Die Weigerung Konstantins des Großen das Kapitol aufzusuchen

Christentum, Heidentum und die neue Topographie der Stadt Rom


Das Kapitol bildete das heidnische Kultzentrum im alten Rom. Wo seit 1400 Jahren die Marienkirche in Aracoeli steht, befand sich damals ein Junotempel (gelber Kreis). Der blaue Kreis kennzeichnet die Stelle des heidnischen Haupttempels des Jupiter Optimus Maximus.
Das Kapitol bildete das heidnische Kultzentrum im alten Rom. Wo seit 1400 Jahren die Marienkirche in Aracoeli steht, befand sich damals ein Junotempel (gelber Kreis). Der blaue Kreis kennzeichnet die Stelle des heidnischen Haupttempels des Jupiter Optimus Maximus.

Von Giu­sep­pe Nardi

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Im Jahr 326, wäh­rend des drit­ten und letz­ten Auf­ent­halts von Kai­ser Kon­stan­tin dem Gro­ßen in Rom, kam es zu dem berühm­ten Skan­dal, der so schwer­wie­gend war, daß er laut dem heid­ni­schen Geschichts­schrei­ber Zosi­mos den Kai­ser ver­an­laß­te, am Bos­po­rus mit Kon­stan­ti­no­pel ein Gegen­ge­wicht zu Rom zu schaffen.

Die kon­kre­ten Ereig­nis­se sind uns nur von dem genann­ten Hei­den Zosi­mos über­lie­fert, der sie Anfang des 6. Jahr­hun­derts nie­der­schrieb und sich in der Sache als Par­tei ver­stand. Der Geschichts­schrei­ber berich­tet, daß Kon­stan­tin nach Rom kam und in die­ser Zeit „festa patria“ statt­fan­den, ein Staats­fest, das laut Über­lie­fe­rung den Auf­marsch des Hee­res am Kapi­tol und den Voll­zug der dort übli­chen Opfer­ri­ten erfor­der­lich gemacht hät­te. Laut Zosi­mos, der den christ­li­chen Kai­ser in jeder denk­ba­ren Wei­se her­ab­set­zen woll­te, habe Kon­stan­tin zunächst, aus Furcht vor den Sol­da­ten, das Kapi­tol auf­su­chen wol­len. Nach­dem ihn ein „Ägyp­ter“ mit „magi­schen Kün­sten“ beein­flußt habe, hielt sich der Kai­ser von der heid­ni­schen Zere­mo­nie jedoch fern, was ihm den hef­ti­gen Haß des römi­schen Senats und Vol­kes ein­brach­te. Wie pole­misch Zosi­mos berich­tet, ver­deut­li­chen die abschät­zi­gen Pfei­le, die er gegen die Chri­sten abschoß. Bei dem „Ägyp­ter“, offen­bar eine Spit­ze gegen die christ­li­che Reli­gi­on, han­del­te es sich in Wirk­lich­keit um Bischof Osio von Cordo­va, der aus römi­schem Haus stamm­te. Er war kai­ser­li­cher Rat­ge­ber und wird von der Kir­che als Kir­chen­leh­rer verehrt. 

Kon­stan­tin der Gro­ße war den Fein­den der Kir­che und des Chri­sten­tums stets ein Dorn im Auge. Er wur­de dis­kre­di­tiert, wie es Zosi­mos tat, sein Christ­sein wur­de in Abre­de gestellt, sei­ne Tau­fe ange­zwei­felt. Ent­ge­gen der Absicht Zosi­mos‘ tritt der Nach­welt aus dem von ihm geschil­der­ten Ereig­nis jedoch ein Kai­ser ent­ge­gen, der bewußt als Christ handelt.

Der Kontext

Kon­stan­tin der Gro­ße, dar­ge­stellt in der Hagia Sophia

Die füh­ren­den Alt­hi­sto­ri­ker haben Epi­so­de und Über­lie­fe­rung bis in Details dis­ku­tiert. Den­noch konn­ten in den ver­gan­ge­nen Jah­ren neue Ele­men­te hin­zu­ge­fügt werden.

