Der Fall der Diözese San Luis

Die Argentinische Bischofskonferenz II


Die argentinische Diözese San Luis: (links) 2010 die "strenge" Kirche mit 40 Seminaristen, (rechts) 2025 die bergoglianische Kirche, die "hinausgeht", mit vier Seminaristen.
Die argentinische Diözese San Luis: (links) 2010 die "strenge" Kirche mit 40 Seminaristen, (rechts) 2025 die bergoglianische Kirche, die "hinausgeht", mit vier Seminaristen.

Von Cami­nan­te Wan­de­rer*

Über Mon­si­gno­re Gabri­el Ber­nar­do Bar­ba haben wir bereits mehr­fach berich­tet: bei sei­ner Ernen­nung zum Bischof von San Luis durch Papst Fran­zis­kus, bei einem sei­ner ersten Skan­da­le, bei der empö­ren­den Ver­leug­nung des Namens Jesu in einer lit­ur­gi­schen Zere­mo­nie und zuletzt über sein Vor­ha­ben, Kate­che­ten ideo­lo­gisch zu indok­tri­nie­ren.

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Dazu kommt sei­ne tie­fe Feind­schaft und Ent­frem­dung gegen­über sei­nem direk­ten Nach­barn, Erz­bi­schof Mar­ce­lo Colom­bo von Men­do­za, dem Vor­sit­zen­den der Argen­ti­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz, was zur Fol­ge hat­te, daß Bar­ba in kei­ne Bischofs­kom­mis­si­on gewählt wur­de. Wie man sieht, gehört die Lauf­bahn von Msgr. Bar­ba nicht gera­de zu den glän­zend­sten und viel­ver­spre­chend­sten. Doch das Schwer­wie­gend­ste ist die Kata­stro­phe, die er in der einst blü­hen­den Diö­ze­se San Luis ange­rich­tet hat – eine Ver­wü­stung von sol­chem Aus­maß, daß sie selbst den bekann­ten Grund­satz von Edmund Bur­ke her­aus­for­dert, dem zufol­ge „der Fort­schritt in zehn Jah­ren zer­stö­ren kann, was die Zivi­li­sa­ti­on in Jahr­hun­der­ten auf­ge­baut hat“. Msgr. Bar­ba hat dies in nur vier Jah­ren vollbracht.

Ein kurzer Rückblick: die Blütezeit von San Luis

Vor fünf Jah­ren ver­füg­te die klei­ne Diö­ze­se San Luis im Ver­hält­nis zu ande­ren Diö­ze­sen des Lan­des über eine über­durch­schnitt­lich hohe Zahl an Prie­stern: 90 Prie­ster für 540.905 Ein­woh­ner – das ent­spricht einem Prie­ster pro 6.000 Einwohner.

Ver­gleicht man dies mit den benach­bar­ten Diö­ze­sen, so ergibt sich ein deut­li­ches Bild:

  • Erz­diö­ze­se Men­do­za: ein Prie­ster pro 13.800 Einwohner
  • Erz­diö­ze­se San Juan: ein Prie­ster pro 8.800 Einwohner
  • Diö­ze­se La Rio­ja: ein Prie­ster pro 9.600 Einwohner

Zudem ist San Luis die dritt­stärkst wach­sen­de Pro­vinz Argen­ti­ni­ens mit einem Bevöl­ke­rungs­wachs­tum von 25 Pro­zent in den letz­ten zehn Jahren.

Die­se gün­sti­ge Situa­ti­on in bezug auf das Ver­hält­nis Prie­ster zu Gläu­bi­gen ist dem soli­den Wir­ken der frü­he­ren Bischö­fe von San Luis zu ver­dan­ken, denen es gelang, die prie­ster­li­che Beru­fungs­kri­se der 1960er und 1970er Jah­re zu über­win­den – im Ein­klang mit den Richt­li­ni­en der Kirche.

Als Msgr. Juan Rodol­fo Lai­se 1972 zum Bischof ernannt wur­de, zähl­te die Diö­ze­se ledig­lich 30 Prie­ster – davon nur fünf gebür­ti­ge San­lui­se­ños – und einen ein­zi­gen Semi­na­ri­sten. Seit 18 Jah­ren hat­te es kei­ne Prie­ster­wei­hen mehr gege­ben (ob das wohl etwas mit der Amts­zeit des pro­gres­si­ven Bischofs Car­los María Caf­fe­ra­ta von 1961 bis 1971 zu tun hatte?).

