(Rom) Am Sonntag wurden zehn Selige von Papst Franziskus auf dem Petersplatz heiliggesprochen. Es handelt sich um Titus Brandsma, Devasahayam Pillai, César de Bus, Luigi Maria Palazzolo, Giustino Maria Russolillo, Charles de Foucauld, Maria Rivier, Maria Franziska von Jesus Rubatto, Maria von Jesus Santocanale und Maria Domenica Mantovani. Von ihnen sollen Charles de Foucauld und Titus Brandsma vorgestellt werden. Seit der Kanonisierung vertreibt am Rande ein kleines Ratespiel derzeit so manchem in Rom die Zeit. Wer ist der Bischof auf dem Foto?
Charles de Foucauld
Charles de Foucauld wurde 1858 als französischer Adeliger namens Charles Eugène Vicomte de Foucauld de Pontbriand und Sohn einer der reichsten Familien Frankreichs geboren.
Im Alter von sechs Jahren zum Waisen geworden, wurde er von seinem Großvater mütterlicherseits, einem Oberst der französischen Armee, aufgezogen und auf eine Militärlaufbahn vorbereitet. Kurz vor seinem Abitur bezeichnete er sich selbst als Agnostiker. Die Ausbildung durchlief er brillant, führte ein ausschweifendes Leben mit Prostituierten, Sauf- und Eßgelagen, lebte mit einer Schauspielerin als Konkubine, ihm wurde zunehmendes Übergewicht attestiert und er konnte sich dank seines großen Erbes kostenintensiven Interessen widmen, darunter der Geographie und Forschungsreisen. Mit dreiundzwanzig Jahren erkundete er, als Jude getarnt, Marokko und wurde für seine Aufzeichnungen, die er 1888 in Buchform vorlegte, mit der Goldmedaille der Geographischen Gesellschaft von Paris ausgezeichnet.
Wieder in Frankreich zurück, kam es zu einer Reihe von Begegnungen, die sein Leben grundlegend verändern sollten. Schließlich suchte er einen Beichtstuhl auf, weil er den Glauben wiederfinden wollte. Der Priester Henri Huvelin an der Pariser Saint-Augustin-Kirche rät ihm zur Beichte, die Charles de Foucauld ablegt und worauf er die heilige Kommunion empfängt. Das wird zum Moment seiner Bekehrung. Er wendet sich von seinem bisher zügel- und gottlosen Leben ab, wird nüchterner und vertieft sich in den christlichen Glauben. Nach einer Pilgerreise ins Heilige Land entschließt er sich 1890, Mönch zu werden, nicht irgendein Mönch, sondern Trappist. Der Trappistenorden, reformierte Zisterzienser, sind ein besonders strenger Orden mit einem Schweigegebot.
Sein gesamtes Vermögen vermachte er vor seinem Ordenseintritt seiner Schwester, um sich ganz Gott hinzugeben. Er nimmt den Ordensnamen Alberich an und wird von seinem Orden aufgrund seiner Forschungsreisen in die erst kurz zuvor gegründete Trappistenabtei Akbèz in Syrien (heute Türkei) entsandt, wo er 1895 das türkische Massaker an den christlichen Armeniern miterlebt. Von dort weist ihn der Orden einem Kloster in Algerien zu, bevor er zum Theologiestudium nach Rom geschickt wird. Das Leben in der Trappistengemeinschaft war Foucauld aber zu wenig radikal, sodaß er den Orden mit Erlaubnis seiner Oberen wieder verlassen darf, um sich 1897 als Eremit ins Heilige Land zurückzuziehen, wo er unter völliger Entsagung in Armut und Buße als Gärtner des Klarissenklosters in Nazareth lebt. Dort verfaßte er die Meditationen, die zum Herzstück seiner Spiritualität wurden.
