Das traditionsverbundene französische Medium Paix Liturgique veröffentlichte ein Interview mit Christian Marquant, dem Vorsitzenden des Cœtus Internationalis Summorum Pontificum (CISP), über die diesjährige Wallfahrt ad Petri Sedem nach Rom.
Paix Liturgique: Herr Marquant, Sie sind gerade aus Rom zurückgekommen, können Sie uns sagen, was Sie gesehen haben?
Christian Marquant: Ich möchte sagen, daß die 13. Wallfahrt ad Petri Sedem ein echtes Wunder war. Immer mehr Gläubige, oft junge Menschen, aus der ganzen Welt versammeln sich in Rom, in der Nähe des Grabes des Apostels, um zu beten und die Freiheit der überlieferten Liturgie zu erflehen, aber auch, um im Herzen der christlichen Welt Zeugnis für sie abzulegen.
Paix liturgique: Könnten Sie uns daran erinnern, worum es bei dieser römischen Wallfahrt geht?
Christian Marquant: Ihr eigentlicher Name, „Wallfahrt des Summorum-Pontificum-Volkes“, ist aufschlußreich. Es waren Kardinal Ranjith und Monsignore Nicola Bux, die 2012 die Idee dazu hatten, ein frommes römisches Ereignis für die Vertreter der katholischen Gläubigen der Welt zu organisieren, um Papst Benedikt XVI. ihre Dankbarkeit dafür zu zeigen, daß er am 7. Juli 2007 das Motu proprio Summorum Pontificum verkündet hat, das mehr als 40 Jahren des liturgischen Krieges ein Ende zu setzen schien.
Paix Liturgique: Aber ist diese Wallfahrt drei Jahre nach der Veröffentlichung von Traditionis custodes noch sinnvoll?
Christian Marquant: Mehr denn je. Was die traditionelle Liturgie angeht, haben die Päpste eine sehr unterschiedliche Haltung eingenommen. Paul VI. hat versucht, sie zu verbieten. Johannes Paul II. war viel offener und vor allem Benedikt XVI., der erklärte, daß es sich um einen liturgischen Schatz handelt, der nie verboten worden sei, beide, was gesagt werden muß, standen unter dem Druck einer traditionellen Welt, in der die Piusbruderschaft immer noch lebendig ist und wächst. Dann versuchte Franziskus, sie erneut zu verbieten… In Wirklichkeit hat die Kirche seit dem Konzil nicht gewußt, wie sie mit dem Problem der Liturgie der Vergangenheit in einer kirchlichen Welt umgehen soll, die die der Zukunft sein will: verbieten, tolerieren, anerkennen, versuchen auszurotten… Wir werden sehen, was die nächsten Päpste entscheiden werden, um die Dinge klarer zu sehen, aber in der Zwischenzeit kommen wir jedes Jahr zum Gebet, um Zeugnis von der Bedeutung und der universellen Verbundenheit mit der traditionellen Liturgie abzulegen. Was auch immer geschieht, der alte römische Ritus wird weiterleben.
Paix Liturgique: Sie sprechen von der universellen Verbundenheit mit dieser Liturgie…
Christian Marquant: Auf jeden Fall, denn diese Liturgie wird heute in mehr als 100 Ländern zelebriert, was zeigt, daß sie nicht nur ein westliches Phänomen ist, sondern daß sie wirklich eine universelle Begeisterung für den katholischen Glauben zeigt… Denn die Liturgie ist vom Glauben geleitet und drückt den Glauben aus. Die überlieferte Liturgie ist der Spiegel des traditionellen Glaubens.
Paix Liturgique: Wie ist Ihre Wallfahrt organisiert?
Christian Marquant: Seit mehr als zehn Jahren hat die Wallfahrt ein festes Programm. Am Freitag, vor Beginn der Wallfahrt, findet ein internationales Treffen von Pax Liturgica statt, und am späten Nachmittag markiert die Pontifikalvesper im Pantheon den Beginn der Feierlichkeiten. Am Samstag findet eine Prozession durch die Straßen Roms zum Petersdom statt, die mit einem Gebetsmoment in der Basilika endet – ein Gebetsmoment und keine Heilige Messe, da wir in den vergangenen zwei Jahren dort keine Heilige Messe zelebrieren durften. Und am Sonntag gibt es eine Abschlußmesse und eine oder mehrere Dankesmessen.