Msgr. Lai­se, ein Kapu­zi­ner, grün­de­te das diö­ze­sa­ne Prie­ster­se­mi­nar San Miguel Arcán­gel, das im Lau­fe sei­ner Geschich­te im Schnitt 40 Semi­na­ri­sten ver­zeich­nen konn­te – jedes Jahr gab es Neu­ein­trit­te und im Schnitt vier Wei­hen jähr­lich. Als Lai­se 2001 eme­ri­tier­te, zähl­te die Diö­ze­se 77 Prie­ster und 40 Semi­na­ri­sten – hin­zu kamen 10 Semi­na­ri­sten aus der Diö­ze­se San­ta Rosa, die im Semi­nar studierten.

Sein Nach­fol­ger, Msgr. Jor­ge Luis Lona, setz­te die­se Arbeit fort und hielt den Kle­rus und das Semi­nar bis 2011 auf­recht, bis er eme­ri­tier­te und Msgr. Pedro Dani­el Mar­tí­nez sein Amt über­nahm, der die Linie sei­ner Vor­gän­ger fortführte.

Der Einschnitt: Msgr. Barba übernimmt

Im Jahr 2020 erfolg­te eine apo­sto­li­sche Visi­ta­ti­on. Der dama­li­ge Diö­ze­san­bi­schof wur­de zum Rück­tritt auf­ge­for­dert, und als neu­er Bischof wur­de Msgr. Gabri­el Ber­nar­do Bar­ba ernannt, bis dahin Bischof der Diö­ze­se Gre­go­rio de Laf­er­re­re im Groß­raum Bue­nos Aires. Die Grün­de für die Abset­zung von Bischof Mar­tí­nez wur­den weder dem Kle­rus noch den Gläu­bi­gen jemals erklärt.

Der neue Bischof nahm rasch zahl­rei­che tief­grei­fen­de Ver­än­de­run­gen in der Diö­ze­se vor – gegen den aus­drück­li­chen Wil­len des Kle­rus und der Gläu­bi­gen. Das diö­ze­sa­ne Prie­ster­se­mi­nar, das damals noch 22 Semi­na­ri­sten zähl­te, wur­de radi­kal umge­stal­tet. Sämt­li­che Aus­bil­der und Dozen­ten wur­den aus­ge­tauscht – bevor­zugt durch Pro­fes­so­ren von außer­halb der Diö­ze­se, obwohl es in San Luis aus­rei­chend und qua­li­fi­zier­te Prie­ster mit römi­schen Lizen­zia­ten und Dok­tor­ti­teln gibt.

Ohne Rück­spra­che mit dem Pres­by­te­ri­um ernann­te der Bischof einen neu­en Regens, einen Prie­ster mit schwe­ren per­sön­li­chen Pro­ble­men und Inte­gra­ti­ons­schwie­rig­kei­ten im Kle­rus, ohne jeg­li­che Erfah­rung in der Prie­ster­aus­bil­dung und ohne die theo­lo­gi­schen Stu­di­en, die die Kir­che für die­se heik­le Auf­ga­be vorschreibt.

Rascher Niedergang des Priesterseminars

Seit­dem gin­gen die Neu­ein­trit­te dra­stisch zurück. Vie­le der bestehen­den Semi­na­ri­sten sowie alle, die in den letz­ten vier Jah­ren ein­tra­ten, wur­den ent­we­der aus­ge­schlos­sen oder ver­lie­ßen das Semi­nar frei­wil­lig. Meh­re­re ehe­ma­li­ge Semi­na­ri­sten beklag­ten sich über Miß­hand­lun­gen und bewuß­te Gewis­sens­ma­ni­pu­la­ti­on durch den jet­zi­gen Regens – doch ihre Beschwer­den stie­ßen beim Bischof auf tau­be Ohren. Er hält wei­ter an ihm fest.

In den ver­gan­ge­nen fünf Jah­ren hat der Bischof weder den Kle­rus noch den Kon­sul­to­ren­rat bei Fra­gen der Semi­nar­lei­tung oder bei Ernen­nun­gen konsultiert.

Zu Beginn des aka­de­mi­schen Jah­res 2025 gab es nur noch einen ein­zi­gen Aus­bil­der – den Regens selbst – sowie einen ein­zi­gen Semi­na­ri­sten im pro­pä­deu­ti­schen Jahr. Kein Semi­na­rist befand sich mehr im eigent­li­chen Stu­di­en­zy­klus. Nur drei Semi­na­ri­sten haben ihr Stu­di­um bereits abge­schlos­sen und befin­den sich im zwei­ten Jahr des pasto­ra­len Prak­ti­kums – ohne geplan­ten Weihetermin.

