Bischof Tissier de Mallerais „wurde heimberufen“

Finden bald neue Bischofsweihen statt?


Am späten Abend des 8. Oktober 2014 verstarb Bischof Bernard Tissier de Mallerais
Am späten Abend des 8. Oktober 2014 verstarb Bischof Bernard Tissier de Mallerais

Ber­nard Tis­sier de Mal­ler­ais, Bischof der Prie­ster­bru­der­schaft St. Pius X. (FSSPX), ist nicht mehr aus dem künst­li­chen Koma erwacht. In die­ses war er von Ärz­ten im Kran­ken­haus ver­setzt wor­den, nach­dem er auf einer Trep­pe im Prie­ster­se­mi­nar von Ecô­ne gestürzt war. Die Prie­ster­bru­der­schaft hat­te in zwei Kom­mu­ni­qués, zuletzt am ver­gan­ge­nen Frei­tag, um das Gebet für den Bischof ersucht.

Anzei­ge

In der Trau­er­an­zei­ge des Gene­ral­obe­ren der Pius­bru­der­schaft, Pater Davi­de Pagli­a­ra­ni, heißt es:

„Mit Schmerz und Trau­er geben wir bekannt, daß Sei­ne Exzel­lenz Bischof Ber­nard Tis­sier de Mal­ler­ais, Weih­bi­schof der Prie­ster­bru­der­schaft St. Pius X., am Diens­tag, dem 8. Okto­ber 2024, um 22:08 Uhr, ver­se­hen mit den Sakra­men­ten unse­rer hei­li­gen Mut­ter Kir­che, von Gott heim­be­ru­fen wurde.“

Bischof Tis­sier de Mal­ler­ais wur­de 79 Jah­re alt, von denen er 49 Jah­re Prie­ster und 36 Jah­re Bischof war. Er wur­de am 14. Sep­tem­ber 1945 in Sallan­ches in Hoch­sa­voy­en (Frank­reich) gebo­ren und gehör­te zu den aller­er­sten Semi­na­ri­sten, die sich 1969 in Frei­burg im Üecht­land Erz­bi­schof Mar­cel Lefeb­v­re anschlos­sen. Am 29. Juni 1975 wur­de er von die­sem in Ecô­ne, wohin Msgr. Lefeb­v­re das Prie­ster­se­mi­nar sei­ner Gemein­schaft ver­legt hat­te, zum Prie­ster geweiht. Bald nach sei­ner Prie­ster­wei­he lei­te­te Tis­sier de Mal­ler­ais als Regens von 1978 bis 1983 die­ses Prie­ster­se­mi­nar im Kan­ton Wal­lis in der Schweiz. Zuvor war er von 1974 an bereits Gene­ral­se­kre­tär der Pius­bru­der­schaft gewe­sen. Ein Amt, das er erneut von 1984 bis 1996 bekleidete.

Bischof Ber­nard Tis­sier de Mallerais

Am 30. Juni 1988 gehör­te der damals 42 Jah­re alte Tis­sier de Mal­ler­ais zu den vier von Erz­bi­schof Lefeb­v­re aus­ge­wähl­ten Prie­stern, die die­ser ohne Erlaub­nis von Papst Johan­nes Paul II. zu Bischö­fen weih­te, um in dem herr­schen­den „Not­stand“, auf den sich der ehe­ma­li­ge Gene­ral­obe­re des Spi­ri­ta­ner­or­dens berief, das Über­le­ben der Tra­di­ti­on zu sichern. Tis­sier de Mal­ler­ais „wid­me­te sich bis zum Ende mit Demut, Eifer und Treue sei­nen Auf­ga­ben als Weih­bi­schof der Prie­ster­bru­der­schaft St. Pius X“, so die Traueranzeige.

Als Kon­se­quenz der uner­laub­ten, wenn auch gül­ti­gen Bischofs­wei­he gal­ten Tis­sier de Mal­ler­ais zusam­men mit sei­nen drei ande­ren geweih­ten Mit­brü­dern und den Wei­he­s­pen­dern, dar­un­ter auch Erz­bi­schof Lefeb­v­re, als latae sen­ten­tiae exkom­mu­ni­ziert. Ent­spre­chend wur­den sie auch behan­delt. Mehr als 20 Jah­re leb­te der Bischof in die­ser bela­sten­den Situa­ti­on, bis Papst Bene­dikt XVI. Anfang 2009 die Exkom­mu­ni­ka­ti­on der vier neu­ge­weih­ten Bischö­fe für auf­ge­ho­ben erklärte.

