Papst Franziskus plant im nächsten Jahr einen Besuch in der Türkei. Anlaß ist der 1700. Jahrestag des Konzils von Nicäa. Das gab der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel Bartholomäus I. gestern bei seinem Besuch in Lissabon bekannt, wie Radio Renascença, der Hörfunksender der katholischen Bischöfe Portugals, berichtete.
„Seine Heiligkeit Papst Franziskus möchte diesen wichtigen Jahrestag gemeinsam feiern und plant, in unser Land zu kommen, um das Patriarchat von Konstantinopel zu besuchen, und dann werden wir gemeinsam nach Nicäa, nach Iznik, zu einer wichtigen historischen Feier dieses Jahrestages weiterreisen“, sagte der orthodoxe Patriarch in bezug auf die Feierlichkeiten zum 1700jährigen Jubiläum des ersten ökumenischen Konzils der katholischen Kirche, die damals noch ungeteilt war.
Iznik, der heutige türkische Name von Nicäa, griechisch Nikaia, ist eine Kontraktion von Is Nikaia.
Bartholomäus I. von Konstantinopel teilte außerdem mit, daß derzeit ein Organisationskomitee für das Treffen gebildet wird, das sich aus Katholiken und Orthodoxen zusammensetzt. „Sie werden sich in Kürze treffen“, so der Patriarch, der hinzufügte, daß der Vatikan demnächst mit der türkischen Regierung wegen des Besuchs Kontakt aufnehmen werde.
Radio Renascença wandte sich darauf an das vatikanische Presseamt, das mitteilte, „noch keine Hinweise auf Reisen im nächsten Jahr erhalten“ zu haben. Der Heilige Stuhl ist offensichtlich der Meinung, daß noch nicht der Zeitpunkt gekommen ist, darüber zu sprechen.
In Nicäa fand im Jahr 325, vom späten Frühling bis in den Hochsommer, das erste ökumenische Konzil der Kirchengeschichte statt. Es wurde von Kaiser Konstantin dem Großen einberufen, der sich im Jahr zuvor als alleiniger Herrscher im Römischen Reich durchgesetzt hatte. Die Stadt lag damals in der römischen Provinz Bithynien in Kleinasien, unweit der damaligen Kaiserstadt Nikomedia. Das ebenfalls nahegelegene Konstantinopel wurde erst im Jahr 330 vom namengebenden Konstantin zur kaiserlichen Hauptresidenz gemacht. Heute gehört Nicäa/Iznik zur türkischen Provinz Bursa.
Wo genau das Konzil tagte, ist nicht geklärt, was ungewöhnlich ist. Laut Eusebius von Cäsarea, dem Vater der Kirchengeschichte, der aus der römischen Provinz Palästina stammte, also aus dem Heiligen Land, und der selbst am Konzil teilnahm, versammelten sich die Konzilsväter in einer Kirche. Nur der Abschluß fand in einem Saal des Kaiserpalastes statt, da der Kaiser zugleich den 20. Jahrestag seiner Thronbesteigung beging. Doch eine Lokalisierung war bisher nicht möglich.
Vor zehn Jahren wurden dann im Iznik-See die Reste einer byzantinischen Basilika entdeckt, die wahrscheinlich beim großen Erdbeben im Jahr 740 zerstört wurde. Die Ausgrabungen leitet der Archäologe Mustafa Şahin von der Universität Uludağ. Er konnte die Basilika, die außerhalb der antiken Stadtmauern lag, auf das späte vierte/frühe fünfte Jahrhundert datieren. Sie ist daher zu jung und konnte nicht der Konzilsort sein. Prof. Şahin stellte jedoch auch fest, daß die Kirche auf den Fundamenten einer älteren Basilika steht, die ihrerseits über einem Friedhof errichtet wurde.
Um 290 erlitt der aus Nicäa stammende heilige Neophytos, dessen Eltern bereits Christen waren, unter Kaiser Diokletian im Alter von erst 15 Jahren in seiner Heimatstadt das Martyrium. Da es nicht denkbar war, grundlos auf einem Friedhof zu bauen, geht Prof. Şahin davon aus, daß die Basilika über dem Grab des Märtyrers errichtet wurde. Dieser bedeutsame Umstand läßt es für den Archäologen auch denkbar erscheinen, daß sich das erste ökumenische Konzil hier am Grab eines Glaubenszeugen versammelte.
Auf dem Konzil sollte eine Reihe offener Fragen geklärt werden, die die Christenheit vor allem in der griechischen Reichshälfte bewegten. Das Hauptthema war christologischer Natur und betraf die Frage nach dem Wesen Jesu Christi. Das Konzil bestätigte dessen göttliche Natur und verurteilte die Lehre des Arius aus Alexandria als Häresie. Diesem wurde vorgeworfen, die Rückkehr zum Polytheismus zu begünstigen. Das Konzil fixierte das Bekenntnis von Nicäa, das heute den ersten Teil des Großen Glaubensbekenntnisses bildet. Die Einheit der Christenheit war damals noch gegeben. Das Bekenntnis wird heute, nach den erfolgten späteren Spaltungen, sowohl von der West- als auch der Ostkirche und auch den altorientalischen Kirchen anerkannt.
