Das Heiligste Herz Jesu

Die Ankündigung von Papst Franziskus


Eine der ältesten bekannten Herz-Jesu-Darstellungen befindet sich in dem Tiroler Bergdorf Mellaun
Eine der ältesten bekannten Herz-Jesu-Darstellungen befindet sich in dem Tiroler Bergdorf Mellaun

(Rom) Papst Fran­zis­kus bestä­tig­te heu­te, daß er ein Doku­ment über das Hei­lig­ste Herz Jesu vor­be­rei­te­te. Zuvor hat­te bereits der Vor­sit­zen­de der Spa­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz ein sol­ches Doku­ment ange­kün­digt und dafür die Form einer Exhorta­tio (Ermah­nung) genannt. Die­ses Detail bestä­tig­te Fran­zis­kus heu­te mor­gen bei der Gene­ral­au­di­enz auf dem Peters­platz nicht. Die Begei­ste­rung im gläu­bi­gen Volk, daß Fran­zis­kus sich des The­mas annimmt, scheint sich in Gren­zen zu hal­ten. Dabei hat die Herz-Jesu-Ver­eh­rung eine uralte Tra­di­ti­on. Der Papst sag­te heu­te vormittag:

Anzei­ge

„Wir gehen durch die­sen Monat, der dem Hei­lig­sten Her­zen Jesu gewid­met ist. Am 27. Dezem­ber letz­ten Jah­res jähr­te sich zum 350. Mal die erste Offen­ba­rung des Hei­lig­sten Her­zens Jesu an die hei­li­ge Mar­ga­re­ta Maria Ala­co­que. Die­ser Anlaß war der Beginn einer Zeit der Fei­er­lich­kei­ten, die am 27. Juni des näch­sten Jah­res enden wird. Des­halb freue ich mich, ein Doku­ment vor­zu­be­rei­ten, das die wert­vol­len Über­le­gun­gen frü­he­rer Lehr­amts­tex­te und eine lan­ge, bis in die Hei­li­ge Schrift zurück­rei­chen­de Geschich­te zusam­men­faßt, um heu­te der gan­zen Kir­che die­sen Kult vol­ler geist­li­cher Schön­heit neu vor­zu­le­gen. Ich glau­be, es wird uns sehr gut tun, über ver­schie­de­ne Aspek­te der Lie­be des Herrn nach­zu­den­ken, die den Weg der kirch­li­chen Erneue­rung erhel­len kön­nen, aber auch einer Welt, die ihr Herz ver­lo­ren zu haben scheint, etwas Sinn­vol­les sagen kön­nen. Ich bit­te Sie, mich in die­ser Zeit der Vor­be­rei­tung im Gebet zu beglei­ten, in der Absicht, die­ses Doku­ment im kom­men­den Sep­tem­ber zu veröffentlichen.“

Der Ursprung der Herz-Jesu-Ver­eh­rung wird häu­fig mit der von Fran­zis­kus genann­ten fran­zö­si­schen Ordens­frau und Hei­li­gen Mar­ga­re­ta Maria Ala­co­que (1647–1690) und dem Jesui­ten­or­den in Ver­bin­dung gebracht. Ala­co­que war 1671 in Paray-le-Moni­al in den Sale­sia­ne­rin­nen­or­den ein­ge­tre­ten. Im Klo­ster emp­fing sie im Alter von 26 Jah­ren eine Schau­ung, in der ihr Jesus Chri­stus den Auf­trag erteil­te, die Ver­eh­rung sei­nes Hei­lig­sten Her­zens zu för­dern. Durch ihren Beicht­va­ter P. Clau­de de la Colom­biè­re, einen Jesui­ten, nahm sich des­sen Orden der Ver­brei­tung die­ser Ver­eh­rung an.

Drei bedeu­ten­de Herz-Jesu-Dar­stel­lun­gen des 18. Jahr­hun­derts, die die Herz-Jesu-Iko­no­gra­phie prä­gen: v. l. Dar­stel­lung im Wie­ner Ste­phans­dom, Mei­ster unbe­kannt; Dar­stel­lung von Pom­peo Bato­ni in der römi­schen Kir­che Il Gesù und Dar­stel­lung von Johann Karl Hen­ri­ci in der Prop­stei­kir­che Bozen (heu­te Dom)

Tat­säch­lich ist die Herz-Jesu-Ver­eh­rung jedoch viel älter und ver­weist auf das Evan­ge­li­um, wo es bei Mat­thä­us heißt: „Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Her­zen demü­tig; so wer­det ihr Ruhe fin­den für eure See­le“ (Mt 11,29). Und der hei­li­ge Pau­lus schreibt an die Phil­ip­per: „Gott ist mein Zeu­ge, wie ich mich nach euch allen seh­ne mit der Lie­be des Her­zens, die Chri­stus Jesus zu euch hat“ (Phil 1,8). Im Johan­nes­evan­ge­li­um fin­det sich der dop­pel­te Hin­weis, da Johan­nes berich­tet, wie der Lieb­lings­jün­ger sein Haupt auf Jesu Brust leg­te, an sein Herz (Joh 13,23), und wie auf Gol­go­tha ein Sol­dat mit der Lan­ze in Jesu Sei­te stieß, „und sogleich floß Blut und Was­ser her­aus“ (Joh 19,34).

