Vatikan verlangt Aus von InfoVaticana


(Rom) Die „Revo­lu­ti­on der Zärt­lich­keit“ for­dert neue Opfer. Zuerst mach­te sich P. Anto­nio Spa­da­ro SJ, Papst-Ver­trau­ter und Chef­re­dak­teur der römi­schen Jesui­ten­zeit­schrift La Civil­tà Cat­to­li­ca, am 17. Febru­ar die For­de­rung zu eigen, gegen EWTN eine Kir­chen­stra­fe zu ver­hän­gen, bis sich der Sen­der von sei­nem Repor­ter Ray­mond Arro­yo trennt. Nun will das vati­ka­ni­sche Staats­se­kre­ta­ri­at das spa­ni­sche Nach­rich­ten­por­tal Info­Va­ti­ca­na zum Schwei­gen brin­gen. Der Grund ist der­sel­be: Bei­de haben Kri­tik an der Amts­füh­rung von Papst Fran­zis­kus gewagt. Es geht um Zensur.

Das Nachrichtenportal, das mit Papst Franziskus entstanden ist

Spadaro übernahm ein Tweet mit der Interdikt-Forderung gegen EWTN
Spa­da­ro über­nahm ein Tweet mit der Inter­dikt-For­de­rung gegen EWTN
Anzei­ge

Info­Va­ti­ca­na wur­de 2013 weni­ge Mona­te nach der Wahl von Papst Fran­zis­kus von den bei­den Jour­na­li­sten Gabri­el Ari­za und Fer­nan­do Bel­trán gegrün­det. Mit dem Nach­rich­ten­por­tal wol­len sie in Spa­ni­en und für die spa­nisch­spra­chi­ge Welt „eine Lücke in der Bericht­erstat­tung und Ana­ly­se über das fül­len, was in der Kir­che geschieht“, wie sie damals auf Face­book schrie­ben. Meh­re­re bekann­te katho­li­sche Blog­ger sind mit dem Por­tal ver­bun­den, dar­un­ter der bekann­te Kolum­nist Fran­cis­co Fer­nan­dez de la Cigo­ña.

Wegen sei­ner Unab­hän­gig­keit von der kirch­li­chen Hier­ar­chie konn­te das Por­tal über ein­zel­ne Ent­schei­dun­gen der Spa­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz, aber auch über Aspek­te der Amts­füh­rung von Papst Fran­zis­kus kri­tisch berichten.

Heu­te gab Her­aus­ge­ber und Chef­re­dak­teur Gabri­el Ari­za bekannt:

„Der Vati­kan beauf­tragt Bak­er & McKen­zie, um Info­Va­ti­ca­na zu schließen“.

InfoVaticana
Info­Va­ti­ca­na

Wie Ari­za berich­tet, for­dert das vati­ka­ni­sche Staats­se­kre­ta­ri­at, das Aus für Info­Va­ti­ca­na und „hat des­halb eine der mäch­tig­sten Rechts­an­walts­kanz­lei­en beauf­tragt, die kei­nen Kom­pro­miß akzep­tiert außer die Schlie­ßung die­ses Por­tals und die Über­ga­be der Inter­net-Domain Info​va​ti​ca​na​.com an sei­nen Man­dan­ten“. Die Kanz­lei Bak­er & McKen­zie gehört zu den glo­ba­len TOP 10 der Inter­na­tio­nal Busi­ness law firms.

Info­Va­ti­ca­na, so Ari­za, „hat vie­le Male die Wor­te von Papst Fran­zis­kus für eine ‚arme Kir­che für die Armen‘ und gegen den ‚Kle­ri­ka­lis­mus‘ ver­öf­fent­licht.“ Nun wer­de Info­Va­ti­ca­na selbst Opfer von Macht­den­ken und die­sem Kle­ri­ka­lis­mus. „Ein Jour­na­list sollt nie selbst Nach­richt sein, doch das kann man sich nicht immer selbst aus­su­chen.“ So erge­he es der­zeit Info­Va­ti­ca­na.

