Leo XIV.: Für den Frieden in der Ukraine braucht es „viel Gebet, Arbeit und Engagement“

Die Rückkehr von Papst Leo XIV. und Kardinal Cañizares


Papst Leo XIV. kehrte gestern abend von Castel Gandolfo in den Vatikan zurück
Papst Leo XIV. kehrte gestern abend von Castel Gandolfo in den Vatikan zurück

Papst Leo XIV. ist von sei­nem zwei­ten Auf­ent­halt in die­sem Som­mer in Castel Gan­dol­fo in den Vati­kan zurück­ge­kehrt. Die sprich­wört­lich römi­sche Som­mer­hit­ze neigt sich ihrem Ende zu. Doch nicht nur das Kir­chen­ober­haupt kehr­te zurück, auch Kar­di­nal Anto­nio Cañi­zares Llove­ra, der „klei­ne Ratz­in­ger“, konn­te aus dem Kran­ken­haus ent­las­sen werden.

Anzei­ge

Wie schon frü­her erwähnt, konn­te Leo XIV. den Auf­ent­halt in Castel Gan­dol­fo nicht im Apo­sto­li­schen Palast ver­brin­gen, weil die­ser von sei­nem Vor­gän­ger Fran­zis­kus in ein Muse­um umge­wan­delt wor­den war. Der Papst ver­brach­te die Som­mer­ta­ge daher pro­vi­so­risch in der Vil­la Bar­be­ri­ni, die zum Gesamt­kom­plex von Castel Gan­dol­fo gehört, aber die Som­mer­re­si­denz des Kar­di­nal­staats­se­kre­tärs ist.

Gestern abend um 21 Uhr traf Leo XIV. in Rom ein und äußer­te sich zur Lage in der Ukrai­ne: Es gebe Hoff­nung auf Frie­den, so der Papst, doch sei­en wei­ter­hin „viel Gebet, Arbeit und Enga­ge­ment“ nötig. In Gesprä­chen mit Jour­na­li­sten beton­te er, daß man­che füh­ren­den Per­sön­lich­kei­ten ihm auf­merk­sam zuhö­ren und man gemein­sam nach Wegen suche.

Unter­des­sen wird Rom als mög­li­cher Aus­tra­gungs­sort der näch­sten Ver­hand­lungs­run­de im Ukrai­ne-Krieg genannt. Das Ange­bot des Hei­li­gen Stuhls, den Vati­kan als neu­tra­len Boden zu nüt­zen, könn­te sich unter Leo XIV. deut­lich erhöht haben.

Sei­nen Auf­ent­halt in Castel Gan­dol­fo bezeich­ne­te er als Gna­de, sei­ne ersten 100 Tage als Papst sei­en für ihn „ein Segen Got­tes“ gewesen.

Kardinal Cañizares zurück zu Hause

In den sozia­len Netz­wer­ken hat­te man ihn noch am sel­ben Tag für tot erklärt, an dem bekannt wur­de, daß er ins Kran­ken­haus ein­ge­lie­fert wor­den war. Doch es stell­te sich als falsch her­aus. Die Erz­diö­ze­se Valen­cia in Spa­ni­en teil­te gestern mit, daß Kar­di­nal Anto­nio Cañi­zares aus dem Kran­ken­haus ent­las­sen wur­de und nun zu Hau­se die not­wen­di­ge medi­zi­ni­sche Betreu­ung erhält.

„Das Erz­bis­tum Valen­cia teilt mit, daß Sei­ne Emi­nenz, Kar­di­nal Anto­nio Cañi­zares, sich erfreu­lich erholt. Aus die­sem Grund hat er heu­te das Kran­ken­haus ver­las­sen und ist in sei­ne gewohn­te Wohn­stät­te zurück­ge­kehrt, wo er wei­ter­hin die erfor­der­li­che medi­zi­ni­sche Ver­sor­gung erhal­ten wird.“

Und wei­ter:

„Wäh­rend wir für die emp­fan­ge­nen Gebe­te und Zei­chen der Zunei­gung dan­ken, bit­ten wir Sie, wei­ter­hin für sei­ne voll­stän­di­ge Gene­sung zu beten.“

Kar­di­nal Anto­nio Cañi­zares Llove­ra, der „klei­ne Ratz­in­ger“, konn­te gestern das Kran­ken­haus verlassen

Kar­di­nal Cañi­zares, ein Fun­da­men­tal­theo­lo­ge, war 1992 von Johan­nes Paul II. zum Bischof von Ávila ernannt wor­den. Es folg­ten Jah­re als Erz­bi­schof von Gra­na­da, dann von Tole­do, wodurch er zugleich auch Pri­mas von Spa­ni­en war. 2008 berief ihn Bene­dikt XVI. nach Rom und ernann­te ihn zum Prä­fek­ten der Kon­gre­ga­ti­on für den Got­tes­dienst und die Sakra­men­ten­ord­nung. In die­sem Amt unter­stütz­te er die Absicht des deut­schen Pap­stes, eine lit­ur­gi­sche Ver­söh­nung in der Kir­che zu errei­chen. Mehr­fach äußer­te er sich öffent­lich posi­tiv und wert­schät­zend zur über­lie­fer­ten Lit­ur­gie und hob deren Bedeu­tung für die Kir­che hervor. 