Auch auf Drängen der Klarissen läßt er sich 1900 in Viviers zum Priester weihen und beschließt, sich als Einsiedler in die algerische Sahara zurückzuziehen. Er geht in die Oasenstadt Béni Abbès, wo er 1901 die Einsiedelei La Fraternité (Die Bruderschaft) gründet, mit einer Kapelle, einem Gästezimmer und einem großen Gemüsegarten. Die Ortswahl erfolgt auch unter dem Eindruck der im islamischen Raum herrschenden Sklaverei, die er bereits auf seiner Marokko-Reise gesehen hatte. Es ist sein Bestreben diesen Ärmsten nahezusein und sie zu befreien. 1902 gelingt ihm die Befreiung des ersten Sklaven, dem er den Namen Joseph vom heiligsten Herzen gibt. Er schreibt über diese Zeit:
„Ich lebe von der Arbeit meiner Hände, allen unbekannt und arm, und erfreue mich zutiefst an Stille, Armut und der Nachfolge Jesu. Nachahmung ist untrennbar mit der Liebe verbunden. Wer liebt, will nachahmen, das ist das Geheimnis meines Lebens. Seit Juni letzten Jahres Priester, fühlte ich mich sofort berufen, zu den verlorenen Schafen, zu den verlassensten Seelen zu gehen, um ihnen gegenüber die Pflicht der Liebe zu erfüllen. Ich bin glücklich, sehr glücklich, obwohl ich in keiner Weise nach Glück suche.“
Sein Streben gilt der Evangelisierung und in ihrem Rahmen der Sklavenbefreiung. Dafür hofft er auf Gefährten, von denen er drei Dinge verlangt, da ihr Leben und Apostolat unter Muslimen inmitten der Wüste stattfindet: Sie sollen bereit sein, sich töten zu lassen, zu verhungern und, trotz seiner Unwürdigkeit, ihm zu gehorchen. Geeignete Gefährten zu finden erweist sich deshalb jedoch als schwierig. Willige Männer scheitern an den unwirtlichen Bedingungen und zu schwacher Gesundheit. Die von ihm gegründete erste Einsiedelei wird jedoch noch heute von Mönchen bewohnt.
Foucauld verfaßt eine Einführung zum Katechismus für die Wüstenbewohner. Er beschließt dazu 1905 unter den Tuareg im heutigen Südalgerien zu leben. In Tamanrasset studiert er deren Kultur und Sprache und veröffentlicht das erste Französisch-Tuareg-Wörterbuch. 1909 gründet er bei einem Frankreich-Aufenthalt die Brüder und Schwestern vom Heiligen Herzen, eine Laienvereinigung, und übermittelt die Statuten nach Rom, um die Genehmigung zu erhalten. Heute berufen sich eine Reihe von Orden und Gemeinschaften auf Foucauld und seine Spiritualität.
Als sich 1911 sein Gesundheitszustand verschlechtert, schreibt er sein Testament und verfügt, genau dort begraben zu werden, wo der gütige Gott ihn sterben lassen wird, um dort bis zur Auferstehung zu ruhen. 1914 bricht der Erste Weltkrieg aus, was die Entwicklung seiner Laienvereinigung einschränkt. Foucauld vertieft in dieser Zeit seine Spiritualität weiter, die besonders auf der Nächstenliebe, der Eucharistie, der Herz-Jesu-Verehrung und den Wüstenvätern beruht. In seiner Einsiedelei Tamanrasset schafft er einen Zufluchtsort für die Bevölkerung, sollte es zu einem Angriff kommen, da lokale Kriegsherren den Weltkrieg für ihre eigenen Interessen nützen. Als die französische Armee ihn auffordert, sich sicherheitshalber ins 50 Kilometer entfernte Fort zu begeben, weigert er sich.
Anhänger der in Nordafrika mächtigen islamischen Sufi-Bruderschaft der Senussi (deren Oberhaupt wird 1951 König von Libyen) entführen Foucauld 1916, um Lösegeld zu erpressen. Als sich unerwartet eine Einheit französischer Soldaten nähert, kommt es unter den Entführern zur Panik und sie töten Foucauld am 1. Dezember 1916 in der Kapelle seiner Eremitage. Seinem Wunsch entsprechend, begraben ihn die Tuareg an Ort und Stelle. 1929 werden seine sterblichen Überreste allerdings, entgegen seiner testamentarischen Verfügung, in die weiter nördlich gelegene Oasenstadt El Meniaa (fast 1000 Kilometer südlich von Algier) übergeführt und dort bestattet.
Die Radikalität und „Exotik“ von Charles de Foucauld fasziniert bis zum heutigen Tag. Das kirchliche Interesse an ihm hängt auch mit einer konziliaren Verklärung zusammen, da er als Vorläufer der Konzils-Erklärung Dignitatis Humanae vereinnahmt wird. Charles de Foucauld wurde 2005 von Papst Benedikt XVI. seliggesprochen.
Titus Brandsma
Neben Foucauld soll unter den zehn neuen Heiligen auch der friesische Ordensmann Titus Brandsma erwähnt werden. Er wurde 1881 als Anno Sjoerd Brandsma nahe der alten Hansestadt Bolsward in der niederländischen Provinz Friesland geboren. 1898 trat er in den Karmel von Boxmeer ein und erhielt den Ordensnamen Titus. 1905 wurde er zum Priester geweiht und anschließend zum Studium an die Päpstliche Universität Gregoriana nach Rom geschickt, wo er das Doktorat der Philosophie erwarb. Wieder in den Niederlanden, wurde er für den Karmelitenorden Professor der Philosophie, ab 1923 auch an der Katholischen Universität Nimwegen, wo er 1932/33 Rektor war. In Nimwegen im Gelderland wird er auch Prior des dortigen Karmels.
