Synodalpräsidium verschnupft, aber auch ermutigt

Erklärung des Heiligen Stuhls zum Synodalen Weg in Deutschland: Ein Machtwort des Papstes?


Hat Papst Franziskus ein Machtwort gegen den umstrittenen Synodalen Weg in Deutschland gesprochen und Kardinal Marx zur Ordnung gerufen? Das jüngste Abstimmungsdebakel scheint dies zu bestätigen, tut es aber nicht wirklich.
Hat Papst Franziskus ein Machtwort gegen den umstrittenen Synodalen Weg in Deutschland gesprochen und Kardinal Marx - für Rom der wichtigste Ansprechpartner - zur Ordnung gerufen? Das jüngste Abstimmungsdebakel scheint dies zu bestätigen, tut es aber nicht wirklich.

Kom­men­tar von einer Katholikin

Anzei­ge

In einer am 21. Juli in einem Bul­le­tin des vati­ka­ni­schen Pres­se­am­tes ver­öf­fent­lich­ten „Erklä­rung des Hei­li­gen Stuhls“ wird dem Syn­oda­len Weg in Deutsch­land unter­sagt, unbe­fugt Ent­schei­dun­gen zu tref­fen, „die Bischö­fe und die Gläu­bi­gen zur Annah­me neu­er For­men der Lei­tung und neu­er Aus­rich­tun­gen der Leh­re und der Moral (…) verpflichten.“

Soweit, so gut. Es scheint mir aller­dings ver­früht, hier von einem wirk­li­chen Macht­wort zu spre­chen oder gar froh­lockend die Sekt­glä­ser aus­zu­packen, auch wenn die Syn­oda­len hier­zu­lan­de einen deut­li­chen Dämp­fer erhal­ten haben, den sie auch als sol­chen emp­fan­den und gleich getrof­fen bellten.

Das am frü­hen Nach­mit­tag völ­lig uner­war­tet erschie­ne­ne kur­ze Pres­se­bul­le­tin wur­de gegen Abend umge­hend in einem State­ment der Prä­si­den­ten des Syn­oda­len Weges, Dr. Irme Stet­ter-Karp, Prä­si­den­tin des Zen­tral­ko­mi­tees der deut­schen Katho­li­ken (ZdK), und Bischof Dr. Georg Bät­zing, Vor­sit­zen­der der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz, pariert.

Und wer hät­te es gedacht? Wie schon beim päpst­li­chen Brief an das pil­gern­de Volk in Deutsch­land begrüßt man, dass der Hei­li­ge Stuhl unter­streicht, was man sowie­so in sei­nen Sta­tu­ten ste­hen habe, man fühlt sich bestärkt und ermu­tigt und selbst­ver­ständ­lich hat man ja gar nichts geplant, was sich gegen die Ein­heit der Welt­kir­che richte.

Bischof Bät­zing und Frau Stet­ter-Karp vom soge­nann­ten Zen­tral­ko­mi­tee der deut­schen Katho­li­ken geben die Unschuld aus deut­schen Lan­den, um sich zu ver­tei­di­gen. Denn zumin­dest mit den Allein­gän­gen und dem deut­schen Weg in ein Schis­ma könn­te nun erst ein­mal tat­säch­lich Schluß sein, schließ­lich scheint der Papst nicht gewillt, sich das Heft bei der Welt­syn­ode schon jetzt durch fak­ten­set­zen­de Deut­sche aus der Hand neh­men zu las­sen. Viel­leicht hat man in Rom auch ein besorg­tes Auge auf die inter­na­tio­na­le Kri­tik kon­ser­va­ti­ver Bischö­fe am Syn­oda­len Weg, die gestärkt wer­den, je mehr Bischof Bät­zing arro­gant und kri­tik­re­si­stent auf sie reagiert.

Nun ver­su­chen die deut­schen Syn­oda­len zu ret­ten, was zu ret­ten ist. Die Erfur­ter Dog­ma­tik-Pro­fes­so­rin Julia Knop und Mit­glied der Syn­odal­ver­samm­lung (genau die, die sich so über die Fröm­mig­keit des „Retro­ka­tho­li­zis­mus“ geär­gert hat) wur­de deut­lich: Nie­mand habe die Absicht, natio­nal­kirch­li­che Allein­gän­ge zu gehen. Beto­nung auf nie­mand. Man kennt das ja.…

