Am Morgen des 20. November ist Msgr. José Luís Azcona Hermoso, der emeritierte Bischof von Marajó in Brasilien, verstorben. Als Bischof, der bis 2016 eine Amazonasprälatur geleitet hatte, gehörte er zu den gewichtigen Kritikern der Amazonas-Agenda von Papst Franziskus und bekam dafür Repressionen zu spüren.
„Mit großer Trauer gibt die Prälatur Marajó den Tod ihres emeritierten Bischofs José Luís Azcona Hermoso bekannt, der am Mittwochmorgen, 20. November 2024, verstorben ist. Bischof Azcona war 84 Jahre alt und befand sich in palliativer Behandlung im Krankenhaus Porto Dias in Belém.“
Dom Azcona war am 28. März 1940 in Pamplona in Spanien geboren worden. Im Alter von zehn Jahren trat er in das Kleine Seminar der Stadt San Sebastian und einige Jahre später in den Orden der Augustiner-Rekollekten oder Augustiner-Barfüßer ein, einen Reformzweig der Augustiner-Eremiten, der heute als Augustinerorden bekannt ist. Am 21. Dezember 1963 wurde er in der Lateranbasilika in Rom zum Priester geweiht. In den 80er Jahren war er als Missionar in die Prälatur Marajó nach Brasilien gekommen und wurde 1987 von Papst Johannes Paul II. zum Bischof der Prälatur ernannt. 2016 wurde er von Papst Franziskus emeritiert. Mitte dieses Jahres war Bischof Azcona schwer erkrankt. Bei ihm wurde Krebs diagnostiziert. Seitdem hatte sich sein Gesundheitszustand schrittweise verschlechtert.
Angesichts der Art, wie die von Papst Franziskus eingesetzten Kräfte, besonders das Pan-Amazonische Kirchliche Netzwerk (Repam), die Amazonassynode vorbereiteten, warnte Msgr. Azcona frühzeitig vor der Gefahr eines Schismas. Er äußerte grundsätzliche Zweifel an der Sinnhaftigkeit der Reformansätze der befreiungstheologisch orientierten Repam, denn genau diese Richtung hatte es dazu kommen lassen, so Bischof Azcona, daß 2019 in einigen Amazonasgegenden 80 Prozent der Bewohner zu protestantischen Pfingstbewegungen abgewandert waren.
2019 kam es dann zum Götzen-Skandal im Vatikan: Im Rahmen der Amazonassynode wurden Figuren der Pachamama in den Vatikanischen Gärten angebetet und in Prozession durch den Petersdom getragen. Nachdem empörte Katholiken aus Österreich diese im Tiber versenkt hatten, entschuldigte sich Papst Franziskus öffentlich bei jenen, die dadurch „beleidigt“ wurden, und ließ von italienischen Polizeitauchern die Figuren wieder aus dem Tiber bergen. Kaum ein Dutzend von damals 5353 Bischöfen erhoben gegen das Götzen-Spektakel ihre Stimme. Bischof Azcona war einer von ihnen. Als ehemaliger Prälat der Amazonasprälatur Marajó wußte er genau, wovon er sprach, schließlich grenzte seine Prälatur direkt an die Prälatur Xingu an. Xingu wurde von 1980 bis 2015 vom österreichischen Bischof Erwin Kräutler geleitet, dem Chef von Repam Brasilien, der sich damit rühmte, in seinen gut 50 Jahren in der Mission nie einen Indio bekehrt und getauft zu haben. Kein Wunder, daß Msgr. Azconas Expertise nicht interessierte: Sie störte das fein ausgetüftelte „Amazonas-Narrativ“.
Das Hauptziel im Vorfeld der Synode war die Aufweichung des zölibatären Priestertums. Franziskus selbst schreckte am Ende vor zu offensichtlichen revolutionären Schritten zurück, nachdem Kardinal Robert Sarah und Benedikt XVI. ein Plädoyer für das zölibatäre Weihepriestertum vorgelegt hatten.
2022 wurde Bischof Azcona von der brasilianischen Regierung der Verdienstorden Princesa Isabel für Menschenrechte verliehen. Gestern ordnete der Staat Pará, in dem die Prälatur Marajó liegt, wegen des Ablebens von Bischof Azcona Staatstrauer an.
Doch nicht alle schätzten den Bischof auf diese Weise. Im Herbst 2023 versetzte Franziskus den Nachfolger von Msgr. Azcona als Prälat von Marajó in eine andere Diözese und ernannte den Steyler-Missionar José Ionilton Lisboa de Oliveira zum neuen Prälaten, der zuvor eine andere Prälatur geleitet hatte. Lisboa de Oliveira ist Sekretär von Repam Brasilien und war intensiv in Sachen Amazonassynode aktiv. Die Neubesetzung war offensichtlich als Ohrfeige für den widerständigen Azcona gedacht. Zudem wurde die Personalrochade für einen weiteren Schlag genützt: Der 84jährige Azcona wurde vom Apostolischen Nuntius für Brasilien aufgefordert, sein altes Bistum zu verlassen. Der hochbetagte Bischof habe, trotz seines hohen Alters, sich einen neuen Wohnsitz außerhalb der Prälatur Marajó zu suchen. Gründe wurden keine genannt. Die Maßnahme löste in der Region große Empörung aus und führte in mehreren Städten, so in Soure, Bagre und Breves, zu Protestzügen. Das zeigte Wirkung. Am 26. Dezember, dem Stephanstag 2023, teilte die Nuntiatur mit, daß Azcona seine alte Jurisdiktion doch nicht verlassen müsse.
Im Juni 2024 wurde bei dem Prälaten Bauchspeicheldrüsenkrebs diagnostiziert. Er mußte den halben Sommer im Krankenhaus in Belém verbringen und wurde schließlich in ein Pflegeheim verlegt. Dorthin wurde ihm noch kurz vor seinem Tod eine Wandermuttergottes Unserer Lieben Frau von Nazareth, der Schutzpatronin des Staates Pará, gebracht, mit der er den Staat und seine Bewohner segnete.
Es wird ihm wahrscheinlich auch als schöne Fügung erschienen sein, in der Stadt Belém sterben zu können, was auf portugiesisch Bethlehem heißt.
Requiescat in pace.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: MiL
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