Wurde der Peterspfennig für Anwaltshonorare in Mißbrauchsfällen verwendet?


Peterspfennig
Peterspfennig

(Rom) Die Schä­den von einem Sturm sind noch nicht auf­ge­ar­bei­tet, da droht bereits der näch­ste Sturm über den Peters­pfen­nig hin­weg­zu­fe­gen.

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Der Peters­pfen­nig ist der Obo­lus, den die Gläu­bi­gen aus aller Welt dem Papst geben, um die Kosten des Hei­li­gen Stuhls zu finan­zie­ren und die wohl­tä­ti­gen Wer­ke des Kir­chen­ober­haupts zu ermög­li­chen. Die­se jahr­hun­der­te­al­te Ein­rich­tung erlitt einen Image­scha­den, als bekannt wur­de, daß Gel­der aus dem Peters­pfen­nig in Luxus­im­mo­bi­li­en in Lon­don inve­stiert wur­den und der Hei­li­ge Stuhl dabei erheb­li­che Ver­lu­ste mach­te. Der Straf­pro­zeß in der Ange­le­gen­heit fin­det gera­de vor einem vati­ka­ni­schen Gericht statt.

Nun behaup­tet ein Beam­ter des vati­ka­ni­schen Staats­se­kre­ta­ri­ats, daß Geld aus dem Peters­pfen­nig auch zur Bezah­lung eines Rechts­an­walts ver­wen­det wur­de, der die katho­li­sche Kir­che in sexu­el­len Miß­brauchs­fäl­len in den USA verteidigte.

Ent­hüllt wur­de die Sache im Rah­men des erwähn­ten Straf­pro­zes­ses, in dem unter ande­rem der ita­lie­ni­sche Kar­di­nal Ange­lo Becciu, damals Sub­sti­tut des Staats­se­kre­ta­ri­ats, und der sei­ner­zei­ti­ge Buch­hal­ter des Staats­se­kre­ta­ri­ats, Fabri­zio Gia­chet­ta, ange­klagt sind.

Gia­chet­ta wur­de vor dem vati­ka­ni­schen Gericht als Zeu­ge für die Ver­tei­di­gung eines ande­ren Ange­klag­ten, des Mak­lers Gian­lui­gi Tor­zi, ange­hört, dem der Vati­kan vor­wirft, ihn beim Ver­kauf der Immo­bi­lie, bei dem er als Ver­mitt­ler auf­trat, getäuscht und eine Pro­vi­si­on von 15 Mil­lio­nen Euro für die Rück­ga­be der Luxus­im­mo­bi­li­en an den Hei­li­gen Stuhl als recht­mä­ßi­gen Eigen­tü­mer erhal­ten zu haben. Die Fra­ge steht im Zusam­men­hang mit Besitz­trans­fers auf dem Papier und ver­schach­tel­ten Fir­men­kon­struk­tio­nen, die an die­ser Stel­le nicht näher betrach­tet wer­den sollen.

Auf die Fra­ge, ob Mit­tel aus den Geld­trans­fers rund um die Lon­do­ner Immo­bi­lie, also des Peters­pfen­nigs, zur Bezah­lung der Rech­nun­gen des US-ame­ri­ka­ni­schen Rechts­an­walts Jef­frey Lena ver­wen­det wur­den, der den Hei­li­gen Stuhl in Pädo­phi­lie-Fäl­len in den Ver­ei­nig­ten Staa­ten unter­stützt hat­te, ant­wor­te­te er: „Manch­mal ja, manch­mal nein“. Die Höhe des gezahl­ten Betrags, der sich laut Tor­zis Ver­tei­di­gung auf 1,5 Mil­lio­nen Euro belau­fe, bezeich­ne­te Gia­chet­ta als eine „plau­si­ble Zahl“.

Auf­grund der dün­nen Infor­ma­ti­ons­la­ge kann der­zeit nicht gesagt wer­den, was genau mit dem Hin­weis gemeint ist, Jef­frey Lena habe „den Hei­li­gen Stuhl in Pädo­phi­lie-Fäl­len in den USA unter­stützt“. Vor Gericht muß­ten sich bis­her ein­zel­ne Diö­ze­sen ver­tei­di­gen. Eine zwei­fel­haf­te Opfer­hilfs­or­ga­ni­sa­ti­on woll­te 2012 mit noch zwei­fel­haf­te­ren Begrün­dun­gen Papst Bene­dikt XVI. vor ein inter­na­tio­na­les Tri­bu­nal zer­ren. Eine anders gear­te­te Invol­vie­rung des Hei­li­gen Stuhls ist nicht bekannt.

Gia­chet­ta wies im Zeu­gen­stand auch dar­auf hin, daß in der Ver­gan­gen­heit Mit­tel aus dem Peters­pfen­nig auch zur Deckung von Haus­halts­de­fi­zi­ten des Hei­li­gen Stuhls ver­wen­det wur­den. Das wäre nicht erwäh­nens­wert, denn gera­de auch dazu wird der Peters­pfen­nig gesam­melt. Der Zeu­ge woll­te in die­sem Zusam­men­hang jedoch eine ande­re Bot­schaft los­wer­den: Er stell­te klar, daß für die Ver­wen­dung des Peters­pfen­nigs „zu die­sem Zweck stets die Geneh­mi­gung des Pap­stes erfor­der­lich war. Das Staats­se­kre­ta­ri­at hat kein eige­nes Geld. Das Staats­se­kre­ta­ri­at ver­wal­tet unter ande­rem auch den Obo­lus des Peters­pfen­nigs. Als vor vie­len Jah­ren ein Haus­halts­de­fi­zit auf­trat, wur­de der Hei­li­ge Vater infor­miert, der die Ver­wen­dung der Obo­lus-Mit­tel geneh­mig­te. Das liegt dar­an, daß es der ein­zi­ge Fonds ist, über den der Hei­li­ge Vater frei ver­fü­gen kann.“ Alle ande­ren Mit­tel sei­en zweck­ge­bun­den, so Gia­chet­ta vor Gericht.

Woll­te Gia­chet­ta damit sagen, daß es auch für die ande­ren Zwecke, für die der Peters­pfen­nig ver­wen­det wur­de, eine Geneh­mi­gung durch Papst Fran­zis­kus gab?

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: obo​lo​di​s​an​pie​tro​.va (Screen­shot)

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1 Kommentar

  1. Kei­nen ein­zi­gen Peters­pfen­nig mehr und kei­ner­lei Kir­chen­steu­er mehr, nichts mehr für Cari­tas und Mis­sio, denn Peter ist nicht mehr Peter, Kir­che ist nicht mehr Kir­che, Cari­tas nicht mehr Cari­tas und Mis­sio nicht mehr Mis­sio, alles nur noch Wort­hül­sen mit neu­em Inhalt, den die Gläu­bi­gen mit ihrem Gewis­sen nicht mehr ver­ein­ba­ren können.
    Spen­det für per­sön­lich bekann­te glau­bens­treue und glau­bens­eif­ri­ge Prie­ster, für arme Gläu­bi­ge, für glau­bens­treue ver­las­se­ne Müt­ter und Kin­der, für glau­bens­treue Bischö­fe wie Kar­di­nal Mül­ler, Weih­bi­schof Atha­na­si­us Schnei­der und baut die glau­bens­treue Kir­che von unten wie­der auf, trefft euch zur Anbe­tung des Herrn im Taber­na­kel und zum Rosen­kranz, wer kei­ne Kir­che mehr errei­chen kann, suche sich glau­bens­treue Grup­pen im Internet.

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