
Von Wolfram Schrems*
Auch wenn es die Mehrzahl der gläubigen Katholiken in Österreich nicht tangieren wird, aber es gibt tatsächlich ein sogenanntes Österreichisches Pastoralinstitut (ÖPI). Dieses befaßt sich, wie der Name sagt, mit „Pastoral“, also möglicherweise damit, was man früher „Seelsorge“ nannte. Besonders erfolgreich ist man angesichts der Entchristlichung der Gesellschaft und der Kirchenaustrittszahlen offensichtlich nicht. Aber wer weiß schon, was die wirklich wollen?
Dieses Institut hielt vor einigen Tagen, wie jedes Jahr im Jänner, eine sogenannte „Pastoraltagung“ ab. Auf der Seite der Österreichischen Bischofskonferenz katholisch.at hieß es dazu:
„Fachtagung von 9. bis 11. Jänner in Salzburg unter dem Titel ‚Auftrag Zukunft. Christ:in sein für eine demokratische Gesellschaft‘ – Vorträge von Journalistin Ingrid Brodnig, Philosophin Lisz Hirn sowie Theologen Ansgar Kreutzer“
Im Text spricht man dann von der „Rolle der Kirche in Zeiten einer erodierenden und angefragten Demokratie“. Die Direktorin des ÖPI, die Theologin Gabriele Eder-Cakl, wird so zitiert:
„Nach den diversen Wahlen in Österreich und weltweit wird viel über Polarisierung, gesellschaftliche Werte sowie Demokratieförderung gesprochen.“
Ja, vermutlich.
Abtreibungspropagandistin als Referentin bei „Pastoraltagung“
Worauf das ÖPI aber offenbar hinauswill, zeigt sich an den eingeladenen Referenten:
„Am Donnerstag (9. Jänner) beginnt die Tagung mit einer Situationsanalyse der aktuellen politischen Lage. Josef Marketz, Diözesanbischof von Kärnten und in der Bischofskonferenz zuständiger Referatsbischof für Pastoral, wird die pastorale Bedeutung des Themas beleuchten. Die Philosophin Lisz Hirn analysiert die gegenwärtige gesellschaftliche Polarisierung nach einem intensiven Wahljahr, gefolgt von Digitalisierungsexpertin Ingrid Brodnig, die die Rolle der (sozialen) Medien und des Einzelnen in politisch aufgeheizten Zeiten thematisiert.“
In der Öffentlichkeit wird „die Philosophin Lisz Hirn“ wenig bekannt sein. Im Herbst 2019 wurde sie als Verbündete von Abtreibungsarzt Christian Fiala in den Medien präsentiert.
Meinbezirk.at schrieb am 27.11.19:
„Im Gynmed Ambulatorium am Mariahilfergürtel findet am 17. Dezember ein Benefizabend statt. Mit den Spenden soll ein Schwangerschaftsabbruch für eine Frau finanziert werden, die ungewollt schwanger geworden ist und sich diesen finanziell nicht leisten kann. Arzt Christian Fiala und Philosophin Lisz Hirn wollen vor Weihnachten damit auf die Situation vieler Frauen aufmerksam machen.“
Und:
„Auch die Rudolfsheimer Philosophin und Obfrau des Vereins für praxisnahe Philosophie Lisz Hirn ist sich sicher, dass in Sachen Schwangerschaftsabbruch in diesem Land einiges im Argen liegt. ‚Es ist bezeichnend, wie in Österreich mit Frauenkörpern umgegangen wird‘, sagt sie. ‚Warum trauen wir Frauen nicht zu, die jeweils richtige Entscheidung für ihr Leben zu treffen?‘“
Zum „Benefizabend“ heißt es:
„Um auf das Problem aufmerksam zu machen, veranstalten Hirn und Fiala zusammen mit dem Museum für Verhütung und Schwangerschaftsabbruch und dem Verein für praxisnahe Philosophie am 17. Dezember einen Benefizabend unter dem Motto ‚Abbruch in Not‘. Das Ziel: Sensibilisierung für das Thema und die Kostenübernahme von zumindest einem Schwangerschaftsabbruch für eine Frau durch die Einnahmen des Benefizabends. ‚Unsere Idee ist es, ein unpopuläres Thema gerade zur Weihnachtszeit vor den Vorhang zu holen‘, so Hirn. Und das abseits der Kategorien ‚Glaube‘ oder ‚Schuld‘.“
Das Institut für Ehe und Familie der Österreichischen Bischofskonferenz sprach am 5. Dezember 2019 in diesem Zusammenhang von „gezielter Provokation“.
Weitere Reaktionen seitens der kirchlichen Hierarchie auf diesen Greuel sind nicht erinnerlich.
Um den Kontext näher zu beleuchten:
Das Gynmed Ambulatorium ist eine der wichtigsten Abtreibungskliniken Österreichs. Angegliedert ist auch das Museum für Schwangerschaftsabbruch und Verhütung. Obwohl die Volksanwaltschaft bereits vor 20 Jahren Schulexkursionen in die Abtreibungsklinik beanstandete (und diese Beanstandung auch später wiederholte), werden in den letzten Jahren häufig Schulklassen beim Eintritt in das Gynmed Ambulatorium beobachtet. –
Abtreibungsarzt Christian Fiala bezahlte vor etwa fünfzehn Jahren sogenannte „Schauspieler“ (seine Worte), die die Lebensschutzaktivisten, Beter und Berater, „ablenken“ sollten. Mit versteckter Kamera wurden die verbalen und körperlichen Attacken (hier, hier und hier) aufgenommen, es kam zum Prozeß.