Pikiert scho­ben Bät­zing und Stet­ter-Karp den Schwar­zen Peter dem Stuhl Petri zu, der ja lei­der nie zu einer Klä­rung der Miß­ver­ständ­nis­se bereit gewe­sen sei. Das Prä­si­di­um habe immer „direk­te Wege der Kom­mu­ni­ka­ti­on mit den römi­schen Stel­len“ gesucht“, doch „lei­der ist das Syn­odal­prä­si­di­um bis heu­te nicht zu einem Gespräch ein­ge­la­den wor­den“. Von die­ser Ver­wei­ge­rung der direk­ten Kom­mu­ni­ka­ti­on zeigt man sich nun bedau­ernd „irri­tiert“. Die deut­sche Extra­wurst hat man ihnen eben nun ein­mal nicht gebraten.

Statt­des­sen pfle­ge der Hei­li­ge Stuhl einen „schlech­ten Kom­mu­ni­ka­ti­ons­stil“ mit der Ver­öf­fent­li­chung nicht nament­lich gekenn­zeich­ne­ter Erklärungen.

Man darf nun nach der römi­schen Zurecht­wei­sung einen hei­ßen deutsch-syn­oda­len Herbst erwar­ten, wo im Sep­tem­ber pseu­do­de­mo­kra­ti­sche Abstim­mun­gen und Beschlüs­se nicht ein­fach sein wer­den. Es folgt 2023 eine Welt­syn­ode, auf der die zum Schis­ma berei­ten Deut­schen hof­fent­lich end­lich ein­mal ins Glied zurück­tre­ten müs­sen. Doch man wer­de sich zusam­men­tun, spü­re man doch „bereits jetzt, daß die von uns benann­ten Pro­ble­me und Fra­gen welt­weit ähn­lich sind“.

Die Kuh ist also noch nicht vom Eis. Eupho­rie ist der­zeit nicht ange­bracht, schon gar nicht, solan­ge nicht klar ist, was sich hin­ter fol­gen­der Ein­schrän­kung im Text der vati­ka­ni­schen Erklä­rung ver­ber­gen könnte:

„Es wäre nicht zuläs­sig, in den Diö­ze­sen vor einer auf Ebe­ne der Uni­ver­sal­kir­che abge­stimm­ten Über­ein­kunft neue amt­li­che Struk­tu­ren oder Leh­ren ein­zu­füh­ren, wel­che eine Ver­let­zung der kirch­li­chen Gemein­schaft und eine Bedro­hung der Ein­heit der Kir­che dar­stel­len würden.“

Vor einer auf Ebe­ne der Uni­ver­sal­kir­che abge­stimm­ten Über­ein­kunft? Wäre eine sol­che denn über­haupt eingeplant?

Papst Fran­zis­kus hat uns ja lei­der gelehrt, gege­be­nen­falls bis in die Fuß­no­ten genau zu lesen und miß­trau­isch zu sein. In sei­nem ver­bis­se­nen Feld­zug gegen tra­di­ti­ons­ver­bun­de­ne Katho­li­ken und die über­lie­fer­te Lit­ur­gie ver­wen­det er die angeb­lich abge­lehn­te Ein­heit mit der Kir­che bzw. dem II. Vati­ka­ni­schen Kon­zil als Keu­le und gefähr­det den lit­ur­gi­schen Frie­den, der seit Sum­morum Pon­ti­fi­cum ein­ge­tre­ten ist und zu einem fried­li­chen Wach­sen der tra­di­ti­ons­ver­bun­de­nen Gemein­schaf­ten und der ihnen anver­trau­ten Gläu­bi­gen geführt hat.

Bezeich­nen­der­wei­se ist die wah­re katho­li­sche Ein­heit in der Treue zur Wahr­heit der Offen­ba­rung Jesu Chri­sti und zur Tra­di­ti­on genau das, wofür tra­di­ti­ons­ver­bun­de­ne Gläu­bi­ge stehen.

Die­se Ein­heit wür­de obso­let, wenn auf der Welt­syn­ode die Gefahr besteht, daß sich die Ein­heit der Welt­kir­che nur noch dar­in fin­det, daß man abge­stimm­te Über­ein­künf­te trifft, um z. B. neue Leh­ren einzuführen.

