(Washington) Gestern vormittag ließ US-Präsident Joe Biden durch das Weiße Haus ankündigen, daß er die Mexico City Policy aufheben wird. Diese wurde 1984 von seinem Vorgänger Ronald Reagan eingeführt und verbietet die Finanzierung und Förderung der Abtreibungs-Agenda im Ausland mit Steuergeld.
Die demokratischen Präsidenten Bill Clinton (1993–2001) und Barack Obama (2009–2017) hoben diese Einschränkung wieder auf. Gleiches gilt nun für Joe Biden. Jeder republikanische Präsident setzte sie wieder in Kraft, George W. Bush 2001 und Donald Trump 2017. Die Abtreibungslobby, allen voran Planned Parenthood, ein weltweit agierender Abtreibungskonzern, gehört zu den Großspendern, die den Präsidentschaftswahlkampf der demokratischen Kandidaten finanzieren. Neben der ideologischen Übereinstimmung gilt jedoch auch hier: Wes Brot ich eß, des Lied ich sing. Auch der Katholik Biden muß nun liefern, was die Lobby wünscht, deren Geld er genommen hat.
Die ersten Tage seiner Amtszeit benützte Biden vor allem, um Marksteine umzustoßen, die Donald Trump in den Boden gerammt hatte. Die Finanzierung der Abtreibungsförderung in den ärmeren Ländern der Welt gehört zu den häßlichsten Kapiteln des Neokolonialismus.
Die Amerikanische Bischofskonferenz unter dem Vorsitz von Erzbischof José Horacio Gomez von Los Angeles warnte Biden als Präsidenten und als Katholiken vor einem solchen Schritt und beklagte, daß der neue Präsident aktiv an der Vernichtung von Menschenleben in den Entwicklungsländern mitwirkt.
Die bekannte nigerianische Lebensrechtlerin Obianuju Ekeocha protestierte in den Sozialen Netzwerken und erteilte Bidens Abtreibungspolitik eine Absage:
„Die Afrikaner senden eine Nachricht an Präsident Biden: Wir wollen nicht, daß die USA Abtreibungsorganisationen in Afrika finanzieren!“
Ekeocha prangert den „ideologischen Kolonialismus“ an, der auch von Papst Franziskus getadelt wurde. Sie spricht von einem Kolonialismus, der von westlichen Kreisen der Dritten Welt scheinheilig im Namen von „Antikolonialismus“ und „Emanzipation“ aufgezwungen wird. Bereits in ihrem 2018 veröffentlichten Buch „Target Africa: Ideological Neo-Colonialism of the Twenty-First Century“ warnte sie:
„In unserer Zeit gibt es eine neue Kolonialisierung, nicht des Landes oder der natürlichen Ressourcen, sondern von Herz, Verstand und Seele Afrikas. Es ist ein ideologischer Kolonialismus.“
Ekeocha prangert mutig die Tricks an, mit denen die Neokolonialisten Afrika ihre Agenda zu Sexualität, Ehe und Familie aufnötigen.
„Die neuen Kolonialherren mit all ihrer Wirtschafts- und Medienmacht stellen eine ernsthafte Bedrohung für die Kultur des Lebens in Afrika und die Grundsätze dar, die sie stützen. Westliche Eliten, ihre politischen Führer und Helfer, die Abtreibung legalisieren, Empfängnisverhütung fördern, die Mutterschaft abwerten und die Ehe neu definieren, verwüsten den Kontinent, einen Kontinent, auf dem die Mehrheit immer noch den Wert des Menschenlebens, die Schönheit der Weiblichkeit, das Geschenk von Kindern und die Bedeutung der Familie schätzt und verteidigt.“
In den acht Jahren der Amtszeit von Barack Obama flossen geschätzte vier Milliarden Euro an Bundesmitteln allein in die Kassen von Planned Parenthood. Die zweistellige Millionenspende für die Wahlkampffinanzierung sind im Vergleich Brosamen zum Gegengeschäft.
Die Abtreibungslobby ruft unterdessen nach einer Erhöhung der Finanzmittel, um den Ausfall der vergangenen vier Jahre während der Trump-Regierung „auszugleichen“.
Text: Giuseppe Nardi
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