Kardinal Grech auf Distanz zu Fiducia supplicans?

Taktische Aussagen


Kardinal Mario Grech, der Generalsekretär der Bischofssynode, sprach am 19. April im irischen Knock über Fiducia supplicans und die Synodalität
Kardinal Mario Grech, der Generalsekretär der Bischofssynode, sprach am 19. April im irischen Knock über Fiducia supplicans und die Synodalität

(Dub­lin) Kar­di­nal Mario Grech, der Gene­ral­se­kre­tär des Gene­ral­se­kre­ta­ri­ats der Bischofs­syn­ode, erklär­te in einem Inter­view, daß die umstrit­te­ne Homo-Erklä­rung Fidu­cia sup­pli­cans in kei­nem Zusam­men­hang mit der Syn­oda­li­täts­syn­ode ste­he, weder mit dem bereits statt­ge­fun­de­nen noch dem bevor­ste­hen­den Teil. Ist das eine Form der Distanzierung?

Eine steile Karriere

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Der Mal­te­ser Mario Grech mach­te unter Papst Fran­zis­kus eine stei­le Kar­rie­re. Als Bischof von Gozo, einer Diö­ze­se mit gera­de ein­mal 28.000 Katho­li­ken, klei­ner Suf­fra­gan des Erz­bi­schofs von Mal­ta, kata­pul­tier­te sich Msgr. Grech 2016 auf das inter­na­tio­na­le Par­kett, als die Mal­te­si­sche Bischofs­kon­fe­renz, als erste welt­weit, berg­o­glia­ni­sche Richt­li­ni­en für die Umset­zung der umstrit­te­nen nach­syn­oda­len Erklä­rung Amo­ris lae­ti­tia einführte,.

Dem Papst war Msgr. Grech bereits im Zuge der ersten Fami­li­en­syn­ode 2014 durch eine sehr „inklu­si­ve“ Rede bezüg­lich „Per­so­nen in kom­ple­xen fami­liä­ren Situa­tio­nen“, Homo­se­xu­el­len und Eltern von Homo­se­xu­el­len auf­ge­fal­len. Als Vor­sit­zen­der der Mal­te­si­schen Bischofs­kon­fe­renz hat­te er eine siche­re Ein­tritts­kar­te auch zur zwei­ten Fami­li­en­syn­ode, auf der er sei­ne Aus­füh­run­gen ver­tief­te. Er gilt als Haupt­au­tor der mal­te­si­schen Richt­li­ni­en für Amo­ris lae­ti­tia.

Papst Fran­zis­kus wuß­te das und auch Inter­ven­tio­nen poli­ti­scher Art, etwa zur Migra­ti­ons­agen­da und Kri­tik am dama­li­gen ita­lie­ni­schen Innen­mi­ni­ster Matteo Sal­vi­ni (Lega), zu schät­zen und ernann­te den Erz­bi­schof von Mal­ta, Msgr. Charles Sci­clu­na, zum bei­geord­ne­ten Sekre­tär der römi­schen Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on und Bischof Grech zum Pro-Gene­ral­se­kre­tär der Bischofs­syn­ode.

Dann zog der Suf­fra­gan an sei­nem jün­ge­ren Erz­bi­schof vor­bei, indem Grech im Sep­tem­ber 2020 nicht nur zum Gene­ral­se­kre­tär der Bischofs­syn­ode auf­rück­te, son­dern im sel­ben Jahr von Fran­zis­kus auch zum Kar­di­nal kre­iert wur­de. Als ver­läß­li­cher Par­tei­gän­ger San­ta Mar­tas ist er heu­te auch Mit­glied des Dik­aste­ri­ums zur För­de­rung der Ein­heit der Chri­sten, des Dik­aste­ri­ums für den Got­tes­dienst und die Sakra­men­ten­ord­nung und des Dik­aste­ri­ums für die Bischö­fe. Der 67jährige Mal­te­ser gilt in Rom als ent­schlos­sen, ein­fluß­reich, wenn auch intern nicht unbe­dingt als Sympathieträger.

Grech stell­te sich vor zwei Jah­ren öffent­lich auch hin­ter den deut­schen Syn­oda­len Weg, denn er ver­traue den deut­schen Bischö­fen, „daß sie wis­sen, was sie tun“.