Kory­phä­en des römi­schen Alter­tums wie Theo­dor Momm­sen, Jac­ques Gode­froy und André Piga­ni­ol gin­gen davon aus, daß es sich bei den erwähn­ten Festa patria, bei denen es zum Skan­dal kam, um die Trans­vec­tio equi­tum, die jähr­lich am 15. Juli statt­fin­den­de Rit­ter­pa­ra­de han­deln muß­te. Die­se sei im genann­ten Jahr 326 vom 15. auf den 18. Juli ver­scho­ben wor­den, um die Anwe­sen­heit des Kai­sers zu ermög­li­chen. Die Rit­ter­pa­ra­de berühr­te den Qui­ri­nal und das Kapi­tol und führ­te über das Forum Roma­num. Sie fand erst­mals 304 vor Chri­stus statt. Die Ver­schie­bung wur­de von den Histo­ri­kern gemut­maßt, da Kai­ser Kon­stan­tin erst am 18. Juli in Rom eintraf.

Wegen der lan­gen Tra­di­ti­on die­ses Festes und des sehr stren­gen römi­schen Kalen­der­sy­stems scheint eine sol­che Ver­schie­bung jedoch schwer vor­stell­bar, die zudem allein den Zweck gehabt hät­te, dem Augu­stus die Teil­nah­me zu ermög­li­chen, des­sen Anwe­sen­heit für das Fest nicht vor­ge­schrie­ben war.

Das gilt umso mehr, als die Ver­schie­bung dazu geführt hät­te, am 18. Juli zwei ganz unter­schied­li­che Zere­mo­nien zusam­men­fal­len zu las­sen: die Trans­vec­tio equi­tum und den Adven­tus des Kai­sers, den Phi­lo­ca­lus für den 18. Juli über­lie­fert. Eine Ver­schie­bung hät­te gera­de­zu para­do­xe Fol­gen nach sich gezo­gen. Der Adven­tus, die Ankunft des Kai­sers in Rom, war ein gro­ßes Ereig­nis, das einem Zere­mo­ni­ell folg­te und mit der Begrü­ßung des Augu­stus durch den Senat und das Volk vor den Stadt­mau­ern eröff­net wur­de. Dar­auf folg­te ein Tri­umph­zug durch die Stadt.

Zosi­mos behaup­te­te ein ein­zig­ar­ti­ges und skan­da­lö­ses Ereig­nis, indem der Kai­ser durch „magi­sche Kün­ste“ dem Kapi­tol fern­blieb. In Wirk­lich­keit hat­te Kon­stan­tin bereits bei sei­nen bei­den vor­he­ri­gen Besu­chen in Rom in den Jah­ren 312 und 315 (öfter hielt sich der Kai­ser nicht dort auf) das Kapi­tol gemie­den und damit eine kla­re Abnei­gung gegen das Kult­zen­trum des heid­ni­schen Roms gezeigt.

Kon­stan­tin hat­te zudem im Janu­ar 325 mit dem Sena­tor und vor­ma­li­gen Kon­sul Aci­li­us Seve­rus den ersten Chri­sten als Prae­fec­tus urbi (Stadt­prä­fekt) von Rom ein­ge­setzt. Das war nach dem Prä­to­ria­ner­prä­fek­ten (Prae­fec­tus prae­to­rii), dem Befehls­ha­ber der kai­ser­li­chen Gar­de, das höch­ste und ange­se­hen­ste Amt in der Staats­ver­wal­tung. Eine Ver­schie­bung der Rit­ter­pa­ra­de, um die Anwe­sen­heit des Kai­sers zu ermög­li­chen, hät­te die Zustim­mung und Mit­wir­kung des christ­li­chen Prae­fec­tus urbi vor­aus­ge­setzt. Das aber erscheint undenkbar.