Paix Liturgique: Und so hat auch die 13. Pilgerfahrt stattgefunden?
Christian Marquant: Ja, sie begann mit einem Treffen von Pax Liturgica unter der Leitung von Professor Rubén Peretó im großen Auditorium des Päpstlichen Patristischen Instituts Augustinianum, wo etwa acht sehr unterschiedliche Vorträge und Zeugnisse präsentiert wurden.
Paix Liturgique: Können Sie uns einige Beispiele nennen?
Christian Marquant: Der Höhepunkt war zweifellos der Beitrag von Kardinal Gerhard Müller. Besonders bewegend war das Zeugnis einer jungen Frau chinesischer Herkunft, die dank der überlieferten Liturgie zur katholischen Kirche konvertierte.
Paix Liturgique: Werden Sie diese Stellungnahmen veröffentlichen?
Christian Marquant: Natürlich, aber Sie müssen sich noch etwas gedulden.
Paix Liturgique: Und dann folgte die Vesper im Pantheon…
Christian Marquant: Ja, eine Pontifikalvesper angeführt von Msgr. Eleganti, dem ehemaligen Weihbischof von Chur in der Schweiz, vor einer wachsenden Zahl von Gläubigen in der Kirche Sancta Maria ad Martyres [dem Pantheon].
Paix Liturgique: Und am Samstag?
Christian Marquant: Eigentlich sollten wir den Tag mit der Zelebration der heiligen Messe in der Basilika Santi Celso e Giuliano beginnen, aber der unerwartete Beginn der Restaurierungsarbeiten, von denen wir annahmen, daß sie später erfolgen würden, hat uns daran gehindert, unser ursprüngliches Programm einzuhalten.
Paix Liturgique: Vielleicht hätten Sie in eine andere Kirche gehen können?
Christian Marquant: Das werden wir im nächsten Jahr tun, falls in San Celso noch gearbeitet wird, aber dieses Jahr waren wir an die Planung gebunden, die wir dem Vikariat von Rom mitgeteilt hatten und die von diesem akzeptiert worden war. Die Gläubigen beteten den Rosenkranz [in San Celso] vor den geschlossenen Türen. Anschließend zog die Prozession vor einer überraschten Menge von Touristen zum Petersdom.
Paix Liturgique: Überrascht?
Christian Marquant: Absolut, denn im Gegensatz zu dem, was man denken könnte, sind Prozessionen in Rom ziemlich selten. Sie können sich also vorstellen, daß eine Prozession, die an der Engelsbrücke beginnt, die U‑Bahn-Baustelle quert, bevor sie über die Via della Conciliazione, die Piazza Pio XII, um die herum viele Kongregationen sitzen, und schließlich den Petersplatz führt, nicht unbemerkt bleiben würde.
Paix Liturgique: Waren es viele?
Christian Marquant: Laut Angaben der Polizei waren wir 1500 Personen, als wir im Petersdom ankamen. Stellen Sie sich eine lange Prozession vor, die in einem Fahnenmeer auf die Litaneien antwortet oder Lauda Sion Salvatorem singt…
Paix Liturgique: Ein Fahnenmeer?
Christian Marquant: Wie ich schon sagte, ist diese Wallfahrt die der Vertreter der Gemeinschaften, die weltweit mit dem usus antiquior verbunden sind: Die Fahnen von mehr als 100 Ländern zogen an diesem Tag durch die Straßen von Rom.
Paix Liturgique: Gab es Widerspruch?
Christian Marquant: Ich wage zu behaupten, daß es keinen einzigen gab. Es gab zweifellos Erstaunen und Emotionen, aber nur freundliche, zumal das Wetter herrlich war. Was hinter den Fenstern der Kongregationen war? Das weiß ich nicht.
Paix Liturgique: Alles unter Polizeiaufsicht.
Christian Marquant: Die italienische Polizei räumt die Straße und hilft uns beim Überqueren der Straßen, indem sie den Verkehr anhält. Eine ernste und effiziente Präsenz, aber mit einem Lächeln!
Paix Liturgique: Dann kamen sie am Petersdom an.
Christian Marquant: Und die Sicherheitskräfte des Vatikans, die Gendarmerie des Staates der Vatikanstadt und die Sanpietrini, die für den Empfang und die Überwachung des Petersdoms zuständig sind, übernahmen. Während der Sicherheitskontrolle sangen die Pilger Christus Vincit.
