Der Petersplatz wurde am Fest des heiligen Antonius des Großen zum Tierhof

Das Bauernsterben


Gestern wurden am Fest des heiligen Antonius des Großen vor dem Petersdom Nutztiere gesegnet – und auf das Bauernsterben aufmerksam gemacht.
Gestern wurden am Fest des heiligen Antonius des Großen vor dem Petersdom Nutztiere gesegnet – und auf das Bauernsterben aufmerksam gemacht.

(Rom) Rin­der, Pfer­de, Scha­fe, Hüh­ner, Hasen und Hun­de bevöl­ker­ten gestern (fast) den Peters­platz in Rom und ver­wan­del­ten für einen Tag den berühm­te­sten Platz der Welt in einen Bau­ern­hof. Anlaß war das Fest des hei­li­gen Anto­ni­us des Gro­ßen, in deut­schen Lan­den auch als Facken­to­ni, Saudo­nerl oder Swin­ne­tün­nes bekannt, um ihn vom ande­ren Anto­ni­us, dem hei­li­gen Anto­ni­us von Padua, zu unter­schei­den. Hin­ter­grund war, daß Ita­li­ens Vieh­züch­ter auf die Kri­se ihres Berufs­zwei­ges auf­merk­sam machen wollten.

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Wie immer am 17. Janu­ar wur­de das Fest des Wüsten­va­ters und Aske­ten Anto­ni­us, der in der zwei­ten Hälf­te des 3. und der ersten Hälf­te des 4. Jahr­hun­derts in Ägyp­ten leb­te, mit einer Mes­se im Peters­dom began­gen. Zele­briert wur­de es vom Erz­prie­ster der Vatikan­ba­si­li­ka, Kar­di­nal Mau­ro Gam­bet­ti OFMConv. in Anwe­sen­heit zahl­rei­cher Ver­tre­ter des ita­lie­ni­schen Vieh­züch­ter­ver­ban­des (AIA) und des Bau­ern­ver­ban­des (Col­di­ret­ti).

Im Anschluß wur­den der Tra­di­ti­on ent­spre­chend die Tie­re auf dem Peters­platz geseg­net. Die­se waren, dar­un­ter auch ein statt­li­cher Zucht­bul­le, nicht direkt auf dem Peters­platz unter­ge­bracht, son­dern direkt davor auf der Piaz­za Pio XII. noch auf ita­lie­ni­schem Staats­ge­biet.

Die Vieh­züch­ter und Bau­ern­ver­tre­ter mach­ten gestern auf eine dra­ma­ti­sche Ent­wick­lung auf­merk­sam. In den ver­gan­ge­nen zehn Jah­ren haben 20 Pro­zent aller ita­lie­ni­schen Bau­ern­hö­fe dicht­ge­macht. Die Grün­de sind viel­fäl­tig, vor allem die nied­ri­gen Prei­se, die inter­na­tio­na­le Kon­kur­renz von indu­stri­el­len Groß­be­trie­ben, abwür­gen­de Büro­kra­tie und immer klein­li­che­re staat­li­che Vor­ga­ben und Regle­men­tie­run­gen, die Explo­si­on der Ener­gie­ko­sten, die in Ita­li­en schon vor dem Ukrai­ne­krieg ein­setz­te, aber auch feh­len­de Hoferben.

Die Ver­bands­ver­tre­ter ver­such­ten, poli­tisch kor­rekt, etwa das Phan­tom „Kli­ma­kri­se“ dafür ver­ant­wort­lich zu machen, doch die Aus­wir­kun­gen des Kli­ma­wan­dels sind nicht nur mini­mal, son­dern begün­sti­gen die Landwirtschaft.

Zwi­schen 2013 und 2023 sind in ganz Ita­li­en 90.000 Vieh­zucht­be­trie­be ver­schwun­den, davon 46.000 Rinder‑, 31.000 Schwei­ne- und 12.000 Schaf­züch­ter, so der Bericht „Der ita­lie­ni­sche Bau­ern­hof und das Kon­kurs­ri­si­ko“. Die­se Kri­se ist beson­ders in den Berg­re­gio­nen und im Lan­des­in­ne­ren zu spü­ren.

Die bei­den Ver­bän­de for­der­ten den Schutz der ita­lie­ni­schen Vieh­zucht, die nicht nur die Land­schaft schützt, son­dern auch 35 Pro­zent des gesam­ten ita­lie­ni­schen Agrar­sek­tors mit einem Wert von 40 Mil­li­ar­den Euro aus­macht und rund 800.000 Men­schen beschäftigt.

Die Facken und der Toni

Und für jene, die weder mit Facken noch mit Swin­ne etwas anfan­gen kön­nen, folgt zum Schluß noch die Auf­lö­sung des Rät­sels: Gemeint sind jeweils Schwei­ne. Swin­ne ist beson­ders im Mün­ster­land ver­brei­tet, von alt­hoch­ddeutsch swin, was ursprüng­lich das jun­ge Schwein, also ein Fer­kel, mein­te. Facken ist hin­ge­gen im ober­deut­schen Raum gebräuch­lich und wird vom alt­hoch­deut­schen farah für Fer­kel her­ge­lei­tet. Da ein Zwei­fel besteht, ist auch der Hin­weis Sua­ri­am face­re für Schwei­ne­mä­sten (Mast­schwei­ne) im Deut­schen Wör­ter­buch der Brü­der Grimm zu erwäh­nen. Toni und Donerl (ober­deutsch) und Tün­nes (west­deutsch) sind in den genann­ten Räu­men jeweils typi­sche Kurz- und Kose­for­men für den Per­so­nen­na­men Anton(ius).
Zum Schwein kam der gro­ße Wun­der­tä­ter und Dämo­nen­be­zwin­ger ohne eige­nes Zutun. 1095 wur­de im fran­ko­pro­ven­za­li­schen Teil des König­reichs Bur­gund (heu­te Frank­reich), das damals zum Hei­li­gen Römisch-deut­schen Reich gehör­te, der Anto­ni­ter­or­den gegrün­det. Die­ser Hos­pi­tal­or­den, der sich nach dem Wüsten­va­ter Anto­ni­us dem Gro­ßen benann­te, weil die­ser als Patron der Kran­ken und Armen und gegen die Pest ange­ru­fen wur­de, küm­mer­te sich vor allem um die Kran­ken­pfle­ge und die Armen­für­sor­ge. Der Orden erhielt das Pri­vi­leg, sei­ne Schwei­ne frei her­um­lau­fen zu las­sen. Sie muß­ten gefüt­tert wer­den und nie­mand durf­te sie ver­ja­gen. Um sie zu erken­nen, erhiel­ten sie an man­chen Orten ein Glöck­lein um den Hals gehängt.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Col­di­ret­ti (Screen­shot)

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