Der Anarcho-Islamismus von Zohran Mamdani

Die revolutionäre "moderne Zivilisation" ist gescheitert


Zohran Mamdani, ein muslimischer Sozialist - Erbe der kommunistischen Linken -, wurde zum neuen Bürgermeister von New York gewählt
Zohran Mamdani, ein muslimischer Sozialist - Erbe der kommunistischen Linken -, wurde zum neuen Bürgermeister von New York gewählt

Von Rober­to de Mattei*

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Die Wahl von Zohr­an Mamda­ni zum Bür­ger­mei­ster von New York ist ein Ereig­nis von inter­na­tio­na­ler Bedeu­tung, das eini­ge Über­le­gun­gen verdient.

Die Wahl eines Kan­di­da­ten der extre­men Lin­ken in der ein­fluß­reich­sten Stadt der Ver­ei­nig­ten Staa­ten von Ame­ri­ka bestä­tigt vor allem die Exi­stenz einer tie­fen Pola­ri­sie­rung inner­halb der USA. Die Ermor­dung von Char­lie Kirk am 10. Sep­tem­ber hat­te dies bereits deut­lich gemacht. Tyler Robin­son, der Mör­der des jun­gen christ­lich-kon­ser­va­ti­ven Anfüh­rer, stellt eine radi­ka­le Aus­drucks­form jener ultra-pro­gres­si­ven ame­ri­ka­ni­schen Strö­mung dar, die die tra­di­tio­nel­le gesell­schaft­li­che Ord­nung zutiefst ver­ab­scheut und bereit ist, auch Gewalt ein­zu­set­zen, um sie zu zer­stö­ren. Donald Trump, der selbst am 13. Juli des ver­gan­ge­nen Jah­res nur knapp einem Anschlag ent­ging, gilt in die­sem Milieu als der Erzfeind.

New York steht zwar nicht reprä­sen­ta­tiv für die gesam­ten USA, ist aber eine Schau­fen­ster­stadt für die Welt – und die Per­son, die sie heu­te führt, ist ein Links­so­zia­list und erklär­ter Geg­ner des US-Prä­si­den­ten. Mamda­ni prä­sen­tier­te sei­nen Wahl­sieg als direk­te Her­aus­for­de­rung an Donald Trump und beton­te, daß sein poli­ti­scher Kampf nicht an den Stadt­gren­zen endet. „New York wird die Vor­hut des Wider­stands sein“, erklär­te er in sei­ner Rede als neu­er Bür­ger­mei­ster im Brook­lyn Para­mount, kurz nach sei­nem Wahlsieg.

Die Stadt New York sieht sich ernst­haf­ten Pro­ble­men gegen­über: stei­gen­de Kri­mi­na­li­tät, eine Kri­se auf dem Immo­bi­li­en­markt, maro­de Infra­struk­tur, nied­ri­ge Bil­dungs­qua­li­tät und urba­ner Ver­fall. Die von Mamda­ni vor­ge­schla­ge­nen Rezep­te, „mehr Akti­vist als Ver­wal­ter“, wie die New York Post am 24. Okto­ber beton­te, sind uto­pisch und könn­ten die Lage ver­schär­fen. Sei­ne Prio­ri­tä­ten schei­nen ideo­lo­gi­sche Mobi­li­sie­rung über prag­ma­ti­sches Manage­ment zu stel­len. So wird New York zur Platt­form eines glo­ba­len Kamp­fes. Nicht zufäl­lig ver­wen­de­te Mamda­ni in einem Inter­view am 16. Juni 2025 den Aus­druck „Glo­ba­li­ze the Inti­fa­da“, um die glo­ba­le Dimen­si­on eines Kon­flik­tes zu beschrei­ben, des­sen Wur­zeln im Nahen Osten liegen.

