„Das Apostolische Schreiben ‚Laudate Deum‘ wird durch den Betrug des IPCC zunichte gemacht.“1 Das sagte der Atmosphärenphysiker Franco Prodi gegenüber der Nuova Bussola Quotidiana. Weiter äußerte er: „Es ist ein Betrug, 97 Prozent der Ursachen für die Erwärmung dem Menschen zuzuschreiben. Viele Wissenschaftler passen sich an, um die Finanzierung nicht zu verlieren, während der CNR2 mich rausgeworfen hat. Der Klimakatastrophismus ist ein Mittel der globalen Finanzbranche, um die ‚Green Economy‘ durchzusetzen.“
Franco Prodi3 ist ein Atmosphärenphysiker mit einem beachtlichen akademischen Lebenslauf. Er wurde im Verlauf seiner Karriere zur wissenschaftlichen Autorität, ist Bruder des ehemaligen Ministerpräsidenten Romano Prodi, leitete das Institut für Atmosphärenwissenschaften (ISAC) des CNR und veröffentlichte zahlreiche Studien auf den Gebieten Meteorologie und Klimatologie.4
Doch in der heutigen verkehrten Welt gilt er als neuer Irrlehrer. Er bezahlt für seine Position als Wissenschaftler, der mit den Thesen des „Klimakatastrophismus“ und dem neuen Begriff des Klimatismus, der die Menschheit für die globale Erwärmung verantwortlich machen will, nicht einverstanden ist. Und in diesem Interview mit der Nuova Bussola Quotidiana prangert er den Obskurantismus der akademischen, medialen und kirchlichen Welt an, die am Vorabend von „COP 28“5 aufs Gaspedal der grünen Ideologie drückt, was „ein weiterer Fehlschlag sein wird, wie Sie sehen werden“.
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Herr Professor, gemeinsam mit anderen Wissenschaftlern haben Sie den Appell von CLINTEL6 unterzeichnet. Mit einigen italienischen Kollegen haben Sie sich auch an Staatspräsident Mattarella gewandt. Welche Antwort haben Sie erhalten?
Wir wurden keiner Antwort gewürdigt. Wir haben versucht, noch einmal darauf hinzuweisen, daß es in der Wissenschaft keineswegs die Einstimmigkeit gibt, wie man es gerne erzählt. Aber inzwischen ist die Phrase „das sagt die Wissenschaft“ zum Instrument geworden, um die IPCC-Berichte durchzusetzen, die alles konditionieren.
Was ist der Kern der Krise?
Im sechsten Bericht des IPCC heißt es, daß 97 Prozent der globalen Erwärmung durch den Menschen verursacht werden, die sogenannten anthropogenen Ursachen, und daß wir daher null Emissionen erreichen müssen. Eine Torheit, die im übrigen nicht zu beweisen ist, vor allem wenn man bedenkt, daß Europa für 9 Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich ist und Italien nur für 1 Prozent. Während China jeden Tag ein neues Kohlekraftwerk baut.
Diejenigen, die Sie kritisieren, werfen Ihnen vor, daß Sie sich mit Wolken beschäftigen …
Und wer sollte über Atmosphärenphysik sprechen, wenn nicht jemand wie ich, der sich seit 1966 mit Wolken beschäftigt?
Warum haben Wolken etwas mit dem Klimawandel zu tun?
Und wie! Sie sind das Herzstück des Klimasystems. Das Herzstück des Klimasystems ist das Gleichgewicht zwischen den eintreffenden Sonnenphotonen und den abgegebenen terrestrischen Photonen. Wolken reflektieren Sonnenphotonen. Denjenigen, die mich kritisieren, fehlt die Kompetenz, und sie machen mich zum Gegenstand von Verleumdungen, wie in der Sache mit dem Eintrag bei Wikipedia geschehen.
Was war geschehen?
Er wurde nach einem Artikel in „Domani“ geändert, der raffiniert geschrieben und von De Benedetti in Auftrag gegeben worden war.7 Man hat mir den Begriff „Klimaleugner“ angehängt, und damit begannen meine Probleme.
Sie fühlen sich nicht wie ein Leugner?
Von wegen! Ich bin ein „Apostel“ für den Schutz des Planeten. Der Begriff „Leugner“ erinnert an tragische Momente in unserer Geschichte. Ich war niemals ein Klimaleugner.
Nur …
Wie könnte ich das? Auf einem Planeten mit acht Milliarden Menschen ändert sich sogar die Physik der Wolken, aber die menschliche Aktivität kann nicht alles erklären.
Warum?
