Am heutigen 22. November 2025 empfing Papst Leo XIV. die Theologin Katharina Westerhorstmann, Professorin für Theologie und Ethik an der Franciscan University of Steubenville (Standort Gaming), in Audienz. Die deutsche Wissenschaftlerin gehört zu jenen Frauen, die, wie das von römischen Priester betriebene Nachrichtenportal Silere non possum betont, genau dem Typus entsprechen, den ein Teil der Kirche nicht anhört: jung, hervorragend ausgebildet, unabhängig und – was entscheidend ist – der Wahrheitssuche verpflichtet.
Beim Synodalen Weg hatte Westerhorstmann mehrfach mit klaren, nicht polemischen Argumenten interveniert, wurde dort jedoch zunehmend zur „unbequemen Minderheit“. Ihr Austritt aus dem Forum IV erfolgte, wie sie betonte, aus demselben Grund wie zuvor der von Weihbischof Schwaderlapp: Es fehlt eine reale Dialogkultur; kritische Stimmen werden als quantité négligeable behandelt. Gemeinsam mit anderen veröffentlichte sie gegen den synodalen Mainstream einen alternativen Text, der die kirchliche Lehre bekräftigte: die Zentralität der Ehe, die Ablehnung einer bloßen Selbstbestimmungslogik in Fragen der Sexualität, die Bedeutung der Keuschheit sowie den Vorrang der Begegnung mit Christus. Zur Frage sogenannter „weiblicher Charismen“ sagte sie, es handle sich um eine überzogene Simplifizierung, wenn man Ämter automatisch mit Charisma gleichsetze.
Der 2023 an Papst Franziskus gesandte Brief, unterzeichnet u. a. mit Marianne Schlosser und Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz, wollte – so Westerhorstmann – keine Blockade, sondern eine „Sorge um die Einheit“ zum Ausdruck bringen. Die Fakten bestätigten die Initiative: Die deutschen synodalen Prozesse gehen unbeirrt weiter, indem römische Hinweise weitgehend ignoriert werden. Der Zeitpunkt sei nicht strategisch gewählt worden, aber das neue Synodale Komitee habe ihre Unruhe verstärkt: Der Eindruck sei, da0 Rom schlicht übergangen werde. Konflikte zu benennen bedeute nicht Spaltung, sondern Verantwortun, so Westerhorstmann, und die Kirche müsse „unter einem Dach“ geeint bleiben.
Auf den zweiten Brief antwortete Papst Franziskus. Die „Verbindlichkeit“ seiner Worte habe sie beeindruckt. Der Papst rief dazu auf, eine Perspektive des Evangeliums einzunehmen, die Armen in den Mittelpunkt zu stellen und den Fokus von Strukturkonflikten zurück auf Gebet, Buße und Anbetung zu lenken – ein Impuls, den sie als Weg verstand, Spannungen zu heilen. Auf ausdrückliche Nachfrage erlaubte Rom die Veröffentlichung der Antwort.
Vor diesem Hintergrund gewinnt das heutige persönliche Gespräch mit Leo XIV. besonderes Gewicht. Während Franziskus lediglich schriftlich reagiert hatte, und das erst beim zweiten Anlauf, aber den direkten Kontakt mied, wählte Leo XIV. die persönliche Begegnung: Er hört Bischöfe und nun auch Laien an, die den deutschen Weg kritisieren. Zuletzt wurde auch Bischof Stefan Oster SDB von Passau angehört, der sich wegen extremer Positionen vom Synodalen Weg distanziert hatte, die mit der vollen Einheit mit Rom nicht mehr vereinbar sind.
Parallel dazu arbeiten verschiedene Stellen der Römischen Kurie weiterhin mit den offiziellen Kräften des Synodalen Weges zusammen. Der Ausgang dieses Tauziehens ist offen. Wird Leo XIV. anders handeln als sein Vorgänger Franziskus? Dieser ärgerte sich zwar über das eigenmächtige deutsche Vorpreschen, allerdings weniger aus inhaltlichen Gründen, sondern vor allem deshalb, weil er das Heft des Handelns beanspruchte und es sich nicht von ortskirchlichen Kräften aus der Hand nehmen lassen wollte.
Franziskus kritisierte zwar extreme Vorstöße des Synodalen Wegs, doch sobald römische Behörden eingreifen wollten, pfiff er sie zurück (Interkommunion für evangelische Ehegatten, Homosexualität). Damit lähmte er die kirchliche Zentralgewalt, während den neuen deutschen „Protestanten“ der Kamm mehr und mehr anschwoll.
Auch an der römischen Reaktion auf den deutschen synodalen Sonderweg wird sich zeigen, ob der von einer bergoglianischen Mehrheit gewählte Papst Leo XIV. imstande sein wird, sich und die Kirche von dem ungesunden Erbe jener teutonischen Zirkel zu befreien, die 2013 Jorge Mario Bergoglio auf den Stuhl Petri gehoben hatten.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Youtube/Stift Heiligenkreuz (Screenshot)

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