Papst Leo XIV. zelebriert Christmette wieder um 22 Uhr

Ein Schritt in Richtung Mitternacht


Benedikt XVI. zelebrierte noch 2005, wie es seit fast 1600 Jahren in der Kirche Tradition war, eine Mitternachtsmesse. Leo XIV. nähert sich dieser Tradition wieder an.
Benedikt XVI. zelebrierte noch 2005, wie es seit fast 1600 Jahren in der Kirche Tradition war, eine Mitternachtsmesse. Leo XIV. nähert sich dieser Tradition wieder an.

Die Tra­di­ti­on, eine Hei­li­ge Mes­se in der Weih­nachts­nacht um Mit­ter­nacht, im ober­deut­schen Raum auch Christ­met­te oder Met­ten genannt, reicht sehr weit zurück. Bereits für das Jahr 440 n. Chr. ist die erste Mit­ter­nachts­mes­se unter Papst Six­tus III. belegt. Der Papst zele­brier­te sie in der römi­schen Basi­li­ka San­ta Maria Mag­gio­re, wo Tei­le der Krip­pe ver­ehrt wer­den, in der das Jesus­kind lag.

Anzei­ge

So pfleg­ten es die Päp­ste durch die Jahr­hun­der­te bis her­auf zuletzt Johan­nes Paul II. und Bene­dikt XVI. Sie­he die erste Pre­digt des deut­schen Pap­stes in der Hei­li­gen Mes­se „um Mit­ter­nacht“ am 24. Dezem­ber 2005. Falls ein Papst aus gesund­heit­li­chen Grün­den ver­hin­dert war, zele­brier­te ein päpst­li­cher Dele­gat – aber immer um Mitternacht.

Ab 2009 wur­de die Christ­met­te jedoch auf 22 Uhr vor­ver­legt, aus Rück­sicht auf die Gesund­heit und das Alter des damals 82jährigen Pap­stes, der sich nicht durch einen Dele­ga­ten ver­tre­ten las­sen woll­te. Damit war die mehr als 1500jährige Tra­di­ti­on durchbrochen.

Unter Fran­zis­kus wur­de die Mit­ter­nachts­met­te, die kei­ne mehr war, zunächst auf 21.30 Uhr vor­ver­legt, dann ab 2020 auf 19.30 Uhr und schließ­lich 2024 auf 19.00 Uhr. Aus­schlag­ge­bend waren prak­ti­sche Grün­de. Die­se hät­te man in den mehr als andert­halb Jahr­tau­sen­den davor auch gel­tend machen kön­nen, tat es aber nicht.

Durch eine so frü­he Zele­bra­ti­on war frei­lich die ursprüng­li­che Inten­ti­on, die von tie­fer lit­ur­gi­scher, sym­bo­li­scher und spi­ri­tu­el­ler Bedeu­tung ist und sich aus bibli­schen, theo­lo­gi­schen und lit­ur­gi­schen Wur­zeln speist, kaum mehr erkennbar.

Nur ein Aspekt sei genannt: Die Mit­ter­nacht ist die tief­ste Dun­kel­heit der Nacht und damit sym­bo­lisch der tief­ste Punkt der Welt­ge­schich­te – bevor mit Chri­stus das Licht auf­geht. Die Geburt mar­kiert den Beginn eines neu­en Tages in der Mensch­heits­ge­schich­te, eines neu­en Bun­des durch das neu in die Welt ein­tre­ten­de Heil. Papst Six­tus III. wähl­te die Mit­ter­nacht, um den sym­bo­li­schen Über­gang von der alten zur neu­en Zeit zu beto­nen: die geist­li­che Wen­de durch Chri­stus; das Kom­men des Lichts in die Fin­ster­nis; der Über­gang vom Alten zum Neuen.

Nach jüdi­schem und auch anti­kem römi­schem Ver­ständ­nis stell­te die Mit­ter­nacht, die sech­ste Nacht­stun­de, exakt die Mit­te der Nacht dar. Die Uhr­zeit war nicht zufäl­lig gewählt.

Heu­te gab das Amt für die Lit­ur­gi­schen Fei­ern des Pap­stes den Kalen­der der von Papst Leo XIV. gelei­te­ten Fei­ern für die Mona­te Novem­ber und Dezem­ber 2025 sowie Janu­ar 2026 bekannt. Die Christ­met­te wird am 24. Dezem­ber wie­der auf 22 Uhr zurück­ver­legt, wie es eini­ge Jah­re unter Bene­dikt XVI. gewe­sen war. Es ist kei­ne Rück­kehr zur lit­ur­gi­schen Uhr­zeit um Mit­ter­nacht, aber ein Schritt in die­se Richtung.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: You­tube (Screen­shot)

Anzei­ge

Hel­fen Sie mit! Sichern Sie die Exi­stenz einer unab­hän­gi­gen, kri­ti­schen katho­li­schen Stim­me, der kei­ne Gel­der aus den Töp­fen der Kir­chen­steu­er-Mil­li­ar­den, irgend­wel­cher Orga­ni­sa­tio­nen, Stif­tun­gen oder von Mil­li­ar­dä­ren zuflie­ßen. Die ein­zi­ge Unter­stüt­zung ist Ihre Spen­de. Des­halb ist die­se Stim­me wirk­lich unabhängig.

Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

Die­se Posi­ti­on haben wir uns weder aus­ge­sucht noch sie gewollt, son­dern im Dienst der Kir­che und des Glau­bens als not­wen­dig und fol­ge­rich­tig erkannt. Damit haben wir die Bericht­erstat­tung verändert.

Das ist müh­sam, es ver­langt eini­ges ab, aber es ist mit Ihrer Hil­fe möglich.

Unter­stüt­zen Sie uns bit­te. Hel­fen Sie uns bitte.

Vergelt’s Gott!

 




 

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*