Weil Wolken ein sehr komplexes System sind. Zunächst einmal haben sie eine dreidimensionale Form, die in den IPCC-Modellen nie berücksichtigt wird. Es gibt Infrarotstrahlung und mehratomige Gase. Und dann gibt es Wolken, die nicht einmal erfaßt werden, die aber Auswirkungen haben. Infolgedessen liefern die verwendeten numerischen Modelle unzuverlässige Ergebnisse.
Sie leugnen also nicht den Klimawandel, aber Sie führen ihn nicht auf den Menschen zurück?
Auch das nicht. Es gibt eine anthropogene Matrix.
Welche?
Zunächst einmal ist es wichtig zu sagen, daß die Wissenschaft nicht so sehr von Klimawandel, sondern von Schwankungen der atmosphärischen Zusammensetzung spricht.
Einverstanden. Was verursacht die Schwankungen der atmosphärischen Zusammensetzung?
Es gibt zwei Arten von Ursachen: natürliche und anthropogene. Bei letzteren handelt es sich um menschliche Aktivitäten.
Was sind die natürlichen Ursachen?
Wechselwirkungen zwischen Atmosphäre und Ozean, Wechselwirkungen zwischen Atmosphäre und Biosphäre, Vulkanausbrüche und der hydrologische Kreislauf.
Und was sind die anthropogenen Ursachen?
Die Freisetzung von Treibhausgasen in die Atmosphäre durch fossile Brennstoffe, Brände und Viehzucht, die Freisetzung von Aerosolen in die Atmosphäre und die Flächennutzung wie die Abholzung von Wäldern.
Es geht darum, den prozentualen Anteil an der Verantwortung zu ermitteln. Der IPCC behauptet, der Mensch sei zu 97 Prozent verantwortlich …
Blödsinn, Blödsinn. Es handelt sich um eine nicht belegbare Zahl, um eine Hochstapelei. Eine Quantifizierung der anthropogenen Aktivität ist wegen der geringen Kenntnis wichtiger physikalischer Aspekte unmöglich.
Und welcher?
Es gibt viele Faktoren, die sie beeinflussen. Abgesehen von der Wolkentätigkeit, die ein wesentlicher Faktor ist, gibt es die Wärme, die von der Erde ausgeht, was ein großes Fragezeichen ist. Auch die Aktivität der Vulkane, die CO2 ausstoßen, ist nicht quantifizierbar. Es gibt die Entgasung der Erdkruste, die schwer zu quantifizieren ist.
Wenn es also nicht 97 Prozent sind, wie hoch ist dann Ihrer Meinung nach der Anteil, der auf den Menschen zurückzuführen ist?
Aus demselben Grund, aus dem ich Ihnen sage, daß die 97 Prozent nicht belegbar sind, gibt es keine Möglichkeit, einen zuverlässigen Prozentsatz anzugeben. Es ist einfach eine wissenschaftlich nicht greifbare Zahl. Was meßbar ist, ist etwas anderes.
Und das wäre?
Die Umweltverschmutzung. Hier sollten weltweite Vereinbarungen getroffen werden, denn für die Verschmutzung gibt es wissenschaftlich nachweisbare und quantifizierbare Parameter. Statt dessen verschwenden wir unsere Zeit mit unbeweisbaren Dingen.
Sie stammen aus der Emilia, Sie haben kürzlich zu den Überschwemmungen8 Stellung genommen.
Den Klimawandel dafür verantwortlich zu machen war Wahnsinn. Die Wahrheit ist, daß ein Managementproblem vorlag.
In welchem Sinne?
Fehlendes Notfallmanagement trotz der aktuellen Kenntnisse durch Multiparameter-Radars. Mit einer adäquaten Radarüberwachung hätten wir die Wolkenbewegung und die Wassermenge Stunden im voraus erkennen und Leben retten können. Ich habe dies auf dem Platz in Faenza zu den Überschwemmungsopfern gesagt, und niemand hat mir widersprochen.
Die Zeitungen haben es bestritten …
Die sogenannten Mainstream-Zeitungen, die Diktatur der Zeitungen, die ich „Journalistur“ nenne. Meine wissenschaftliche Glaubwürdigkeit wurde beschädigt, meine Projekte wie das in Apulien namens RIVONA9 wurden von der Politik zerschlagen, indem mich der CNR buchstäblich hinauswarf.
Aber Sie sind in den Ruhestand gegangen …
Alle Direktoren haben die Möglichkeit, dem Institut verbunden zu bleiben, um weiter wissenschaftlich arbeiten zu können. Mir wurde das verwehrt. Die neue Direktorin des ISAC Cristina Facchini hat mich gezwungen, meine Kisten zu packen und mein Büro auf der Stelle zu räumen.
Und die akademische Welt?