Als Sekre­tä­re an der Kon­gre­ga­ti­on stan­den ihm Albert Mal­colm Ran­jith Pat­aben­di­ge Don, heu­te Kar­di­nal und Erz­bi­schof von Colom­bo auf Sri Lan­ka, und der US-Ame­ri­ka­ner Joseph Augu­sti­ne Di Noia OP zur Sei­te. Di Noia spiel­te eine maß­geb­li­che Rol­le bei den Gesprä­chen des Hei­li­gen Stuhls mit der Prie­ster­bru­der­schaft St. Pius X., ins­be­son­de­re als stell­ver­tre­ten­der Vor­sit­zen­der der Päpst­li­chen Kom­mis­si­on Eccle­sia Dei. Ab 2012 wur­de Kar­di­nal Cañi­zares jedoch Arthur Roche als Sekre­tär bei­gestellt. Die­se Per­so­nal­ent­schei­dung gehört zu den unver­ständ­lich­sten des Pon­ti­fi­kats von Bene­dikt XVI. Roche wur­de von Fran­zis­kus zum Kar­di­nal kre­iert und zum Prä­fek­ten des Dik­aste­ri­ums ernannt mit der ihm von Berg­o­glio anver­trau­ten Auf­ga­be, mit­tels Tra­di­tio­nis cus­to­des den über­lie­fer­ten Ritus abzuwürgen.

Kar­di­nal Cañi­zares, wegen sei­ner Nähe zur Per­son und zum Den­ken von Bene­dikt XVI. auch „klei­ner Ratz­in­ger“ genannt, wur­de von Papst Fran­zis­kus als „Ratz­in­ge­ria­ner“ aus der Römi­schen Kurie ent­fernt. Der argen­ti­ni­sche Papst ent­ließ ihn 2014 – noch vor Kar­di­nal Bur­ke – und schick­te ihn als Erz­bi­schof von Valen­cia in sei­ne Hei­mat zurück. Dort wur­de es ruhig um den Prä­la­ten, der sich auf­grund des neu­en berg­o­glia­ni­schen Kli­mas zurück­zog. 2022 eme­ri­tier­te Fran­zis­kus den damals 76jährigen von sei­nem Amt, setz­te ihn aber für eini­ge Mona­te, bis zur Ernen­nung eines Nach­fol­gers, als Apo­sto­li­schen Admi­ni­stra­tor ein.

Die Gesund­heit des „klei­nen Ratz­in­gers“ war im Früh­jahr so ange­schla­gen, daß Cañi­zares sei­ne Teil­nah­me am Kon­kla­ve in Rom absa­gen muß­te. An der Wahl des regie­ren­den Pap­stes Leo XIV. hat er kei­nen Anteil.

Am 7. August muß­te er wegen eines „heik­len Gesund­heits­zu­stan­des“ ins Kran­ken­haus ein­ge­lie­fert wer­den. Gestern erfolg­te, da der Gesund­heits­zu­stand „sta­bil“ ist, sei­ne Ent­las­sung in die gewohn­te häus­li­che Umge­bung. Sei­ne Gesund­heit ist stark angeschlagen.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: VaticanMedia/​MiL (Screen­shot)

Anzei­ge

Hel­fen Sie mit! Sichern Sie die Exi­stenz einer unab­hän­gi­gen, kri­ti­schen katho­li­schen Stim­me, der kei­ne Gel­der aus den Töp­fen der Kir­chen­steu­er-Mil­li­ar­den, irgend­wel­cher Orga­ni­sa­tio­nen, Stif­tun­gen oder von Mil­li­ar­dä­ren zuflie­ßen. Die ein­zi­ge Unter­stüt­zung ist Ihre Spen­de. Des­halb ist die­se Stim­me wirk­lich unabhängig.

Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

Die­se Posi­ti­on haben wir uns weder aus­ge­sucht noch sie gewollt, son­dern im Dienst der Kir­che und des Glau­bens als not­wen­dig und fol­ge­rich­tig erkannt. Damit haben wir die Bericht­erstat­tung verändert.

Das ist müh­sam, es ver­langt eini­ges ab, aber es ist mit Ihrer Hil­fe möglich.

Unter­stüt­zen Sie uns bit­te. Hel­fen Sie uns bitte.

Vergelt’s Gott!