Die entscheidende Stelle des Bekenntnisses lautet:
„Deum ex Deo, lumen ex lúmine, Deum verum de Deo vero,
natum, non factum, unius substantiae cum Patre (quod graece dicunt homousion):
per quem ómnia facta sunt, quae in caelo et in terra.“
„Gott aus Gott, Licht aus Licht, wahrer Gott aus wahrem Gott,
gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater (was die Griechen homousion nennen = wesensgleich);
durch den alles geworden ist, was im Himmel und was auf Erden ist“
Der arianische Streit war damit allerdings nicht vom Tisch, sondern sollte wenig später erst richtig ausbrechen und die Kirche noch schwer erschüttern.
Keine Einigung konnte hingegen in der Frage nach einem einheitlichen Ostertermin erzielt werden. Ebenso wenig gelang es, eine verbindliche Bestimmung für den priesterlichen Zölibat zu erlassen. Die Praxis dazu galt zwar seit apostolischer Zeit und die Lehre stand fest, doch gab es Widerstände, sodaß kein konkretes Dokument zustandekam.
Das zweite Konzil von Nicäa und die Umwandlung von Kirchen in Moscheen
In Nicäa tagte 787 noch ein zweites Konzil, das als siebtes ökumenisches Konzil in die Kirchengeschichte einging. In diesem Fall ist der Versammlungsort gesichert bekannt und kann noch heute besichtigt werden. Es handelt sich um die byzantinische Basilika Hagia Sophia, die nach dem Vorbild der gleichnamigen Kirche in Konstantinopel von Kaiser Justinian I. im 6. Jahrhundert errichtet wurde.
Als die Osmanen 1337 Nicäa eroberten, wandelten sie die Kirche in eine Moschee um und ließen sie schließlich verfallen. 1935 machte sie Kemal Atatürk, der Gründer der Republik Türkei, zu einem Museum. Zugleich verbot er darin jede Form des Gottesdienstes, wodurch ein Streit zwischen Christen und Moslems verhindert werden sollte.
2011 wandelte die Regierung Erdogan im Zuge der von ihr betriebenen Reislamisierung das Museum, gegen die Proteste des Ökumenischen Patriarchen, wieder in eine Moschee um und errichtete neben der Hagia Sophia ein Minarett.
Ob die Umwandlung alter Kirchen in Moscheen ein Thema des angestrebten Papstbesuches sein wird?
Die Frage ist aktuell. Erst im vergangenen Februar war die für ihre weltberühmten Bilderzyklen bekannte Kirche Sankt Salvator in Chora in Istanbul (Konstantinopel) in eine Moschee umgewandelt worden. Ihre Ursprünge reichen bis in das 5. Jahrhundert zurück. 1511 wandelten die Osmanen sie in eine Moschee um und übertünchten die bedeutenden Bilderzyklen wegen des Bilderverbots im Islam. Erst ab 1948 waren diese Zyklen in einer aufwendigen Restaurierung, finanziert von privaten US-amerikanischen Vereinigungen, wieder freigelegt worden.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: MiL/Ecclesia/VaticanNews (Screenshots)
Der Patriarch von Konstantinopel ist wohl das, was in denn USA “ a lamed duck“ nennt. Letztlich spielt er in der orthodoxen Kirche keine Rolle mehr. Dafür ist das Moskauer Patriarchat (neben anderen) viel zu laut, Erdogan zu mächtig und das Patriarchat von Konstantinopel obendrein viel zu pleite…wie man weiß kommen Gelder aus Rom (was auch verwundert, weil man dort ja selber knapp ist) und das erklärt wohl auch, warum sich der Patriarch so gar nicht zu „Fiducia supplicans“ und anderen römischen Abwegen äußert. Ich schätze den Patriarchen übrigens, weil er ein ehrenwerter und frommer Mann ist, aber er ist nicht frei, zu verkündigen, was er verkündigen soll, und insofern ist er eine tragische Figur oder eben die „lamed duck am Bosporus“. Und: Er wird keinen Nachfolger haben; das machen die türkischen Gesetze nahezu unmöglich. Er ist gleichsam der Letzte seiner Art. Und auch das schwächt seine Position ungemein. Dabei könnte er sie ganz erheblich stärken, wenn er sich a) gegen Kyrill von Moskau und b) gegen die Irrlehren aus Rom positionieren würde. Aber das geht halt nicht, weil es sonst kein Geld mehr gibt und keine freundliche Unterstützung: lamed duck. Schade!