
2023 ist das erste Kalenderjahr im Pontifikat von Franziskus, in dem er der einzige Papst ist. Kurz vor Weihnachten beging er seinen 86. Geburtstag. Die Kardinäle verlieren bereits mit Vollendung ihres 80. Lebensjahres das Recht zur Teilnahme an einem Konklave und der Wahl des nächsten Papstes. Derzeit sind 125 bzw. 126 Purpurträger, wenn Kardinal Angelo Becciu mitgezählt wird, berechtigt an einer eventuellen Papstwahl teilzunehmen.
Ihre Zahl liegt somit über der Höchstgrenze, wie sie von Johannes Paul II. festgelegt wurde. Der Kreis der Papstwähler war in der Kirchengeschichte nie so groß wie jetzt. Man kann argumentieren, daß auch die Zahl der Katholiken mit über 1,3 Milliarden Gläubigen noch nie so groß war. Allerdings folgt die Ernennung in den Senat der Kirche nicht mathematischen Schlüsseln.
Vor wenigen Tagen, noch im vergangenen Jahr, verlor ein ebenso enger wie skandalträchtiger Vertrauter von Papst Franziskus das Recht, an einem Konklave teilzunehmen: Am 29. Dezember vollendete Kardinal Oscar Andrés Rodríguez Maradiaga SDB sein 80. Lebensjahr. Der Salesianer war von Johannes Paul II. in das Kardinalskollegium aufgenommen worden. Die Nähe zum amtierenden Papst zeigt sich in der Tatsache, daß Kardinal Maradiaga im 81. Lebensjahr noch immer Erzbischof von Tegucigalpa ist, jenem Bischofsstuhl, zu dem sich um Maradiagas Amtsführung die Skandale geradezu türmen, und Mittelamerika im Kardinalsrat vertritt. Am Beginn des Pontifikats von Franziskus hatte er sich selbst zu dessen „Stellvertreter“ erklärt und sich bereits als möglichen Nachfolger gesehen. Mit seinem Ausscheiden aus dem Wahlkörper ist dieser Wunsch nicht theoretisch, aber faktisch vom Tisch.
2023 werden elf Kardinäle die Altersgrenze erreichen und als Papstwähler ausscheiden. Das sind:
- Kardinal Angelo Bagnasco, der emeritierte Erzbischof von Genua und ehemalige Vorsitzende der Italienischen Bischofskonferenz, der in wenigen Tagen, am 14. Januar, sein 80. Lebensjahr vollenden wird.
- Kardinal Domenico Calcagno, der ehemalige Vorsitzende der Apostolischen Güterverwaltung APSA und emeritierter Bischof von Savona-Noli, wird am 3. Februar 80.
- Kardinal Dominik Duka OP, emeritierter Erzbischof von Prag, emeritierter Bischof von Budweis, wird am 26. April das 80. Lebensjahr vollenden.
- Kardinal Crescenzio Sepe, emeritierter Erzbischof von Neapel und ehemaliger Präfekt der Kongregation für die Evangelisierung der Völker, wird am 2. Juni die Altersgrenze erreichen.
- Kardinal Giuseppe Versaldi, ehemaliger Präfekt der Kongregation für das katholische Bildungswesen und ehemaliger Leiter der Präfektur für die ökonomischen Angelegenheiten des Heiligen Stuhls sowie emeritierter Bischof von Alessandria, wird am 30. Juni 80 Jahre alt werden.
- Kardinal Angelo Comastri, emeritierter Prälat von Loreto sowie ehemaliger Erzpriester von St. Peter und Generalvikar Seiner Heiligkeit für die Vatikanstadt, wird am 17. September sein rundes Wiegenfest begehen.
- Kardinal Patrick D’Rozario CSC, emeritierter Erzbischof von Dhaka, emeritierter Bischof von Chittagong und emeritierter Bischof von Rajshahi, wird am 1. Oktober aus dem Wahlkörper ausscheiden.
- Kardinalsubdekan Leonardo Sandri, emeritierter Präfekt der Kongregation für die Ostkirchen und ehemaliger Substitut des Kardinalstaatssekretärs, wird am 18. November sein Wahlrecht im Konklave verlieren.
- Kardinal Andrew Yeom Soo-jung, emeritierter Erzbischof von Seoul, wird am 5. Dezember den 80. Geburtstag begehen.
- Kardinal Jean Zerbo, Erzbischof von Bamako und emeritierter Bischof von Mopti, wird am 27. Dezember die Altersgrenze erreichen.
- Kardinal Juan Luis Cipriani Thorne Opus Dei, emeritierter Erzbischof von Lima und emeritierter Erzbischof von Ayacucho o Huamanga, wird noch bis zum 28. Dezember in ein Konklave eintreten können.
Von den elf Kardinälen, die in den kommenden zwölf Monaten ihr Wahlrecht verlieren, wurden sechs von Benedikt XVI. kreiert, zwei von Johannes Paul II. und drei von Franziskus.
Zum Neujahrstag 2024 wird die Kirche mit Kardinal Becciu 115 Papstwähler zählen. Das ist nur wenig unterhalb der Höchstgrenze, weshalb ein weiteres Konsistorium zur Kreierung neuer Kardinäle nicht zwingend notwendig wäre. Papst Franziskus ist jedoch dafür bekannt, den Wahlkörper für das nächste Konklave so und so radikal als möglich umbauen zu wollen.
Von den 115 wahlberechtigten Kardinälen zum 1. Januar 2024 werden dann 79 den Purpur von Papst Franziskus, 28 von Benedikt XVI. und acht von Johannes Paul II. erhalten haben. Die Zahl der nicht vom amtierenden Papst ernannten Kardinäle wird dann kleiner sein als die im Papstwahlrecht vorgesehene Sperrminorität von einem Drittel.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Vatican.va (Screenshot)