
(Hongkong) Kardinal Joseph Zen gab gestern über seinen Blog bekannt, daß er sich im Krankenhaus befindet. Der Kardinal beging am 13. Januar seinen 91. Geburtstag.
Kardinal Zen ist emeritierter Bischof von Hongkong und graue Eminenz der chinesischen Untergrundkirche. Er ist die unerschrockene Stimme der verfolgten Kirche in seinem Heimatland. Zuletzt erhielt er eine richterliche Sondererlaubnis und seinen Reisepaß zurück, um nach Rom zur Totenmesse für Benedikt XVI. reisen zu können.
Seit er im Mai 2022 festgenommen wurde, unterliegt er einem Ausreiseverbot, da ihn ein Prozeß wegen Verstoßes gegen das neue Nationale Sicherheitsgesetz erwartet, das eine Strafe bis zu lebenslanger Haft vorsieht. Mit diesem Gesetz unterdrückt das kommunistische Regime kritische Meinungen in Hongkong. Der Zorn des Regimes richtet sich gegen Kardinal Zen, weil er 2019 die Hongkonger Demokratiebewegung unterstützt hatte. Obwohl das neue Nationale Sicherheitsgesetz erst 2020 erlassen wurde, wird es gegen den Kardinal rückwirkend angewandt.
Bei seinem kurzen Aufenthalt in Rom wurde der Kardinal nach fünf Jahren erstmals wieder von Papst Franziskus empfangen. Zen gehört zu den schärfsten Kritikern der neuen vatikanischen Ostpolitik gegenüber der Volksrepublik China.
Seit seiner Rückkehr aus Rom klagte der Kardinal über Atemprobleme. Gestern gab er bekannt, sich schon seit über einer Woche im Krankenhaus zu befinden.
In einem Beitrag mit dem Titel „Brief an die Gefangenen“ auf seiner Facebook-Seite teilte Zen mit, daß er sich bereits vor der Reise in den Vatikan unwohl gefühlt hatte und Symptome wie eine Schulterschwellung, Rückenschmerzen und Taubheit in beiden Händen zeigte.
„Die viertägige [Reise nach Rom] war freudig, aber auch schmerzhaft. Unerwartet verschlechterte sich mein Gesundheitszustand immer weiter und meine Hände schwollen an.“
In der Nacht zum chinesischen Neujahrstag „bekam ich Atemprobleme“.
Sein Gesundheitszustand verschlechterte sich am 22. Januar, was ihn an Bakterien erinnerte, die 2016 seine Lunge befallen hatten und zu einem dreiwöchigen Krankenhausaufenthalt führten.
„Ich beschloß, ins Krankenhaus zu gehen. Glücklicherweise stellte sich bei der Untersuchung heraus, daß es sich nicht um die Bakterien handelte, die mich vor sechs Jahren befallen hatten.“
„Sie haben nichts von mir gehört, weil ich im Krankenhaus war. Ich kann sicher sein, daß sich die besten Ärzte in Hongkong um mich kümmern. Aber ich weiß nicht, wann ich Sie wieder besuchen kann“, schrieb Zen an die Gefangenen. Seit mehr als zehn Jahren ist er als Gefängnisseelsorger in Hongkong tätig.
Der Kardinal bezeichnete seine Teilnahme an der Beerdigung von Benedikt XVI. als ein „Wunder“, weil das Gericht ihm erlaubte, seinen Paß zurückzubekommen, und weil es einen Flug gab, den er noch nehmen konnte, um rechtzeitig zur Totenmesse in Rom anzukommen.
„Als ich den langen Weg nach Rom reiste, hatte ich das Gefühl, daß ich im Namen aller Gläubigen in Hongkong und China unseren Respekt und unsere Liebe für Papst Benedikt XVI. zum Ausdruck zu bringen hatte.“
Text: Giuseppe Nardi
Bild: MiL