Glaubensdikasterium im Brancaleone-Modus

"Kardinal Fernández muß gehen"


Victor Manuel "Tucho" Fernandez bei der Präsentation von Mater populi fidelis
Victor Manuel "Tucho" Fernandez bei der Präsentation von Mater populi fidelis

Von Cami­nan­te Wanderer*

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Gestern ver­öf­fent­lich­te die Jour­na­li­stin Dia­ne Mon­tagne in ihrem Blog einen ver­ba­len Aus­tausch, den sie mit Kar­di­nal Vic­tor Manu­el „Tucho“ Fernán­dez über das Doku­ment Mater popu­li fide­lis geführt hat­te; die­ser wur­de von Info­ca­tó­li­ca wie­der­ge­ge­ben.

Wie jeder­mann fest­stel­len kann, ist das Gan­ze gera­de­zu aber­wit­zig. In der Pra­xis stel­len die­se neu­en Äuße­run­gen des Prä­fek­ten eine „klä­ren­de Note“ zum genann­ten Doku­ment dar; es scheint, als stün­den wir vor einer neu­en vati­ka­ni­schen Mode, die von ihm ein­ge­führt wur­de und nach der jedes von sei­nem Dik­aste­ri­um her­aus­ge­ge­be­ne Doku­ment einer nach­träg­li­chen Erklä­rung bedarf. Und die­se Erklä­rung ver­dun­kelt die Ange­le­gen­heit noch wei­ter. Mit ande­ren Wor­ten: ganz im Stil eines für das hohe Amt, das er beklei­det, untaug­li­chen und unfä­hi­gen Mannes.

Sehen wir uns eini­ge denk­wür­di­ge Stel­len aus den Ant­wor­ten des gro­tes­ken Kom­man­dan­ten der Chao­ten-Trup­pe des Bran­ca­leo­ne da Nor­cia, zu der das Dik­aste­ri­um für die Glau­bens­leh­re inzwi­schen ver­kom­men ist:

Dia­ne Mon­tagne: Der Aus­druck „immer [unan­ge­bracht, den Titel ‚Mit­erlö­se­rin‘ zu ver­wen­den]“ – bezieht er sich auf die Ver­gan­gen­heit, beson­ders im Hin­blick dar­auf, daß die­ser Titel von Hei­li­gen, Kir­chen­leh­rern und im ordent­li­chen Lehr­amt ver­wen­det wurde?

Kar­di­nal Fernán­dez: Nein, nein, nein. Er bezieht sich auf den gegen­wär­ti­gen Moment.

Dia­ne Mon­tagne: Dann bedeu­tet „immer“ also „von jetzt an“?

Kar­di­nal Fernán­dez: Von jetzt an, ohne Zweifel.

Jeder Schü­ler weiß, daß das Adverb „immer“ einen kon­ti­nu­ier­li­chen Zeit­raum umfaßt, der Ver­gan­gen­heit, Gegen­wart und Zukunft ein­schließt. Es bedeu­tet „zu jeder Zeit“, „fort­wäh­rend“, ohne zeit­li­che Aus­nah­me. Fernán­dez hat die Bedeu­tung die­ses Wor­tes ver­än­dert, ver­mut­lich weil er meint, dies gehö­re zu sei­nen Befug­nis­sen als Prä­fekt. Wird die­ser seman­ti­sche Wan­del Teil des ordent­li­chen Lehr­amts wer­den? In die­sem Fall sage ich nicht nur einen Kon­flikt mit den afri­ka­ni­schen Bischö­fen vor­aus, wie schon ein­mal gesche­hen, son­dern mit den Sprach­aka­de­mien der gesam­ten west­li­chen Welt.

Fernán­dez: „Wenn Sie gemein­sam mit Ihrer Grup­pe von Freun­den mei­nen, den wah­ren Sinn die­ses Aus­drucks [‚Mit­erlö­se­rin‘] gut zu ver­ste­hen, das Doku­ment gele­sen haben und sehen, daß dar­in auch sei­ne posi­ti­ven Aspek­te bestä­tigt wer­den, und wenn Sie genau das in Ihrer Gebets­grup­pe oder im Freun­des­kreis zum Aus­druck brin­gen wol­len, kön­nen Sie den Titel ver­wen­den; aber er wird nicht offi­zi­ell benutzt wer­den, das heißt weder in lit­ur­gi­schen Tex­ten noch in offi­zi­el­len Dokumenten.“

Aber hat­ten wir nicht fest­ge­hal­ten, daß „der Gebrauch des Titels Mit­erlö­se­rin immer unan­ge­bracht ist“ (Mater popu­li fide­lis 22)? Neh­men wir an, daß „immer“ tat­säch­lich „von jetzt an“ bedeu­tet, aber sol­len wir auch anneh­men, daß „immer“ nicht immer „immer“ ist? Denn nun sagt uns der Kar­di­nal, daß die Gläu­bi­gen die­sen Titel in ihrer pri­va­ten Mari­en­fröm­mig­keit ver­wen­den kön­nen, die Kir­che jedoch nicht in ihren offi­zi­el­len Doku­men­ten. Dann ist es also nicht „immer“; es ist „manch­mal“ – und es hängt davon ab, wer ihn gebraucht.

Doch mehr noch: Der pur­pur­tra­gen­de Bran­ca­leo­ne – nicht aus Nor­cia, son­dern aus Alci­ra Gige­na – erhebt sich auf sei­nem Prä­fek­ten­po­dest und nimmt sich das Recht her­aus, die For­men der Fröm­mig­keit des „gläu­bi­gen Vol­kes“ zu bestim­men. Dem­nächst wird es wohl so weit sein, daß wir, um den Rosen­kranz zu beten, zuerst ein paar – von Fernán­dez ver­faß­te – Doku­men­te gele­sen, sodann geprüft haben müs­sen, wel­chen Platz wir der Aller­se­lig­sten Jung­frau in unse­rem Her­zen ein­räu­men, und schließ­lich, nach berg­o­glia­ni­scher Unter­schei­dung, mit dem Gebet begin­nen dürfen.

Diane Mon­tagne: Noch eine letz­te Fra­ge: Haben Sie (das heißt das Dik­aste­ri­um für die Glau­bens­leh­re) für Mater Popu­li Fide­lis irgend­ei­nen Mario­lo­gen konsultiert?

Kar­di­nal Fernán­dez: Ja, vie­le, sehr viele …

Wie bereits klar­ge­stellt wur­de, sind die ange­se­hen­sten Mario­lo­gen und ein­schlä­gi­gen Fach­re­fe­ren­ten – etwa die Dozen­ten der Päpst­li­chen Theo­lo­gi­schen Fakul­tät „Maria­num“ oder die Mit­glie­der der Päpst­li­chen Inter­na­tio­na­len Maria­ni­schen Aka­de­mie – nicht kon­sul­tiert wor­den. Wer mögen also die­se „vie­len, sehr vie­len“ gewe­sen sein? Die Theo­lo­gen und Theo­lo­gin­nen der Katho­li­schen Uni­ver­si­tät Argen­ti­ni­ens oder der theo­lo­gi­schen Schu­le von Mada­gas­kar? Oder ist es eher ein klei­nes Mär­chen des Kardinals?

Ich wie­der­ho­le: Kar­di­nal Víc­tor Fernán­dez muß sein Amt niederlegen.

*Cami­nan­te Wan­de­rer, argen­ti­ni­scher Phi­lo­soph und Blogger.

Über­set­zung: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Vati­can News/​Youtube (Screen­shot)

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