Papst Leo XIV. mahnt zu echtem Friedenswillen – auch Selenskyj


Papst Leo XVI. übermittelte dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj ein Schreiben
Papst Leo XVI. übermittelte dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj ein Schreiben

Zum Natio­nal­fei­er­tag der Ukrai­ne rich­te­te Papst Leo XIV. eine Bot­schaft an den ukrai­ni­schen Prä­si­den­ten Wolo­dym­yr Selen­skyj – ein Schrei­ben, das gro­ßes Mit­ge­fühl aus­drückt, aber auch ein mora­li­sches Signal setzt. Zwi­schen den Zei­len mahnt der Papst: Der Weg zum Frie­den erfor­de­re mehr als Wor­te, er ver­lan­ge Mut zur Umkehr – auf allen Seiten.

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„Mit einem von der Gewalt ver­wun­de­ten Her­zen, die Ihr Land heim­sucht, wen­de ich mich an Sie an die­sem Natio­nal­fei­er­tag.“, schreibt der Papst.

Doch hin­ter die­sen pasto­ra­len Wor­ten ver­birgt sich ein kla­rer Appell: Anhal­ten­de Eska­la­ti­on und die Wei­ge­rung, ech­te Dia­log­we­ge zu eröff­nen, ver­tie­fen das Leid des ukrai­ni­schen Vol­kes. Die Ver­ant­wor­tung liegt bei allen, die den Frie­den nicht aktiv suchen.

Waffen bringen keinen Ausweg

Leo XIV. rich­te­te sei­ne Bot­schaft an die Kriegs­par­tei­en und die inter­na­tio­na­le Gemeinschaft:

„Ich fle­he den Herrn an, die Her­zen der Men­schen guten Wil­lens zu berüh­ren – damit end­lich das Getö­se der Waf­fen ver­stum­me und dem Dia­log Raum gege­ben werde.“

Ein Satz, der auch als mah­nen­der Spie­gel für Selen­sky­js, den direk­ten Adres­sa­ten der Zei­len, bis­he­ri­ge Poli­tik gele­sen wer­den kann, die inter­na­tio­na­le Ver­mitt­lungs­an­ge­bo­te, zuletzt der USA, igno­riert oder abge­lehnt und wei­ter auf mili­tä­ri­sche Lösun­gen setzt – mit ver­hee­ren­den Fol­gen für die Zivilbevölkerung.

Die Linie des Pap­stes ist ein­deu­tig: Frie­den ist kein tak­ti­sches Ziel, son­dern eine mora­li­sche Pflicht. Und wer ihn wirk­lich will, muß bereit sein, auch eige­ne Posi­tio­nen zu überdenken.

In einem sym­bol­träch­ti­gen Akt ver­traut Leo XIV. das lei­den­de Land der seli­gen Jung­frau Maria, Köni­gin des Frie­dens an. 

Beim Angelus: Ein stiller Aufruf zur Verantwortung

Auch beim gest­ri­gen Ange­lus ließ der Papst das Schick­sal der Ukrai­ne nicht uner­wähnt. Er erin­ner­te an das gemein­sa­me Gebet und Fasten am 22. August – ein Akt geist­li­cher Soli­da­ri­tät mit allen, die unter Krieg und Zer­stö­rung leiden.

Beson­ders beton­te er die Initia­ti­ve „Welt­ge­bet für die Ukrai­ne“, die von der katho­li­schen Gemein­schaft vor Ort getra­gen wird:

„Heu­te ver­ei­nen wir uns mit unse­ren ukrai­ni­schen Brü­dern und Schwe­stern, die den Herrn um Frie­den bit­ten – Frie­den, der nicht durch Waf­fen, son­dern durch Ver­söh­nung kommt.“

Hoffnung gegen die Verhärtung der Fronten

Das päpst­li­che Schrei­ben ver­än­dert nicht unmit­tel­bar die poli­ti­sche Rea­li­tät – ver­wei­gert sich aber dem Nar­ra­tiv, daß der Krieg alter­na­tiv­los sei.

Leo XIV. ruft zu einem Kurs­wech­sel auf: zur Abkehr von star­ren Macht­lo­gi­ken, zur Rück­be­sin­nung auf Mensch­lich­keit, zum Mut, auch unbe­que­me Frie­dens­schrit­te zu gehen, denn wer den Frie­den will, muß ihn auch zulas­sen. Und das beginnt mit der Bereit­schaft, den ersten Schritt zu tun – selbst dann, wenn er poli­tisch ris­kant ist.

Der Auf­ruf des Pap­stes ist unüber­hör­bar: Die Ukrai­ne ver­dient Frie­den. Doch die­ser Frie­de muß auch gewollt sein.

Hier der Wort­laut des päpst­li­chen Schrei­bens an Wolo­dym­yr Selenskyj:

An
Sei­ne Exzel­lenz
den Prä­si­den­ten der Ukrai­ne
Herrn Wolo­dym­yr Selenskyj

Mit einem von der Gewalt ver­wun­de­ten Her­zen, die Ihr Land heim­sucht, wen­de ich mich an Sie an die­sem Tag des Nationalfeiertags.

Ich ver­si­che­re Sie mei­nes Gebets für das ukrai­ni­sche Volk, das unter dem Krieg lei­det – ins­be­son­de­re für jene, die kör­per­lich ver­letzt wur­den, für alle, die um den Ver­lust eines gelieb­ten Men­schen trau­ern, und für die­je­ni­gen, die ihrer Hei­mat beraubt wurden.

Gott selbst möge sie trö­sten; Er stär­ke die Ver­wun­de­ten und schen­ke den Ver­stor­be­nen die ewi­ge Ruhe.

Ich erfle­he vom Herrn, daß Er die Her­zen der Men­schen guten Wil­lens berüh­re, damit das Getö­se der Waf­fen ver­stum­me und Raum ent­ste­he für den Dia­log, der den Weg zum Frie­den öff­net – zum Woh­le aller.

Ich ver­traue Ihre Nati­on der seli­gen Jung­frau Maria, der Köni­gin des Frie­dens, an.

Leo P.P. XIV.

Text/​Übersetzung: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Vati​can​.va (Screen­shot)

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