Der Regens zog sich mit dem letz­ten ver­blie­be­nen Semi­na­ri­sten in ein ehe­ma­li­ges Bene­dik­ti­ner­klo­ster zurück, das abge­le­gen in der Wild­nis liegt und der Diö­ze­se von Bene­dik­ti­ne­rin­nen über­las­sen wur­de. Die eigent­li­chen Semi­nar­ge­bäu­de – mit gro­ßen finan­zi­el­len Opfern vom Volk von San Luis errich­tet – wur­den an ein pri­va­tes Senio­ren­heim vermietet.

Mit­te August 2025 wur­de der letz­te Semi­na­rist in das Prie­ster­se­mi­nar von Cór­do­ba ver­legt. Der Bischof hat dies weder offi­zi­ell bekannt­ge­ge­ben noch jeman­den dazu konsultiert.

In den kom­men­den sie­ben Jah­ren wird es kei­ne Wei­hen in der Diö­ze­se geben – zum ersten Mal seit den 1970er Jahren.

Ein Klerus im Zerfall

Seit der Ankunft von Msgr. Bar­ba hat die Diö­ze­se 20 Prie­ster ver­lo­ren – durch Tod, frei­wil­li­gen Weg­gang, Aus­sto­ßung oder Amts­ver­zicht. Gleich­zei­tig gab es nur fünf Wei­hen von Semi­na­ri­sten, die vor dem Wech­sel der Semi­nar­lei­tung ein­ge­tre­ten waren.

Wenn sich die­se Ent­wick­lung fort­setzt, wird der Kle­rus von San Luis – der ohne­hin inzwi­schen vie­le alte und kran­ke Prie­ster umfaßt – bald in einem ähn­lich bekla­gens­wer­ten Zustand sein wie vie­le ande­ren Diö­ze­sen des Lan­des. Zum Bei­spiel in der Diö­ze­se Gre­go­rio de Laf­er­re­re, aus der Msgr. Bar­ba stammt und an deren Modell er offen­bar sei­ne neue Diö­ze­se anpas­sen will: Dort gibt es nur einen Prie­ster pro 16.500 Ein­woh­ner – auf einem Gebiet, das 53mal klei­ner ist als San Luis. Ande­re Diö­ze­sen im Groß­raum Bue­nos Aires und im Rest des Lan­des sind in einem eben­so schlech­ten oder noch schlech­te­ren Zustand.

Ungehörte Stimmen

Der Kle­rus und das Volk der Diö­ze­se San Luis sind über die Situa­ti­on tief unzu­frie­den, wur­den jedoch nicht ange­hört. Wer es wag­te, sich an den Apo­sto­li­schen Nun­ti­us zu wen­den, erhielt kei­ne Antwort.

Der jet­zi­ge Bischof hat mehr­fach und auf ver­schie­de­ne Wei­se sei­ne Gering­schät­zung und Geg­ner­schaft gegen­über der Arbeit sei­ner Vor­gän­ger zum Aus­druck gebracht – ins­be­son­de­re was die Aus­bil­dung des Kle­rus und der Lai­en betrifft. Dies geschah teil­wei­se auf äußerst respekt­lo­se Wei­se. Immer wie­der betont er, daß alles im Sin­ne einer angeb­lich neu­en Kir­che von Papst Fran­zis­kus umge­stal­tet wer­den müs­se – einer Kir­che, die er selbst zu ver­kör­pern glaubt.

Ist ihm bewußt, daß der argen­ti­ni­sche Papst bereits gestor­ben und begra­ben ist? Wird er wei­ter­hin in sei­ner Hal­tung der Ver­schlos­sen­heit, der Ver­ach­tung gegen­über sei­nen Gläu­bi­gen und Prie­stern und der syste­ma­ti­schen Zer­stö­rung des Erbes ver­har­ren? Viel­leicht wäre es an der Zeit, daß er sich die Para­bel vom ver­lo­re­nen Sohn erneut vor Augen führt: Wer das Erbe ver­schwen­det, wird vom Vater stets auf­ge­nom­men – doch nur, wenn er sich bekehrt und ein neu­es Leben beginnt.

*Cami­nan­te Wan­de­rer, argen­ti­ni­scher Phi­lo­soph und Blogger

Bild: Cami­nan­te Wanderer

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