Chinesische Warnung an Papst Leo XIV.

Begegnungen mit dem Dalai Lama unerwünscht


Petr Pavel, Tschechiens Staatspräsident, besuchte als "Privatperson" den Dalai Lama, was in Peking auf wenig Gegenliebe stieß
Petr Pavel, Tschechiens Staatspräsident, besuchte als "Privatperson" den Dalai Lama, was in Peking auf wenig Gegenliebe stieß

Fran­zis­kus ver­mied es zwölf Jah­re lang, den Dalai Lama zu tref­fen, obwohl er bevor­zugt ein „inklu­si­ves“ Image von sich ver­mit­tel­te. Der argen­ti­ni­sche Jesu­it war ein poli­ti­scher Papst, der auch geo­po­li­tisch dach­te. Der Dalai Lama wur­de seit den 50er Jah­ren mit Hil­fe der USA zur Sym­bol­fi­gur des anti­chi­ne­si­schen, sprich anti­kom­mu­ni­sti­schen Wider­stands auf­ge­baut. Er war für Fran­zis­kus eine der vie­len Figu­ren auf dem Schach­brett der Welt­mäch­te. Fran­zis­kus, des­sen Sym­pa­thien für den Sozia­lis­mus bekannt waren, war mehr an guten Bezie­hun­gen zur Volks­re­pu­blik Chi­na inter­es­siert, als sich durch ein Tref­fen mit dem Dalai Lama vor den Kar­ren der US-Inter­es­sen span­nen zu las­sen und dadurch Peking zu ver­är­gern. So oder ähn­lich wur­de die Ange­le­gen­heit in San­ta Mar­ta gesehen.

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Fran­zis­kus war es dann auch, der mit Peking ein Geheim­ab­kom­men über die Bischofs­er­nen­nun­gen unter­zeich­ne­te, das er nicht gefähr­den woll­te. So kam es letzt­lich zu kei­ner per­sön­li­chen Begeg­nung zwi­schen ihm und dem Dalai Lama.

Wie emp­find­lich die chi­ne­si­sche Staats­füh­rung in der Sache reagiert, zeig­te sich samt einer War­nung an den nun amtie­ren­den Papst. Im Mit­tel­punkt steht Petr Pavel, der Staats­prä­si­dent der Tsche­chi­schen Repu­blik, ein ehe­ma­lies KP-Mit­glied, das sich nach der Wen­de schnell in den NATO-Kor­ri­do­ren zurecht­fand und mit ent­spre­chen­der Unter­stüt­zung als Reprä­sen­tant des trans­at­lan­ti­schen Estab­lish­ments auf dem Hradschin instal­liert wur­de – um nach Ungarn und der Slo­wa­kei nicht auch noch Tsche­chi­en aus der anti­rus­si­schen Ukrai­ne-Front her­aus­bre­chen zu lassen.

Pavel traf sich kürz­lich – als Trans­at­lan­ti­ker kam er offen­bar nicht umhin – mit dem Dalai Lama. Obwohl das tsche­chi­sche Staats­ober­haupt aus­drück­lich beton­te, daß er die­se Begeg­nung als „Pri­vat­per­son“ und nicht als Staats­ober­haupt voll­zie­he, reagier­te das chi­ne­si­sche Außen­mi­ni­ste­ri­um gestern auf eine Jour­na­li­sten­fra­ge ener­gisch. Auf der täg­li­chen Pres­se­kon­fe­renz des Außen­am­tes ant­wor­te­te des­sen Spre­cher Lin Jian:

Chi­na Dai­ly: Es wur­de berich­tet, daß der tsche­chi­sche Prä­si­dent Petr Pavel kürz­lich nach sei­nem Japan-Besuch in Indi­en mit dem 14. Dalai Lama zusam­men­ge­trof­fen ist. Wie lau­tet die Ant­wort Chi­nas darauf?

Lin Jian: Trotz wie­der­hol­ter Pro­te­ste und dem ent­schie­de­nen Wider­stand Chi­nas rei­ste der tsche­chi­sche Prä­si­dent Petr Pavel nach Indi­en, um sich mit dem Dalai Lama zu tref­fen. Dies ver­stößt schwer­wie­gend gegen die poli­ti­sche Ver­pflich­tung der tsche­chi­schen Regie­rung gegen­über der chi­ne­si­schen Regie­rung und ver­letzt die Sou­ve­rä­ni­tät und ter­ri­to­ria­le Inte­gri­tät Chi­nas. Chi­na bedau­ert dies zutiefst und lehnt die­se Situa­ti­on ent­schie­den ab und hat bei der tsche­chi­schen Sei­te ernst­haf­ten Pro­test ein­ge­legt. Ange­sichts der Schwe­re der Pro­vo­ka­ti­on durch Pavel beschließt Chi­na, jeg­li­che Inter­ak­ti­on mit ihm einzustellen.

Mit ande­ren Wor­ten: Chi­na hat die Bezie­hun­gen zu Pavel abge­bro­chen, was zwar nicht den Abbruch der diplo­ma­ti­schen Bezie­hun­gen zur Tsche­chi­schen Repu­blik, aber zumin­dest eine Schief­la­ge bedeutet.

In Peking dürf­te man mit Inter­es­se auf die tsche­chi­schen Par­la­ments­wah­len Anfang Okto­ber schau­en, die – nach der­zei­ti­gem Stand – zur Abwahl der EU-freund­li­chen Regie­rungs­ko­ali­ti­on füh­ren könn­te, die hin­ter Pavel steht.

Die Volks­re­pu­blik Chi­na über­mit­tel­te damit indi­rekt auch dem Hei­li­gen Stuhl ein deut­li­ches Signal, daß eine Begeg­nung mit dem Dalai Lama eine rote Linie dar­stellt. Dem­nächst dürf­te es aller Vor­aus­sicht nach ohne­hin zwei Dalai Lamas geben.

Sobald der 14. Dalai Lama stirbt, hat Chi­na die Mög­lich­keit, den 15. Dalai Lama nach eige­nem Ermes­sen ein­zu­set­zen, da sich der Pan­chen Lama, eine im 17. Jahr­hun­dert ein­ge­führ­te, für die Ein­set­zung des Dalai Lama ent­schei­den­de Figur, unter ihrer Kon­trol­le befin­det. Die Exil-Tibe­ter wer­den wahr­schein­lich, gedrängt vom Westen, einen eige­nen 15. Dalai Lama ernen­nen, obwohl ihnen die dafür not­wen­di­ge Auto­ri­tät des Pan­chen Lama fehlt. Damit könn­te die­ses Amt des tibe­ti­schen Bud­dhis­mus, das erst im 16. Jahr­hun­dert durch den Mon­go­len-Khan ein­ge­führt wur­de, schwe­ren Scha­den neh­men.

Histo­risch von Bedeu­tung ist, daß Tibet durch Jahr­hun­der­te in einem Abhän­gig­keits­ver­hält­nis zu Chi­na stand, das sich jedoch um das abge­le­ge­ne Gebirgs­land kaum küm­mer­te. Erst als 1903 die Bri­ten von Indi­en aus nach Tibet vor­zu­drin­gen ver­such­ten, geriet das Hoch­ge­birgs­land in den Fokus geo­po­li­ti­scher Über­le­gun­gen und rief die chi­ne­si­sche Sei­te ver­stärkt auf den Plan, die das Land enger an Chi­na zu bin­den begann.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: MiL

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