
Die Tradition, eine Heilige Messe in der Weihnachtsnacht um Mitternacht, im oberdeutschen Raum auch Christmette oder Metten genannt, reicht sehr weit zurück. Bereits für das Jahr 440 n. Chr. ist die erste Mitternachtsmesse unter Papst Sixtus III. belegt. Der Papst zelebrierte sie in der römischen Basilika Santa Maria Maggiore, wo Teile der Krippe verehrt werden, in der das Jesuskind lag.
So pflegten es die Päpste durch die Jahrhunderte bis herauf zuletzt Johannes Paul II. und Benedikt XVI. Siehe die erste Predigt des deutschen Papstes in der Heiligen Messe „um Mitternacht“ am 24. Dezember 2005. Falls ein Papst aus gesundheitlichen Gründen verhindert war, zelebrierte ein päpstlicher Delegat – aber immer um Mitternacht.
Ab 2009 wurde die Christmette jedoch auf 22 Uhr vorverlegt, aus Rücksicht auf die Gesundheit und das Alter des damals 82jährigen Papstes, der sich nicht durch einen Delegaten vertreten lassen wollte. Damit war die mehr als 1500jährige Tradition durchbrochen.
Unter Franziskus wurde die Mitternachtsmette, die keine mehr war, zunächst auf 21.30 Uhr vorverlegt, dann ab 2020 auf 19.30 Uhr und schließlich 2024 auf 19.00 Uhr. Ausschlaggebend waren praktische Gründe. Diese hätte man in den mehr als anderthalb Jahrtausenden davor auch geltend machen können, tat es aber nicht.
Durch eine so frühe Zelebration war freilich die ursprüngliche Intention, die von tiefer liturgischer, symbolischer und spiritueller Bedeutung ist und sich aus biblischen, theologischen und liturgischen Wurzeln speist, kaum mehr erkennbar.
Nur ein Aspekt sei genannt: Die Mitternacht ist die tiefste Dunkelheit der Nacht und damit symbolisch der tiefste Punkt der Weltgeschichte – bevor mit Christus das Licht aufgeht. Die Geburt markiert den Beginn eines neuen Tages in der Menschheitsgeschichte, eines neuen Bundes durch das neu in die Welt eintretende Heil. Papst Sixtus III. wählte die Mitternacht, um den symbolischen Übergang von der alten zur neuen Zeit zu betonen: die geistliche Wende durch Christus; das Kommen des Lichts in die Finsternis; der Übergang vom Alten zum Neuen.
Nach jüdischem und auch antikem römischem Verständnis stellte die Mitternacht, die sechste Nachtstunde, exakt die Mitte der Nacht dar. Die Uhrzeit war nicht zufällig gewählt.
Heute gab das Amt für die Liturgischen Feiern des Papstes den Kalender der von Papst Leo XIV. geleiteten Feiern für die Monate November und Dezember 2025 sowie Januar 2026 bekannt. Die Christmette wird am 24. Dezember wieder auf 22 Uhr zurückverlegt, wie es einige Jahre unter Benedikt XVI. gewesen war. Es ist keine Rückkehr zur liturgischen Uhrzeit um Mitternacht, aber ein Schritt in diese Richtung.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Youtube (Screenshot)
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