Über den Erzbischof von Utrecht wird er zum geistlichen Assistenten der katholischen Medien der Niederlande und erlangt dadurch erheblichen Einfluß. Während der deutsche Besatzung ab 1940 kommt es zu politischen Spannungen. In katholischen Widerstandskreisen wird die Forderung ausgegeben, Unterstützern der Besatzungsmacht die Kommunion zu verweigern, was sich insbesondere gegen die 1931 gegründete niederländische Nationaal-Socialistische Beweging richtete.
Als der niederländische Nationalsozialist Hendrik Koot bei Unruhen im Amsterdamer Judenviertel wegen eines von ihm durchgeführten provokanten Aufmarsches mit Anhängern der Nationaal-Socialistische Beweging so schwer verletzt wird, daß er einige Tage später stirbt, kommt es zu Razzien, um untergetauchte Juden aufzustöbern und in Konzentrationslager ins Deutsche Reich zu deportieren.
Dagegen regt sich in katholischen Kreisen Widerstand, der von P. Titus Brandsma unterstützt wird. Die niederländischen Bischöfe lehnen es ab, nationalsozialistische Propaganda in katholischen Medien zu veröffentlichen. P. Brandsma unterrichtet die katholischen Schriftleiter persönlich davon. Seine Besuche bleiben aber nicht unbeobachtet und so wird er im Januar 1942 als politischer Gegner im Karmel in Boxmeer verhaftet und ins KZ Dachau in den Priesterblock überstellt. Seine Verhaftung erfolgt, bevor in den Niederlanden die große Judendeportation einsetzt.
Da sich sein Gesundheitszustand in der Gefangenschaft schnell verschlechtert, wird er auf die Krankenstation des KZ verlegt, wo an ihm Experimente durchgeführt wurden und ihm schließlich am 26. Juli 1942 eine Todesspritze verabreicht wird. 1985 wurde P. Titus Brandsma von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.
1932 hatte P. Brandsma als Rektor der Katholischen Universität Nimwegen in seiner Rede zum Gründungsfest der Universität gesagt:
„Unbegreiflich ist es, daß wir in unserer Zeit so großer Fortschritte auf vielen Gebieten konfrontiert sind mit einer wie eine Epidemie um sich greifenden Entehrung und Leugnung Gottes. Wie konnte das Bild Gottes sich so verdunkeln, daß so viele nicht mehr von ihm berührt werden?“
Ein Ratespiel am Rande
Am Rande der Heiligsprechungen, die Papst Franziskus am Sonntag auf dem Petersplatz vornahm, hält das Bild von Pressefotografen unabsichtlich ein Detail fest, das seither für Rätselraten sorgt. Wer ist der Bischof, der auf dem Bild festgehalten wurde, der bei der Heiligsprechung zum Meßornat auf dem Petersplatz als Konzelebrant der Papstmesse Turnschuhe getragen hat?
Die Anmerkung erscheint im Zusammenhang mit der Bedeutung der Heiligsprechungen von solcher Banalität, daß sie unerwähnt bleiben sollte. Dennoch ist das Detail nicht unbedeutend, da es, wie die Konzelebration an sich, Ausdruck unserer Zeit ist.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Wikicommons/SMM
Turnschuhe gehören auf den Sportplatz. Ich kenne niemanden, der zu einem festlichen Hochzeitsmahl mit Turnschuhen gehen würde. Mit dem Durchgang durch das Eingangsportal einer Kirche lassen wir den Alltag vor der Kirche und erheben unsere Herzen zu Gott, zum himmlischen Jerusalem.
Wenn wir uns zum himmlischen Hochzeitsmahl bequemst kleiden mit Turnschuhen, Jogginghosen, Tops mit Spaghettiträgern, kurze Hosen, Badelatschen, passend dazu eine bequemste Körperhaltung wie übereinandergeschlagene Beine, Laufen zum Spenden des Heiligsten Altarssakrament wie an einer Supermarktkassenschlange, kein Knien, greifen des Heiligen Leibes Christi mit ungeweihten Händen, haben wir dann noch Ehrfurcht? Würden wir genauso handeln, wenn unser Herr Jesus Christus mit Seinem verklärten Leib sichtbar am Altar stehen würde?