Die Beschäftigung mit dem großen Theologen und originellen Wissenschaftsphilosophen Pier Carlo Landucci (1900–1986) lohnt immer wieder. Aus diesem Grunde veröffentlichen wir auch die Besprechung von Franco Maestrelli zu einem Buch, das bereits im vergangenen Mai vorgestellt wurde. Es handelt sich um Landuccis posthum neu aufgelegten Essay: „La verità sull’evoluzione e l’origine dell’uomo“ („Die Wahrheit über die Evolution und den Ursprung des Menschen“), der eine Übersetzung ins Deutsche verdienen würde.
Stammen wir wirklich vom Affen ab?
von Franco Maestrelli
Der aufmerksame Schriftsteller Tom Wolfe schrieb: „Zu sagen, daß sich die Tiere entwickelten und den Menschen hervorbrachten, ist so, als würde man sagen, daß sich der Carrara-Marmor entwickelte und den David von Michelangelo hervorbrachte“, und dennoch werden im Schulunterricht und in Fernsehsendungen evolutionäre Hypothesen über den Ursprung des Menschen zwangsweise verordnet. In der Vergangenheit hat es nicht an Betrügereien gefehlt, die von hemmungslosen Wissenschaftlern ausgeheckt wurden, um ihre wackeligen Hypothesen zu bestätigen, aber auch nach der Aufdeckung des Betrugs hat sich an der populärwissenschaftlichen Darstellung nichts geändert.
1980 veröffentlichte der Biologe Giuseppe Sermonti über den mutigen Verlag Rusconi zusammen mit dem Paläontologen Roberto Fondi eine fundierte Kritik am Evolutionismus in dem Essay „Dopo Darwin“ („Nach Darwin“), dem 1999, ebenfalls mit Rusconi, „Dimenticare Darwin“ („Darwin vergessen“) folgte. Giulio Dante Guerra veröffentlichte 2016 im Verlag D’Ettoris den Aufsatz „L’origine della vita. Il “caso” non spiega la realtà“ („Der Ursprung des Lebens. Der ‚Zufall‘ erklärt die Wirklichkeit nicht“), in dem die dem Evolutionismus zugrundeliegende Theorie der spontanen Entstehung (Abiogenese) kritisiert wurde. Aber trotz dieser wissenschaftlich fundierten Arbeiten, zu denen noch jene des Atomphysikers Antonino Zichichi und vieler anderer Gelehrter verschiedener Wissenschaftszweige hinzukommen, ist die Infragestellung der Evolutionstheorie ein Verbrechen der Majestätsbeleidigung, sodaß die üblichen Verdächtigen wie Il Fatto Quotidiano im April Kritik an der Evolutionstheorie mit der Apologie des Faschismus verglich…
In der Tat ist der Szientismus (und die Evolutionstheorie) seit Jahrzehnten zu einer ideologischen Diktatur geworden, die bereits 1971 vom Biologen und Genetiker Giuseppe Sermonti in seinem Werk „Il crepuscolo dello scientismo“ („Der Abgrund der Wissenschaftsgläubigkeit“) angeprangert wurde. Wissenschaft und Technik erklären alles und können den Menschen und die Schöpfung verändern, wie wir es heute mit der Schimäre des Transhumanismus sehen. In dieser Wissenschaftsdiktatur, in der zudem jemand bestimmt, was wissenschaftlich ist und was nicht, gibt es keinen Platz für den Schöpfer, sondern nur den Zufall. Passenderweise hat dazu der römische Verlag Fiducia im Jahr 2023 den kurzen Essay „La verità sull’evoluzione e l’origine dell’uomo“ („Die Wahrheit über die Evolution und den Ursprung des Menschen“) von Pier Carlo Landucci, der bereits 1984 erschienen war, mit einer Einleitung von Giuseppe Brienza neu aufgelegt. Pier Carlo Landucci (1900–1986) war ein Priester, der sich vor allem mit Theologie, aber auf der Grundlage einer soliden wissenschaftlichen Schulung auch mit Wissenschaftsphilosophie beschäftigte. In seinem Buch beantwortet er die grundlegende Frage nach dem Ursprung des Lebens und dem Geheimnis der Existenz des Menschen.
