Stammen wir wirklich vom Affen ab?

Der Ursprung des Menschen und die Evolutionshypothese


Der aus Prag stammende Deutschböhme Gabriel Ritter von Max, Maler und Theosoph, nannte sein Ölgemälde: "Die Gelehrten". Vollständig müßte es heißen: "Die gelehrten Affen".
Der aus Prag stammende Deutschböhme Gabriel Ritter von Max, Maler und Theosoph, nannte sein Ölgemälde: "Die Gelehrten". Vollständig müßte es heißen: "Die gelehrten Affen".

Die Beschäf­ti­gung mit dem gro­ßen Theo­lo­gen und ori­gi­nel­len Wis­sen­schafts­phi­lo­so­phen Pier Car­lo Lan­duc­ci (1900–1986) lohnt immer wie­der. Aus die­sem Grun­de ver­öf­fent­li­chen wir auch die Bespre­chung von Fran­co Maest­rel­li zu einem Buch, das bereits im ver­gan­ge­nen Mai vor­ge­stellt wur­de. Es han­delt sich um Lan­duc­cis post­hum neu auf­ge­leg­ten Essay: „La veri­tà sul­l’e­vo­lu­zi­o­ne e l’o­ri­gi­ne del­l’uo­mo“ („Die Wahr­heit über die Evo­lu­ti­on und den Ursprung des Men­schen“), der eine Über­set­zung ins Deut­sche ver­die­nen würde.

Stammen wir wirklich vom Affen ab?

Anzei­ge

von Fran­co Maestrelli

Der auf­merk­sa­me Schrift­stel­ler Tom Wol­fe schrieb: „Zu sagen, daß sich die Tie­re ent­wickel­ten und den Men­schen her­vor­brach­ten, ist so, als wür­de man sagen, daß sich der Car­ra­ra-Mar­mor ent­wickel­te und den David von Michel­an­ge­lo her­vor­brach­te“, und den­noch wer­den im Schul­un­ter­richt und in Fern­seh­sen­dun­gen evo­lu­tio­nä­re Hypo­the­sen über den Ursprung des Men­schen zwangs­wei­se ver­ord­net. In der Ver­gan­gen­heit hat es nicht an Betrü­ge­rei­en gefehlt, die von hem­mungs­lo­sen Wis­sen­schaft­lern aus­ge­heckt wur­den, um ihre wacke­li­gen Hypo­the­sen zu bestä­ti­gen, aber auch nach der Auf­deckung des Betrugs hat sich an der popu­lär­wis­sen­schaft­li­chen Dar­stel­lung nichts geändert.

1980 ver­öf­fent­lich­te der Bio­lo­ge Giu­sep­pe Ser­mon­ti über den muti­gen Ver­lag Rus­co­ni zusam­men mit dem Palä­on­to­lo­gen Rober­to Fon­di eine fun­dier­te Kri­tik am Evo­lu­tio­nis­mus in dem Essay „Dopo Dar­win“ („Nach Dar­win“), dem 1999, eben­falls mit Rus­co­ni, „Dimen­ti­ca­re Dar­win“ („Dar­win ver­ges­sen“) folg­te. Giu­lio Dan­te Guer­ra ver­öf­fent­lich­te 2016 im Ver­lag D’Et­to­ris den Auf­satz „L’o­ri­gi­ne del­la vita. Il “caso” non spie­ga la real­tà“ („Der Ursprung des Lebens. Der ‚Zufall‘ erklärt die Wirk­lich­keit nicht“), in dem die dem Evo­lu­tio­nis­mus zugrun­de­lie­gen­de Theo­rie der spon­ta­nen Ent­ste­hung (Abio­ge­ne­se) kri­ti­siert wur­de. Aber trotz die­ser wis­sen­schaft­lich fun­dier­ten Arbei­ten, zu denen noch jene des Atom­phy­si­kers Anto­ni­no Zichi­chi und vie­ler ande­rer Gelehr­ter ver­schie­de­ner Wis­sen­schafts­zwei­ge hin­zu­kom­men, ist die Infra­ge­stel­lung der Evo­lu­ti­ons­theo­rie ein Ver­bre­chen der Maje­stäts­be­lei­di­gung, sodaß die übli­chen Ver­däch­ti­gen wie Il Fat­to Quo­ti­dia­no im April Kri­tik an der Evo­lu­ti­ons­theo­rie mit der Apo­lo­gie des Faschis­mus verglich…

