Schwester Simona Brambilla: die Frau, die die Kardinäle kommandiert

Die Debatte


Sr. Simona Brambilla mit Papst Franziskus. Im Hintergrund Kardinal João Braz de Aviz, der von 2011 bis Anfang 2025 Präfekt der Ordenskongregation bzw. des Ordensdikasteriums war
Sr. Simona Brambilla mit Papst Franziskus. Im Hintergrund Kardinal João Braz de Aviz, der von 2011 bis Anfang 2025 Präfekt der Ordenskongregation bzw. des Ordensdikasteriums war

Von Dario Čehić*

Schwe­ster Simo­na Bram­bil­la (geb. 1965) emp­fing am 6. Janu­ar 2025 die Ernen­nung zum Prä­fek­ten des Dik­aste­ri­ums für die Insti­tu­te des geweih­ten Lebens und die Gesell­schaf­ten des apo­sto­li­schen Lebens. Zu ihrem Stell­ver­tre­ter (Pro-Prä­fek­ten) wur­de der 65-jäh­ri­ge Kar­di­nal Angel Fernán­dez Arti­me ernannt.1

Bevor sie Prä­fekt wur­de – eine Ernen­nung, die bereits sowohl Lob als auch Kri­tik erhielt –, war sie seit dem Jahr 2019 Sekre­tä­rin des­sel­ben Dik­aste­ri­ums. Zuvor lei­te­te sie 13 Jah­re lang den Frau­en­zweig der Con­so­la­ta-Mis­si­ons­schwe­stern („Suo­re mis­sio­na­rie del­la Con­so­la­ta“). Bevor sie sich 1988 die­ser Reli­gi­ons­ge­mein­schaft anschloss, war sie Kran­ken­schwe­ster in einem Kran­ken­haus in der klei­nen Stadt Mera­te in der Lom­bar­dei im Nor­den Ita­li­ens.2 

Der Name von Schwe­ster Simo­na Bram­bil­la wird nicht mit irgend­wel­chen Skan­da­len oder irgend­wel­chen berühm­ten Errun­gen­schaf­ten in Ver­bin­dung gebracht – daher hin­gen die Reak­tio­nen auf die Ernen­nung im ver­gan­ge­nen Monat haupt­säch­lich damit zusam­men, dass sie die erste Frau in der Geschich­te der Kir­che ist, die in eine sol­che Posi­ti­on beru­fen wur­de: Für eini­ge ist es sehr gut, für ande­re ist die­ser Umstand selbst ein Skandal.

Es wur­de bereits über die bedeu­ten­de Debat­te inner­halb der katho­li­schen Kir­che geschrie­ben, ob Jor­ge Mario Berg­o­glio über­haupt der Papst ist: Vie­le glau­ben, dass er so hart­näckig ver­schie­de­ne ket­ze­ri­sche Posi­tio­nen ver­tritt, selbst nach­dem er öffent­lich von vie­len Prie­stern, Bischö­fen und Kar­di­nä­len davor gewarnt wur­de (man wird zum Ket­zer, nach­dem ein Gläu­bi­ger – ein­schließ­lich ein Bischof, sogar der Papst – öffent­lich vor Häre­sie gewarnt wur­de und er auch danach absicht­lich an die­sem reli­giö­sen Irr­tum fest­hält), und dar­um nicht mehr Katho­lik ist – aus die­sem Grund kann er (von vie­len in Betracht gezo­gen, wobei sie sich haupt­säch­lich auf die Auto­ri­tät des hei­li­gen Kir­chen­leh­rers Robert Bell­ar­min beru­fen, der sehr aus­führ­lich über das päpst­li­che Amt schrieb) nicht Papst sein.

Das Leben in die­ser unvoll­kom­me­nen Welt ist jedoch so gestal­tet, dass es auch inak­zep­ta­ble Din­ge gibt; wir sehen zum Bei­spiel, dass wir in sehr vie­len Län­dern der Welt bis heu­te Füh­rer haben, die durch ver­schie­de­ne Mili­tär­put­sche oder mani­pu­lier­te Wah­len an die Macht kamen (oder an der Macht blei­ben) – d. h. ille­gal. Aller­dings hören Rich­ter, Poli­zei­be­am­te und ande­re Staats­ap­pa­ra­te in die­sen Län­dern nor­ma­ler­wei­se auf die­se ille­ga­len Behör­den, und die inter­na­tio­na­le Gemein­schaft ent­schei­det sich in den mei­sten Fäl­len dafür, mit ihnen zu kom­mu­ni­zie­ren, unge­ach­tet der Tat­sa­che, dass sie ille­gal sind. In ähn­li­cher Wei­se tun Bischö­fe auf der gan­zen Welt so, als ob Jor­ge Mario Berg­o­glio der legi­ti­me Papst wäre, und Diö­ze­sen akzep­tie­ren bereit­wil­lig die Bischö­fe, die er als Ordi­na­ri­us ernannt hat.

