Ortega-Regime entführt Priester der Diözese Estelí

Kampf der Sandinisten gegen die Kirche


Der Priester Osman Amador wurde vergangene Woche von der Ortega-Polizei aus der Kathedrale von Estelí verschleppt und an einen unbekannten Ort gebracht.
Der Priester Osman Amador wurde vergangene Woche von der Ortega-Polizei aus der Kathedrale von Estelí verschleppt und an einen unbekannten Ort gebracht.

(Mana­gua) Der Prie­ster Osman José Ama­dor Guil­lén, 36 Jah­re alt, wur­de in der Nacht zum Frei­tag, dem 8. Sep­tem­ber, von Poli­zei­be­am­ten des san­di­ni­sti­schen Orte­ga-Regimes aus der Kathe­dra­le Unse­rer Lie­ben Frau vom Rosen­kranz in Estelí ohne Anga­be von Grün­den ver­schleppt und an einen unbe­kann­ten Ort gebracht.

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Kirch­li­che Quel­len der Diö­ze­se Estelí berich­ten, daß die Ent­füh­rung gegen 22 Uhr statt­fand, als eine Grup­pe von Poli­zi­sten in die katho­li­sche Kir­che ein­drang, in der sich gera­de Kle­ri­ker der Diö­ze­se ver­sam­melt hatten.

Die Rechts­an­wäl­tin und Men­schen­rechts­ak­ti­vi­stin Mar­tha Patri­cia Moli­na, die sich beson­ders mit der Ver­fol­gung der katho­li­schen Kir­che in Nica­ra­gua befaßt, sieht in der Ent­füh­rung des Prie­sters eine Ver­gel­tungs­maß­nah­me des Regimes, weil Don Ama­dor in sei­nen jüng­sten Pre­dig­ten für die Frei­heit von Mon­si­gno­re Rolan­do Álva­rez, Bischof der Diö­ze­se Matag­al­pa und Apo­sto­li­scher Admi­ni­stra­tor der Diö­ze­se Estelí, gebe­tet hatte.

Seit Juni 2021 ist der Bischofs­stuhl von Estelí unbe­setzt. Damals wur­de Bischof Juan Abel­ar­do Mata Gue­va­ra SDB von Papst Fran­zis­kus eme­ri­tiert: offi­zi­ell wegen Errei­chung der kano­ni­schen Alters­gren­ze, in Wirk­lich­keit, um den Bischof vor einer mög­li­chen Ver­haf­tung zu schüt­zen, da er den San­di­ni­sten als Regime­kri­ti­ker ein Dorn im Auge war und sich die Situa­ti­on seit 2018 immer mehr zuspitzte.

Die Ver­wal­tung der Diö­ze­se über­nahm Msgr. Rolan­do Álva­rez, der Bischof der Nach­bar­diö­ze­se Matag­al­pa, in der Funk­ti­on eines Apo­sto­li­schen Admi­ni­stra­tors. Im August 2022 wur­de Bischof Álva­rez wegen angeb­li­chen „Hoch­ver­rats“ ver­haf­tet und im ver­gan­ge­nen Febru­ar zu 26 Jah­ren Gefäng­nis ver­ur­teilt, nach­dem er sich gewei­gert hat­te, einen „Deal“ anzu­neh­men, der zwi­schen dem Vati­kan und dem Regime aus­ge­han­delt wor­den war. Die­ser sah vor, daß der Bischof ins Exil gehen soll­te, was die­ser jedoch ablehn­te, weil er sich nichts zuschul­den kom­men habe las­sen und sei­ne Diö­ze­se nicht im Stich las­se. Neben der lang­jäh­ri­gen Haft­stra­fe wur­de dem Bischof auch die nica­ra­gua­ni­sche Staats­bür­ger­schaft ent­zo­gen, sodaß er selbst nach sei­ner Frei­las­sung nicht ins Amt des Diö­ze­san­bi­schofs zurück­keh­ren könnte.

Seit­her haben bei­de Diö­ze­sen, Estelí und Matag­al­pa, kei­nen Ober­hir­ten mehr.

Die Diö­ze­se Estelí ver­fügt über 57 Prie­ster, von denen sich meh­re­re, dar­un­ter Euge­nio Rodrí­guez Bena­vi­des und Leo­nar­do Gue­va­ra Gut­iérrez, wegen Regime­kri­tik in Haft befin­den. Dazu gehört seit ver­gan­ge­nem Frei­tag auch Don Osman Ama­dor, der letz­te Cari­tas­di­rek­tor der Diö­ze­se. Im ver­gan­ge­nen März wur­de die Cari­tas Nica­ra­gua, wie zahl­rei­che ande­re kirch­li­che Ein­rich­tun­gen, vom Regime auf­ge­löst. Offi­zi­ell wird gegen die bei­den genann­ten Prie­ster wegen „Geld­wä­sche“ ermit­telt. Sie befin­den sich seit Mona­ten in Haft, doch das Regime schweigt dazu. „Sie sagen nichts, weil sie kei­ne Bewei­se haben, sie haben nichts“, sag­te dazu die Men­schen­rechts­an­wäl­tin Moli­na. Die Ent­füh­rung von Don Ama­dor zei­ge, so Moli­na, daß das Orte­ga-Regime „ver­zwei­felt nach einem Schul­di­gen sucht“.

Die Ver­schlep­pung des Prie­sters ist der jüng­ste einer lan­gen Rei­he von Angrif­fen gegen die katho­li­sche Kir­che in Nica­ra­gua. Neben Bischof Rolan­do Álva­rez befin­den sich unter ande­rem auch die Prie­ster Manu­el Sal­va­dor Gar­cía, Leo­nar­do Urbi­na und Jai­me Iván Mon­te­si­nos Sau­ce­da in Haft, um nur zwei zu nennen.

Fast hun­dert Prie­ster und Ordens­frau­en, die seit vie­len Jah­ren in Nica­ra­gua tätig waren, wur­den vom Regime aus dem Land ver­wie­sen und muß­ten Nica­ra­gua ver­las­sen. Zuletzt traf dies Pater Mau­ricio Val­di­via Pra­do, Direk­tor der Cala­s­anz-Schu­le in Mana­gua und Mit­glied der Pro­vinz­lei­tung des Pia­ri­sten­or­dens für Mit­tel­ame­ri­ka und die Kari­bik. In die­ser Funk­ti­on rei­ste er jüngst in die Domi­ni­ka­ni­sche Repu­blik. Bei sei­ner Rück­kehr wur­de ihm die Ein­rei­se nach Nica­ra­gua ver­wei­gert, obwohl er in Nica­ra­gua gebo­ren wur­de und Staats­bür­ger des Lan­des ist.

Im August traf das­sel­be Schick­sal auch Tomás Ser­gio Zamo­ra Cal­derón, Prie­ster der nica­ra­gua­ni­schen Diö­ze­se León, und Wil­liam Mora, Prie­ster der Diö­ze­se Siuna.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Facebook/​Padre Osman Ama­dor (Screen­shot)

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