Paix Liturgique: Und dann…
Christian Marquant: Wie vereinbart, öffneten die Sanpietrini die beiden großen Flügel der Bronzetür in der Mitte der Vatikanbasilika, ein sehr feierlicher Moment. Unsere Wallfahrt in den Petersdom war in zwei Teile gegliedert: zuerst ein Moment des Gebets am Grab des Apostels in der Confessio und dann die Anbetung des Allerheiligsten Sakraments am Cathedra-Altar. Beide Momente standen unter der Leitung von Kardinal Müller, der uns zuvor eine eindrucksvolle Predigt hielt, die wir in Kürze veröffentlichen werden.
Paix Liturgique: Und am Sonntag…
Christian Marquant: Zwei inbrünstige und prächtige Heilige Messen Messen, eine zum Abschluß und eine zum Dank, wobei letztere unsere Gefühle treffend beschreibt.
Paix Liturgique: Zwei Messen?
Christian Marquant: Die erste war natürlich die Abschlußmesse in der Kirche SS. Trinità dei Pellegrini der Pilger, dem Sitz der Personalpfarrei des traditionellen Ritus in Rom, die der Petrusbruderschaft anvertraut ist. In einer überfüllten Kirche (mehr als 200 Gläubige konnten nicht mehr hinein) predigte Msgr. Eleganti auf italienisch, englisch und französisch zum Christkönigsfest.
Paix Liturgique: Und die zweite Messe
Christian Marquant: Eine Dankesmesse am Abend in der Sankt-Anna-Kirche im Lateran, wo Msgr. Agostini, päpstlicher Zeremoniär, die feierliche Christkönigsmesse zelebrierte und es eine Zeit der Anbetung gab vor dem Segen mit dem Allerheiligsten.
Paix Liturgique: Die Pilgerfahrt ist also zu Ende?
Christian Marquant: Sie beinhaltete auch das Treffen der jährlichen Versammlung des Cœtus Internationalis Summorum Pontificum CISP in der Basilika San Lorenzo in Lucina [der Titelkirche von Kardinal Ranjith].
Paix Liturgique: Was ist der CISP?
Christian Marquant: Der Cœtus Internationalis Summorum Pontificum ist der Verein, der für die Wallfahrt verantwortlich ist. Er hat die Besonderheit, daß er eine Vereinigung von Vereinigungen aus der ganzen Welt ist. Ursprünglich bestand er aus 19 Vereinigungen. In der vergangenen Woche sind sieben neue hinzugekommen [siehe dazu die CISP-Internetseite].
Paix Liturgique: Wer sind die neuen Mitglieder?
Christian Marquant: Die sieben neuen Mitglieder sind eine Vereinigung aus Angola, eine aus Polen, drei aus Lateinamerika (Chile, Argentinien und Brasilien) sowie die Vereinigung San Ireneo aus Mosambik und die Vereinigung Una Voce aus Rußland.
Paix Liturgique: Es ist wirklich eine internationale Organisation…
Christian Marquant: Zumal andere Vereinigungen, vor allem in Asien, darum gebeten haben, sich uns für die 14. Wallfahrt anzuschließen, die 2025 stattfinden wird.
Paix Liturgique: Denken Sie schon an die nächste Oktober-Wallfahrt?
Christian Marquant: Ja, denn 2025 wird ein Heiliges Jahr sein. Die Prozession wird am 25. Oktober, so Gott will, durch die Heilige Pforte, die rechte, die dafür geöffnet wird, in den Petersdom einziehen. Während der überlieferten Liturgie werden die Pilger in den Genuß des Jubiläumsablasses kommen. Zweifelsohne werden viele von ihnen kommen. Es ist wichtig, daß wir uns so schnell wie möglich an die Arbeit machen. Außerdem ist 2025 der hundertste Jahrestag der Unterzeichnung der Enzyklika Quas Primas [zur Einführung des Hochfestes vom Königtum Christi]. Die Wallfahrt wird am 26. Oktober, dem Christkönigsfest, enden. Wir werden das Christkönigsfest in Rom feiern.
Paix Liturgique: Die Wallfahrt wird also am 24., 25. und 26. Oktober 2025 stattfinden, wenn ich das richtig berechnet habe.
Christian Marquant: Genau: am 24., 25. und 26. Oktober 2025. Tragen Sie sich das in Ihren Terminkalender ein.
Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: Paix Liturgique