
(Rom) Vom 7. bis 11. Februar fand das Sanremo-Festival statt, der bedeutendste Musikwettbewerb der italienischen Pop-Musik. Aus dem seit 1951 ausgetragenen Festival di Sanremo ging einige Jahre später der Eurovision Song Contest hervor. Im Vorfeld kam es zu Polemiken, weil der ukrainische Staatspräsident Wolodymyr Selenskyj die hohen Einschaltquoten für einen Propaganda-Auftritt nützen sollte. Dagegen erhoben sich jedoch so starke Proteste, daß auf die Einlage verzichtet wurde. Die Italiener sind auch mehrheitlich gegen Waffenlieferungen. Die neue Rechtsregierung, die seit vorigem Herbst in Rom regiert, ergeht sich verbal zwar in Solidaritätsrhetorik, wie sie in Washington gerne gehört wird, lieferte bisher aber kaum Kriegsgerät an Kiew. Jedenfalls hält sie sich diesbezüglich mit genauen Angaben gegenüber der Öffentlichkeit sehr bedeckt. Darum soll es hier aber nicht gehen. Das Thema ist ein anderes und hat mit der kulturellen Hegemonie, der Vorstufe zur politischen Hegemonie, zu tun. Im September 2022 hatte die italienische Linke die Parlamentswahlen mit Pauken und Trompeten verloren. Die Landtagswahlen am Wochenende, einen Tag nach Abschluß des Festivals, in der Lombardei und Latium, zeigen, daß sich in der Wählergunst nichts geändert hat: Die Rechtsparteien konnten satte absolute Mehrheiten gewinnen. Dessen ungeachtet setzt die Linke weiterhin in Kultur und Gesellschaftspolitik ihr totalitäres Einheitsdenken durch, wie das Sanremo-Festival zeigte: Drogenfreigabe, Abtreibung, Polyamorie, Homosex, Obszönität, Massenmigration, das zerrissene Foto eines Mitglieds der neuen Rechtsregierung, zur Schau gestelltes Sexspielzeug, usw. usw.
Das Festival mutierte in den vergangenen Jahren von einem populären Ausdruck des Volksempfindens zu einer linken Propaganda-Kirmes. Aus einem Programm aller für alle wurde ein Indoktrinierungsprogramm, mit dem vor allem auf die Jugend abgezielt wird. „Es gibt so viele Beweise für diese dramatische Metamorphose, daß man die Qual der Wahl hat“, schreibt Giuliano Guzzo in der Lebensrechtszeitung Provita & Famiglia (Für das Leben und die Familie).
Da war die Co-Moderatorin Chiara Ferragni, ein Produkt der PR-Industrie und erklärte Gegnerin des stellvertretenden Regierungschefs und Lega-Vorsitzenden Matteo Salvini, die nicht nur mit fragwürdigen Outfits und ihrem Hang zu linkem Predigertum auffiel, sondern am letzten Abend eine Halskette mit einem Anhänger in Form einer Gebärmutter trug, also ein Symbol des Aktivismus für „reproduktive Rechte“, sprich, der Abtreibungslobby.
Da waren die Monologe der Sportlerin und Co-Moderatorin Paola Egonu, Tochter nigerianischer Einwanderer und Vertreterin fluider sexueller Vorlieben, für die das Geschlecht ihrer Bettgenossen „keine Rolle“ spiele, denn ob Männlein oder Weiblein sei ihr ganz egal, wenn es „um Liebe“ geht. Sie, die ihren Aufstieg zur Fernsehpersönlichkeit nicht ihren sportlichen Leistungen, sondern ihrem Migrationshintergrund und ihren politischen Überzeugungen verdankt, ließ das an Musik interessierte Publikum wissen, wie „rassistisch“ es doch noch immer sei.
Da war auch noch die Schauspielerin und dritte Co-Moderatorin Chiara Francini, die mit ihren drei Katzen sehr luxuriös in Rom lebt und an einem Festival-Abend über kinderlose Frauen sinnierte, die sich „falsch“ fühlen, was aber nicht zutreffe, im Gegenteil.
Dazu kam der Hauptmoderator Amadeus, der selbst in zweiter Ehe lebend und als Vater von zwei Kindern erklärte, daß man den Kindern erklären müsse, daß es „ganz normal“ sei, „wenn Männer Männer und Frauen Frauen lieben“.
So bot das Festival, brav einstudiert, auch gleich den nötigen Anschauungsunterricht für die Kinder, indem die Rapper Rosa Chemical, der von sich selbst sagt „pervers nach Perversion“ zu sein, und Fedez, der Ehemann von Co-Moderatorin Chiara Ferragni, sich einen Homo-Kuß nicht ersparen konnten.