Habe von Fiducia supplicans erst erfahren, als es veröffentlicht wurde

Am ver­gan­ge­nen Wochen­en­de äußer­te sich der Kar­di­nal in einem Inter­view in Irland hin­ge­gen bemer­kens­wert zurück­hal­tend. Er war Haupt­red­ner der Kon­fe­renz „Syn­oda­li­ty Explo­red: Facing the Future Tog­e­ther“ („Syn­oda­li­tät erkun­den: Die Zukunft gemein­sam ange­hen“), die am natio­na­len iri­schen Mari­en­hei­lig­tum in Knock in der Graf­schaft Mayo statt­fand. Dort gab er Sarah Mac­Do­nald von OSV News ein Inter­view, das am Mon­tag ver­öf­fent­licht wurde.

Die Kern­aus­sa­ge Grechs lau­te­te: Die Erklä­rung Fidu­cia sup­pli­cans des Glau­bens­dik­aste­ri­ums über die Zulas­sung von Seg­nun­gen für Homo-Paa­re und ande­re irre­gu­lä­re Ver­bin­dun­gen ste­he in kei­nem Zusam­men­hang mit der Syn­oda­li­täts­syn­ode und wer­de auch kei­nen Ein­fluß auf die­se haben.

Grech leg­te in dem Inter­view Wert auf die Fest­stel­lung, nicht über das Ver­öf­fent­li­chungs­da­tum oder den Inhalt von Fidu­cia sup­pli­cans infor­miert gewe­sen zu sein. Er habe das Doku­ment „wie jeder ande­re auch“ erst „zur Kennt­nis genom­men, als es ver­öf­fent­licht wur­de“. Er wol­le damit nicht sagen, daß sein Amt kon­sul­tiert hät­te wer­den müs­sen, denn jedes Dik­aste­ri­um habe „das Recht und die Pflicht, mit der Kir­che zu kom­mu­ni­zie­ren. Das ist die nor­ma­le Pra­xis der römi­schen Kurie.“ Fak­tisch sag­te Kar­di­nal Grech damit aber genau das, denn Fidu­cia sup­pli­cans wur­de vor allem mit Ver­weis auf die zwei Mona­te zuvor abge­hal­te­ne Syn­oda­li­täts­syn­ode gerecht­fer­tigt. Wie konn­te es also sein, daß die Syn­ode der Grund oder zumin­dest die Ursa­che für die umstrit­te­ne Erklä­rung ist, aber der rang­höch­ste zustän­di­ge Kuri­en­ver­tre­ter nichts davon weiß?

Kar­di­nal Grech rela­ti­vier­te sei­ne Kri­tik aber sogleich etwas mit dem Zusatz, daß die Dik­aste­ri­en „dazu da sind, dem Hei­li­gen Vater bei der Erfül­lung sei­ner Mis­si­on zu helfen“.

Auf die Fra­ge, ob Fidu­cia sup­pli­cans in den zwei­ten Teil der Syn­oda­li­täts­syn­ode im kom­men­den Herbst ein­flie­ßen wer­de, sag­te er, das Doku­ment habe damit „nichts zu tun“, weder mit der vor­he­ri­gen Syn­oden­ver­samm­lung noch mit der bevorstehenden.

Kritik an Äußerlichkeiten, nicht am Substantiellen

Es wäre aller­dings ver­wun­der­lich, von Kar­di­nal Grech eine sub­stan­ti­el­le Kri­tik an der päpst­li­chen Homo-Agen­da zu hören. In der Tat erin­ner­te der Syn­oden-Gene­ral­se­kre­tär in bezug auf die Syn­oda­li­tät und kon­tro­ver­se The­men wie Homo-Bezie­hun­gen dar­an, wie auf der Syn­oda­li­täts­syn­ode im Herbst 2023 die Fra­ge „der Inte­gra­ti­on von Men­schen mit einer ande­ren sexu­el­len Ori­en­tie­rung in einem der Ent­wür­fe des Syn­the­se­be­richts auf­kam, wobei der Begriff ‚LGBTQ‘ ver­wen­det wurde“.

„Wir haben fest­ge­stellt, daß eini­ge Leu­te Schwie­rig­kei­ten mit die­ser For­mu­lie­rung hat­ten und haben sie geän­dert. Wir haben nicht den Inhalt, son­dern den Wort­laut geän­dert, und auf die­se Wei­se haben wir eine Mehr­heit der Stim­men erhal­ten. Hät­ten wir die For­mu­lie­rung bei­be­hal­ten, wäre die Abstim­mung sicher nicht so aus­ge­fal­len.
Wir müs­sen die Bedürf­nis­se und Emp­find­lich­kei­ten aller berück­sich­ti­gen, denn unse­re Auf­ga­be ist es, einen Kon­sens zu fin­den und als Kir­che zu ler­nen, wie man zu etwas kommt, dem ein mög­lichst brei­tes Spek­trum zustimmt.“

Das klingt weder lehr­amt­lich über­zeu­gend noch ver­trau­ens­er­weckend, son­dern nach Tak­tik und Demokratisierungsbestrebungen.