Gibt es dann irgend­was, das frag­wür­dig ist an der Ernenn­nug von Simo­na Bram­bil­la – die jetzt Auto­ri­tät über den genann­ten Kar­di­nal, die Mit­ar­bei­ter des Dik­aste­ri­ums und alle Klö­ster, Orden und ver­wand­te Gemein­schaf­ten in der gesam­ten katho­li­schen Welt aus­übt – abge­se­hen von der offen­sicht­li­chen Tat­sa­che, dass sie die Befug­nis mit der Zustim­mung und laut Auto­ri­tät der Per­son, deren Legi­ti­mi­tät auf dem Hei­li­gen Stuhl frag­lich ist, ausübt?

Natür­lich kön­nen Frau­en in der Zivil­ge­sell­schaft Füh­rungs­po­si­tio­nen beklei­den, aber hier geht es nicht um die Fra­ge, ob eine bestimm­te Posi­ti­on von einer Frau aus­ge­übt wer­den kann, son­dern dar­um, ob die­se bestimm­te Posi­ti­on, die tra­di­tio­nell immer von Bischö­fen (als Per­so­nen, die die vol­le Prie­ster­wei­he emp­fan­gen haben3) aus­ge­übt wur­de, von einer Per­son aus­ge­übt wer­den kann, die nicht nur kein Bischof ist, son­dern über­haupt kein Priester.

Die­se kon­kre­te Frau – Simo­na Bram­bil­la – ist kein Prie­ster und kann auch kein Prie­ster wer­den. Das wis­sen wir, weil 1994 der hl. Papst Johan­nes Paul II. ex cathe­dra defi­nier­te, dass nur Män­ner zum Prie­ster­tum geweiht wer­den kön­nen. Dies ist nicht nur ein seit der Zeit der Apo­stel bestehen­der Brauch, son­dern Teil des Glau­bens­guts.4

Selbst die hei­li­gen Frau­en, die unter dem Kreuz stan­den, an dem Jesus selbst gekreu­zigt wur­de, und die sei­nen Leich­nam wuschen, konn­ten kei­nes­wegs Prie­ster wer­den. Tat­säch­lich war nicht ein­mal die Hei­li­ge Jung­frau Maria ein Priester.

Der Codex des Kir­chen­rechts – das sind die Bestim­mun­gen, die gele­gent­lich von den Päp­sten refor­miert wer­den, aber immer im Ein­klang mit dem katho­li­schen Glau­ben und der hei­li­gen Tra­di­ti­on – schreibt im Canon 129 aus­drück­lich vor:

§ 1. Zur Über­nah­me von Lei­tungs­ge­walt, die es auf­grund gött­li­cher Ein­set­zung in der Kir­che gibt und die auch Juris­dik­ti­ons­ge­walt genannt wird, sind nach Maß­ga­be der Rechts­vor­schrif­ten die­je­ni­gen befä­higt, die die hei­li­ge Wei­he emp­fan­gen haben.

§ 2. Bei der Aus­übung die­ser Gewalt kön­nen Lai­en nach Maß­ga­be des Rech­tes mitwirken.

Und nun wis­sen wir zumin­dest nach jahr­hun­der­te­lan­ger Über­lie­fe­rung, dass an der Stel­le, an der Schwe­ster Bram­bil­la mit der Füh­rungs­be­fug­nis nun aus­ge­stat­tet wur­de, immer Bischö­fe ernannt wur­den. Obwohl der Canon 129 alles klar dar­stellt, gibt es im Vati­kan seit eini­gen Jah­ren eine hit­zi­ge Debat­te zu die­sem The­ma. Kar­di­nal Gian­fran­co Ghir­lan­da (einer der „Kar­di­nä­le des Fran­zis­kus“, Jesu­it und lang­jäh­ri­ger Pro­fes­sor an der Päpst­li­chen Uni­ver­si­tät Gre­go­ria­na, der 2022 zum Kar­di­nal-Dia­kon beför­dert wur­de) leg­te Inter­pre­ta­tio­nen vor, dass auch Lai­en (und damit auch Frau­en) sol­che Pflich­ten aus­üben könn­ten. Kar­di­nal Marc Ouel­let behaup­tet im Gegen­teil, dass so etwas in kei­ner Wei­se zuläs­sig sei – denn die Mit­wir­kung bei der Macht­aus­übung aus dem 2. Absatz von Canon 129 umfasst Amts­pflich­ten (wie sie zum Bei­spiel Schwe­ster Bram­bil­la zuvor im sel­ben Dik­aste­ri­um aus­ge­übt hat, als eine Sekre­tä­rin) und nicht die Auf­ga­ben der Lei­tung von Dik­aste­ri­en, die in der Geschich­te der Kir­che nie von Lai­en, son­dern immer von Prie­stern aus­ge­übt wur­den.5

Wir wer­den bald sehen, ob die­se Ernen­nung einer Schwe­ster zum Prä­fek­ten (eine Posi­ti­on, die, wie wir uns erin­nern, in der Pra­xis mit der Ehre eines Kar­di­nals ver­bun­den ist) die­se Debat­te abbre­chen wird6 oder sie im Gegen­teil ver­tie­fen wird.

