
In einer exklusiven Stellungnahme gegenüber dem Catholic Herald äußerte sich Kardinal Mauro Gambetti OFMConv zur Zukunft der überlieferten Form des Römischen Ritus. Der Erzpriester des Petersdoms, der als enger Vertrauter von Papst Franziskus gilt, gab einen überraschenden Einblick in die Haltung der Kirchenleitung zu diesem Thema.
Auf die Frage nach der Zukunft des überlieferten Ritus antwortete Gambetti mit wenigen, aber aufschlußreichen Worten:
„Besser nicht darauf antworten. Man hat mir gesagt, wir müssen auf die Entscheidung des Heiligen Vaters warten.“
Diese Antwort hebt sich deutlich von den jüngsten, teils öffentlichen Äußerungen anderer Kardinäle ab, die ihre Ansichten zur Liturgie geäußert hatten. Der Bergoglianer Gambetti, seit 2021 Erzpriester des Petersdoms, Generalvikar des Papstes für den Vatikan und Vorsitzender der Dombauhütte von Sankt Peter, stellte klar, daß die Frage der Liturgie in den Händen des Papstes liegt und nicht Gegenstand individueller Meinungen innerhalb des Kardinalskollegiums sein sollte.
Ein Schuß vor den Bug für jene Pupurträger, die seit der Wahl von Leo XIV. auf ein Zeichen der liturgischen Versöhnung drängen? Im Klartext sagte Kardinal Gambetti, daß es eine einheitliche Linie brauche und diese werde vom Papst vorgegeben. Auch wenn in der jüngsten Vergangenheit unterschiedliche Sichtweisen zur Zukunft der Messe artikuliert wurden, betont Gambetti, daß in dieser Frage einzig die Entscheidung des Papstes maßgeblich ist.
Gambetti sagte damit zwar inhaltlich nichts aus, doch der Kontext wirkt wie ein Dämpfer gegenüber Hoffnungen einer baldigen großzügigen Wiederzulassung des überlieferten Ritus.
Seine rasche Karriere war Ausdruck des persönlichen Vertrauens, das Franziskus ihm entgegenbrachte. Der Minoritenpater, der zuvor in Assisi wirkte und von Papst Franziskus ohne vorherige Bischofserfahrung zum Kardinal erhoben und dann gleich nach Rom berufen worden war, ist eine dem verstorbenen Papst sehr nahestehende Figur an der Römischen Kurie. Er ist das drittjüngste Mitglied des Kardinalskollegiums.
Anders als vom Catholic Herald geschildert, liegen allerdings keine belastbaren Hinweise vor, daß Gambetti in seiner Zeit als Generalkustos des Heiligen Konvents (2013–2020) in Assisi – und damit auch verantwortlich für die Basilika zum heiligen Franziskus – Zelebrationen im überlieferten Ritus erlaubt oder gar gefördert hätte.
Im Gegenteil: Die kurze Lücke zwischen der Emeritierung seines Vorgängers als Erzpriester und Gambettis Ernennung nutzte Franziskus, um eine neue Hausordnung im Petersdom in Kraft zu setzen und die Zelebration des überlieferten Ritus im sichtbarsten Gotteshaus der Kirche zu verbieten. Von Gambetti wurde kein Schrit unternommen, um diese formal vom vatikanischen Staatssekretariat kommende Einmischung in seinen Bereich zu ändern. Warum? Weil er wußte, daß die Anweisung von Franziskus selbst gekommen war. Seither war Gambetti ein treuer Exekutor gegen den überlieferten Ritus.
Ein Rückblick: Unter Gambettis Vorgänger, dem Kardinal Angelo Comastri (2006–2021), wurde der überlieferte Ritus täglich im Petersdom an irgendeinem der Seitenaltäre gefeiert. Mit der Wahl von Franziskus gab es jedoch sofortige Eingriffe: An den Tagen, an denen der Papst im Petersdom zelebrierte, durften keine heiligen Messen im überlieferten Ritus gefeiert werden, selbst wenn sich diese sich diese zeitlich um Stunden nicht mit der Zelebration des Papstes überschnitten. Schon im Juni 2013 beklagte sich der viel zu früh verstorbene Father Peter Carota, daß ihm an solchen Tagen nicht einmal mehr gestattet wurde, um 7 Uhr morgens zu zelebrieren.
Wenige Monate nachdem die neue Hausordnung in Kraft getreten war, erließ Franziskus im Juli 2021 das Motu proprio Traditionis custodes, um die traditionelle Messe weltweit einzuschränken.
Da der internationalen Wallfahrt der Tradition Ad Petri Sedem kürzlich für den kommenden 25. Oktober erstmals seit drei Jahren wieder gestattet wurde, im Petersdom ein Pontifikalamt im überlieferten Ritus zu zelebrieren – eine Entscheidung, die nicht von Gambetti ausgeht –, kann die Aussage des Kardinals auch als ein Dämpfer verstanden werden, sich nicht zu große Hoffnungen zu machen.
Kardinal Gambetti ermahnte nun seine Mitbrüder im Kardinalskollegium, keine persönlichen Ansichten zum überlieferten Ritus zu äußern. So bleibt die Frage, inwieweit Gambetti dabei selbst nur eine persönliche Ansicht äußerte.
Sicher scheint, daß hinter den ehrwürdigen Mauern des Vatikans ein intensives Ringen um den überlieferten Ritus tobt.
Tatsache ist: Solange durch Leo XIV. keine andere offizielle Entscheidung getroffen wird, bleibt die Zukunft des überlieferten Römischen Ritus ungewiß. Nach wie vor gelten die repressiven bergoglianischen Bestimmungen von Traditionis custodes.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: VaticanMedia (Screenshot)
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