Aci­li­us Seve­rus hät­te mit­wir­ken müs­sen, daß die Festa patria am sel­ben Tag wie der Adven­tus des Kai­sers began­gen wer­den, die­sen geschmä­lert und die Zere­mo­nien durch­ein­an­der­ge­bracht. Kon­stan­tin kam schließ­lich wegen eines beson­de­ren Ereig­nis­ses nach Rom: wegen sei­nes 20. Herr­scher­ju­bi­lä­ums. Vor allem aber hät­te der Prae­fec­tus urbi mit­wir­ken müs­sen, sei­nen Kai­ser und Glau­bens­bru­der durch die Ver­schie­bung heim­tückisch zur Teil­nah­me an heid­ni­schen Kul­ten auf dem Kapi­tol zu zwin­gen. Damit wird jedoch das Denk­ba­re überstrapaziert. 

Vor­ne der Jupi­ter­tem­pel, dahin­ter rechts der Junotempel

Kon­stan­tin selbst hat­te die heid­ni­schen Kul­te in zwei Pro­kla­ma­tio­nen des Jah­res 324 als ali­ena supersti­tio (unan­ge­mes­se­nen Aber­glau­ben) zurück­ge­wie­sen. Er hat­te 312 und erneut 315 genau dar­auf geach­tet, den Auf­stieg zum Tem­pel des Jupi­ter Opti­mus Maxi­mus auf dem Kapi­tol, dem bedeu­tend­sten heid­ni­schen Kult­ort der Stadt, zu mei­den. Und nun soll­te er sich 326 genau dazu nöti­gen las­sen, wie Zosi­mos‘ Schil­de­rung inter­pre­tiert wur­de, obwohl ein sol­cher Besuch des Hei­den­tem­pels im Zuge der Rit­ter­pa­ra­de gar nicht not­wen­dig war? Die­se Para­de führ­te zwar über das Kapi­tol, ende­te jedoch nach älte­ster Tra­di­ti­on und den glaub­wür­dig­sten Über­lie­fe­run­gen bei den Aedes Casto­ris auf dem Forum Roma­num.

Eine neue Datierung

Der 2007 ver­stor­be­ne Histo­ri­ker Augu­sto Fra­schet­ti schlug 2000 (deutsch 2002) eine ande­re Les­art der viel­dis­ku­tier­ten Fra­ge vor, indem er die Zuord­nung von Zosi­mos‘ „festa patria“, wie sie die Geschichts­wis­sen­schaft bis dahin vor­nahm, infra­ge stell­te. Es gibt in der Schil­de­rung des anti­ken Geschichts­schrei­bers kei­nen Hin­weis, der ein Zusam­men­fal­len der Festa mit dem Adven­tus des Kon­stan­tin belegt. Zosi­mos schil­dert den Skan­dal um das Staats­fest viel­mehr als Abschluß des kai­ser­li­chen Auf­ent­hal­tes in Rom und als Über­lei­tung zur Grün­dung Konstantinopels.

Laut Fra­schet­ti ver­langt die Erwäh­nung als Festa patria, daß es sich um ein Fest der Stadt Rom han­del­te, einen jener Fest­ta­ge also, die laut Gai­us Fan­ni­us, der 122 vor Chri­stus Kon­sul war, in spät­re­pu­bli­ka­ni­scher Epo­che einen wesent­li­chen Moment der Bür­ger­pflich­ten und der ludi­schen Unter­hal­tung dar­stell­ten und denen sich die Römer noch in spät­an­ti­ker Zeit ver­bun­den fühl­ten. Die­se Dies festi blie­ben bis in die ersten Jahr­zehn­te des 4. Jahr­hun­derts bestehen, die Spie­le teil­wei­se sogar bis ins 5. Jahrhundert.