Auf jeden Fall kön­nen wir dar­aus schlie­ßen, dass die Pro­ble­me der katho­li­schen Kir­che unter Berg­o­gli­os Lei­tung von Jahr zu Jahr und von Monat zu Monat zunehmen.

*Dario Čehić ist ein kroa­ti­scher Rechts­an­walt und Autor zahl­rei­cher Arti­kel in katho­li­schen Medien.

Bild: Vati­can­Me­dia (Screen­shot)


1 „Papst ernennt Sr. Simo­na Bram­bil­la als erste weib­li­che Prä­fek­tin des Vati­kans“, „Vati­can News“, 6. Janu­ar 2025.

2  „Hier erfah­ren Sie, was Sie über die erste Prä­fek­tin des Vati­kans in der Geschich­te der katho­li­schen Kir­che wis­sen soll­ten“, Wal­ter Sán­chez Silva/​ACI Prensa/​CNA, „NC Regi­ster“, 8. Janu­ar 2025.

3 KKK 1557

4 Zu eini­gen Zwei­feln über den defi­ni­ti­ven Cha­rak­ter der Leh­re von Ordi­na­tio sacer­do­ta­lis (29. Mai 2018) 8. Janu­ar 2025.

5  „Ist Fran­zis­kus‘ Prä­fek­tin die Qua­dra­tur des Krei­ses in Sachen Lai­en­füh­rung?“, Ed Con­don, „The Pil­lar“, 6. Janu­ar 2025.

6  „Lai­en in Füh­rungs­po­si­tio­nen im Vati­kan angeb­lich zen­tra­les The­ma beim Tref­fen des Pap­stes mit den Kar­di­nä­len der Welt“, Chri­sto­pher White, „NC Repor­ter“, 30. August 2022.

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4 Kommentare

  1. Die eine, hei­li­ge, katho­li­sche und apo­sto­li­sche Kir­che wird von ihren Anfän­gen her von hei­li­gen, von Chri­stus beru­fe­nen Män­nern gelei­tet! Daß nun auch in der römisch-katho­li­schen Kir­che die Pra­xis Ein­zug hält, Frau­en mit (hohen) Lei­tungs­funk­tio­nen zu betrau­en, kann nur eines bedeu­ten: Auch die römisch-katho­li­sche Kir­che wird – und wur­de schon lan­ge – nicht mehr von hei­lig­mä­ßi­gen, von Gott beru­fe­nen Män­nern geleitet! …

  2. Jeden­falls ist sie eine komi­sche Fun­se, dass sie so ein Amt unter die­sen Umstän­den über­haupt annimmt. Sie könn­te sich auch anders einbringen.

  3. Letzt­lich kann man nur kom­man­diert wer­den, wenn man sich auch kom­man­die­ren lässt. Und hier ist der sprin­gen­de Punkt: Der Papst mag die­se (Ordens-)Frau zur Prä­fek­tin erhe­ben und mei­net­we­gen zur Co-Päp­stin, was ich ihm ohne Wei­te­res zutraue. Nur: Nie­mand von uns muss die­se Ernen­nun­gen respek­tie­ren oder sie sogar aner­ken­nen. Auf Wahn­sinn kann man kaum anders reagie­ren, als dass man ihn igno­riert. Und das gilt auch und ganz beson­ders für die­sen päpst­li­chen Wahn­sinn!? Die Welt dreht sich wei­ter, ganz gleich was Fran­zis­kus noch ein­fällt und wen er zu was auch immer ernennt. Die Rech­nung dafür wird er spä­te­stes am Ende sel­ber bezah­len müs­sen – nicht wir.

  4. Die eine, hei­li­ge, katho­li­sche und apo­sto­li­sche Kir­che wird von ihren Anfän­gen her von got­tes­fürch­ti­gen, von Chri­stus beru­fe­nen Män­nern gelei­tet! Daß nun auch in der römisch-katho­li­schen Kir­che die Pra­xis Ein­zug hält, Frau­en mit (hohen) Lei­tungs­funk­tio­nen zu betrau­en, kann nur eines bedeu­ten: Auch in der römisch-katho­li­schen Kir­che haben – und hat­ten sich schon lan­ge – zu vie­le Übel­tä­ter und fal­sche Brü­der etc. ein­ge­schli­chen und wurden/​werden aus fal­schen Erwä­gun­gen her­aus gedul­det! (vgl. 1.Korinther 5,11–13; s.a. : Judas 1,4; Gala­ter 2,4–5; 2.Petrus 2,1–3,17; etc.!) …

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