
Von Caminante Wanderer*
Über Monsignore Gabriel Bernardo Barba haben wir bereits mehrfach berichtet: bei seiner Ernennung zum Bischof von San Luis durch Papst Franziskus, bei einem seiner ersten Skandale, bei der empörenden Verleugnung des Namens Jesu in einer liturgischen Zeremonie und zuletzt über sein Vorhaben, Katecheten ideologisch zu indoktrinieren.
Dazu kommt seine tiefe Feindschaft und Entfremdung gegenüber seinem direkten Nachbarn, Erzbischof Marcelo Colombo von Mendoza, dem Vorsitzenden der Argentinischen Bischofskonferenz, was zur Folge hatte, daß Barba in keine Bischofskommission gewählt wurde. Wie man sieht, gehört die Laufbahn von Msgr. Barba nicht gerade zu den glänzendsten und vielversprechendsten. Doch das Schwerwiegendste ist die Katastrophe, die er in der einst blühenden Diözese San Luis angerichtet hat – eine Verwüstung von solchem Ausmaß, daß sie selbst den bekannten Grundsatz von Edmund Burke herausfordert, dem zufolge „der Fortschritt in zehn Jahren zerstören kann, was die Zivilisation in Jahrhunderten aufgebaut hat“. Msgr. Barba hat dies in nur vier Jahren vollbracht.
Ein kurzer Rückblick: die Blütezeit von San Luis
Vor fünf Jahren verfügte die kleine Diözese San Luis im Verhältnis zu anderen Diözesen des Landes über eine überdurchschnittlich hohe Zahl an Priestern: 90 Priester für 540.905 Einwohner – das entspricht einem Priester pro 6.000 Einwohner.
Vergleicht man dies mit den benachbarten Diözesen, so ergibt sich ein deutliches Bild:
- Erzdiözese Mendoza: ein Priester pro 13.800 Einwohner
- Erzdiözese San Juan: ein Priester pro 8.800 Einwohner
- Diözese La Rioja: ein Priester pro 9.600 Einwohner
Zudem ist San Luis die drittstärkst wachsende Provinz Argentiniens mit einem Bevölkerungswachstum von 25 Prozent in den letzten zehn Jahren.
Diese günstige Situation in bezug auf das Verhältnis Priester zu Gläubigen ist dem soliden Wirken der früheren Bischöfe von San Luis zu verdanken, denen es gelang, die priesterliche Berufungskrise der 1960er und 1970er Jahre zu überwinden – im Einklang mit den Richtlinien der Kirche.
Als Msgr. Juan Rodolfo Laise 1972 zum Bischof ernannt wurde, zählte die Diözese lediglich 30 Priester – davon nur fünf gebürtige Sanluiseños – und einen einzigen Seminaristen. Seit 18 Jahren hatte es keine Priesterweihen mehr gegeben (ob das wohl etwas mit der Amtszeit des progressiven Bischofs Carlos María Cafferata von 1961 bis 1971 zu tun hatte?).
Msgr. Laise, ein Kapuziner, gründete das diözesane Priesterseminar San Miguel Arcángel, das im Laufe seiner Geschichte im Schnitt 40 Seminaristen verzeichnen konnte – jedes Jahr gab es Neueintritte und im Schnitt vier Weihen jährlich. Als Laise 2001 emeritierte, zählte die Diözese 77 Priester und 40 Seminaristen – hinzu kamen 10 Seminaristen aus der Diözese Santa Rosa, die im Seminar studierten.
Sein Nachfolger, Msgr. Jorge Luis Lona, setzte diese Arbeit fort und hielt den Klerus und das Seminar bis 2011 aufrecht, bis er emeritierte und Msgr. Pedro Daniel Martínez sein Amt übernahm, der die Linie seiner Vorgänger fortführte.
Der Einschnitt: Msgr. Barba übernimmt
Im Jahr 2020 erfolgte eine apostolische Visitation. Der damalige Diözesanbischof wurde zum Rücktritt aufgefordert, und als neuer Bischof wurde Msgr. Gabriel Bernardo Barba ernannt, bis dahin Bischof der Diözese Gregorio de Laferrere im Großraum Buenos Aires. Die Gründe für die Absetzung von Bischof Martínez wurden weder dem Klerus noch den Gläubigen jemals erklärt.
Der neue Bischof nahm rasch zahlreiche tiefgreifende Veränderungen in der Diözese vor – gegen den ausdrücklichen Willen des Klerus und der Gläubigen. Das diözesane Priesterseminar, das damals noch 22 Seminaristen zählte, wurde radikal umgestaltet. Sämtliche Ausbilder und Dozenten wurden ausgetauscht – bevorzugt durch Professoren von außerhalb der Diözese, obwohl es in San Luis ausreichend und qualifizierte Priester mit römischen Lizenziaten und Doktortiteln gibt.