Mamda­ni ist der erste mus­li­mi­sche Bür­ger­mei­ster New Yorks, von süd­asia­ti­scher Her­kunft, in Afri­ka gebo­ren und erst seit weni­gen Jah­ren ame­ri­ka­ni­scher Staats­bür­ger. Sein Vater, Mah­mood Mamda­ni, ist Pro­fes­sor für Anthro­po­lo­gie an der Colum­bia Uni­ver­si­ty, sei­ne Mut­ter, Mira Nair, eine bekann­te Film­re­gis­seu­rin. In Mamd­a­nis Bio­gra­phie und poli­ti­schem Pro­gramm flie­ßen somit zwei schein­bar gegen­sätz­li­che Iden­ti­tä­ten zusam­men: Einer­seits die „Woke“-Kultur – ein Pro­dukt der lin­ken US-Uni­ver­si­tä­ten –, ande­rer­seits der zuneh­men­de Faden des Isla­mis­mus, wie er in Euro­pa unter mus­li­mi­schen Ein­wan­de­rern der zwei­ten und drit­ten Gene­ra­ti­on ver­brei­tet ist. Von die­sen bei­den Wel­ten fei­ert die eine Rela­ti­vis­mus und Iden­ti­täts­flui­di­tät, die ande­re beruft sich auf das Gesetz der Scharia.

Das „woke“ Para­dig­ma inter­pre­tiert den Westen als eine Macht­struk­tur, die syste­ma­tisch dekon­stru­iert wer­den muß. In ihr sieht es die Quel­le aller „Unter­drückung“: Kolo­nia­lis­mus, Patri­ar­chat, Kapi­ta­lis­mus, Hete­ro­nor­ma­ti­vi­tät. Das End­ziel ist nicht Reform, son­dern die Auf­lö­sung von Iden­ti­tä­ten, Gren­zen und Traditionen.

Der poli­ti­sche Isla­mis­mus hin­ge­gen sieht den Westen in einer ent­ge­gen­ge­setzt-spie­gel­bild­li­chen Per­spek­ti­ve: nicht als unge­rech­tes kul­tu­rel­les Kon­strukt, son­dern als eine im Nie­der­gang befind­li­che Zivi­li­sa­ti­on, geprägt von mora­li­schem Ver­fall, erzwun­ge­ner Säku­la­ri­sie­rung und einer geo­po­li­ti­schen Expan­si­on, die als aggres­siv oder feind­lich gegen­über der mus­li­mi­schen Welt wahr­ge­nom­men wird.

Die poli­ti­sche Rhe­to­rik Mamd­a­nis bedient sich daher sowohl der isla­mi­sti­schen als auch der ultra-lin­ken Dis­kurs­be­stän­de, die die Welt in Unter­drücker und Unter­drück­te ein­tei­len und den Westen als mora­lisch dele­gi­ti­miert betrach­ten. Wie die New York Post titel­te: „Es ist kei­ne Isla­mo­pho­bie, fest­zu­stel­len, daß Mamda­ni den Westen haßt.“ Der Arti­kel beur­teilt sei­ne Ideen nicht, stellt jedoch sei­ne Feind­se­lig­keit gegen­über den Säu­len der west­li­chen Kul­tur fest.

Die Kon­ver­genz von radi­ka­lem Isla­mis­mus und „Woke“-Aktivismus beruht nicht auf einem kon­struk­ti­ven Pro­jekt, son­dern auf einer im Kern nega­ti­ven Koali­ti­on, die eher durch Ableh­nung als durch eige­ne Vor­schlä­ge geprägt ist. In die­sem Sin­ne kann die Stra­te­gie, Ele­men­te isla­mi­sti­scher Ideo­lo­gie mit Prak­ti­ken der ultra-lin­ken Bewe­gun­gen zu ver­bin­den, als „Anar­cho-Isla­mis­mus“ bezeich­net werden.