Die Ein­heit der Welt­kir­che darf nicht zum Selbst­zweck wer­den, den man belie­big instru­men­ta­li­sie­ren kann. Wenn man sich auf der offi­zi­el­len Sei­te der Welt­syn­ode umschaut, scheint es tat­säch­lich immer offe­ner zu wer­den, wor­auf die­se Ein­heit grün­det. Hat­te der Papst im Brief an das pil­gern­de Volk Got­tes in Deutsch­land dan­kens­wer­ter­wei­se noch auf eine drin­gend nöti­ge Evan­ge­li­sie­rung abge­ho­ben, so unter­streicht man in Erwar­tung der Welt­syn­ode aus die­sem Brief fol­gen­des:

„Die Welt­kir­che lebt in und aus den Teil­kir­chen, so wie die Teil­kir­chen in und aus der Welt­kir­che leben und erblü­hen; falls sie von der Welt­kir­che getrennt wären, wür­den sie sich schwä­chen, ver­der­ben und ster­ben. Dar­aus ergibt sich die Not­wen­dig­keit, die Gemein­schaft mit dem gan­zen Leib der Kir­che immer leben­dig und wirk­sam zu erhalten.“

Das ist rich­tig und muß dem sog. Syn­oda­len Weg in aller Deut­lich­keit immer wie­der gesagt wer­den. Aber ein ech­tes Macht­wort wäre es, wenn der Papst selbst nament­lich und kraft sei­nes Lehr­am­tes deut­lich aus­sprä­che, daß die aber­wit­zi­gen unka­tho­li­schen Aberra­tio­nen des syn­oda­len Weges zur Sexu­al­mo­ral, zur Frau­en­or­di­na­ti­on und zum sakra­men­ta­len Prie­ster­tum auf­zu­hö­ren haben. Statt­des­sen sol­len „die Vor­schlä­ge des Weges der Teil­kir­chen in Deutsch­land in den syn­oda­len Pro­zess, auf dem die Uni­ver­sal­kir­che unter­wegs ist, ein­flie­ßen (…), um zur gegen­sei­ti­gen Berei­che­rung bei­zu­tra­gen und ein Zeug­nis der Ein­heit zu geben, mit wel­cher der Leib der Kir­che sei­ne Treue zu Chri­stus, dem Herrn, bekundet.“

Aberra­tio­nen als Berei­che­rung? Wie wünsch­te man sich, Papst Fran­zis­kus sähe die Tra­di­ti­on als Berei­che­rung. Wir sind gut bera­ten, alles, aber auch alles, was Papst Fran­zis­kus tut und sagt oder auch nicht sagt, im Gesamt­kon­text all sei­ner Hand­lun­gen zu sehen. Man darf schließ­lich vor­aus­set­zen, daß er genau weiß, daß die Tra­di­ti­on das letz­te Boll­werk gegen die zeit­gei­sti­ge Anbie­de­rung der Kir­che an den Hedo­nis­mus einer zügel­lo­sen gott­los gewor­de­nen Welt und ihres mora­li­schen Nie­der­gangs ist und daß gera­de auch jun­ge Men­schen und Prie­ster eine wirk­li­che Gesun­dung und Reform der Kir­che in einer leben­di­gen Tra­di­ti­on suchen. Die Pfingst­wall­fahrt der Tra­di­ti­on von Paris nach Char­tres hat gera­de wie­der gezeigt, mit wel­cher Begei­ste­rung und Inbrunst und Opfer­be­reit­schaft allen Unbil­den der Natur zum Trotz ins­be­son­de­re auch die Jugend bereit ist, wirk­lich katho­lisch zu leben und Zeug­nis zu geben und sich nicht durch Umer­zie­hung von der über­lie­fer­ten Lit­ur­gie abbrin­gen zu las­sen. Der zeit­gei­sti­ge, aber abster­ben­de deut­sche Katho­li­ken­tag dage­gen war ein ziem­lich „ver­que­e­res“ Trau­er­spiel in Regie syn­oda­ler Lai­en und Bischö­fe, die sogar die hei­li­ge Kom­mu­ni­on ohne Not an Nicht­ka­tho­li­ken spendeten.

Ech­te Macht­wor­te kraft der dem Bischof von Rom ver­lie­he­nen Voll­macht unse­res Herrn zur Ver­tei­di­gung der Wahr­heit sehen anders aus. Vor die­sem Hin­ter­grund soll­ten wir nicht in Eupho­rie ver­fal­len, son­dern die wei­te­re Ent­wick­lung in Gebet und Zeug­nis­ge­ben beglei­ten. Die Welt­syn­ode birgt Chan­cen und Gefah­ren glei­cher­ma­ßen und auf sie steu­ert der­zeit die Welt­kir­che zu.

Bild: Faro di Roma (Screen­shot)

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