Dort herrscht ein schlechtes Klima. Die Interaktion zwischen Politik und Wissenschaft ist gefährlich. Es gibt verängstigte und unterwürfige Forscher, die die Thesen des IPCC vertreten, weil sie Angst haben, ihre Finanzierung oder ihre Position an den Universitäten zu verlieren. Bei mir ist die Mao-Methode angewandt worden: Schlage einen, um hundert zu erziehen.
Was steht auf dem Spiel?
Die globale Finanzwirtschaft, die größer ist als die Realwirtschaft, muß einer riesigen Geldmenge Profit bringen und sie tut dies, indem sie die „Green Economy“ durchsetzt. Das wird keine Auswirkungen auf die Emissionen haben, aber ganze reale Volkswirtschaften in die Knie zwingen.
Was halten Sie von der päpstlichen Exhortation „Laudate Deum“?
Sie ist Selbstmord für die Kirche. Das sage ich als Gläubiger und mit großem Schmerz. Es besteht die Gefahr, einen neuen Fall Galilei zu schaffen.
Galilei?
Sie wurde geschrieben, um die Thesen des IPCC zu unterstützen. Aber sobald öffentlich durchdringt, daß diese Thesen eine der größten Betrügereien waren, die der Menschheit angetan wurden, wird die Kirche nicht gut dastehen.
Wer weiß, ob sie sich entschuldigen wird?
Als ich das las, bin ich von meinem Stuhl aufgesprungen. In „Laudato Sì“10, Kapitel 1, Nummer 23, hat Franziskus wenigstens eine gewisse Vorsicht walten lassen, indem er Zweifel nährte und sagte, daß die Wissenschaft bei bestimmten Positionen geteilter Meinung sei, aber die Exhortation ist ganz auf den Klimakatastrophismus eingeebnet. Ich weiß nicht, wer den Papst beraten hat, aber es war zweifellos ein sehr schlechter Einfluß.
Einleitung und Interview: Andrea Zambrano.
Übersetzung aus dem Italienischen: Gottfried Paschke/Giuseppe Nardi
Bild: CNR (Screenshot)
1 Apostolisches Schreiben „Laudate Deum. An alle Menschen guten Willens über die Klimakrise“ vom 4.10.2023.
IPCC: Intergovernmental Panel on Climate Change (Zwischenstaatlicher Ausschuß für Klimaänderungen). Aufgerufen am 19.12.2023.
2 Consiglio Nazionale delle Ricerche (Nationaler Forschungsrat). Aufgerufen am 30.11.2023.
3 Erschienen am 16.11.2023 in der italienischen katholischen Online-Tageszeitung „La Nuova Bussola Quotidiana“. Aufgerufen am 19.12.2023.
4 ISAC: Istituto di Scienze dell’Atmosfera e del Clima (Institut für Atmosphärenwissenschaften und Klima). Aufgerufen am 30.11.2023.
Unter anderem war Franco Prodi an der Universität Ferrara 22 Jahre lang ordentlicher Professor und Lehrstuhlinhaber für allgemeine Physik und Atmosphärenwissenschaften. Aufgerufen am 1.12.2023.
5 28th Conference of the Parties (28. Konferenz der Vertragsparteien). Es handelt sich um die 28. „UN-Konferenz zum Klimawandel“ vom 30. November bis 12. Dezember 2023 in Dubai. Siehe auch hier. Beide aufgerufen am 30.11.2023.
6 Climate Intelligence (Klimaintelligenz). CLINTEL ist eine Stiftung, die auf wissenschaftlicher und politischer Ebene der Behauptung entgegentritt, es gebe einen Klimanotstand. Daß kein solcher Notstand existiere, bekräftigte sie in einer „Weltklimadeklaration“ vom 27. Juni 2022. Diese Deklaration ist mit dem vom Interviewer verwendeten Begriff „Appell“ gemeint. Aufgerufen am 30.11.2023.
7 „Domani“ ist eine überregionale italienische Tageszeitung. Ihr Gründer ist Carlo De Benedetti. Siehe auch hier. Beide aufgerufen am 8.12.2023.
Eintrag über Franco Prodi bei Wikipedia. Aufgerufen am 8.12.2023.
8 Mitte Mai 2023 gab es in der italienischen Region Emilia-Romagna Unwetter mit katastrophalen Überschwemmungen. Aufgerufen am 30.11.2023.
9 Rischi per il Volo e Nowcasting Aeroportuale (Flugrisiken- und Flughafen-Nowcasting). Aufgerufen am 1.12.2023.
10 Enzyklika „Laudato Sì. Über die Sorge für das gemeinsame Haus“ vom 24.5.2015. Aufgerufen am 19.12.2023.