Grund­idee ist nicht, inter­na­tio­na­le Netz­wer­ke mit Insti­tu­tio­nen und Gesell­schaft zu knüp­fen, son­dern radi­ka­le Pro­test- und Dau­er­op­po­si­ti­ons­er­fah­run­gen zu för­dern, um ein Kli­ma sozia­ler und kul­tu­rel­ler Kon­flikt­be­reit­schaft zu erzeu­gen, ins­be­son­de­re in Groß­städ­ten, und die west­li­che Gesell­schaft als „in der Kri­se“ erschei­nen zu las­sen. Der urba­ne Raum, in dem Span­nun­gen am deut­lich­sten zuta­ge tre­ten, wird so zum bevor­zug­ten Schau­platz des Han­delns: Demon­stra­tio­nen, die häu­fig in Gewalt umschla­gen, Beset­zun­gen, Gegen-Nar­ra­ti­ve in sozia­len Medi­en. Dies ist die Logik der Revo­lu­ti­on: Wenn die Wahr­heit nicht län­ger als ord­nen­des Prin­zip gilt, fül­len ihre Leug­ner das Vaku­um – wenn auch chao­tisch und fragmentarisch.

New York war jahr­zehn­te­lang die Tri­bü­ne der libe­ral-demo­kra­ti­schen Welt­kul­tur. Hier fan­den die Ver­ein­ten Natio­nen ihren Sitz, hier wur­den die fort­schritt­lich­sten For­men kul­tu­rel­ler Plu­ra­li­tät erprobt, hier wur­de indi­vi­du­el­le Frei­heit – wirt­schaft­lich, poli­tisch, künst­le­risch – zum uni­ver­sel­len Para­dig­ma erho­ben. Die Stadt ver­kör­per­te das, was Fran­cis Fuku­ya­ma 1992 als „Ende der Geschich­te“ bezeich­ne­te: den Tri­umph der libe­ra­len Demo­kra­tie als end­gül­ti­ges Modell poli­ti­scher Ord­nung welt­weit. Die­ses Pro­jekt ist geschei­tert, und wir müs­sen dies zur Kennt­nis nehmen.

Die Wahl von Zohr­an Mamda­ni ist nicht nur ein Wech­sel in der Stadt­ver­wal­tung, son­dern ein Beleg für die Selbst­auf­lö­sung einer libe­ra­len Kul­tur, die nicht nur unfä­hig war, die Fein­de des Westens abzu­weh­ren, son­dern ihnen den Weg ebnet.

Der Westen kann sich nicht län­ger mit der moder­nen Zivi­li­sa­ti­on iden­ti­fi­zie­ren, die aus der Fran­zö­si­schen Revo­lu­ti­on her­vor­ging, son­dern muß sich auf die christ­li­che Zivi­li­sa­ti­on besin­nen, deren Wur­zeln im Mit­tel­al­ter und in der grie­chisch-römi­schen Kul­tur lie­gen. Wir kämp­fen dar­um, die­se Zivi­li­sa­ti­on zu ver­tei­di­gen, und Zohr­an Mamda­ni, der sie zer­stö­ren will, ist unser kul­tu­rel­ler Gegner.

*Rober­to de Mat­tei, Histo­ri­ker, Vater von fünf Kin­dern, Pro­fes­sor für Neue­re Geschich­te und Geschich­te des Chri­sten­tums an der Euro­päi­schen Uni­ver­si­tät Rom, Vor­sit­zen­der der Stif­tung Lepan­to, Autor zahl­rei­cher Bücher, zuletzt in deut­scher Über­set­zung: Ver­tei­di­gung der Tra­di­ti­on: Die unüber­wind­ba­re Wahr­heit Chri­sti, mit einem Vor­wort von Mar­tin Mose­bach, Alt­öt­ting 2017, und Das Zwei­te Vati­ka­ni­sche Kon­zil. Eine bis­lang unge­schrie­be­ne Geschich­te, 2. erw. Aus­ga­be, Bobin­gen 2011.

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Über­set­zung: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Cor­ri­spon­den­za Romana

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