Die Angriffe der „Schauspieler“ hörten auf. Die Tötung ungeborener Kinder geht weiter, genauso wie die Propaganda für dieses „verabscheuungswürdige Verbrechen“ (II. Vaticanum, Gaudium et spes 51). –
Das zum Hintergrund einer Referentin einer sogenannten „Pastoraltagung“. Die Organisatoren und Bischof Marketz als zuständiger und anwesender Referatsbischof hätten die widerliche Aktion mit dem „Benefizabend“ zur Abtreibungsfinanzierung kennen müssen, weil er auch auf der Netzseite von Lisz Hirn ausdrücklich genannt wird. –
An der Tagung wirkte auch die Journalistin Ingrid Brodnig als Referentin mit. Sie ist Mitarbeiterin der Tageszeitung Der Standard, Flaggschiff des Globalismus in Österreich, Mitgliedspublikation des Project Syndicate von George Soros, Sprachrohr für Linksextremismus und Abtreibungsrechte. Zum Thema Abtreibung vertritt sie, wenig überraschend, die in diesem Milieu übliche Linie.
Es ist absurd, zu einer kirchlichen Tagung Referenten aus radikal antikatholischen Zusammenhängen einzuladen. Es ist aber – angesichts der Praxis der letzten Jahrzehnte – nicht überraschend. Der kirchliche Apparat ist längst feindlich übernommen. Es ist die Erfahrung der Lebensschützer, daß der kirchliche Apparat in der Praxis die Abtreibungspolitik unterstützt und Lebensschützern in den Rücken fällt.
Feminismus und Frauenpriestertum…
Die Leiterin des Österreichischen Pastoralinstituts, Mag. Gabriele Eder-Cakl, vertrat schon als Pastoralassistentin in Linz die Meinung, daß die Priesterweihe für Frauen „theologisch geklärt“ sei. Sie meinte aber nicht Ordinatio sacerdotalis (1994) von Papst Johannes Paul II., sondern eine Position pro Frauenweihe – im Sinne welcher „Theologie“ auch immer.
Später wurde sie Direktorin des Pastoralamtes der Diözese Linz und bekräftigte diese Position.
Wie man sieht, beschleunigt eine feministisch-ideologische Ausrichtung die Karriere im Apparat immens. (Welchen Nutzen dieser Apparat haben soll, bleibt dabei völlig offen.)
Es ist nicht erinnerlich, daß sich Gabriele Eder-Cakl jemals für Abtreibung und Abtreibungspropaganda ausgesprochen hätte. Die Einladungspolitik für genannte Referentinnen ist aber nicht gerade ein vehementes Nein zur Abtreibung.
…und die Schlangenbrut
Feministische Theologie ist nun einmal zum weltlichen, politischen, ja satanischen Feminismus hin offen, mit allen Konsequenzen: Wir erinnern uns etwa an die „feministisch-theologische“ Zeitschrift Die Schlangenbrut. Diese wurde nach Angaben ihrer Herausgeberinnen so benannt, um die Bibel zu kritisieren, die zwischen die Nachkommenschaft der Frau und die Nachkommenschaft der Schlange Feindschaft setzt (Gen 3,15). Nach Meinung der feministischen Theologinnen müsse man sich gegen diese patriarchalische Aussage wehren. Die Schlange sei Symbol der Selbstermächtigung der Frauen und das sei zu fördern. Oder so ähnlich.
Diese Zeitschrift existiert schon lange nicht mehr, auch das Nachfolgeprojekt inta-forum.net gibt es nicht mehr. (Möglicherweise hat sich auch die „feministische Theologie“ im Zuge von Judith Butlers Gender Troubles in den „queeren“ Genderwahn hinein aufgelöst und damit die weibliche Identität selbst. Gegen diese Auflösung der Frau protestieren mittlerweile „klassische“ Feministinnen.)
Daß in den Frauenorden feministische Tendenzen, etwa anläßlich des kommunistischen Frauentages (8. März), zelebriert werden, wurde hier schon einmal gezeigt.
Wo ist die bischöfliche Verantwortung?
Bischof Josef Marketz ist Ressortbischof und somit für diesen Skandal mitverantwortlich. Da die Veranstaltung auf dem Territorium der Erzdiözese Salzburg, nämlich im Bildungshaus St. Virgil, einer Einrichtung ebendieser Erzdiözese, stattfand, ist auch Erzbischof Franz Lackner aufgerufen, für dieses Ärgernis öffentlich Buße zu tun. Es kann nicht sein, daß der Episkopat Abtreibungspropaganda in kirchlichen Räumlichkeiten mit Schweigen übergeht.
*Wolfram Schrems, Wien, Mag. theol., Mag. phil., Katechist, Pro Lifer, denkt mit Schaudern an die künstlerische Gestaltung des Bildungshauses St. Virgil zurück.
Bild: Katholisch.at (Screenshot)
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