
Die Restaurierungsarbeiten am berühmten Baldachin-Ziborium über dem Papstaltar unter der Peterskuppel, das von Gian Lorenzo Bernini geschaffen wurde, hatten am 21. Februar 2023 begonnen, nun sind sie abgeschlossen. Alle Gerüste werden zur Abschlußmesse der zweiten Sitzungsperiode der Synodalitätssynode am 27. Oktober abgebaut und der Blick auf den Baldachin wieder frei sein. Von diesem Tag an bis zum 8. Dezember wird für wenige Tage die alte Kathedra Petri im Petersdom ausgestellt sein.
Das 1624 von Papst Urban VIII. in Auftrag gegebene Meisterwerk wurde 1633 enthüllt. Ab Ende Oktober werden Pilger und Besucher den Baldachin aus vergoldeter Bronze wieder in seiner ganzen strahlenden Schönheit bewundern können. Die bisher einzige und letzte große Restaurierung fand in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts statt, noch vor der Französischen Revolution.
Das Hauptanliegen der Restauratoren, den Kontrast zwischen dem dunklen Bronzegrund und dem leuchtenden Gold wiederherzustellen, ist in vollem Umfang gelungen. Die gewundenen Säulen mit blattreichen Ranken, die Bernini ausführen ließ, wurden einer Pergola entlehnt, die in Alt-St. Peter, der ursprünglichen Basilika von Kaiser Konstantin dem Großen, vor dem Petrusgrab stand.
Der Erzpriester der Peterskirche, Kardinal Mauro Gambetti OFM Conv., zeigte ausgewählten Pressevertretern das erzielte Ergebnis der Restaurierung. Dabei betonte der umtriebige Purpurträger, daß es sich „um eine denkwürdige, außergewöhnliche Restaurierung“ handle. Die Enthüllung werde an einem „sehr symbolischen“ Tag erfolgen: Der 27. Oktober beendet den zweiten Abschnitt der Synodalitätssynode und fällt mit dem von Johannes Paul II. eingeführten Weltgebetstag für den Frieden zusammen. Und Frieden und Hoffnung brauche die Welt dringend, so der Kardinal aus dem Minoritenorden. Den Weltgebetstag hatte der polnische Papst 1986 bei dem hochumstrittenen Assisi-Treffen der Weltreligionen ausgerufen, das zum Skandal wurde. Kardinal Gambetti, der vor seiner Berufung nach Rom Kustos des Heiligen Konvents von Assisi war, in dem der Gründer des Franziskanerordens, der heilige Franz von Assisi, begraben ist, sieht das anders, nämlich so, wie es auch der Heilige Stuhl sieht. Die sakrilegischen Skandale, die 1986 in Assisi stattfanden, seien ein unbeabsichtigtes, unglückliches Versehen gewesen, das bei den Nachfolgetreffen getilgt wurde. Entscheidend sei die Intention des gemeinsamen Gebets für den Frieden und das friedliche Zusammenleben. Seither wird von Kritikern wie Befürwortern von einem „Geist von Assisi“ gesprochen, allerdings auf völlig konträre Weise.
Die ausdrückliche Berufung auf diesen Skandal im Zusammenhang mit dem Ende der Synodalitätssynode und der Baldachin-Enthüllung bekräftigt die unübersehbaren bergoglianischen Bestrebungen nach einer Art Welteinheitsreligion mit dem Papst als ihrem obersten Sprecher. Als solcher wurde Franziskus faktisch bereits im September 2015 durch die UNO anerkannt, als er die Festrede vor der UNO-Hauptversammlung halten durfte, bei der im Anschluß die Agenda 2030 beschlossen wurde.
Der Baldachin habe „die Schönheit widerzuspiegeln, die die Kirche widerspiegeln muß“, so Kardinalerzpriester Gambetti. So war es vor 400 Jahren gedacht, und tatsächlich spiegelt der ganze Petersdom die Schönheit und Größe der Kirche Jesu Christi wider, wenngleich derzeit darin, wie Kritiker beklagen, wie am 27. Oktober mit dem Abschluß der Synodalitätssynode ein recht kirchenferner Geist wehe.

Die Restaurierung weise, so Gambetti, auf das Heilige Jahr der Hoffnung hin, das Papst Franziskus am 24. Dezember eröffnen wird. Aus diesem Anlaß, wohl aber mehr mit Blick auf die Franziskus-Agenda mit der Synodalitätssynode und der Kreierung neuer Kardinäle, wurde der Stuhl Petri aus der gigantischen Bernini-Cathedra entnommen und wird vom 27. Oktober bis zum 8. Dezember im Petersdom ausgestellt sein. Bei diesem alten Thronstuhl soll es sich um den Thron von Kaiser Karl II., dem Enkel Kaiser Karls des Großen, handeln. Karl, auch „der Kahle“ genannt, war ab 843 König des Westfrankenreiches und wurde am Christtag 875 von Papst Johannes VIII. im Petersdom zum Kaiser gekrönt. Der 1150 Jahre alte Kaiserthron wurde dann von den Päpsten genutzt. Die eigentliche, liturgische Kathedra des Papstes befindet sich in der Lateranbasilika, der römischen Bischofskirche.
Für das Jubeljahr 2025 wurden beträchtliche Geldmittel in die Hand genommen, um sich auf das Fest vorzubereiten, wie der Kommunikationsverantwortliche des Petersdoms, Pater Enzo Fortunato, sagte. Es sei wie bei einer Hochzeit: Für diese werde auch alles gereinigt und schön hergerichtet. So sei es auch mit dem Heiligen Jahr. Die Restaurierung des Bernini-Baldachins wurde von den Kolumbusrittern in den USA finanziert.
Der Bernini-Baldachin überspannt den Papstaltar, der sich genau über dem Grab des Apostels Petrus befindet. Darüber erhebt sich majestätisch die Peterskuppel. Daraus ergibt sich eine vertikale Achse, die aus dem Grab des Apostelfürsten und Märtyrers, den Jesus Christus als seinen Stellvertreter auf Erden einsetzte, über den Papstaltar, den Baldachin und die Kuppel mit ihrer Laterne in den Himmel ragt: Grab/Petrus – Altar/Christus – Baldachin/Heiliger Geist – Kuppel/Gott Vater. Petrus verkörpert den Leib der Kirche, das Volk Gottes. Am Altar handelt der Papst in Stellvertretung Christi, oder sollte es, worauf Franziskus seit einiger Zeit verzichtet. Vom Altar aus öffnet sich der Blick und der Weg aus den Gräbern in den Himmel.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Wikicommons/basilicasanpietro.va (Screenshot)