Der Kir­chen­hi­sto­ri­ker Hugo Rah­ner SJ zeig­te auf, daß bereits in der Früh­zeit der Kir­che die Über­zeu­gung galt, daß die Kir­che aus dem Her­zen Jesu her­vor­ge­gan­gen ist. Hin­wei­se auf die Herz-Jesu-Ver­eh­rung fin­den sich schon bei den aus Nord­eng­land stam­men­den West­sach­sen Beda Venerabi­lis (7. Jh.) und Alku­in, dem berühm­ten Gelehr­ten am Hof Kai­ser Karls des Gro­ßen (8. Jh.), und im gro­ßen alt­säch­si­schen Epos Heli­and (9. Jh.), spä­ter dann bei Anselm von Can­ter­bu­ry, Bern­hard von Clairvaux, Franz von Assi­si und den deut­schen Mysti­kern des Mit­tel­al­ters, beson­ders Luit­gard von Ton­gern, Mecht­hild von Mag­de­burg, Ger­trud von Helfta, Alber­tus Magnus, Hein­rich Seu­se und Mei­ster Eck­hart. Im Mit­tel­al­ter betrach­te­te man die Lie­be Jesu vor allem durch sei­ne Pas­si­on. Durch die Schau­un­gen der hei­li­gen Mar­ga­re­ta Maria Ala­co­que kam es zu einer noch ver­stärk­ten Ver­bin­dung der Herz-Jesu-Ver­eh­rung mit dem Sühnegedanken.

Die fünf Wund­ma­le Jesu, Eng­land, kurz vor 1500

Aus der Zeit um 1200 stammt der Hym­nus: „Ich grü­ße dich, könig­li­ches Herz“ des Köl­ner Kar­täu­sers Her­mann Joseph. 1251 erschien die Jung­frau Maria dem Kar­me­li­ten Simon Stock und gab ihm das Ska­pu­lier. Die­ses zeigt auf einer Sei­te eine Dar­stel­lung des Hei­lig­sten Herzens.

Die frü­he lit­ur­gi­sche Ver­eh­rung erfolg­te als Fest der fünf Wun­den Jesu. Bereits aus der Früh­pha­se des Domi­ni­ka­ner­or­dens ist aus dem Domi­ni­ka­ner­klo­ster in Fritz­lar in Thü­rin­gen ein Fest der hei­li­gen Lan­ze oder Fest der Sei­ten­wun­de Jesu über­lie­fert, das am Frei­tag nach der Fron­leich­nams­ok­tav began­gen wur­de. Aus die­sem ging spä­ter das Herz-Jesu-Fest her­vor, für das erst­mals 1353 von Papst Inno­zenz VI. ein Meß­for­mu­lar gebil­ligt wurde. 

Zwölf Ver­hei­ßun­gen erhielt die hl. Mar­ga­re­ta Maria Ala­co­que von Jesus, für jene, die Sein Hei­lig­stes Herz verehren:

  • Ich wer­de ihnen alle für ihren Stand not­wen­di­gen Gna­den verleihen.
  • Ich wer­de ihren Fami­li­en den Frie­den schenken.
  • Ich wer­de sie in all ihren Lei­den trösten.
  • Ich wer­de ihre siche­re Zuflucht im Leben und beson­ders in der Todes­stun­de sein.
  • Ich wer­de ihre Unter­neh­mun­gen mit über­rei­chem Segen begleiten.
  • Die Sün­der wer­den in mei­nem Her­zen ein unend­li­ches Meer des Erbar­mens finden.
  • Die lau­en See­len wer­den eif­rig werden.
  • Die eif­ri­gen See­len wer­den schnell auf dem Weg zur Voll­kom­men­heit voranschreiten.
  • Ich wer­de auch die Häu­ser seg­nen, in denen ein Bild mei­nes Hei­lig­sten Her­zens auf­ge­stellt und ver­ehrt wird.
  • Ich wer­de den Prie­stern die Gabe ver­lei­hen, selbst die här­te­sten Her­zen anzurühren.
  • Die Namen aller, die die­se Andacht för­dern, wer­den in mei­nem Her­zen ein­ge­schrie­ben sein und nie­mals dar­aus getilgt werden.
  • Ich ver­spre­che allen, die an den ersten Frei­ta­gen neun Mona­te nach­ein­an­der kom­mu­ni­zie­ren, die Gna­de eines buß­fer­ti­gen Endes erhal­ten, so daß sie weder in mei­ner Ungna­de noch ohne den Emp­fang der hei­li­gen Sakra­men­te ster­ben werden.

