Die Ärgernisse von Papst Franziskus sind schlimmer als jene von Alexander VI.

Die Voraussetzung für den Triumph des göttlichen Königs


Die Tugenden des christlichen Ritters
Die Tugenden des christlichen Ritters

Von Erz­bi­schof Car­lo Maria Viganò*

Anzei­ge

Regnum eius regnum sem­pi­ter­num est,
et omnes reges ser­vi­ent ei et obedient.

Es war ein­mal ein König. So began­nen die Mär­chen, die wir als Kin­der hör­ten, als die ideo­lo­gi­sche Indok­tri­na­ti­on die Unschuld der Kin­der noch nicht ver­dor­ben hat­te und wir unbe­schwert von Köni­gen, Prin­zen und Prin­zes­sin­nen spre­chen konn­ten und es nor­mal war zu glau­ben, daß es zumin­dest in der Welt der Mär­chen eine sozia­le Ord­nung geben könn­te, die nicht durch die Revo­lu­ti­on unter­gra­ben wur­de. König­rei­che, Thro­ne, Kro­nen, Ehre, Treue, Rit­ter­lich­keit waren Refe­ren­zen, die über Zeit und Mode hin­aus­gin­gen, gera­de weil sie mit dem gött­li­chen Kos­mos, mit der ewi­gen und unver­än­der­li­chen Hier­ar­chie der himm­li­schen Ord­nun­gen übereinstimmten.

Wap­pen von Erz­bi­schof Viganò

Auch in den Gleich­nis­sen, mit denen der Herr sei­ne Jün­ger belehr­te, gab es Köni­ge, und er selbst bekann­te sich vor Pila­tus als König, der zum Spott mit einem Pur­pur­man­tel beklei­det, mit Dor­nen gekrönt und mit einem Rohr statt eines Zep­ters aus­ge­stat­tet wur­de. Als König ver­höhn­ten ihn die Schur­ken, und als König wur­de er vom Statt­hal­ter von Judäa aner­kannt, indem die­ser die Tafel am Kreuz anbrin­gen ließ, auf der der Grund für sein Todes­ur­teil stand: Jesus Naza­re­nus Rex Judæorum. Der San­he­drin woll­te die­se Inschrift kor­ri­gie­ren: Man sol­le nicht schrei­ben: ‚Der König der Juden‘, son­dern: ‚Er sag­te: Ich bin der König der Juden‘ (Joh 19,21). Und auch heu­te noch gibt es Men­schen, die unse­rem Herrn die­sen Titel, der sei­ne Fein­de so sehr beun­ru­higt, wegen all sei­ner Bedeu­tung abspre­chen wol­len. Aber in dem Augen­blick, in dem die Gott­lo­sen das Joch Chri­sti abschüt­teln und sich offen gegen sei­ne sou­ve­rä­ne Auto­ri­tät auf­leh­nen, sind sie gezwun­gen, die­se Lücke zu fül­len, so wie jene, die den wah­ren Gott leug­nen, schließ­lich Göt­zen anbe­ten. Pila­tus sag­te zu den Juden: „Seht euren König!“ Aber sie schrien: „Hin­weg! Hin­weg! Kreu­zi­ge ihn!“ Pila­tus sag­te zu ihnen: „Soll ich euren König kreu­zi­gen?“ Die Hohen­prie­ster ant­wor­te­ten: „Wir haben kei­nen König außer dem Kai­ser“ (Joh 19,15). Es ist sehr trau­rig zu sehen, wie fehl­ge­lei­te­te Gemü­ter, um eine offen­sicht­li­che und heil­sa­me Rea­li­tät nicht anzu­er­ken­nen, es vor­zie­hen, sich zu Skla­ven einer weit­aus min­der­wer­ti­ge­ren Macht, wie der des Staa­tes, ja sogar einer Besat­zungs­macht zu machen. Ande­rer­seits sind sogar die­je­ni­gen, die Satan die­nen, bereit, dem Anti­chri­sten als König zu die­nen und sei­ne Herr­schaft anzu­er­ken­nen, deren unheil­vol­les Vor­spiel die Neue Welt­ord­nung ist. Aber ist es nicht letzt­lich das, was wir jedes Mal tun, wenn wir Gott unge­hor­sam sind? Ver­leug­nen wir nicht jenen, der sie durch gött­li­ches Recht und Erobe­rung inne­hat, die­se uni­ver­sel­le und abso­lu­te Herr­schaft, und schrei­ben sie dann den Geschöp­fen zu oder rei­ßen sie selbst an uns? Set­zen wir uns nicht selbst als ober­ste Gesetz­ge­ber ein, wenn wir behaup­ten, uns an die Stel­le des­sen zu set­zen, der auf dem Sinai die Geset­zes­ta­feln an Mose über­gab? Haben nicht unse­re Vor­fah­ren das­sel­be getan, als sie auf die Schmei­che­lei­en der Schlan­ge hör­ten und das Gebot des Herrn bra­chen, indem sie von der Frucht des Bau­mes aßen? Oder die Hebrä­er in der Wüste, als sie das gol­de­ne Kalb verehrten?