In der Tat ist der Szi­en­tis­mus (und die Evo­lu­ti­ons­theo­rie) seit Jahr­zehn­ten zu einer ideo­lo­gi­schen Dik­ta­tur gewor­den, die bereits 1971 vom Bio­lo­gen und Gene­ti­ker Giu­sep­pe Ser­mon­ti in sei­nem Werk „Il cre­pus­co­lo del­lo sci­en­tis­mo“ („Der Abgrund der Wis­sen­schafts­gläu­big­keit“) ange­pran­gert wur­de. Wis­sen­schaft und Tech­nik erklä­ren alles und kön­nen den Men­schen und die Schöp­fung ver­än­dern, wie wir es heu­te mit der Schi­mä­re des Trans­hu­ma­nis­mus sehen. In die­ser Wis­sen­schafts­dik­ta­tur, in der zudem jemand bestimmt, was wis­sen­schaft­lich ist und was nicht, gibt es kei­nen Platz für den Schöp­fer, son­dern nur den Zufall. Pas­sen­der­wei­se hat dazu der römi­sche Ver­lag Fidu­cia im Jahr 2023 den kur­zen Essay „La veri­tà sul­l’e­vo­lu­zi­o­ne e l’o­ri­gi­ne del­l’uo­mo“ („Die Wahr­heit über die Evo­lu­ti­on und den Ursprung des Men­schen“) von Pier Car­lo Lan­duc­ci, der bereits 1984 erschie­nen war, mit einer Ein­lei­tung von Giu­sep­pe Bri­en­za neu auf­ge­legt. Pier Car­lo Lan­duc­ci (1900–1986) war ein Prie­ster, der sich vor allem mit Theo­lo­gie, aber auf der Grund­la­ge einer soli­den wis­sen­schaft­li­chen Schu­lung auch mit Wis­sen­schafts­phi­lo­so­phie beschäf­tig­te. In sei­nem Buch beant­wor­tet er die grund­le­gen­de Fra­ge nach dem Ursprung des Lebens und dem Geheim­nis der Exi­stenz des Menschen.

Lan­duc­ci bestrei­tet zunächst die ger­ne behaup­te­te Unver­ein­bar­keit zwi­schen der Wis­sen­schaft und der bibli­schen Schöp­fung, was von Dut­zen­den katho­li­scher Wis­sen­schaft­ler bestä­tigt wur­de: „Der unmit­tel­ba­re Gegen­stand der Wis­sen­schaft ist die exi­stie­ren­de Welt und nicht die Ursa­che ihrer Ent­ste­hung“. Die Evo­lu­ti­on, so Lan­duc­ci, kön­ne daher als Teil der Natur­ge­set­ze gemäß der gött­li­chen Vor­be­stim­mung auf­ge­faßt wer­den. Mate­ria­li­sti­sche Gelehr­te und Wis­sen­schaft­ler schlie­ßen jedoch ein Ein­grei­fen Got­tes in die Natur prin­zi­pi­ell aus und geben auf­grund ihrer pri­vi­le­gier­ten Stel­lung in den Medi­en den Ton für die öffent­li­che Mei­nung an (Zei­tun­gen, Fern­se­hen, Zeit­schrif­ten und Schu­len). Der Autor hebt her­vor, daß der mate­ria­li­sti­sche Evo­lu­tio­nis­mus jeg­li­che Kri­tik miß­ach­tet und mit Lei­den­schaft und Dog­ma­tis­mus reagiert, wobei jeder Anti-Evo­lu­tio­nis­mus als wis­sen­schaft­li­che Rück­stän­dig­keit und mit­tel­al­ter­li­cher Obsku­ran­tis­mus gebrand­markt wird. Es geht um mate­ria­li­sti­sche Dog­men, die mit Zäh­nen und Klau­en ver­tei­digt wer­den. Ein Dis­kurs dar­über wird nicht geduldet.

Die Evo­lu­ti­ons­theo­rie ist lei­der auch in das katho­li­sche Lager ein­ge­drun­gen und wur­de mit den The­sen des Jesui­ten Teil­hard de Char­din auf die Spit­ze getrie­ben. Auch in der sta­li­ni­sti­schen UdSSR nahm der Evo­lu­tio­nis­mus einen poli­ti­schen Cha­rak­ter an, als extre­me Theo­rien, die wis­sen­schaft­lich wenig wert­voll, aber funk­tio­nal für den mar­xi­stisch-leni­ni­sti­schen Mate­ria­lis­mus waren, staat­lich gelehrt und über die ver­bün­de­ten Kanä­le auch im Westen weit ver­brei­tet wurden.