Der Gesund­heits­zu­stand von Bischof Tis­sier de Mal­ler­ais war bereits seit Jah­ren ange­schla­gen, was schon seit län­ge­rem Über­le­gun­gen und Spe­ku­la­tio­nen über die Not­wen­dig­keit neu­er Bischofs­wei­hen aus­lö­ste. Von den ursprüng­lich vier vor 36 Jah­ren geweih­ten Bischö­fen ste­hen der Pius­bru­der­schaft nach dem Aus­schluß von Bischof Richard Wil­liam­son und dem Tod von Bischof Tis­sier de Mal­ler­ais nur mehr zwei zur Ver­fü­gung. Zu weni­ge, wie man sich in der Pius­bru­der­schaft weit­ge­hend einig ist.

Es gibt Gerüch­te, daß geeig­ne­te Kan­di­da­ten bereits seit eini­ger Zeit ins Auge gefaßt sei­en. Unklar ist, ob das The­ma von Bischofs­wei­hen durch den seit 2018 amtie­ren­den Gene­ral­obe­ren Pater Pagli­a­ra­ni bereits bei Papst Fran­zis­kus depo­niert wur­de. Bedeckt hält man sich in der Bru­der­schaft auch dar­über, ob der Papst über­haupt um Erlaub­nis für Bischofs­wei­hen ersucht wird, wovon aller­dings aus­zu­ge­hen ist. Wie Fran­zis­kus dar­auf reagie­ren und ob er die­se gewäh­ren wird, ist auf­grund der eigen­wil­li­gen Per­sön­lich­keit des argen­ti­ni­schen Pap­stes völ­lig offen. Weni­ger unklar scheint, daß die Bru­der­schaft ent­schlos­sen ist, falls Rom die Wei­hen nicht erlau­ben soll­te, erneut den Weg zu gehen, den bereits Erz­bi­schof Lefeb­v­re gegan­gen ist. Dar­auf wür­de eine erneu­te Exkom­mu­ni­ka­ti­on fol­gen, die auch die Wei­he­s­pen­der, die Bischö­fe Fel­lay und de Galar­re­ta, tref­fen wür­de. Die Vor­stel­lung eines sol­chen Déjà-vu wird mit gemisch­ten Gefüh­len gese­hen, doch herrscht all­ge­mein die Ent­schlos­sen­heit, es not­falls dar­auf ankom­men zu lassen.

Durch den Tod von Bischof Tis­sier de Mal­ler­ais ver­fügt die Pius­bru­der­schaft selbst nicht mehr über die drei für eine Bischofs­wei­he eigent­lich vor­ge­schrie­be­nen Bischö­fe. Die Wei­he selbst erfolgt durch einen Bischof, der als Haupt­kon­se­kra­tor han­delt. Die­ser soll­te aber von min­de­stens zwei assi­stie­ren­den Bischö­fen in der Funk­ti­on von Mit­kon­se­kra­to­ren unter­stützt wer­den. Aller­dings nahm Erz­bi­schof Lefeb­v­re auf­grund des erwähn­ten „Not­stan­des“, den die kirch­li­che Pra­xis kennt, die Bischofs­wei­hen von 1988 nur mit einem assi­stie­ren­den Bischof, dem deutsch­stäm­mi­gen bra­si­lia­ni­schen Bischof Antô­nio de Castro May­er (1904–1991), vor.

Ins­ge­samt zeich­net sich ab, daß das The­ma neu­er Bischofs­wei­hen bei der Pius­bru­der­schaft spä­te­stens ab dem kom­men­den 18. Okto­ber auf der Tages­ord­nung ste­hen wird.

Am Frei­tag, dem 18. Okto­ber, wird im Prie­ster­se­mi­nar St. Pius X. in Ecô­ne um 9:30 Uhr die Begräb­nis­mes­se für Bischof Ber­nard Tis­sier de Mal­ler­ais zele­briert wer­den. Anschlie­ßend wird sei­ne Bei­set­zung in der Kryp­ta der Semi­nar­kir­che statt­fin­den, in der seit 2020 auch der 1991 ver­stor­be­ne Erz­bi­schof Lefeb­v­re bestat­tet ist.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: FSSPX aktuell

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