Ist die Bewerbung „leichter Drogen“, die oft genug der Anfang zu seiner Sucht sind, die zur Selbstzerstörung führt, ein Auftrag des staatlichen Rundfunks RAI?
Wie kann es sein, daß der genannte Künstler Fedez mit ehelicher Verbindung zur Festival-Leitung auf der Bühne das Bild des Vizeministers und Abgeordneten der Fratelli d’Italia, der Partei von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni, zerreißen und Familienministerin Eugenia Roccella (auch Fratelli d’Italia) wegen ihrer Abtreibungskritik angreifen durfte? Das Festival ist keine Bühne für die persönlichen politischen Ansichten von irgendwem. Oder doch? Wer darf und wer nicht, ist spätestens seit vergangener Woche klar.
Es ist auch eine Zumutung, so Guzzo, daß sich die italienischen Familien und deren Kinder, die sich bekanntlich das Festival gerne anschauen, von einer „Flut von Vulgaritäten und Obszönitäten bombardieren“ lassen müssen.
Italien hatte bis 1991 die größte kommunistische Partei des Westens, die jährlich als Parteiveranstaltung die „Festa dell’Unità“, das „Fest der Einheit“, organisierte. Die Partei gibt es nicht mehr (jedenfalls nicht mehr unter diesem Namen) und die einstige Parteizeitung Unità führt nur mehr ein Schattendasein. Wurde das Sanremo-Festival daher kurzerhand zum Ersatz für die „Festa dell’Unità“ umfunktioniert? Mit Hilfe des Staatsrundfunks und auf Kosten der Steuerzahler?
Damit steht die Frage im Raum, wie lange die Institutionen, einschließlich der Regierung, das Festival als linkes Propagandainstrument dulden wollen, bei dem die Musik nur mehr Beiwerk ist.
Die 73. Ausgabe des Festival di Sanremo zeigte, daß die politische Linke zwar an den Urnen geschlagen wurde, aber die hinter ihr stehende globalistische Oberschicht der neuen Regierung von Giorgia Meloni und der Mehrheit der Italiener mit Hohn und Arroganz begegnet und ungeniert das Staatsfernsehen und Steuergeld mißbraucht, um die linke Hegemonie aufrechtzuerhalten.
Vittorio Sgarbi, ein geistiger Freischärler der politischen Rechten, bezeichnete die Ausrichtung des Festivals als „Zwangskunst“. Er sprach „von ideologisierten Sängern und geistigen Zwergen, die über Promiskuität und Perversität theoretisieren, für die der Staat eine Zwangsabgabe zahlen muß, um linken und Transgender-Vertretern Raum zu bieten“.
Die Regierung aber schweigt bisher, wie es die Bürgerlichen, Konservativen und Rechten meistens und in fast allen Ländern tun, weil sie in der Regel unfähig sind, für ein eigenes kulturelles Programm öffentlich und politisch einzutreten. Das größere Problem als die linke Arroganz ist demnach die fehlende Bereitschaft rechts der Mitte, sich der kulturellen Auseinandersetzung zu stellen. Da rächt sich die Ernennung von Gianmarco Mazzi zum Kulturstaatssekretär, einem Unternehmer aus dem Kulturbetrieb, der in den vergangenen 15 Jahren auch an der Produktion des Sanremo-Festivals beteiligt war, zuletzt zusammen mit Amadeus an den Ausgaben der Jahre 2020–2022. Wen wundert es da, daß das zuständige Regierungsmitglied zum Festival-Skandal schweigt. Die Nuova Bussola Quotidiana (NBQ) fragte nach und Mazzis Antwort fiel entlarvend aus: „Über Sanremo spreche ich nicht, das interessiert mich nicht“.
Das Sanremo-Festival wurde gekapert vom dominierenden Einheitsdenken, das sich das Fernsehereignis mit der größten Reichweite im Kulturbereich unter den Nagel gerissen hat. Solange die politische Rechte sich davor schraubt, ein eigenes kulturelles Programm zu definieren und auch dafür einzutreten, läuft sie Gefahr, nur ein momentanes Zwischenspiel zu bleiben, bis sich, so Andrea Zambrano (NBQ), „die globalistischen sex-fixierten pseudo-liberalen Migrations-Verfechter dank ihres kulturellen Totalitarismus“, den sie durch ein faktisches Medienmonopol ausüben, wieder an die Schalthebel der Macht zurückbringen.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: NbQ
Das gleiche bei der Grammy Verleihung vor 2 Wochen. Hier lag der Schwerpunkt auf Satanismus. Das sind Parallelwelten.