Kon­stan­tin hielt sich bei sei­nem drit­ten und letz­ten Besuch gesi­chert vom 18. Juli bis 3. August in Rom auf. Das wäre eine bemer­kens­wert kur­zer Auf­ent­halt von nur 15 Tagen gewe­sen. Tat­säch­lich ist kein Abrei­se­da­tum bekannt. Gesi­chert ist als näch­ster Ter­min, daß sich der Kai­ser am 26. Sep­tem­ber in Spo­le­ti­um (Spo­le­to), also unweit von Rom, aufhielt.

Dar­aus ergibt sich für Fra­schet­ti, daß sich die Suche nach dem von Zosi­mos genann­ten Fest nicht zwangs­läu­fig auf die weni­gen Tage vom 18. Juli bis 3. August beschrän­ken muß, son­dern auf die Zeit bis kurz vor den 26. Sep­tem­ber aus­zu­wei­ten ist. Tat­säch­lich wur­den in die­ser Zeit eini­ge der tra­di­ti­ons­reich­sten und bedeu­tend­sten römi­schen Fest­lich­kei­ten began­gen, die im Kalen­der des Phi­lo­ca­lus noch für die Zeit von Kai­ser Con­stan­ti­us II., dem Sohn und Nach­fol­ger Kon­stan­tins, ver­zeich­net sind und vom 12. bis 15. Sep­tem­ber gefei­ert wur­den: die Ludi Roma­ni oder Ludi Magni (Römi­sche Spie­le oder Gro­ße Spiele).

Es ist nicht über­lie­fert, wie die­se Spie­le der Römer genau statt­fan­den. Von den ursprüng­lich sech­zehn Tagen, die sie in spät­re­pu­bli­ka­ni­scher Zeit dau­er­ten, waren in kon­stan­ti­ni­scher Zeit noch vier Tage übrig­ge­blie­ben. Sie umfaß­ten auch das sehr alte Epu­lum Iovis (Jupi­ter­mahl), das am 13. Sep­tem­ber auf dem Kapi­tol began­gen wur­de. Am 14. Sep­tem­ber fand in spät­re­pu­bli­ka­ni­scher und früh­kai­ser­li­cher Zeit der Tag der Pfer­de­pa­ra­de statt. Sowohl das Jupi­ter­mahl, so Fra­schet­ti, das anläß­lich der Grün­dung des Tem­pels des Jupi­ter Opti­mus Maxi­mus statt­fand, als auch die Pom­pa (Fest­zug), mit denen im Ver­lauf der Ludi Roma­ni die Cir­cen­ses (Zir­kus­spie­le) eröff­net wur­den, erfor­der­ten einen Auf­stieg auf das Kapi­tol. Es ist gesi­chert, daß die Pom­pa auf dem Kapi­tol begann und über das Forum Roma­num zum Cir­cus Maxi­mus führ­te. Umge­kehrt ist eine fei­er­li­che Pro­zes­si­on zum Fest des Jupi­ter­tem­pels auf das Kapi­tol anzu­neh­men, da das Fest jeden­falls dort stattfand.

Der Late­ran: Basi­li­ka, Palast, Baptisterium

Kai­ser Kon­stan­tin konn­te sich in der Zeit des 12. bis 15. Sep­tem­ber, wäh­rend der Ludi Roma­ni, noch pro­blem­los in Rom auf­hal­ten, da sein näch­ster Auf­ent­halt außer­halb Roms erst für den 26. Sep­tem­ber im nahen Spo­le­to gesi­chert ist. Da es in der Zeit­span­ne vom 18. Juli, der Ankunft des Kai­sers in Rom, und den Römi­schen Spie­len im Sep­tem­ber kein Fest gab, das den Auf­stieg auf das Kapi­tol erfor­der­lich mach­te, ist mit Fra­schet­ti anzu­neh­men, daß es sich bei den von Zosi­mos genann­ten Festa patria in Wirk­lich­keit um die Ludi Roma­ni han­del­te. In ihrem Rah­men wur­de der Dies nata­lis (Jah­res­tag) des heid­ni­schen Haupt­tem­pels der Stadt zu Ehren des Jupi­ter Opti­mus Maxi­mus gefei­ert. Da die­ses uralte und tief­ver­wur­zel­te Fest reli­gi­ös auf­ge­la­den war, paßt es weit bes­ser zu den vom anti­ken Geschichts­schrei­ber erwähn­ten Festa patria. Vor allem macht die­se Iden­ti­fi­zie­rung kei­ne akro­ba­ti­sche und unwahr­schein­li­che Ver­schie­bung eines ande­ren Festes not­wen­dig, wie es frü­he­re Histo­ri­ker annahmen.

