Die argentinischen Heiligen

Papst Franziskus und der (in Aussicht gestellte) Besuch in seiner Heimat Argentinien


Laut dem Kolumnisten Roberto García wird Papst Franziskus bei seinem Argentinien-Besuch zwei Heiligsprechungen vornehmen. Die Karikatur wurde von der Wochenzeitung Perfil mit dem Kommentar veröffentlicht.
Laut dem Kolumnisten Roberto García wird Papst Franziskus bei seinem Argentinien-Besuch zwei Heiligsprechungen vornehmen. Die Karikatur wurde von der Wochenzeitung Perfil mit dem Kommentar veröffentlicht.

(Rom) Mit­ten im elf­ten Jahr des der­zei­ti­gen Pon­ti­fi­kats gibt es nach wie vor kein kon­kre­tes Datum für einen Besuch des Pap­stes in sei­ner Hei­mat. Eine Argen­ti­ni­en-Rei­se wur­de von Fran­zis­kus zuletzt, im Gegen­satz zu den ersten fast zehn Jah­ren sei­ner Amts­zeit, zwar mehr­fach in Aus­sicht gestellt, doch über die Bekun­dung eines „Wun­sches“ ist man noch nicht hin­aus­ge­gan­gen. Gestern erschien in der argen­ti­ni­schen Wochen­zei­tung Per­fil ein Kom­men­tar von Rober­to Gar­cía, der zwar auch kei­nen Ter­min nennt, aber doch ein klein wenig mehr ent­hüllt. So sol­len bei der in Aus­sicht gestell­ten Argen­ti­ni­en-Rei­se zwei Hei­lig­spre­chun­gen statt­fin­den – bei­de wun­der­los. Aber mit einem poli­ti­schen Zweck?

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Vor kur­zem mein­te Fran­zis­kus, sein Besuch in Argen­ti­ni­en könn­te mög­li­cher­wei­se 2024 statt­fin­den. Kurz­um: Der Ter­min wird von Mal zu Mal ein Stück wei­ter in die Zukunft gerückt und bleibt vage. Zuletzt begrün­de­te Fran­zis­kus dies damit, daß er erst nach den näch­sten Prä­si­dent­schafts- und Par­la­ments­wah­len in sei­ne Hei­mat rei­sen möch­te, die am kom­men­den 22. Okto­ber statt­fin­den wer­den. Aus den gestern erfolg­ten Vor­wah­len qua­li­fi­zier­ten sich fünf Prä­si­dent­schafts­kan­di­da­ten, wobei es eine ech­te Über­ra­schung gab. Mit 30 Pro­zent schnitt der jüng­ste Bewer­ber Javier Milei, als system­kri­ti­scher rech­ter Her­aus­for­de­rer, am besten ab. Milei, ein ent­schie­de­ner Abtrei­bungs­geg­ner, bekennt sich wirt­schafts­po­li­tisch zur Öster­rei­chi­schen Schu­le der Natio­nal­öko­no­mie und koope­rier­te bereits mit der spa­ni­schen Par­tei Vox.

Unklar ist wei­ter­hin, was Papst Fran­zis­kus von sei­ner Hei­mat abhält, laut dem gest­ri­gen Kom­men­tar beson­ders von sei­ner Hei­mat- und Bischofs­stadt Bue­nos Aires. In sei­nem Kom­men­tar schreibt Robert García:

„(…) Gleich­zei­tig wird Jor­ge Berg­o­glio – der offen­bar nur drei Orte in der Repu­blik berei­sen wird, ohne in der Haupt­stadt halt­zu­ma­chen, wo er gelebt und stu­diert hat – sei­ne Rei­se mit der Hei­lig­spre­chung von zwei Argen­ti­ni­ern mit unter­schied­li­chem Hin­ter­grund und unter­schied­li­chen Vor­aus­set­zun­gen umrah­men: dem Geschäfts­mann Enri­que Shaw und dem Mili­tär Argen­ti­no Del Val­le Lar­ra­bu­re, zwei Lai­en-Hei­li­gen. (…)
Ohne zure­chen­ba­re Wun­der ist dage­gen die Hei­lig­spre­chung von Shaw, einem bei der Mari­ne aus­ge­bil­de­ten Geschäfts­mann (er schied als Fre­gat­ten­leut­nant aus), des­sen sozia­ler Bei­trag seit Jahr­zehn­ten von ver­schie­de­nen Exper­ten unter­sucht wird und wor­an Berg­o­glio selbst teil­nahm, als er 1996 sei­ne Hei­lig­spre­chung bil­lig­te. Stot­te­rer, ent­halt­sam, spä­ter ver­hei­ra­tet mit Ceci­lia Bun­ge, 9 Kin­der, trei­ben­de Kraft der Katho­li­schen Akti­on und Grün­der einer Unter­neh­mer­ver­ei­ni­gung (ACDE), übte Shaw eine Art welt­li­ches Prie­ster­tum aus, das als ober­ste Füh­rungs­kraft von Rigol­leau [Kon­zern zur Glas­wa­ren­her­stel­lung] aner­kannt wur­de. In sei­ner Akte fin­det sich eine wei­te­re Infor­ma­ti­on: Er wur­de von Perón ver­haf­tet, als die Kir­che vor dem Umsturz von 1955 mit der Regie­rung in Kon­flikt geriet und es zu Ver­fol­gun­gen kam. Die Samm­lung der per­sön­li­chen Schrif­ten des Geschäfts­man­nes scheint, abge­se­hen von der Unter­stüt­zung einer star­ken Grup­pe von Kol­le­gen, grund­le­gend für sei­ne Inthro­ni­sie­rung gewe­sen zu sein. Dar­in betont er in einer anek­do­ten­rei­chen Samm­lung die vom Vati­kan gefor­der­ten guten Gewohn­hei­ten, wie sexu­el­le Selbst­be­herr­schung und Groß­zü­gig­keit.

Der ande­re Die­ner Got­tes, den der Papst bei sei­nem Besuch hei­li­gen möch­te, ist Oberst Lar­ra­bu­re, der wäh­rend der demo­kra­ti­schen Regie­rung von María Este­la de Perón von der [mar­xi­sti­schen Ter­ror­or­ga­ni­sa­ti­on] ERP ent­führt wur­de: 372 Tage in einer Hüt­te unter extre­men KZ-Bedin­gun­gen ein­ge­sperrt, gefol­tert und ermor­det, wur­de er, fast zum Ske­lett abge­ma­gert, auf­ge­fun­den. Lar­ra­bu­re schien kein Mann der Mili­tär­po­li­tik zu sein, son­dern ein auf Spreng­stof­fe spe­zia­li­sier­ter Tech­ni­ker; aus sei­ner har­ten Gefan­gen­schaft her­aus bat er sei­ne Kin­der schrift­lich, sei­nen Pei­ni­gern zu ver­ge­ben, mut­maß­lich nicht, weil ihn sei­ne Gefäng­nis­wär­ter dazu zwan­gen, son­dern aus christ­li­cher Über­zeu­gung. Die Aner­ken­nung des Mar­ty­ri­ums des Sol­da­ten könn­te Teil des poli­ti­schen Bei­trags sein, den der Papst wäh­rend sei­nes Besuchs lei­sten soll: der Vor­schlag eines Abkom­mens oder Geset­zes, um das Kapi­tel der blu­ti­gen 1970er Jah­re zu schlie­ßen, eine Auf­ga­be, für die sich eini­ge Per­sön­lich­kei­ten – und ande­re, die dazu auf­ge­ru­fen wer­den – bereits enga­giert haben, sei es im Rah­men des inter­re­li­giö­sen, par­tei­po­li­ti­schen oder sozia­len Dia­logs, mit Orga­ni­sa­tio­nen aller Art. Die Natur die­ses Instru­ments und die Mecha­nis­men, die zur Errei­chung die­ses Ziels ein­ge­setzt wer­den sol­len, sind noch nicht bekannt. Auch Gar­cía Cuer­va [der von Fran­zis­kus am ver­gan­ge­nen 26. Mai ernann­te und am 15. Juli ins Amt ein­ge­führ­te neue Erz­bi­schof von Bue­nos Aires], der sei­ne Bot­schaft zu Sankt Kajet­an am 7. August [im Erz­bis­tum Bue­nos Aires ein Tag „für Frie­den, Arbeit und Brot“] wie alle sei­ne Vor­gän­ger der Suche nach einer gut bezahl­ten Arbeit wid­me­te, hat nichts gesagt. Als ob die in der Kir­che Anwe­sen­den, oder Abwe­sen­den, das nicht jeden Tag ver­su­chen würden.“

Sie­he auch: 

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Per­fil (Screen­shot)

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Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

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