Die könig­li­che Macht ist untrenn­bar mit der Gött­lich­keit ver­bun­den: Die Köni­ge Isra­els und die Herr­scher der katho­li­schen Völ­ker betrach­te­ten sich als Stell­ver­tre­ter Got­tes, aus­ge­stat­tet mit hei­li­ger Macht, die in einem fast sakra­men­ta­len Ritus ver­lie­hen wur­de. Die Aus­übung der könig­li­chen Auto­ri­tät – und der Regie­rung im all­ge­mei­nen – muß daher mit dem Wil­len Got­tes selbst über­ein­stim­men, von dem sie aus­geht. Die­se Kohä­renz impli­ziert die Aner­ken­nung der höch­sten Macht Got­tes durch die öffent­li­che Gewalt und die Ver­pflich­tung, die Geset­ze des Staa­tes mit dem natür­li­chen und gött­li­chen Recht in Ein­klang zu brin­gen. Wer glaubt, er kön­ne die Macht der Obrig­keit – sei sie welt­lich oder kirch­lich – zu einem ande­ren oder gar ent­ge­gen­ge­setz­ten Zweck gebrau­chen als dem, zu dem die Obrig­keit von Gott ein­ge­setzt wor­den ist, macht sich etwas vor, und sein Schick­sal wird sich nicht von dem unter­schei­den, das die Vor­se­hung für Tyran­nen und gegen den gött­li­chen Wil­len rebel­lie­ren­de Herr­scher vor­ge­se­hen hat.

Dies gilt nicht nur für die welt­li­che Macht, son­dern auch und vor allem für die geist­li­che Macht, die auf­grund der hier­ar­chi­schen Über­ord­nung ihrer Zie­le der welt­li­chen Macht inhä­rent über­le­gen ist, und gera­de des­halb müs­sen sich ihre Inha­ber noch treu­er an das hal­ten, was Gott gelehrt und ange­ord­net hat. Und wenn es schon ein Wider­spruch in sich ist, daß die Auto­ri­täts­per­so­nen in ihrem Pri­vat­le­ben nicht nach den Grund­sät­zen des Glau­bens und der Moral han­deln, so ist es ganz und gar uner­hört, daß sich die­ser Wider­spruch auf die Aus­übung der Auto­ri­tät selbst erstreckt.

Des­halb sind die Schand­flecke des per­sön­li­chen Ver­hal­tens eines Alex­an­der VI. unver­gleich­lich weni­ger schwer­wie­gend als die eines Pap­stes, der zwar ein unbe­la­ste­tes Leben führt, aber Regie­rungs­hand­lun­gen begeht, die dem Zweck des Papst­tums zuwiderlaufen.

Und heu­te müs­sen wir uns auch mit der Rea­li­tät eines „Papst­tums“ abfin­den, in dem die per­sön­li­chen Skan­da­le von Jor­ge Mario Berg­o­glio sogar von denen über­schat­tet wer­den, die er kraft der ihm – zumin­dest vor­über­ge­hend – ver­lie­he­nen Auto­ri­tät begeht.