Die Weigerung des Kaisers

Wenn es sich um die Ludi Roma­ni han­del­te, die Zosi­mos mit sei­nen dis­kre­di­tie­ren­den Spit­zen schil­dert, ist es noch weit ver­ständ­li­cher, daß sich der Kai­ser davon fern­hielt. Der Christ Kon­stan­tin konn­te nicht an heid­ni­schen Opfern teil­neh­men, auch wenn er nomi­nell Pon­ti­fex Maxi­mus des Staats­kul­tes war. Der Kai­ser konn­te am 13. Sep­tem­ber nicht ein­mal zusam­men mit den heid­ni­schen Sena­to­ren am Mahl Ludorum epu­la­re sacri­fi­ci­um teil­neh­men, das mit den Jupi­ter­op­fern ver­bun­den war, da bei die­sem Opfer­spei­sen kre­denzt wur­den. Als Christ konn­te er auch nicht an der gran­dio­sen Pom­pa zur Eröff­nung der Zir­kus­spie­le teil­neh­men, die vom Kapi­tol zum Cir­cus Maxi­mus führ­te, denn bei die­sem Fest­zug wur­den die Dar­stel­lun­gen der heid­ni­schen Göt­ter mit­ge­führt, was einem Chri­sten „als regel­rech­te pom­pa dia­bo­li“ erschei­nen muß­te, so Fraschetti.

„Das fest­li­che und ludi­sche Leben Roms erweist sich für den Chri­sten Kon­stan­tin als nicht prak­ti­ka­bel“ so der Alt­hi­sto­ri­ker. Kon­stan­tins christ­li­che Sen­si­bi­li­tät war, wie schon sein Ver­hal­ten bei sei­nen vor­he­ri­gen Rom-Besu­chen erken­nen ließ, soweit ent­wickelt, sich bewußt zu sein, daß die Römi­schen Spie­le nicht nur ein unter­halt­sa­mes Spek­ta­kel waren, als das sie für vie­le Stadt­be­woh­ner einen wich­ti­gen Platz ein­nah­men, son­dern ein Fest zu Ehren der heid­ni­schen Göt­ter und damit unver­ein­bar mit dem christ­li­chen Bekennt­nis zu dem einen wah­ren Gott.

Die Wei­ge­rung des Kai­sers, das Kapi­tol, das Zen­trum des Hei­den­kul­tes, auf­zu­su­chen, wird auch von christ­li­cher Sei­te, wenn auch in ande­rem Kleid und Kon­text, aber im Kern deckungs­gleich, in der Vita seu Actus Sanc­ti Sil­ve­stri papae et con­fes­so­ris (Leben und Taten des hei­li­gen Pap­stes und Beken­ners Sil­ve­ster) überliefert.

