Am vergangenen Wochenende erlebten die heiligen Hallen des Petersdoms eine kraftvolle Rückkehr: jene des überlieferten Römischen Ritus.
Nach Jahren der Aussperrung – nachdem Papst Franziskus der Zelebration der Heiligen Messe im alten Ritus bei der internationalen Peregrinatio ad Petri Sedem ein Ende gesetzt hatte – öffnete sich am Samstag, dem 25. Oktober, wieder die Schwelle der großen Basilika: Tausende Gläubige aus aller Welt fanden sich ein: aus den USA und Lateinamerika, von Schottland bis in den Fernen Osten, von Portugal bis Bayern.
Die Überlieferung, so voller Schönheit und Feinheit, aber auch so beharrlich, gab der Kirche ein starkes Signal: Es ist Dankbarkeit für die gewährte Erlaubnis – und vor allem Lebendigkeit.
Es zeigte sich eine Kirche: selbstbewußt, ernsthaft, erfüllt vom Glauben, von inniger Liebe und Anbetung für den Herrn und Erlöser Jesus Christus, und von ebensolche Zuneigung und Verehrung für die allerseligste Jungfrau und Gottesmutter Maria. In der würdigen Zelebration des alten Ritus in der bedeutendsten Kirche der Christenheit offenbarte sich sowohl Wurzel als auch Zukunft: Verwurzelung in der reichen Vergangenheit der Liturgie und der Überlieferung, Zukunft in der Hingabe jener, die sich danach sehnen, für den Aufbau der Königsherrschaft Christi auf Erden.
Die Predigten von Kardinal Raymond Burke im Petersdom und des Pfarrers der Personalpfarrei der Priesterbruderschaft St. Petrus in Rom waren auch eine klare Ansage. Es ging um das Jahrhundertgedenken des Christkönigsfestes, das Papst Pius XI. vor 100 Jahren eingeführt hatte – um das soziale Königtum Christi auf Erden zurn Geltung zu bringen.
So zeigte sich in vergangenen Tagen in Rom eine junge Kirche, eine lebendige Kirche, eine Kirche der Familien, eben eine Kirche der Zukunft.
Hier schlummert, was die Kirche und was die Menschheit braucht – oft genug lahmgelegt, nicht durch äußere Gegner, sondern durch Kräfte im eigenen Inneren, durch Brüderzwist, der schon viel zu lange andauert. Es war auch eine Einladung: die Vergangenheit der Animositäten und die Demütigungen hinter sich zu lassen und stattdessen Türen und Fenster weit zu öffnen für den überlieferten Ritus und die Tradition. Nicht weniger Raum, sondern mehr Raum für die wirkliche Erneuerung.
Und so dankte die Tradition dem neuen Pontifex innig, freudig und ehrlich. Möge dieses Signal – aus Rom, über den Tiber hin – in der ganzen Kirche erkannt und verstanden werden. Möge es greifen durch konkrete Maßnahmen durch ein väterliches Wohlwollen im Herrn. Dann möge sich durchsetzen, wem Gott die wahre Gunst schenkt.
Kardinal Raymond Burke, der meistverfolgte Kardinal im Pontifikat von Franziskus, war am vergangenen 22. August von Papst Leo XIV. empfangen worden. Bei dieser Gelegenheit übergab der US-amerikanische Purpurträger dem Kirchenoberhaupt einen Appell, verfaßt von Christian Marquant, dem Vorsitzenden des Coetus Internationalis Summorum Pontificum (CISP) und Schlüsselfigur bei der Organisation der jährlichen Wallfahrt Ad Petri Sedem, die von 70 Verbänden, Vereinigungen und Organisationen weltweit unterzeichnet wurde. In diesem Appell wird Leo XIV. ersucht, dem überlieferten Ritus die nötige Anerkennung, Wertschätzung und Freiheit zu gewähren, die ihm durch das Motu proprio Traditionis custodes von Franziskus genommen wurde. Im Gefolge dieser Audienz von Kardinal Burke erteilte Leo XIV. die Erlaubnis, den überlieferten Römischen Ritus wieder im Petersdom zelebrieren zu dürfen.
Insgesamt sind die Signale, die Leo XIV. aussendet, widersprüchlich. Die Lebendigkeit der Tradition, die sich in den vergangenen Tagen gezeigt hat, könnte ein weiterer Denkanstoß für die gewünschte Öffnung durch das Kirchenoberhaupt sein, wie die Organisatoren hoffen.
An diesem Wochenende zeigte sich in Rom jedenfalls für jeden sichtbar, daß das Alte nicht veraltet ist, sondern lebendig ist und auf das Große hinweist. Auf das Eine, das ewig bleibt: Christus König.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Youtube/Tres Vias (Screenshot)

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