„Fordert vielleicht die Stadt New York das Aus für die New York Times?“

Das vati­ka­ni­sche Staats­se­kre­ta­ri­at ließ Info­Va­ti­ca­na vor eini­gen Mona­ten die „Auf­for­de­rung“ zukom­men, „auf unse­re Inter­net-Domain zu ver­zich­ten“. Dem Schrei­ben waren Doku­men­te bei­gelegt, daß der Hei­li­ge Stuhl die „exklu­si­ven Rech­te“ über den Namen Vati­kan, dem phy­si­schen Mit­tel­punkt der Chri­sten­heit, besit­ze. Dazu Ariza:

„Man stel­le sich die Reak­ti­on des Publi­kums vor, wenn die Stadt­ver­wal­tung von New York eine sol­che For­de­rung der bekann­ten New York Times zukom­men lie­ße, oder die Repu­blik Ita­li­en der vom gro­ßen Fran­zis­kus-Freund Euge­nio Scal­fa­ri gelei­te­ten Tages­zei­tung La Repubbli­ca.“

Der Unter­schied?

„Wir sind natür­lich weder die einen noch die ande­ren. Eigent­lich sind wir ziem­lich klein und unbe­deu­tend, daß es ver­wun­dert, die Auf­merk­sam­keit eines Staats­se­kre­ta­ri­ats zu fin­den, das eigent­lich damit beschäf­tigt ist, die Kir­che zu lenken.“

Die Erklä­rung sei wahr­schein­lich aber „recht ein­fach“, so Ariza.

„Der Spa­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz hat es nicht gefal­len, was wir ihr gesagt haben“ (z.B. im Zusam­men­hang mit dem Fern­seh­sen­der 13tv und der Radio­sen­der­ket­te Cope, bei­de im Besitz der Bischofs­kon­fe­renz). „Und sagen wir auch das: Reli­gi­on Digi­tal kann den ‚kühn­sten‘ und ‚rebel­lisch­sten‘ theo­lo­gi­schen Posi­tio­nen eine Stim­me ver­lei­hen, ohne Pro­ble­me zu bekom­men. Die Bischofs­kon­fe­renz, die Cari­tas, Manos Uni­das, das Erz­bis­tum Madrid, sie alle inse­rie­ren dort. Für unse­re Bischö­fe scheint dok­tri­nel­les Dis­si­den­ten­tum weni­ger schwer­wie­gend, als kle­ri­ka­len Miß­brauch aufzuzeigen.“

Reli­gi­on Digi­tal ist das füh­ren­de pro­gres­si­ve, spa­ni­sche Nach­rich­ten­por­tal im kirch­li­chen Bereich.

Kar­di­nal Bláz­quez, der Erz­bi­schof von Val­la­do­lid und Vor­sit­zen­de der Bischofs­kon­fe­renz, den Papst Fran­zis­kus zum Kar­di­nal erhob, erstat­te­te im Namen eini­ger Bischö­fe bei der Apo­sto­li­schen Nun­tia­tur Anzei­ge gegen Info­Va­ti­ca­na. Dazu Ariza:

„Weil die­ses Por­tal sich nicht wie ande­re kirch­li­che Medi­en dar­auf beschränkt, über bun­te Vögel und Blu­men zu berich­ten und zu erzäh­len, daß alles gut sei, son­dern berich­tet, was wirk­lich pas­siert, auch dann, wenn Per­so­nen ver­wickelt sind, deren Iden­ti­tät man lie­ber ver­schwei­gen möchte.“

Vatikan hetzt eine der mächtigsten Anwaltskanzleien auf InfoVaticana

Vatikan
Vati­kan

Das Staats­se­kre­ta­ri­at die­ses Pon­ti­fi­kats „einer armen Kir­che für die Armen“ beauf­tragt „nicht eine beschei­de­ne Anwalts­kanz­lei, son­dern eine der mäch­tig­sten Anwalts­kanz­lei­en der Welt, den mul­ti­na­tio­na­len Kanz­lei­gi­gan­ten Bak­er & McKen­zie“. Die Kanz­lei schick­te ein Fax, in dem Info­Va­ti­ca­na auf­ge­for­dert wur­de, die Domain Info​va​ti​ca​na​.com an das vati­ka­ni­sche Staats­se­kre­ta­ri­at abzu­tre­ten, und zwar inner­halb von sie­ben Tagen. Gleich­zei­tig wur­de „freund­li­cher­wei­se“ mit­ge­teilt, daß es andern­falls zu einem teu­ren Rechts­streit kom­men werde.