Ein­her ging damit eine von Kon­stan­tin voll­zo­ge­ne Ach­sen­ver­schie­bung. Durch die von ihm und sei­ner Fami­lie voll­zo­ge­ne Grün­dung des Late­rans, des Sit­zes des Bischofs von Rom, wur­de die Topo­gra­phie der Stadt grund­le­gend ver­än­dert. Das Kapi­tol ver­lor schritt­wei­se sei­ne Bedeu­tung, wenn die Hei­den auch noch eine Zeit­lang dar­an fest­hiel­ten. Das neue Kult­zen­trum ver­la­ger­te sich an die Stadt­mau­ern in den Late­ran. Der Peters­dom mit dem Grab des Apo­stel­für­sten Petrus und auch das Grab des Apo­stels Pau­lus lagen sogar außer­halb der Stadt­mau­ern. Ins­ge­samt beant­wor­te­te Kon­stan­tin das Fest­hal­ten der römi­schen Ober­schicht am Hei­den­tum mit der Ver­le­gung des kai­ser­li­chen Macht­zen­trums in das neue Kon­stan­ti­no­pel (Byzanz) am Bos­po­rus. Für die Über­win­dung des Hei­den­tums in Rom hat­te fak­tisch der Papst zu sorgen.

Die Chri­sten mie­den das Kapi­tol, um nicht durch die heid­ni­schen Göt­zen unrein zu wer­den und Gott zu belei­di­gen. Erst als das Hei­den­tum abge­stor­ben war, ergrif­fen sie auch vom sieb­ten Hügel der Stadt Besitz. Unter Papst Gre­gor dem Gro­ßen wur­de im 6. Jahr­hun­dert auf der höch­sten Erhe­bung, der Arx, die Mari­en­kir­che San­ta Maria in Ara­coeli mit einem grie­chi­schen Mönchs­klo­ster errich­tet. Davor befand sich dort ein Juno­tem­pel, der 344 vor Chri­stus zum Dank errich­tet wor­den war, nach­dem die Kapi­to­li­ni­schen Gän­se die Römer durch ihr Schnat­tern vor einem Angriff der Gal­li­er (Kel­ten) gewarnt hatten.

Den Jupi­ter­tem­pel ließ man zur Rui­ne ver­fal­len, um den Sieg über das Hei­den­tum und des­sen Ver­gäng­lich­keit vor Augen zu stel­len. Erst zur Zeit Kai­ser Karls V. wur­den des­sen Reste über­baut und dar­über der Palaz­zo Caf­fa­rel­li errich­tet, der von 1824 bis 1915 Sitz der diplo­ma­ti­schen Ver­tre­tung Preu­ßens und ab 1871 des Deut­schen Reichs war und heu­te Teil der Kapi­to­li­ni­schen Muse­en ist.

Das ab 1536 von Michel­an­ge­lo im Auf­trag von Kai­ser Karl V. neu­ge­stal­te­te Kapi­tol. Links San­ta Maria in Ara­coeli, rechts davon mit Turm der neue Sena­to­ren­pa­last. Der Jupi­ter­tem­pel befand sich einst rechts davon, auf der Dar­stel­lung nicht sicht­bar (colo­rier­ter Stich von Georg Probst, 1760).

Wei­ter­füh­ren­de Lite­ra­tur: Augu­sto Fra­schet­ti: Dal Cam­pi­do­glio alla basi­li­ca di Pie­tro. Aspet­ti del paes­ag­gio urba­no di Roma in epo­ca tar­do­an­ti­ca, in: Anda­lo, Maria/​Romano, Sere­na (Hg.): Arte e ico­no­gra­fia a Roma. Da Costan­ti­no a Cola di Rien­zo, Mai­land 2000; deutsch: Augu­sto Fra­schet­ti: Vom Kapi­tol zur Peters­kir­che. Aspek­te der römi­schen Stadt­land­schaft in der Spät­an­ti­ke, in: Anda­lo, Maria/​Romano, Sere­na (Hg.): Römi­sches Mit­tel­al­ter. Kunst und Kul­tur in Rom von der Spät­an­ti­ke bis Giot­to, Regens­burg 2002.

Bild: GoogleMaps/​Wikicommons/​De Sacris Ædi­fi­ci­is A Con­stan­ti­no Mag­no Cons­truc­tis, Rom 1693 (Screen­shots)

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