Gänswein: „Ich habe alle persönlichen Briefe und Notizen von Benedikt XVI. verbrannt“

"Ich habe keine unveröffentlichten Texte mehr"


Erzbischof Georg Gänswein besuchte am vergangenen Sonntag die erste römische Titelkirche von Joseph Kardinal Ratzinger.
Erzbischof Georg Gänswein besuchte am vergangenen Sonntag die erste römische Titelkirche von Joseph Kardinal Ratzinger.

(Rom) Der per­sön­li­che Sekre­tär von Bene­dikt XVI., Erz­bi­schof Georg Gäns­wein, ent­hüll­te, die pri­va­ten Brie­fe und Noti­zen des gewe­se­nen Pap­stes ver­nich­tet zu haben.

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Bene­dikt XVI. ist am ver­gan­ge­nen 31. Dezem­ber ver­stor­ben und wur­de am 5. Janu­ar in der Papst­gruft unter­halb des Peters­doms bei­gesetzt. Zur Pri­vat­kor­re­spon­denz und ande­ren Auf­zeich­nun­gen sag­te Msgr. Gäns­wein: „Ich habe sie ver­nich­tet, wie er es woll­te“. Bereits in sei­nem Buch „Nichts als die Wahr­heit. Mein Leben mit Bene­dikt XVI.“, das kurz nach dem Able­ben Bene­dikts ver­öf­fent­licht wur­de, hat­te sein Sekre­tär geschrie­ben, einen ent­spre­chen­den Auf­trag von Bene­dikt XVI. erhal­ten zu haben.

Das Ver­bren­nen der per­sön­li­chen Kor­re­spon­denz und ande­rer per­sön­li­cher Schrift­stücke von Päp­sten gehört zur Pra­xis, die nach dem Tod des jewei­li­gen Kir­chen­ober­haup­tes von sei­nem per­sön­li­chen Sekre­tär durch­ge­führt wird. So hat­te es Sta­ni­sław Dzi­wisz, der spä­te­re Kar­di­nal und Erz­bi­schof von Kra­kau, 2005 für Johan­nes Paul II. getan. So hat­te es zuvor Pas­qua­le Mac­chi, der spä­te­re Prä­lat von Lore­to, 1978 für Paul VI. getan usw.

Inter­es­san­ter ist, was Msgr. Gäns­wein in einem Gespräch am ver­gan­ge­nen Sonn­tag, dem Fest des hei­li­gen Joseph, nach der Mes­se sag­te, die er im römi­schen Stadt­teil Casal Ber­to­ne in der Kir­che San­ta Maria Con­so­la­tri­ce (Maria Trö­ste­rin der Betrüb­ten) zele­brier­te. Das war die römi­sche Titel­kir­che von Joseph Ratz­in­ger in sei­ner Zeit als Kar­di­nal­prie­ster von 1977 bis 1993. Gäns­wein sag­te, daß er über kei­ne unver­öf­fent­lich­ten Schrif­ten von Joseph Ratz­in­ger rec­te Bene­dikt XVI. mehr ver­fü­ge. Die letz­te Schrift war die post­hum ver­öf­fent­lich­te Samm­lung „Was das Chri­sten­tum ist“, in dem Bene­dikt XVI. die wach­sen­de Into­le­ranz der west­li­chen Gesell­schaf­ten gegen­über dem christ­li­chen Glau­ben kri­ti­siert (sie­he auch: Das Ver­mächt­nis­buch von Bene­dikt XVI.).

Bezüg­lich der Hin­ter­las­sen­schaft Bene­dikts XVI. erklär­te Gäns­wein bei der­sel­ben Gele­gen­heit, daß er dem­nächst fünf Cou­sins des ver­stor­be­nen Pap­stes auf­su­chen wird, um sie zu fra­gen, ob sie des­sen Erbe antre­ten wol­len. Laut gel­ten­dem vati­ka­ni­schem Recht sind die­se fünf Ver­wand­ten die legi­ti­men Erben von Bene­dikt XVI.

Da die­ser in sei­nem Testa­ment kei­ne Anga­ben über den Ver­bleib sei­nes Pri­vat­be­sit­zes gemacht hat, fällt es Msgr. Gäns­wein als Testa­ment­voll­strecker zu, die letz­ten leben­den Ver­wand­ten von Joseph Ratz­in­ger aus­fin­dig zu machen und gege­be­nen­falls ihnen das Erbe zu über­ge­ben. Dabei geht es vor allem um die Ein­la­gen auf dem Pri­vat­kon­to von Bene­dikt XVI. bei der Vatik­an­bank IOR.

Urhe­ber­rech­te sind mit der Erb­schaft nicht ver­bun­den. Alle Fra­gen des gei­sti­gen Eigen­tums wur­den von Bene­dikt XVI. selbst gere­gelt bzw. sind durch das gel­ten­de Recht geklärt.

Der ersten römi­schen Titel­kir­che des ver­stor­be­nen Pap­stes, als er Kar­di­nal war, schenk­te Msgr. Gäns­wein eine Sou­ta­ne Bene­dikts. „Fast alle“ per­sön­li­chen Gegen­stän­de „sind zu ver­schen­ken“, so Gäns­wein unter Ver­weis auf eine ande­re Anweisung.

Auf die Fra­ge, wie es mit ihm per­sön­lich wei­ter­ge­hen wer­de, ob und wel­che Ver­wen­dung Papst Fran­zis­kus für ihn habe, sag­te Gäns­wein, daß San­ta Mar­ta noch kei­ne Ent­schei­dung getrof­fen habe. „Ich bete, daß der Herr mir durch den Papst das gibt, was für mich im Dienst der Welt­kir­che rich­tig ist, wo das sein wird, weiß ich, wie gesagt, nicht“, sag­te er.

Zu den Gerüch­ten sei­ner bal­di­gen Ent­fer­nung aus dem Vati­kan sag­te er: „Das sind Fake News“. Es gebe Strö­mun­gen, „die mich wirk­lich nicht mögen. Die Kri­tik ist da, sie wird da sein, und ich muß auch mit der Kri­tik leben. Ich bin für begrün­de­te Kri­tik, aber wenn sie unbe­grün­det ist und wenn sie zu ande­ren Zwecken geäu­ßert wird, dann kann ich sie nicht ernst nehmen.“

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Wiki­com­mons

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