Wir befinden uns nicht in einem Kulturkampf, sondern in einem geistlichen Krieg

Ettore Gotti Tedeschi und „Die Religion des Antichristen“


Die Scheidelinie sind Lebensrecht und Menschenwürde. Es geht nicht um einen Kulturkampf, sondern um einen geistlichen Krieg
Die Scheidelinie sind Lebensrecht und Menschenwürde. Es geht nicht um einen Kulturkampf, sondern um einen geistlichen Krieg

Für das neue Jahr über­mit­tel­te der Finanz­ethi­ker Etto­re Got­ti Tede­schi, ehe­ma­li­ger Prä­si­dent der Vatik­an­bank IOR, dem Vati­ka­ni­sten Mar­co Tosat­ti eini­ge Über­le­gun­gen. Dar­in wider­spricht er der unter Katho­li­ken ver­brei­te­ten Mei­nung, man wür­de sich in einem „Kul­tur­kampf“ befin­den. Es gehe aber nicht um eine Kon­fron­ta­ti­on zwi­schen ver­schie­de­nen Kul­tu­ren. Die Lage sei weit dra­ma­ti­scher: Es gehe um einen Angriff auf die Zivi­li­sa­ti­on, von der es nur eine gibt, näm­lich die christ­li­che. Es sei ein „geist­li­cher Krieg“ im Gan­ge, was kei­nen Reli­gi­ons­krieg meint, son­dern einen geist­li­chen Kampf, einen Kampf, der die natür­li­che und die über­na­tür­li­che Welt betrifft. Hier sein Text in deut­scher Sprache:

Wir befinden uns nicht in einem Kulturkampf, sondern in einem geistlichen Krieg

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Von Etto­re Got­ti Tedeschi

Die Über­le­gun­gen (die ich in mei­nen eige­nen Wor­ten zusam­men­fas­sen wer­de) sind einem Arti­kel ent­nom­men, der in der letz­ten Aus­ga­be des Jah­res 2023 der Zeit­schrift The Euro­pean CONSERVATIVE erschie­nen ist. Die Über­schrift ist dabei Pro­gramm: „Die Reli­gi­on des Anti­chri­sten“. Er wur­de vom bekann­ten iri­schen Phi­lo­so­phen Mark Doo­ley, einem gei­sti­gen Schü­ler von Kar­di­nal John Hen­ry New­man und des gro­ßen Phi­lo­so­phen Roger Scrut­on, ver­faßt. War­um ich die­sen Arti­kel inter­es­sant fin­de? Weil er den Mut hat, Din­ge aus­zu­spre­chen, die man­che Leu­te zwar den­ken, aber aus „intel­lek­tu­el­ler Angst“ nicht aus­zu­spre­chen wagen. „Intel­lek­tu­el­le Angst“ ist ein Gefühl, über das wir in die­sen Zei­ten nach­den­ken sollten.

Mark Doo­ley sagt uns, daß der größ­te Feh­ler, den wir (Katho­li­ken) heu­te machen kön­nen, dar­in besteht, zu glau­ben, daß wir uns in einem „Kul­tur­kampf“ um die Wer­te befin­den, die gelebt und gepre­digt wer­den sollen.

Das ist ein Feh­ler, weil dabei vor­aus­ge­setzt wird, daß in die­ser spe­zi­el­len Fra­ge zwei riva­li­sie­ren­de Kul­tu­ren auf­ein­an­der­pral­len, was aber nicht stimmt, so Doo­ley, da die Fein­de der Zivi­li­sa­ti­on, die den Wert des Lebens­rechts und die ein­zig­ar­ti­ge Wür­de eines jeden Men­schen nicht aner­ken­nen, kei­ne ech­te Kul­tur haben.

Des­halb sind die­se Fein­de, die die kul­tu­rel­len und gei­sti­gen Wer­te des Westens zer­stö­ren und aus­lö­schen wol­len, dazu über­ge­gan­gen, die „Wider­ständ­ler“ zu ver­äng­sti­gen und ein­zu­schüch­tern, wäh­rend sie alles ver­wü­sten, was nicht dem Dia­bo­li­schen und Obsku­ren angehört.

Wah­re Kul­tur setzt Schön­heit, Ord­nung, Har­mo­nie und … Hei­lig­keit vor­aus. Ja, Hei­lig­keit, ein Wort, das selbst in der Kir­che ver­nach­läs­sigt wird.

In die­ser Welt, mit der man, koste es, was es wol­le, zu jedem The­ma in einen „Dia­log“ tre­ten will, scheint im Mensch­li­chen nicht mehr viel „Gött­li­ches“ gese­hen zu wer­den, und die ein­zig­ar­ti­ge Wür­de des Men­schen scheint auch kei­nen beson­de­ren Respekt mehr zu verdienen.

Des­halb, so erklärt Doo­ley, befin­den wir uns nolens volens nicht in einem Kul­tur­kampf, son­dern in einem töd­li­chen „geist­li­chen Kampf“. Das Schlacht­feld ist das Lebens­recht, die Fami­lie, die Ehe, das Natur­recht usw. Es ist aber auch ein Schlacht­feld, auf dem wir erken­nen müs­sen, daß der eigent­li­che Angriff gegen den Schöp­fer und Sei­ne Schöp­fung gerich­tet ist, die durch eine säku­la­re, pseu­do­wis­sen­schaft­li­che Gene­se ersetzt wer­den sollen.

