
(Peking) Ende Juni wurde von den Behörden der Provinz Hebei (Volksrepublik China) in der Stadt Shijiazhuang eine katholische Untergrundkirche abgerissen. Das Regime schickte Polizei und Arbeiter und schuf vollendete Tatsachen. „Nachdem ich ins Krankenhaus eingeliefert worden war, wurde die Kirche am 27. Juni abgerissen“, so Dong Baolu, der Priester der Kirche.
Zuvor war der Abriß der Kirche angedroht worden. Die Behörden hatten den Priester aufgesucht und aufgefordert, der Patriotischen Vereinigung beizutreten. Das ist die Ende der 50er Jahre von der Kommunistischen Partei Chinas geschaffene und kontrollierte schismatische Kirche. In der Diözese Zhengding, zu der Shijiazhuang gehört, wurden alle Priester aufgefordert, sich der regimehörigen Kirche anzuschließen. Die Diözese wird von dem romtreuen Bischof Julius Jia Zhiguo geleitet, der vom Regime nicht anerkannt ist und sich seit Jahren im Hausarrest befindet.
Dong Baolu ist überzeugt, daß der Grund für die prekäre Lage mit dem 2018 unterzeichneten chinesisch-vatikanischen Geheimabkommen zusammenhängt. Diese vermeintliche „Aussöhnung“ zwischen dem kommunistischen Regime und dem Heiligen Stuhl habe viele Priester in seiner Diözese veranlaßt, dem Druck des Regimes nachzugeben:
„Die meisten Priester in der Diözese Zhengding haben Predigtzertifikate erhalten und die Vereinbarung unterzeichnet. Ich bin der einzige, der noch übrig ist. Ich bin der einzige von mehr als 100 Priestern. Das werden sie mir sicher nicht verzeihen.“
Die Gläubigen befürchteten deshalb, daß der Priester von der Polizei abgeholt wird. Sein Krankenhausaufenthalt war eine Schutzmaßnahme während der Abrißaktion, mit deren Beginn unmittelbar gerechnet wurde, nachdem die Behörden damit gedroht hatten.
„Das Abkommen zwischen China und dem Vatikan unterstützt die [regimehörige] offizielle Kirche, nicht die [romtreue] Untergrundkirche. Der Vatikan hat China die Möglichkeit gegeben, sich mit der Untergrundkirche zu befassen. Die Regierung wäre also dumm, sich nicht mit ihr zu befassen“, so der Priester Dong Baolu gegenüber Radio Free Asia.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Radio Free Asia (Screenshot)