(Hongkong) Kardinal Joseph Zen und weitere Hongkonger, die mit ihm angeklagt sind, wurden für den Friedensnobelpreis nominiert.
Kardinal Joseph Zen, emeritierter Bischof von Hongkong und graue Eminenz der chinesischen Untergrundkirche, gilt als eine der glaubwürdigsten und kräftigsten Stimmen für die Freiheit Chinas. Der Purpurträger wird vom kommunistischen Regime deshalb verfolgt. Den 91jährigen erwartet ein Prozeß nach dem Nationalen Sicherheitsgesetz. Bei einer Verurteilung droht ihm bis zu lebenslange Haft. Das Gesetz war 2020 zur Unterdrückung der Hongkonger Demokratiebewegung erlassen worden. Es wird gegen Kardinal Zen und seine Mitangeklagten rückwirkend angewandt, was allen zivilisierten Rechtsstandards widerspricht.
Der Kardinal war im Mai 2022 verhaftet worden. Er kam dann wegen seines hohen Alters zwar auf Kaution wieder frei, unterliegt seither aber einigen Einschränkungen. Sein Reisepaß wurde eingezogen. Er darf Hongkong nicht verlassen. Um an der Totenmesse für Benedikt XVI. teilnehmen zu können, erhielt er eine richterliche Sondererlaubnis, für fünf Tage nach Rom zu reisen. Obwohl ihm in China lebenslange Haft droht, kehrte der Kardinal anschließend wieder nach Hongkong zurück. Er hätte einfach im Vatikan bleiben können. Als Kardinal ist er automatisch auch Staatsbürger des Kirchenstaates. Wahrscheinlich wäre das dem kommunistischen Regime und auch Santa Marta gar nicht so unrecht gewesen. Doch das entspricht nicht Zens geradliniger Art. Er meinte im vergangenen Herbst, daß ihn die Aussicht auf eine lebenslange Haft nicht um den Schlaf bringe. Er habe sich aufgrund seines Alters bald vor Gott zu verantworten, das sei wichtiger. Seit über zehn Jahren ist er Gefängnisseelsorger in Hongkong. Auch das ist eine Form, um den Menschen nahezusein, auch jenen, die sich aus politischen Gründen im Gefängnis befinden.
Zusammen mit Kardinal Zen wurden auch einige Mitstreiter für den Friedensnobelpreis nominiert. Es sind dies: Jimmy Lai Chee-ying, Tonyee Chow Hang-tung, Gwyneth Ho Kwai-lam, Lee Cheuk-yan und Joshua Wong Chi-fung. Die Nominierung erfolgte durch die Congressional Executive Commission on China des Parlaments der USA. Damit soll der Einsatz der Genannten „für die Autonomie Hongkongs, die Menschenrechte und die Rechtsstaatlichkeit“ geehrt werden, die durch die Chinesisch-britische Erklärung von 1984 und das internationale Übereinkommen über bürgerliche und politische Rechte garantiert sind, woran sich das kommunistische Regime aber immer weniger hält.
Auf der Grundlage der genannten Erklärung hatte Großbritannien die Kronkolonie Hongkong 1997 unter der Bedingung an die Volksrepublik China zurückgegeben, daß die Selbstverwaltung, die Rechtssicherheit und die Demokratie in dem Gebiet unangetastet bleiben.
Die Verleihung des Friedensnobelpreises an Kardinal Zen würde sich im Gegensatz zu den anderen Nominierten nicht nur auf Hongkong beschränken, sondern auch die Untergrundkirche und insgesamt die verfolgten Christen in der Volksrepublik China ehren. Die Anliegen für die Verleihung würden auf ganz China ausgeweitet werden.
Seit dem 22. Januar befindet sich Kardinal Zen, der am 13. Januar seinen 91. Geburtstag beging, im Krankenhaus.
Es wird sich zeigen, ob sich das politisch besetzte und nach dem linksliberalen Mainstream entscheidende Friedensnobelpreiskomitee in Oslo das Anliegen zu eigen machen wird.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Wikicommons