Landucci bestreitet zunächst die gerne behauptete Unvereinbarkeit zwischen der Wissenschaft und der biblischen Schöpfung, was von Dutzenden katholischer Wissenschaftler bestätigt wurde: „Der unmittelbare Gegenstand der Wissenschaft ist die existierende Welt und nicht die Ursache ihrer Entstehung“. Die Evolution, so Landucci, könne daher als Teil der Naturgesetze gemäß der göttlichen Vorbestimmung aufgefaßt werden. Materialistische Gelehrte und Wissenschaftler schließen jedoch ein Eingreifen Gottes in die Natur prinzipiell aus und geben aufgrund ihrer privilegierten Stellung in den Medien den Ton für die öffentliche Meinung an (Zeitungen, Fernsehen, Zeitschriften und Schulen). Der Autor hebt hervor, daß der materialistische Evolutionismus jegliche Kritik mißachtet und mit Leidenschaft und Dogmatismus reagiert, wobei jeder Anti-Evolutionismus als wissenschaftliche Rückständigkeit und mittelalterlicher Obskurantismus gebrandmarkt wird. Es geht um materialistische Dogmen, die mit Zähnen und Klauen verteidigt werden. Ein Diskurs darüber wird nicht geduldet.
Die Evolutionstheorie ist leider auch in das katholische Lager eingedrungen und wurde mit den Thesen des Jesuiten Teilhard de Chardin auf die Spitze getrieben. Auch in der stalinistischen UdSSR nahm der Evolutionismus einen politischen Charakter an, als extreme Theorien, die wissenschaftlich wenig wertvoll, aber funktional für den marxistisch-leninistischen Materialismus waren, staatlich gelehrt und über die verbündeten Kanäle auch im Westen weit verbreitet wurden.
Das Buch geht dann auf die zahlreichen Fälschungen ein, die von interessierten evolutionistischen Wissenschaftlern durchgeführt wurden, an erster Stelle von Paul Kammerer in den 1920er Jahren (der nach seiner Aufdeckung Selbstmord beging) bis hin zu Ad-hoc-Konstruktionen von Fossilien wie dem Java-Pithecanthrope und dem Piltdown-Menschen, an denen auch Teilhard de Chardin beteiligt war. In Wirklichkeit präsentiert die moderne Paläontologie heute zahlreiche Fossilienfunde, die eher mit der kreationistischen als mit der evolutionistischen Sichtweise übereinstimmen. Darüber hinaus widerlegen die sogenannten „lebenden Fossilien“, d. h. Arten, die noch existieren, aber genauso erhalten sind wie ihre uralten fossilen Formen, die evolutionistische Theorie.
Auf den einhundert Seiten des Essays führt Landucci den Leser in verständlicher und informativer Sprache durch vergleichende Anatomie, Paläontologie, Embryologie und Genetik und zeigt Mißverständnisse und Fälschungen auf, zu denen die Evolutionisten gegriffen haben, um ihre Hypothesen zu stützen. In einem Kapitel zeigt er den Irrtum über die Faktoren auf, die nach Ansicht der Evolutionisten zunächst die spontane Entstehung von vegetativem, sensitivem und intelligentem Leben und dann die anschließende spontane Evolution der Arten beweisen würden, was das Eingreifen des göttlichen Schöpfers a priori ausschließt. Im letzten Abschnitt stellt Landucci aufschlußreich fest: „Wäre die Skala der Arten tatsächlich das Ergebnis eines fortschreitenden, zufälligen, spontanen, sich vervollkommnenden Zustandes der Natur, müßte die Welt zwischen der einen und der anderen vollkommenen Art voll von skizzenhaften, rudimentären und unvollständigen Arten sein, d. h. hinter der einzigen vollkommenen Art zurückbleiben, auf die sie zusteuern“, aber von diesen Zwischenarten gibt es im Lichte der wissenschaftlichen Erkenntnisse keine Spur.
Abschließend bekräftigt der Essay die Gültigkeit der kreationistischen These, die ein göttliches Eingreifen für die Entstehung der Lebewesen postuliert. In seiner Predigt am 24. April 2005 anläßlich der Feierlichkeiten zum Beginn seines Petrusamtes sagte Benedikt XVI.: „Wir sind nicht das zufällige und sinnlose Produkt der Evolution. Jeder von uns ist Frucht eines Gedankens Gottes. Jeder ist gewollt, jeder ist geliebt, jeder ist gebraucht“. Womit er die Rechtgläubigkeit der wissenschaftlichen Arbeit, die Landucci bereits in seinen frühen Werken aus dem Jahr 1948 dargelegt hatte, bestätigte.
Pier Carlo Landucci: La verità sull’evoluzione e l’origine dell’uomo. Einleitung von Giuseppe Brienza, Edizioni Fiducia, Rom, 2023.
Einleitung/Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: Corrispondenza Romana