![Papst Franziskus bei seiner Ansprache an die Teilnehmer der Tagung über die ständige Priesterweiterbildung am 8. Februar Papst Franziskus bei seiner Ansprache an die Teilnehmer der Tagung über die ständige Priesterweiterbildung am 8. Februar](https://katholisches.info/tawato/uploads/2024/02/Unbenannt-3.jpg)
(Rom) Im Vatikan fand vor wenigen Tagen eine Konferenz zur „ständigen Weiterbildung“ der Priester statt. Darum wurde in kirchlichen Medien einiges Aufsehen gemacht. Der Präfekt des Klerusdikasteriums Lazarus Kardinal You Heung-sik sinnierte darüber, warum heute so viele Priester ihr Priestertum aufgeben, ohne wirklich Antwort darauf zu geben. Eine Antwort könnte Papst Franziskus gegeben haben, indirekt und wahrscheinlich unbewußt.
Seine Kritik, sein Tadel des Klerus, manche sprechen sogar von Beschimpfung, dürften bei manchen Priestern in einer Berufungskrise verstärkend wirken, bei anderen diese Krise vielleicht erst auslösen. Wenn dem so sein sollte, wäre die Verantwortung von Franziskus enorm.
Der Stand der Priester ist in beträchtlichen Teilen Europas in einer gottabgewandten, durch und durch relativistischen und zunehmend postfaktischen Welt alles andere als ein Spaziergang. Die Lockungen und Angriffe von außen sind zahlreich. In dieser Situation scheint es, als würde Franziskus auch noch von innen den Boden unter den Füßen wegziehen, zumindest könnten es manche so erleben. Rückhalt und Stärkung sieht jedenfalls anders aus.
Der ehemalige Chefvatikanist des italienischen Staatsfernsehens RAI, Aldo Maria Valli, veröffentlichte eine Zusammenstellung von negativen Betitelungen, mit denen Franziskus die Priester jüngst bedachte. Hier sein Text.
Egoistisch, herrisch, verbittert, alter Junggeselle, aristokratisch, neurotisch. Der Priester, laut Papst Franziskus
Von Aldo Maria Valli
Es wäre interessant zu verstehen, warum der Papst immer wieder harte Ausdrücke für Priester bereithält. In seiner Ansprache an die Teilnehmer der internationalen Konferenz über die Weiterbildung von Priestern am 8. Februar verwendete Franziskus erneut harte Worte.
„Wenn wir Priester finden, die diese Fähigkeit zum Dienen nicht haben, vielleicht egoistisch sind, Priester, die ein wenig den Weg des ‚Unternehmertums‘ eingeschlagen haben, dann haben sie diese Fähigkeit verloren, sich als Jünger zu fühlen, sie fühlen sich als Herren.“
„Ein verbitterter Priester, ein Priester, der Bitterkeit in seinem Herzen hat, ist wie ein ‚alter eingefleischter Junggeselle‘!“
„Oder er gehört zum Volk Gottes, er ist ein Aristokrat, der neurotisch wird.“
Egoistisch, herrisch, verbittert, alter Junggeselle, aristokratisch, neurotisch. Was für ein Profil!
Entweder hat der Papst großes Pech und kennt nur schlechte Priester, oder er hat eine zumindest verzerrte Vorstellung von Priestern.
Argentinische Freunde sagen mir, daß Bergoglio, wenn er so spricht, in Wirklichkeit von sich selbst spricht. Hm.
Sicherlich ist seine Sichtweise des Priesters seltsam. Vor allem, wenn man sie mit seiner Aufforderung vergleicht, die auch in der Rede von neulich enthalten war, zärtlich zu sein, „jene Zärtlichkeit zu kultivieren, die man auch bei Menschen in Schwierigkeiten sieht“.
Hier würde vielleicht auch ein wenig Zärtlichkeit gegenüber Priestern nicht schaden. Oder etwa nicht?
Einleitung/Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: Vatican.va (Screenshot)