Chri­sti auf der Basis von Lehr­amt und Tradition.

Die ein­zi­ge Ant­wort. Wir müs­sen sie über­all und jeder­zeit geben, wenn wir schrei­ben, reden, han­deln. Die Aci­es ordi­na­ta in Mün­chen setz­te gera­de erst ein ganz beson­de­res Zei­chen und war katho­li­sches Bekennt­nis gegen den Irr­weg der fal­schen  Propheten.

Die­je­ni­gen, die Ver­ant­wor­tung für die unüber­wind­ba­re  Kir­che Jesu Chri­sti über­neh­men, geben Zeug­nis von der Wahr­heit. Vie­le beru­fe­ne katho­li­sche Stim­men zeig­ten und zei­gen, daß der Syn­oda­le Weg in sei­ner refor­ma­to­ri­schen Absicht, die unver­hoh­len for­mu­liert aus den The­men­be­rei­chen und Arbeits­vor­la­gen spricht, in eine neue Kir­che strebt. Auch wenn Kar­di­nal Marx das gera­de wie­der vehe­ment bestrit­ten hat.  Eine Kir­che, die den Bedürf­nis­sen und Ansprü­chen des moder­nen selbst­be­stimm­ten Men­schen gesell­schaft­lich zeit­ge­mäß und damit „bes­ser“ ent­spricht. Der Zöli­bat, die Wür­de des Men­schen als Mann und Frau geschaf­fen mit je eige­nen Beru­fun­gen zum hei­li­gen­den Dienst an Gott, das Wei­he­prie­ster­tum des Man­nes und die kirch­li­che Sexu­al­mo­ral wider­spre­chen die­sen Bedürf­nis­sen. Denn das sieht alles nach Opfer, Unter­wer­fung, Dis­kri­mi­nie­rung und Ein­schrän­kung aus. 

Nur – es gab da Einen, der hat sich dem Lei­den unter­wor­fen und Sein Blut  zur Ver­ge­bung unse­rer Sün­den im Tod am Kreuz ver­gos­sen. Das ver­drängt man ger­ne und hängt das Opfer­mahl in der Mes­se schon seit lan­gem nicht mehr so hoch. 

Ich bin der Weg und die Wahr­heit und das Leben; nie­mand kommt zum Vater außer durch mich. (Joh 14,6)

Das synodale Kreuz sieht verändert aus. Und es weist nicht nach oben. Man geht einen eigenen Weg. Vom Vater weg?
Das syn­oda­le Kreuz sieht ver­än­dert aus. Und es weist nicht nach oben. Man geht einen eige­nen Weg. Vom Vater weg?

Kar­di­nal Marx hat in einem am Mitt­woch ver­öf­fent­lich­ten Inter­view für die deut­schen Bis­tums­zei­tun­gen die Erwar­tun­gen gebremst und betont, „die Kir­che nicht neu erfin­den“ zu wol­len. Aber Vor­sicht! Man müs­se war­ten kön­nen, heißt es wei­ter. 20, 30 oder 100 Jah­re. Der Syn­oda­le Weg kön­ne die Dis­kus­si­on z.B. zum The­ma Macht­ver­tei­lung und Prie­ster­amt für Frau­en durch sein Votum offen­hal­ten, wenn es um die Fra­ge der lehr­amt­li­chen Wei­ter­ent­wick­lung gehe. 

Sehr geehrter Kardinal Marx!

Ihre Stim­me zum Syn­oda­len Weg?

Könn­ten  Sie nicht ein­mal selbst nur die Fra­gen beant­wor­ten, die Sie den Katho­li­ken gestellt haben, und Ihre Vor­schlä­ge for­mu­lie­ren? Damit wäre dann alles klar. Denn die Fra­gen zie­len nicht auf rela­ti­vier­ba­re  Antworten.

Von beson­de­rem Inter­es­se wäre fol­gen­de Frage:

„Wie kann ein authen­ti­scher Prie­ster mit­ten in der Welt von heu­te in der Nach­fol­ge Jesu leben, wel­che Lebens­form hal­ten Sie für den Prie­ster heu­te für angemessen?“ 

Wir dür­fen doch davon aus­ge­hen, daß sich Ihre Ant­wort mit den län­ge­ren Aus­füh­run­gen Kar­di­nal Sarahs und Bene­dikt XVI. mes­sen las­sen kann? 

Mit bestem Dank
Eine Katho­li­kin

Bild: Wiki­com­mons

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