1856 führ­te Papst Pius IX. das Herz-Jesu-Fest für die gan­ze Kir­che als Hoch­fest ein. Wegen der Kop­pe­lung an das Fron­leich­nams­fest han­delt es sich um ein beweg­li­ches Fest. Das Fest wird lit­ur­gisch, wie seit dem Mit­tel­al­ter, am Frei­tag nach der Fron­leich­nams­ok­tav began­gen. Da dies ein Werk­tag ist, wird das äuße­re Fest jedoch am dar­auf­fol­gen­den Sonn­tag, dem Herz-Jesu-Sonn­tag, gefeiert.

Als Reak­ti­on auf die Fran­zö­si­sche Revo­lu­ti­on wur­de das Herz Jesu von der Bre­ta­gne über Tirol bis nach Süd­ita­li­en zum Sym­bol gegen die Revo­lu­ti­on und gegen die Auf­klä­rung, die der gott­lo­sen Revo­lu­ti­on viel­fach den Boden berei­tet hatte.

Am 11. Juni 1899 weih­te Papst Leo XIII. die gesam­te Mensch­heit dem Hei­lig­sten Her­zen Jesu. Das Wei­he­ge­bet fin­det sich im Anhang zu sei­ner Enzy­kli­ka Annum sacrum. Papst Pius XI. wid­me­te 1928 die Enzy­kli­ka Mise­ren­tis­si­mus Redemptor dem Her­zen Jesu. Glei­ches tat Pius XII. mit der Enzy­kli­ka Hau­rie­tis aqu­as zur Hun­dert­jahr­fei­er der Ein­füh­rung des uni­ver­sel­len Herz-Jesu-Festes. Johan­nes Paul II. ver­faß­te ein Schrei­ben zum 100. Jah­res­tag der von Leo XIII. durch­ge­führ­ten Weihe.

Die gro­ßen Herz-Jesu-Süh­ne­hei­lig­tü­mer auf dem Mont­mart­re in Paris und auf dem Tibid­abo in Barcelona

Schwie­ri­ger ist die Über­lie­fe­rung der Herz-Jesu-Dar­stel­lun­gen, wobei so man­ches noch unent­deckt sein dürf­te. Das älte­ste bekann­te Herz-Jesu-Bild ist ein Fres­ko in der Kir­che zum hei­li­gen Johan­nes dem Evan­ge­li­sten des Tiro­ler Berg­dor­fes Mellaun, ober­halb der Bischofs­stadt Bri­xen. Es zeigt ein mit einer Lan­zen­spit­ze durch­bohr­tes Herz auf einem Kreuz, auf das ein Engel hin­weist.

Eine ande­re sehr alte, erhal­ten­ge­blie­be­ne Dar­stel­lung stammt aus Eng­land aus der Zeit von 1490–1500. Die kolo­rier­te Zeich­nung zeigt die fünf Wund­ma­le Jesu am Kreuz und wird heu­te an der Uni­ver­si­tät Oxford aufbewahrt.

In Bar­ce­lo­na und Paris ent­stan­den gro­ße Herz-Jesu-Hei­lig­tü­mer, die mit dem Süh­ne­ge­dan­ken ver­bun­den sind. 1875 wur­de in Paris mit dem Bau des berühm­ten Sacré-Cœur de Mont­mart­re im neo­by­zan­ti­ni­schen Stil begon­nen. Die für 1914 geplan­te Wei­he konn­te kriegs­be­dingt erst 1919 statt­fin­den. 1902 wur­de nach dem Pari­ser Vor­bild ober­halb von Bar­ce­lo­na, auf dem Tibid­abo, mit dem Bau eines Herz-Jesu-Süh­ne­hei­lig­tums begon­nen, das neu­go­ti­sche mit neu­ro­ma­ni­schen und neo­by­zan­ti­ni­schen Ele­men­ten ver­eint. Die Wei­he erfolg­te 1935. Die Bau­ar­bei­ten konn­ten erst 1961 voll­endet wer­den. Beim Eucha­ri­sti­schen Kon­greß von 1911 wur­de das Herz-Jesu-Hei­lig­tum auf dem Tibid­abo zum natio­na­len Süh­ne­hei­lig­tum Spa­ni­ens erklärt.

Ein atem­be­rau­ben­des Schau­spiel zeigt sich jedes Jahr in Tirol, wenn am Herz-Jesu-Sonn­tag, dem Sonn­tag nach dem eigent­li­chen lit­ur­gi­schen Fest­tag, auf den Ber­gen die Herz-Jesu-Feu­er ent­zün­det werden

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Wikicommons/​MiL/​GN (Screen­shots)

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