Der Herr, der ein eifer­süch­ti­ger Gott ist (Ex 20,5), will über sein Volk herr­schen, und er übt die­se Herr­schaft durch sei­ne Vika­re in welt­li­chen und geist­li­chen Ange­le­gen­hei­ten aus. Er hat gewollt, daß sei­ne Kir­che mon­ar­chisch ist, nicht damit der Papst ent­schei­den kann, was er will, son­dern damit er als Chri­sti Vica­ri­us und Ser­vus ser­vor­um Dei han­deln kann, damit es der ein­zi­ge Hohe und Ewi­ge Prie­ster, der Mitt­ler zwi­schen Gott und den Men­schen, der uni­ver­sa­le König und Herr ist, der durch ihn regiert.

Eine demo­kra­ti­sche Kir­che ist nicht nur eine theo­lo­gi­sche Ver­ir­rung und ein ekla­tan­ter Ver­stoß gegen die vom Herrn gewoll­te hier­ar­chi­sche Struk­tur, sie ist auch ein Unsinn, der von ihren Befür­wor­tern selbst geleug­net wird, da sie auf der fal­schen Prä­mis­se beruht, daß es mög­lich sei, Auto­ri­tät außer­halb des Guten aus­zu­üben und sie in Tyran­nei zu ver­wan­deln. Die kirch­li­che und die welt­li­che Auto­ri­tät sind durch gött­li­ches Dekret Aus­druck der höch­sten, abso­lu­ten und uni­ver­sa­len Herr­schaft Chri­sti, cui­us reg­ni non erit finis. All­zu oft ver­ges­sen wir, daß der Herr nicht Gott ist, wenn er von allen gewählt wird. Domi­nus reg­na­vit, deco­rem indu­tus est (Ps 92,1). Der Herr regiert über das gan­ze Uni­ver­sum: Er hat sich mit Maje­stät beklei­det. Die Hei­li­ge Schrift ver­wen­det hier eine ver­ba­le Form, mit der sie die Ewig­keit, Voll­kom­men­heit und End­gül­tig­keit des Rei­ches Chri­sti ausdrückt.

Regnum meum non est de hoc mun­do (Joh 18,36): Die­se Wor­te unse­res Herrn an Pila­tus sind nicht in der Bedeu­tung zu ver­ste­hen, die Häre­ti­ker und Moder­ni­sten ihnen zu geben pfle­gen, näm­lich daß Jesus Chri­stus kei­ne Auto­ri­tät über die Regie­rung der Natio­nen bean­sprucht und daß er ihnen alle Frei­heit läßt, Geset­ze zu erlas­sen, wie es den Irr­tü­mern des Säku­la­ris­mus und des Libe­ra­lis­mus ent­spricht. Im Gegen­teil, gera­de weil das Reich Chri­sti nicht von einer irdi­schen Macht aus­geht, ist es ewig und uni­ver­sal, total und abso­lut, direkt und unmit­tel­bar. Ego vici mund­um, beru­higt uns der Herr. Daher ist die Welt nicht nur nicht der Ursprung sei­ner Auto­ri­tät, son­dern sie ist ihr Feind in dem Augen­blick, in dem sie sie auf­gibt, um dem Prin­ceps mun­di hui­us zu die­nen, der eben ein Fürst ist, der eben­falls hier­ar­chisch der höch­sten Macht Got­tes unter­wor­fen ist, die ihn nur zum höhe­ren Wohl han­deln läßt.

Ich habe die Welt besiegt bedeu­tet also, daß die Welt, so sehr sie sich auch ein­bil­det, die Plä­ne der Vor­se­hung durch­kreu­zen und das Wir­ken der Gna­de ver­hin­dern zu kön­nen, nichts gegen den Einen aus­rich­ten kann, der sie bereits besiegt hat. Die­ser tota­le und unum­kehr­ba­re Sieg wur­de durch das Kreuz, ein Zei­chen der den Skla­ven vor­be­hal­te­nen Schan­de, mit dem Lei­den und Ster­ben des Erlö­sers im Gehor­sam gegen­über dem Vater voll­endet. Reg­na­vit a lig­no Deus. Das Kreuz ist der Thron der Herr­lich­keit, denn durch die­ses Kreuz hat Chri­stus uns erlöst, d. h. aus der Skla­ve­rei des Satans befreit.