Doo­ley gibt uns zu ver­ste­hen, daß das Angst-Ther­mo­me­ter dar­in besteht, ob man den Mut hat, von der Exi­stenz des „Bösen“ zu spre­chen oder nicht, von ihm als einer gei­sti­gen Kraft, die auf die Zer­stö­rung des Men­schen, des Got­tes­ge­schöpfs, abzielt.

Ist das nicht Stoff aus dem dunk­len Mit­tel­al­ter? So möch­te man es uns unter Her­an­zie­hung von Kli­schees ein­re­den. Wenn wir aber glau­ben, daß das etwas Fin­ste­res ist, las­sen wir es zu, daß der Wert des Lebens in Fra­ge gestellt wird, dann ver­nach­läs­si­gen wir sogar, die Unschuld der Kin­der zu ver­tei­di­gen, indem wir die Ver­wü­stung als ‚Bestä­ti­gung der Frau­en­rech­te‘ tarnen…

Gera­de die Schnel­lig­keit und sogar Grau­sam­keit, mit der sich die­ser Angriff auf die Wer­te in den ver­gan­ge­nen zehn Jah­ren mit scham­lo­ser Vul­ga­ri­tät ver­schärft hat, macht aber deut­lich, daß es sich nicht um einen „Kul­tur­kampf“ han­delt, son­dern um einen Kampf zwi­schen Gut und Böse, zwi­schen Licht und Dun­kel­heit, zwi­schen Hei­li­gem und Profanem.

Aber, wenn man den Men­schen zu erken­nen gibt, daß man an das Böse als meta­phy­si­sche Enti­tät glaubt, macht man sich dadurch nicht zum Gespött der Welt? Mag sein, doch Chri­stus selbst hat, bevor er Krank­hei­ten heil­te, Dämo­nen ausgetrieben. 

Die Fra­ge lau­tet also: Ist, wer glaubt, wirk­lich über­zeugt, daß sein Glau­be der Hoff­nung die Ant­wort und die Erklä­rung auf jedes War­um und jedes Geheim­nis garan­tiert? Ist, wer glaubt, wirk­lich über­zeugt, daß er „das Beste von allem, was gesagt und getan wur­de“ besitzt? Wenn das geglaubt wird, dann müs­sen die Wer­te des Lebens­rechts und der Men­schen­wür­de ver­tei­digt wer­den, nicht „trotz“ der Welt, die sich ihnen wider­setzt, son­dern „gera­de“ deswegen.

Die Zivi­li­sa­ti­on steht auf dem Spiel. Viel­leicht hat das noch nicht jeder verstanden.

Ich dan­ke Ihnen für Ihre Gast­freund­schaft.
Etto­re Got­ti Tedeschi

Über­set­zung: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Pro Vita (Screen­shots)

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2 Kommentare

  1. Zur Zeit, als Jesus als Mensch unter uns leb­te, gab es vie­le Dämo­nen. Davon zeugt das Neue Testa­ment, Jesus han­delt als Exor­zist. Gott wird sogar von Satan in uner­meß­li­chem Hoch­mut ver­sucht. Glau­be und Anbe­tung der Chri­sten, die Bit­te nach jeder katho­li­schen Hl. Mes­se um den Schutz, die Ver­tei­di­gung durch den Hl. Erz­engel Micha­el und die fle­hent­li­che Bit­te an Gott, daß Gott Selbst dem Satan gebie­ten möge, hat viel­leicht als Kat­echon gewirkt. Doch der Hl. Erz­engel Micha­el wird nach der Hl. Mes­se nicht mehr ange­ru­fen und Gott auch nicht mehr fle­hent­lich gebe­ten, Satan zu gebie­ten. Ich kann nur dazu auf­ru­fen, dass jeder Gläu­bi­ge die­se abge­schaff­te Hil­fe des Him­mels nach jeder Hl. Mes­se sel­ber erfleht.
    Wie sol­len die Gläu­bi­gen denn einen geist­li­chen Krieg sehen, wenn die Hir­ten nicht mehr von Satan und sei­nen Dämo­nen spre­chen, ja sug­ge­rie­ren, daß es weder Satan noch Höl­le gibt. Mit jeder Sün­de geben wir Satan mehr Macht. Er hat schon fast alle kirch­li­chen Insti­tu­tio­nen infil­triert. Es wur­de uns vor­aus­ge­sagt, daß Bischö­fe gegen Bischö­fe ste­hen wer­den, sehen wir das nicht gera­de jetzt? Jesus fragt: „Wer­de ich noch Glau­ben fin­den?“ Nini­ve hör­te auf die War­nung des Pro­phe­ten Jona, hören wir doch end­lich auf die lie­be­vol­len War­nun­gen Mari­as und bau­en eine geist­li­che Arche, auch wenn die Welt lacht.

  2. Wer die Tex­te des herr­li­chen Bischofs Vig­a­no kennt, für den ist das, spä­te­stens seit Coro­na, 2021, ein Alter Hut.
    Aber dan­ke Herr tede­schi, man kann es, wenn man denn auch ent­spre­chend han­delt, nicht oft genug sagen, bzw. nicht genug dan­nach handeln.
    Ein sehr loh­nens­wer­ter Arti­kel zum angeb­lich fin­ste­ren Mittelalter

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