Wer ist im Zusammenhang mit Traditionis custodes „desorientiert“?

Botschaft von Papst Franziskus an Frankreichs Bischöfe


Heute fand vor der Apostolischen Nuntiatur in Paris die 58. Protestkundgebung zur Verteidigung des überlieferten Ritus gegen das Motu proprio Traditionis custodes statt.
Heute fand vor der Apostolischen Nuntiatur in Paris die 58. Protestkundgebung zur Verteidigung des überlieferten Ritus gegen das Motu proprio Traditionis custodes statt.

(Paris) Frank­reichs Bischö­fe hal­ten der­zeit ihre Herbst­voll­ver­samm­lung ab. Kar­di­nal­staats­se­kre­tär Pie­tro Paro­lin über­mit­tel­te ihnen aus die­sem Anlaß eine Bot­schaft im Namen von Papst Franziskus.

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Seit Don­ners­tag tagen die fran­zö­si­schen Bischö­fe bis kom­men­den Diens­tag im bekann­ten Mari­en­wall­fahrts­ort Lour­des in den fran­zö­si­schen Pyre­nä­en. Die Bot­schaft von Kar­di­nal­staats­se­kre­tär Paro­lin, datiert vom 27. Okto­ber, wur­de aber erst zum Auf­takt der Herbst­voll­ver­samm­lung ver­öf­fent­licht. Der Kar­di­nal­staats­se­kre­tär ließ im Namen von Papst Fran­zis­kus wissen:

„Papst Fran­zis­kus lädt Sie auch zu größ­ter Für­sor­ge und Väter­lich­keit gegen­über den Men­schen ein – ins­be­son­de­re den jun­gen Men­schen, Prie­stern und Lai­en –, die durch das Motu Pro­prio Tra­di­tio­nis cus­to­des, an des­sen Umset­zung Sie arbei­ten, des­ori­en­tiert sind. Sie sind oft ver­wun­de­te Scha­fe, die Beglei­tung, Zuhö­ren und Zeit brauchen.“

Die über­mit­tel­te Bot­schaft wirft die Fra­ge auf, was San­ta Mar­ta mit „des­ori­en­tiert“ meint?

Die Bot­schaft von Kar­di­nal­staats­se­kre­tär Pie­tro Paro­lin auf der Inter­net­sei­te der Fran­zö­si­schen Bischofskonferenz

Meint der Hei­li­ge Stuhl, daß Prie­ster und Gläu­bi­ge „des­ori­en­tiert“ sind, die am über­lie­fer­ten Ritus und an der über­lie­fer­ten Glau­bens­leh­re fest­hal­ten? Die Bot­schaft ver­mit­telt jeden­falls nicht den Ein­druck, daß Fran­zis­kus eine mil­dern­de Abschwä­chung des unsäg­li­chen Motu pro­prio Tra­di­tio­nis cus­to­des beab­sich­tigt. Die „des­ori­en­tier­ten“ Gläu­bi­gen und Prie­ster sol­len nur, so die Mah­nung, gedul­dig in den Novus Ordo über­ge­führt wer­den. Dafür brau­che es „Geduld“, sind alt­ri­tu­el­le Gläu­bi­ge doch für San­ta Mar­ta offen­bar ver(w)irrte Schafe.

Da kir­chen­recht­lich und theo­lo­gisch unstrit­tig ist, daß weder ein Bischof noch ein Papst ob mit einem Dekret, einem Motu pro­prio, einem Reskript oder was auch immer den über­lie­fer­ten Ritus und Glau­bens­wahr­hei­ten ändern, gar abschaf­fen oder ver­bie­ten kann, stellt sich viel­mehr die Fra­ge, wer „des­ori­en­tiert“ ist.

Heu­te fand vor der Apo­sto­li­schen Nun­tia­tur in Paris bereits die 58. Pro­test­kund­ge­bung zur Ver­tei­di­gung des über­lie­fer­ten Ritus gegen Tra­di­tio­nis cus­to­des statt. Es ist nicht bekannt, daß die­se Gläu­bi­gen „beglei­tet“ oder „gehört“ wur­den. Zeit hin­ge­gen wur­de ihnen aus­rei­chend gege­ben. Sie wer­den igno­riert. Die päpst­li­chen Ver­tre­ter ver­su­chen auf römi­sche Anwei­sung hin das Pro­blem „aus­zu­sit­zen“.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: egli​se​.catho​li​que​.fr/​F​a​c​e​b​ook (Screen­shots)

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