Heu­te sind der Staat und die Kir­che Gei­seln der Fein­de Got­tes, und ihre Auto­ri­tät wird von kri­mi­nel­len Sub­ver­si­ven und Abtrün­ni­gen usur­piert, die arro­gant ihre Ent­schlos­sen­heit zum Bösen und ihre Abnei­gung gegen das Gesetz des Herrn zur Schau stel­len. Der Ver­rat der Macht­ha­ber und der Abfall der Hier­ar­chie sind die Stra­fe, die wir für unse­ren Unge­hor­sam gegen­über Gott verdienen.

Doch wäh­rend sie zer­stö­ren, haben wir die Freu­de und Ehre, wie­der auf­zu­bau­en. Ein noch grö­ße­res Glück: Eine neue Gene­ra­ti­on von Prie­stern und Lai­en betei­ligt sich eif­rig an die­sem Werk des Wie­der­auf­baus der Kir­che zum Heil der See­len, und sie tun dies im Bewußt­sein ihrer eige­nen Schwä­chen, las­sen sich aber von Gott als gefü­gi­ge Werk­zeu­ge in sei­nen Hän­den benut­zen. Hilf­rei­che Hän­de, star­ke Hän­de, Hän­de des All­mäch­ti­gen. Unse­re Schwä­che hebt das Werk des Herrn noch mehr her­vor, vor allem wenn die­se mensch­li­che Schwä­che von Demut beglei­tet wird. Die­se Demut muß uns dazu füh­ren, instaura­re omnia in Chri­sto, aus­ge­hend vom Her­zen des Glau­bens, das die Hei­li­ge Mes­se ist. Keh­ren wir also zu jener Lit­ur­gie zurück, die unse­rem Herrn sei­nen abso­lu­ten Vor­rang einräumt.

Wenn unser Herr Jesus Chri­stus durch Erbrecht (weil er von könig­li­chem Geschlecht ist), durch gött­li­ches Recht (auf­grund der hypo­sta­ti­schen Ver­ei­ni­gung) und durch Recht des Errin­gens (weil er uns durch sein Opfer am Kreuz erlöst hat) König ist, dür­fen wir nicht ver­ges­sen, daß der gött­li­che Sou­ve­rän nach den Plä­nen der gött­li­chen Vor­se­hung sei­ne eige­ne erha­be­ne Mut­ter, die hei­lig­ste Maria, als unse­re Frau und Köni­gin an sei­ne Sei­te gestellt hat. Es kann kein König­tum Chri­sti ohne das süße und müt­ter­li­che König­tum Mari­ens geben, die, wie uns der hei­li­ge Lud­wig Maria Gri­gnon de Mont­fort erin­nert, unse­re Mitt­le­rin am Thron der Maje­stät ihres Soh­nes ist, als Köni­gin, die am Thron des Königs Für­spra­che ein­legt. Regi­na, Mater miser­i­cor­diæ, Spes nost­ra, Advo­ca­ta nost­ra.

Die Vor­aus­set­zung für den Tri­umph des gött­li­chen Königs in der Gesell­schaft und in den Völ­kern ist, daß er bereits in unse­ren Her­zen, in unse­ren See­len, in unse­ren Fami­li­en, in unse­ren Gemein­schaf­ten regiert. So möge Chri­stus in uns herr­schen und mit Ihm sei­ne hei­lig­ste Mut­ter. Adve­ni­at regnum tuum: adve­ni­at per Mari­am.

Und so sei es.

*Msgr. Car­lo Maria Viganò, 1968 zum Prie­ster geweiht, von 1972–2016 im diplo­ma­ti­schen Dienst des Hei­li­gen Stuhls, zuletzt als Apo­sto­li­scher Nun­ti­us in den USA, gehört seit dem McCar­ri­ck-Skan­dal zu den schärf­sten Kri­ti­kern des der­zei­ti­gen Pontifikats.

Bild: Wiki­com­mons

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