„Die Absicht ist offen­sicht­lich. Man woll­te uns zu ver­ste­hen geben, daß wir uns das, was dann im Namen des Vati­kans auf uns zukä­me, nicht lei­sten kön­nen. Hin­zu­kam der klei­ne Hin­weis, daß wir lie­ber klein bei­geben soll­ten, denn eine Kla­ge wegen unlau­te­ren Wett­be­werbs käme allein schon wegen der Anwalts­ho­no­ra­re sehr teu­er. Daß wir ver­lie­ren wür­den, so der Tenor, sei ohne­hin klar.“

Info­Va­ti­ca­na hat „natür­lich“ die Domain nicht abge­tre­ten, so Ariza.

„Unser Anwalt teil­te Bak­er & McKen­zie mit, daß wir zu einem Kom­pro­miß bereit sind, wes­halb man mit­ein­an­der reden soll­te. Wir sind bereit auf alles zu ver­zich­ten, was in irgend­ei­ner Wei­se Anlaß für Miß­ver­ständ­nis­se sein könn­te, um her­aus­zu­strei­chen, daß wir in kei­ner ande­ren Bezie­hung zum Vati­kan ste­hen außer, daß der Vati­kan ein Schwer­punkt unse­rer Bericht­erstat­tung ist und wir treue Kin­der der Kir­che sind.“

Die inter­na­tio­na­le Anwalts­kanz­lei ließ dar­auf wis­sen, daß ihr „Kli­ent“, das vati­ka­ni­sche Staats­se­kre­ta­ri­at, davon nichts wis­sen wol­le. Ent­we­der oder. Ver­hand­lun­gen wer­de es nicht geben. Man gewähr­te uns „groß­zü­gig“ ein Mora­to­ri­um von sechs Mona­ten, um auf eine ande­re Domain­adres­se umzu­zie­hen. Es wer­de aber kei­ne Ver­ein­ba­rung zur Domain Info​va​ti​ca​na​.com und zum Mar­ken­na­men geben.

InfoVaticana „muß verschwinden“

Im ver­gan­ge­nen Dezem­ber war damit das Gespräch zu Ende, bevor es über­haupt begon­nen hat­te, so Ariza:

„Bak­er & McKen­zie teil­te mit, daß Info­Va­ti­ca­na zu ver­schwin­den habe“.

„Für uns ist ein Umzug ein Pro­blem, denn er bedeu­tet einen unab­seh­ba­ren Scha­den“, so der Grün­der von Info­Va­ti­ca­na. Die Sache sei jeden­falls eigen­ar­tig, weil die Kom­bi­na­ti­on Info für Nach­rich­ten­sei­ten mit einer Gegend, einer Stadt, einem Land, über das berich­tet wer­de, sehr ver­brei­tet sei.

„Das Erz­bis­tum Madrid betreibt bei­spiels­wei­se die Sei­te InfoM­a­drid. Die Stadt­ver­wal­tung könn­te dem­nach die Löschung verlangen?“

Der­zeit ist die Sache beim Spa­ni­schen Patent- und Mar­ken­amt anhän­gig. Die Kanz­lei Bak­er & McKen­zie hat dort im Namen des Vati­kans eine Ein­ga­be gegen Info­Va­ti­ca­na gemacht. Ob bereits eine Anzei­ge wegen „unlau­te­ren Wett­be­werbs“ ein­ge­bracht wur­de, weiß Ari­za der­zeit nicht zu sagen.

Was kommt auf Info­Va­ti­ca­na zu?

„Kurz gesagt: Wir müs­sen Geld in Anwäl­te und Ver­wal­tungs­pro­zes­se stecken. Gott sei Dank haben wir die Unter­stüt­zung unse­rer Leser, um wei­ter­hin der Kir­che in der Wahr­heit die­nen zu können“.

Der Vati­kan schießt scharf gegen miß­lie­bi­ge Stim­men. Die „Revo­lu­ti­on der Zärt­lich­keit“ hat einen neu­en Exe­ku­tor gefun­den: Bak­er & McKenzie.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: InfoVaticana/​Twitter (Screen­shot)

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Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

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2 Kommentare

  1. Ja, ja, mit Barm­her­zig­keit und Para­dig­men­wech­sel ist das so eine Sache.
    Es kommt immer dar­auf an, wer etwas tut.

  2. Die Angst im Vati­kan muß inzwi­schen wohl sehr groß sein, daß es sein Zuflucht zu juri­sti­schen Tricks nimmt um Kri­tik zu unterdrücken.
    Breit posten und informieren.
    Nichts fürch­tet eine Dik­ta­tur sosehr als öffent­li­che Erregung.
    „Casi­no!“

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