Das Buch geht dann auf die zahl­rei­chen Fäl­schun­gen ein, die von inter­es­sier­ten evo­lu­tio­ni­sti­schen Wis­sen­schaft­lern durch­ge­führt wur­den, an erster Stel­le von Paul Kam­me­rer in den 1920er Jah­ren (der nach sei­ner Auf­deckung Selbst­mord beging) bis hin zu Ad-hoc-Kon­struk­tio­nen von Fos­si­li­en wie dem Java-Pithe­c­an­thro­pe und dem Pilt­down-Men­schen, an denen auch Teil­hard de Char­din betei­ligt war. In Wirk­lich­keit prä­sen­tiert die moder­ne Palä­on­to­lo­gie heu­te zahl­rei­che Fos­si­li­en­fun­de, die eher mit der krea­tio­ni­sti­schen als mit der evo­lu­tio­ni­sti­schen Sicht­wei­se über­ein­stim­men. Dar­über hin­aus wider­le­gen die soge­nann­ten „leben­den Fos­si­li­en“, d. h. Arten, die noch exi­stie­ren, aber genau­so erhal­ten sind wie ihre uralten fos­si­len For­men, die evo­lu­tio­ni­sti­sche Theorie.

Auf den ein­hun­dert Sei­ten des Essays führt Lan­duc­ci den Leser in ver­ständ­li­cher und infor­ma­ti­ver Spra­che durch ver­glei­chen­de Ana­to­mie, Palä­on­to­lo­gie, Embryo­lo­gie und Gene­tik und zeigt Miß­ver­ständ­nis­se und Fäl­schun­gen auf, zu denen die Evo­lu­tio­ni­sten gegrif­fen haben, um ihre Hypo­the­sen zu stüt­zen. In einem Kapi­tel zeigt er den Irr­tum über die Fak­to­ren auf, die nach Ansicht der Evo­lu­tio­ni­sten zunächst die spon­ta­ne Ent­ste­hung von vege­ta­ti­vem, sen­si­ti­vem und intel­li­gen­tem Leben und dann die anschlie­ßen­de spon­ta­ne Evo­lu­ti­on der Arten bewei­sen wür­den, was das Ein­grei­fen des gött­li­chen Schöp­fers a prio­ri aus­schließt. Im letz­ten Abschnitt stellt Lan­duc­ci auf­schluß­reich fest: „Wäre die Ska­la der Arten tat­säch­lich das Ergeb­nis eines fort­schrei­ten­den, zufäl­li­gen, spon­ta­nen, sich ver­voll­komm­nen­den Zustan­des der Natur, müß­te die Welt zwi­schen der einen und der ande­ren voll­kom­me­nen Art voll von skiz­zen­haf­ten, rudi­men­tä­ren und unvoll­stän­di­gen Arten sein, d. h. hin­ter der ein­zi­gen voll­kom­me­nen Art zurück­blei­ben, auf die sie zusteu­ern“, aber von die­sen Zwi­schen­ar­ten gibt es im Lich­te der wis­sen­schaft­li­chen Erkennt­nis­se kei­ne Spur.

Abschlie­ßend bekräf­tigt der Essay die Gül­tig­keit der krea­tio­ni­sti­schen The­se, die ein gött­li­ches Ein­grei­fen für die Ent­ste­hung der Lebe­we­sen postu­liert. In sei­ner Pre­digt am 24. April 2005 anläß­lich der Fei­er­lich­kei­ten zum Beginn sei­nes Petrus­am­tes sag­te Bene­dikt XVI.: „Wir sind nicht das zufäl­li­ge und sinn­lo­se Pro­dukt der Evo­lu­ti­on. Jeder von uns ist Frucht eines Gedan­kens Got­tes. Jeder ist gewollt, jeder ist geliebt, jeder ist gebraucht“. Womit er die Recht­gläu­big­keit der wis­sen­schaft­li­chen Arbeit, die Lan­duc­ci bereits in sei­nen frü­hen Wer­ken aus dem Jahr 1948 dar­ge­legt hat­te, bestätigte.

Pier Car­lo Lan­duc­ci: La veri­tà sul­l’e­vo­lu­zi­o­ne e l’o­ri­gi­ne del­l’uo­mo. Ein­lei­tung von Giu­sep­pe Bri­en­za, Edi­zio­ni Fidu­cia, Rom, 2023.

Einleitung/​Übersetzung: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Cor­ri­spon­den­za Romana

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