
(Paris) Frankreichs Bischöfe halten derzeit ihre Herbstvollversammlung ab. Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin übermittelte ihnen aus diesem Anlaß eine Botschaft im Namen von Papst Franziskus.
Seit Donnerstag tagen die französischen Bischöfe bis kommenden Dienstag im bekannten Marienwallfahrtsort Lourdes in den französischen Pyrenäen. Die Botschaft von Kardinalstaatssekretär Parolin, datiert vom 27. Oktober, wurde aber erst zum Auftakt der Herbstvollversammlung veröffentlicht. Der Kardinalstaatssekretär ließ im Namen von Papst Franziskus wissen:
„Papst Franziskus lädt Sie auch zu größter Fürsorge und Väterlichkeit gegenüber den Menschen ein – insbesondere den jungen Menschen, Priestern und Laien –, die durch das Motu Proprio Traditionis custodes, an dessen Umsetzung Sie arbeiten, desorientiert sind. Sie sind oft verwundete Schafe, die Begleitung, Zuhören und Zeit brauchen.“
Die übermittelte Botschaft wirft die Frage auf, was Santa Marta mit „desorientiert“ meint?

Meint der Heilige Stuhl, daß Priester und Gläubige „desorientiert“ sind, die am überlieferten Ritus und an der überlieferten Glaubenslehre festhalten? Die Botschaft vermittelt jedenfalls nicht den Eindruck, daß Franziskus eine mildernde Abschwächung des unsäglichen Motu proprio Traditionis custodes beabsichtigt. Die „desorientierten“ Gläubigen und Priester sollen nur, so die Mahnung, geduldig in den Novus Ordo übergeführt werden. Dafür brauche es „Geduld“, sind altrituelle Gläubige doch für Santa Marta offenbar ver(w)irrte Schafe.
Da kirchenrechtlich und theologisch unstrittig ist, daß weder ein Bischof noch ein Papst ob mit einem Dekret, einem Motu proprio, einem Reskript oder was auch immer den überlieferten Ritus und Glaubenswahrheiten ändern, gar abschaffen oder verbieten kann, stellt sich vielmehr die Frage, wer „desorientiert“ ist.
Heute fand vor der Apostolischen Nuntiatur in Paris bereits die 58. Protestkundgebung zur Verteidigung des überlieferten Ritus gegen Traditionis custodes statt. Es ist nicht bekannt, daß diese Gläubigen „begleitet“ oder „gehört“ wurden. Zeit hingegen wurde ihnen ausreichend gegeben. Sie werden ignoriert. Die päpstlichen Vertreter versuchen auf römische Anweisung hin das Problem „auszusitzen“.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: eglise.catholique.fr/Facebook (Screenshots)