Auch in Knock zeig­te sich Kar­di­nal Grech als Ver­fech­ter der Syn­oda­li­täts­idee. Vor den Teil­neh­mern aus ver­schie­de­nen iri­schen Diö­ze­sen und Ordens­ge­mein­schaf­ten hob er her­vor, daß die Teil­nah­me an der Syn­oda­li­tät der Kir­che hel­fen wer­de, die bereits vor­han­de­nen Struk­tu­ren zum Funk­tio­nie­ren zu bringen.

Inklusion über alles, doch wer sind die Ausgeschlossenen?

Dabei beton­te Grech mehr­fach die Inklu­si­ons­the­se von Papst Fran­zis­kus: „Ein drin­gen­des Bedürf­nis ist die Bil­dung, die Bil­dung für uns alle, ohne jeman­den aus­zu­schlie­ßen.“
Eben­so die Not­wen­dig­keit, „daß das Volk Got­tes zusam­men­kommt und gemein­sam lernt, ohne daß jemand aus­ge­schlos­sen wird“.

Wer aber sind die Aus­ge­schlos­se­nen, um die sich die Kir­chen­füh­rung so sorgt? Die ein­zi­gen wirk­lich Aus­ge­schlos­se­nen sind Prie­ster und Gläu­bi­ge der Tra­di­ti­on. Doch die mein­te der Kar­di­nal natür­lich nicht, denn das sind die Ver­ges­se­nen, regel­rech­te Des­a­pa­re­ci­dos, um es mit einem Wort zu sagen, das Argen­ti­ni­ern ein Begriff ist. Der Rekurs auf die Inklu­si­on ist also ein Instru­ment. Die „Aus­ge­schlos­se­nen“ sind die Sün­der, denen man nicht mehr Reue und Beich­te nahe­le­gen will, um in die Gemein­schaft zurück­zu­keh­ren, son­dern die Abschaf­fung ihrer Sün­de und damit ihres sünd­haf­tes Zustandes.

Dar­auf weist indi­rekt eine wei­te­re Aus­sa­ge Grechs hin, indem er erklär­te, daß sich zwar „das Evan­ge­li­um nicht ändern wird, aber mein Ver­ständ­nis des Evan­ge­li­ums kann sich ändern“, und daß die Kir­che in den zwei Jahr­tau­sen­den ihrer Geschich­te mit die­sem dyna­mi­schen Ver­ständ­nis vor­an­ge­gan­gen sei.

Dem­ge­gen­über wir­ken Aus­sa­gen wie die fol­gen­de wie inhalts­lee­re Füll­sät­ze. Als ein Kon­fe­renz­teil­neh­mer nach den Gren­zen der Syn­oda­li­tät frag­te, sag­te Kar­di­nal Grech, er habe immer betont, daß sich der syn­oda­le Pro­zeß im Lich­te des Wor­tes Got­tes, der Tra­di­ti­on und des Lehr­am­tes wei­ter­ent­wickeln müs­se. Um ergän­zend hin­zu­zu­fü­gen, daß er daher kei­ne Gefahr sehe, daß ein syn­oda­ler Ansatz den Glau­ben der Men­schen gefähr­den könnte.

Wenn die­se Gefahr nicht gege­ben ist, war­um spricht der Kar­di­nal dann darüber?

Das Inter­view von Kar­di­nal Grech läßt eine ver­hal­te­ne Distan­zie­rung von Fidu­cia sup­pli­cans erken­nen, die aller­dings nicht inhalt­li­cher Natur ist, son­dern so ver­hal­ten, daß sie Kri­ti­kern von Fidu­cia sup­pli­cans zwar auf­fal­len muß, aber San­ta Mar­ta nicht ver­är­gert und vor allem ganz berg­o­glia­nisch bleibt. Zudem wur­de das Inter­view in Irland geführt, wo die Bevöl­ke­rung soeben erst in einer Volks­ab­stim­mung der Gen­der-Ideo­lo­gie eine Absa­ge erteilte.

Posi­tio­niert sich Kar­di­nal Grech für die Nach-Berg­o­glio-Zeit, als Berg­o­glia­ner ohne Bergoglio?

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: knockshri​ne​.ie (Screen­shot)

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