Ohne Rücksprache mit dem Presbyterium ernannte der Bischof einen neuen Regens, einen Priester mit schweren persönlichen Problemen und Integrationsschwierigkeiten im Klerus, ohne jegliche Erfahrung in der Priesterausbildung und ohne die theologischen Studien, die die Kirche für diese heikle Aufgabe vorschreibt.
Rascher Niedergang des Priesterseminars
Seitdem gingen die Neueintritte drastisch zurück. Viele der bestehenden Seminaristen sowie alle, die in den letzten vier Jahren eintraten, wurden entweder ausgeschlossen oder verließen das Seminar freiwillig. Mehrere ehemalige Seminaristen beklagten sich über Mißhandlungen und bewußte Gewissensmanipulation durch den jetzigen Regens – doch ihre Beschwerden stießen beim Bischof auf taube Ohren. Er hält weiter an ihm fest.
In den vergangenen fünf Jahren hat der Bischof weder den Klerus noch den Konsultorenrat bei Fragen der Seminarleitung oder bei Ernennungen konsultiert.
Zu Beginn des akademischen Jahres 2025 gab es nur noch einen einzigen Ausbilder – den Regens selbst – sowie einen einzigen Seminaristen im propädeutischen Jahr. Kein Seminarist befand sich mehr im eigentlichen Studienzyklus. Nur drei Seminaristen haben ihr Studium bereits abgeschlossen und befinden sich im zweiten Jahr des pastoralen Praktikums – ohne geplanten Weihetermin.
Der Regens zog sich mit dem letzten verbliebenen Seminaristen in ein ehemaliges Benediktinerkloster zurück, das abgelegen in der Wildnis liegt und der Diözese von Benediktinerinnen überlassen wurde. Die eigentlichen Seminargebäude – mit großen finanziellen Opfern vom Volk von San Luis errichtet – wurden an ein privates Seniorenheim vermietet.
Mitte August 2025 wurde der letzte Seminarist in das Priesterseminar von Córdoba verlegt. Der Bischof hat dies weder offiziell bekanntgegeben noch jemanden dazu konsultiert.
In den kommenden sieben Jahren wird es keine Weihen in der Diözese geben – zum ersten Mal seit den 1970er Jahren.
Ein Klerus im Zerfall
Seit der Ankunft von Msgr. Barba hat die Diözese 20 Priester verloren – durch Tod, freiwilligen Weggang, Ausstoßung oder Amtsverzicht. Gleichzeitig gab es nur fünf Weihen von Seminaristen, die vor dem Wechsel der Seminarleitung eingetreten waren.
Wenn sich diese Entwicklung fortsetzt, wird der Klerus von San Luis – der ohnehin inzwischen viele alte und kranke Priester umfaßt – bald in einem ähnlich beklagenswerten Zustand sein wie viele anderen Diözesen des Landes. Zum Beispiel in der Diözese Gregorio de Laferrere, aus der Msgr. Barba stammt und an deren Modell er offenbar seine neue Diözese anpassen will: Dort gibt es nur einen Priester pro 16.500 Einwohner – auf einem Gebiet, das 53mal kleiner ist als San Luis. Andere Diözesen im Großraum Buenos Aires und im Rest des Landes sind in einem ebenso schlechten oder noch schlechteren Zustand.
Ungehörte Stimmen
Der Klerus und das Volk der Diözese San Luis sind über die Situation tief unzufrieden, wurden jedoch nicht angehört. Wer es wagte, sich an den Apostolischen Nuntius zu wenden, erhielt keine Antwort.
Der jetzige Bischof hat mehrfach und auf verschiedene Weise seine Geringschätzung und Gegnerschaft gegenüber der Arbeit seiner Vorgänger zum Ausdruck gebracht – insbesondere was die Ausbildung des Klerus und der Laien betrifft. Dies geschah teilweise auf äußerst respektlose Weise. Immer wieder betont er, daß alles im Sinne einer angeblich neuen Kirche von Papst Franziskus umgestaltet werden müsse – einer Kirche, die er selbst zu verkörpern glaubt.
Ist ihm bewußt, daß der argentinische Papst bereits gestorben und begraben ist? Wird er weiterhin in seiner Haltung der Verschlossenheit, der Verachtung gegenüber seinen Gläubigen und Priestern und der systematischen Zerstörung des Erbes verharren? Vielleicht wäre es an der Zeit, daß er sich die Parabel vom verlorenen Sohn erneut vor Augen führt: Wer das Erbe verschwendet, wird vom Vater stets aufgenommen – doch nur, wenn er sich bekehrt und ein neues Leben beginnt.
*Caminante Wanderer, argentinischer Philosoph und Blogger
Bild: Caminante Wanderer
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